![]() |
|
![]() |
Straub - Pinto (72. Dum), Klitzpera, Sichone, Leiwakabessy -
Lehmann (85. Herzig), Reghecampf, Schlaudraff,
Fiel (65. Rösler) - Ebbers, Ibisevic
(Hesse - Stehle, Casper, Heidrich / Frontzeck) |
Butt - Castro,
Haggui (46. Roque Junior; 68. Callsen-Bracker), Juan,
Babic - Schneider, Rolfes, Freier, Barbarez,
Barnetta (46. Kießling) - Voronin
(Fernandez - de Wit, Papadopulos, Stenman / Skibbe) |
Sechs Wochen nach dem 3:3 gegen Hamburg war die
Winterpause endlich vorbei,
und es gab wieder Bundesligafußball am Tivoli. Die Leute waren
heiß, die Schlange für die Gladbach-Karten reichte drei Stunden
vor Anstoß von der IG-Bude bis zum Eingang Aachener Wall, zurück
bis zur Kreuzung, und von da bis zum Fanshop. Im Stadion gab es eine
Gedenkminute für den verstorbenen Werner Hackmann, außerdem eine
Durchsage anlässlich des Jahrestages der Befreiung von Auschwitz -
geschmackloserweise ging es an diesem Tag gegen die Werkself des größten
IG-Farben-Konzerns, der sich bis heute sträubt, den überlebenden
Zwangsarbeitern des werkseigenen KZ Auschwitz III Entschädigungen zu
zahlen, sich aber eine ambitioniert zusammengekaufte Bundesligatruppe
leistet. 3:0 hatte die Alemannia das Hinspiel in
der Cölner Vorstadt im ersten Bundesligaspiel nach 36 Jahren verloren,
dieses Mal schienen die Vorzeichen etwas günstiger. Mit einem Sieg
hätte unsere Mannschaft den Abstand zu den Abstiegsrängen auf sieben
Punkte vergrößern können.
Michael Frontzeck vertraute der Startformation vom
Bayern-Spiel mit Mittelfeldraute und dem Sturmduo
Ebbers/Ibisevic. Die Rückrunde hatte es besonders eilig, scheiße
anzufangen: Nach wenigen Sekunden leitete ein Ballverlust von Matthias Lehmann
die erste Doppelchance der Gäste ein. Andrej Woronin legte für Paul
Freier auf, dessen Schuss zunächst Stephan Straub abwehrte, bevor Sergio
Pinto auf der Linie klärte. Sekunden später scheiterte Woronin per
Kopf nach Flanke von Simon Rolfes an Stephan Straub. Keine zwei Minuten waren
gespielt, als auch die Alemannia die erste Chance hatte. Eine Hereingabe von
Laurentiu Reghecampf landete auf der linken Seite bei Jan Schlaudraff, der in
der Mitte Vedad Ibisevic fand. Der vertändelte, Schlaudraff kam noch
einmal zum Schuss, aber Jörg Butt hielt den Ball mit etwas Glück
fest. Nach acht Minuten setzte sich Vedad Ibisevic auf der rechten Seite
überraschend gegen zwei Leverkusener durch und wurde knapp im Strafraum
von Karim Haggui gelegt. Laurentiu Reghecampf verwandelte gegen den
vermeintlichen Elfmetertöter Butt flach in die Mitte zum 1:0. Die BSG
zeigte sich nur wenig geschockt. Nach Flanke von Bernd Schneider platzierte
Sergej Barbarez einen Kopfball ins rechte untere Eck, aber Stephan Straub
machte sich lang. Dann zog Paul Freier nach abgewehrter Ecke aus dem
Hinterhalt ab, und der Abseits stehende Karim Haggui fälschte den Ball
ins Tor ab. Mit sekundenlangem Jubeln und provokanten Gesten zur
Überdachten verdiente sich Freier im Anschluss den Titel
"Vollidiot des Monats". Hut ab! Die Farbenfabrikanten hatten
weiterhin wenig Mühe, sich durch die Reihen der Aachener Abwehr zu
kombinieren. Sergej Barbarez bediente Andrey Woronin, der den Ball vom
Elfmeterpunkt aus links vorbei schob. Der Ausgleich schien nur eine Frage der
Zeit zu sein, stattdessen ging die Alemannia nach einer halben Stunde mit 2:0
in Führung. Marius Ebbers zog am linken Strafraumeck gegen Gonzalo Castro
nach innen und zog flach ab, Jörg Butt ließ den Ball genau vor die
Füße von Vedad Ibisevic abklatschen. Nach dem Tor war die Alemannia
auch besser im Spiel, und man hatte das Gefühl, die Mannschaft
könnte mit einem 2:0 in die Pause gehen. Leider war dem nicht so, Jeffrey
Leiwakabessy verlor ein Kopfballduell gegen Paul Freier, Sergej Barbarez legte
quer auf Bernd Schneider, und der ging wie nichts an Alexander Klitzpera
vorbei und vollendete zum 2:1.
