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Butt - Castro, Haggui, Juan, Stenman - Ramelow,
Rolfes, Schneider (73. Babic), Barnetta (66. Freier) -
Barbarez, Kießling (78. Voronin)
(Fernandez - Madouni, Schwegler, Papadopulos / Skibbe) |
Nicht - Pinto, Klitzpera, Herzig (44. Casper), Leiwakabessy -
Lehmann (65. Fiel), Plaßhenrich, Reghecampf,
Rösler (24. Straub (Torwart)), Noll - Ebbers
(Balaban, Dum, Krontiris, Ibisevic / Hecking) |
Endlich war er da, der Tag, von dem man seit der Kindheit geträumt
hatte - Alemannia in der Bundesliga. Unglücklicherweise ging es nach
Leverkusen, das erstens viel zu wenig Platz bietet
und zweitens nicht gerade für große Fußballatmosphäre
steht. Die Betriebssportgemeinschaft der IG Farbenindustrie AG stieg erstmals
1942 in die Gauliga auf, war jahrzehntelang als graue Maus und
Fahrstuhlmannschaft in Ober- und Regionalliga bekannt, und verlor noch 1972
vor wenigen Hundert Zuschauern im Pokal gegen unsere Amateure. Heute
zählt man sich dank großzügiger Finanzspritzen der Farbenfabrik
und einigem Größenwahn zu den G14, den
Vereinen, die ohnehin schon zuviel Geld haben und gerne noch viel mehr
hätten. Die Bundesliga zeigte sich den Burghausen-, Chemnitz- oder gar
Salmrohr-erprobten Alemannen hier gleich von ihrer hässlichsten Seite:
ein Hotel und ein McDreck im Stadion, Glaswände, Klappsitze statt
vernünftiger Stehränge (wo einige Leute ernsthaft den auf ihren
Karten vermerkten Sitz suchten), aufblasbare Hampelmänner, schlechte
Musik, und noch nicht einmal die Werner-Fuchs-Fahne durfte hängen.
Trotzdem war es ein unglaublich geiles Gefühl, da zu sein, und man
musste sich zurückhalten, um vor lauter Freude nicht in den Block zu
onanieren. Spaßig war alleine schon die Fahrt durch den Hauptbahnhof des
Verkehrshindernisses südlich von Leverkusen, wo die Leute aus allen
Richtungen zu den diversen Bundesligaspielen in Leverkusen, Gladbach und
Schalke anreisten, während sich die Einheimischen auf ein Montagsspiel in
Augsburg freuen durften.
Bei der Alemannia waren die Wackelkandidaten Alexander Klitzpera und Reiner
Plaßhenrich von Anfang an dabei. Auf der linken Seite erhielt Emil Noll
den Vorzug vor Sascha Dum. Die Alemannia übernahm mit einem minutenlangen
"Come on Aachen Olé" ebenso schnell und deutlich das
Kommando auf den Rängen wie die gastgebende BSG auf dem Rasen. Unsere
Mannschaft wirkte nervös, hektisch, zu umständlich im Spielaufbau
und gedanklich immer einen Schritt langsamer als der Gegner. Viele leichte
Fehler machten es der IG Farben Fußball GmbH leicht, den Ball schnell zu
erobern und Druck zu entwickeln. Entsprechend ließen die ersten Chancen
nicht lange auf sich warten. Simon Rolfes zielte nach Hereingabe von Bernd
Schneider von der rechten Seite aus 14 Metern knapp am rechten Pfosten vorbei.