Leverkusen wechselte zur Pause zweimal und war zu Beginn des zweiten
Durchgangs deutlich überlegen. Nach 54 Minuten lief der Ball über
viele Stationen, ohne dass ein Aachener eingreifen konnte, schließlich
wurde Sergej Barbarez links im Strafraum angespielt. Stephan Straub kam
zögerlich raus und stellte Barbarez, der zum Elfmeterpunkt flankte, wo
Andrej Woronin viel zu frei stand und den Ball zum 2:2 im von Straub
verlassenen Tor unterbrachte. Nur drei Minuten später behaupteten sich
die Gäste nach Abschlag von Jörg Butt im Zweikampf, Andrej Woronin
schickte Stefan Kießling steil, und Moses Sichone zupfte Kießling
meterlang am Trikot. So gab es Freistoß 20 Meter vor dem Tor, leicht
links von der Mitte. Stephan Straub stellte sich selbst ins vom Schützen
aus linke und die Mauer ins rechte Eck und zeigte keinerlei Reaktion, als der
Ball zum 2:3 im rechten Eck einschlug. Immerhin kam die Alemannia trotz wieder
einmal nachlassenden Supports (der fast schon Leverkusen-Niveau annahm)
zurück ins Spiel, konnte dem Spiel aber dieses Mal keine Wende mehr
geben. Marius Ebbers scheiterte erst mit einem Volleyschuss an Jörg
Butt, dann setzte er den Ball nach Kopfballkerze von Juan freistehend rechts
am Tor vorbei. Auf der anderen Seite versuchte sich Paul Freier in der
Nachspielzeit erneut erfolglos im Toreschießen.
Da Freiers Mitspieler eine deutlich bessere Leistung an den Tag legten,
gewannen die spielerisch überlegenen Gäste verdient. Die Aachener
Abwehr wirkte über 90 Minuten klar überfordert. 36 Gegentore
sind Ligaspitze, allein in den letzten drei Heimspielen gab es 9 Gegentreffer.
Vorne wurden trotz der beiden Tore in einigen Szenen die Grenzen von Marius
Ebbers und Vedad Ibisevic deutlich aufgezeigt, von Jan Schlaudraff war nach
gutem Beginn gar nichts mehr zu sehen bzw. deutlich weniger als vom erneut
starken Laurentiu Reghecampf. Obwohl in der Winterpause kein Bedarf zur
Nachbesserung bestand, fehlten am Ende die Optionen in der Offensive, so
dass Nico Herzig als Stürmer eingewechselt wurde.
So wurde dieser verschissene Sonntag zu einem
großen Tag für die deutsche Farbenindustrie, während die
bittere Erkenntis bleibt, dass vor dem Tivoli niemand mehr Angst haben muss
(auch Dieter Hecking nicht). Die Alemannia hat seit September hat Heimspiel
mehr gewonnen und kassierte schon die fünfte Heimniederlage. Vielleicht
läuft es ja beim Hallenfußball am Mittwoch besser.