Wenig später brachte Stefan Kießling den Ball von links in die Mitte,
und Sergej Barbarez traf den Ball nicht richtig. Die BSG dominierte klar und
war nach 22 Minuten zu allem Überfluss noch in Überzahl. Alexander
Klitzpera will einen vor ihm aufspringende Ball zu Kristian Nicht
zurückköpfen, wird dabei von Stefan Kießling von hinten
geschoben, Kristian Nicht kommt unnötig weit heraus, und trifft den Ball
mit der Hand. Sascha Rösler musste für Stephan Straub raus. Zehn
Minuten ging es auch zu zehnt gut, dann spielte Gonzalo Castro auf der rechten
Seite Emil Noll aus und legte auf für Carsten Ramelow. Dessen Schuss
ließ Stephan Straub unglücklich zur Seite abprallen, und Ramelow
selbst staubte zum 1:0 ab. Nach vorne ging bei der Alemannia derweil nichts,
Marius Ebbers war nach der Auswechslung Röslers meistens auf sich alleine
gestellt. Ganz bitter wurde es kurz vor der Pause: Stefan Kießling
grätschte Nico Herzig auf Höhe der Mittellinie an der Seitenlinie
weg. Während Michael Skibbe wie ein Stehaufmännchen gegen die gelbe
Karte protestierte, musste Herzig verletzt vom Feld. Ebenso
überflüssig der nächste Tiefschlag: Stephan Straub fing eine
Flanke ab und wollte den Konter einleiten, aber Reiner Plaßhenrich
spielte einen fatalen Fehlpass in die Füße von Gonzalo Castro. Der
gerade erst für Herzig eingewechselte Mirko Casper grätschte
ungestüm ins Leere, und Castro schoss zum 2:0 ein.
Nach der Pause gab es zu keiner Zeit Zweifel am Sieg der BSG. Sergej Barbarez
geriet nach Hereingabe von Bernd Schneider zu sehr in Rücklage, dann
lenkte Stephan Straub einen Schuss von Karim Haggui mit einer starken Reaktion
um den rechten Pfosten. Sergej Barbarez war derweil von der eigenen
Chancenauswertung derart genervt (auch der nächste Versuch nach Flanke
Kießling ging vorbei), dass er den Rest des Spiels mit Schiedsrichter
Sippel herumdiskutierte und Gelb sah. Das 3:0 bereitete Stefan Kießling
(Einwechselspieler der 2003-er Nürnberger Verpisser-Mannschaft) gleich
doppelt vor: Nico Herzig aus dem Stadion getreten, und Ersatzmann Mirko
Casper den Ball abgejagt, der einen Rückpass von Jeffrey Leiwakabessy
verstolperte. Stephan Straub blieb zunächst Sieger gegen Kießling,
aber der fand im zweiten Versuch Simon Rolfes, der mittlerweile bei der BSG
mehr Geld verdient als beim 1:2 der Alemannia in Alkmaar und entsprechend
dieses Mal zum 3:0 das Tor traf. Danach ließ es die IG Farben zum
Glück etwas ruhiger angehen, der eingewechselte Andrey Woronin scheiterte
noch einmal am gut stehenden Stephan Straub. Marko Babic folgte nach einem
(aus der Distanz harmlos aussehenden) Ellenbogen gegen Sergio Pinto
Kristian Nicht in die Kabine. Nach 90 Minuten kam die Alemannia bei einem
Eckball zum einzigen Mal gefährlich vor das Leverkusener Tor.
Das Ergebnis geht in dieser Höhe vollkommen in Ordnung, auch zu elft
hätte es die Alemannia gegen diesen Gegner sehr, sehr schwer gehabt. Es
zeigte sich, dass Fehler in der Bundesliga gnadenlos bestraft werden, zudem
hat sich die Alemannia die ersten Torchancen der Bundesliga für den FC
Schalke aufgehoben. Gefeiert
wurden unsere wackeren Aufstiegshelden trotzdem. Insgesamt gab man auf den
Rängen ein ordentliches Bild ab, auch wenn die Stimmung
nicht an das erste Auswärtsspiel in der zweiten Liga in Bochum
heranreichte. Noch sieben Mal schlafen, und der FC Schalke kommt zum Tivoli,
und die werden es nicht ansatzweise so leicht haben wie heute die IG Farben
Fußball GmbH.