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Ochs - Lamotte, Szukala, Costa, Hoffmann - Baier,
Meyer, Lehmann, Gebhardt (46. Vucicevic) -
Kolomaznik (78. Cerny) - Agostino (55. Shao)
(M. Hofmann - Schäfer, Milchraum, Reisinger / Maurer) |
Nicht - Landgraf (16. Sukalo), Klitzpera, Sichone, Casper -
Plaßhenrich, Pinto (70. Reghecampf), Rösler (86. Bruns),
Noll - Schlaudraff, Ebbers
(Hesse - Stehle, Heidrich, Meijer / Hecking) |
Ein Montag wie jeder andere für die Fans der Alemannia: Man beantragte
Urlaub, und so man ihn denn bekam fuhr man Hunderte von Kilometern zum
DSF-Live-Top-Spiel, um irgendwo zwischen Sexy-Sport-Clips und
0190-Idioten-Quiz den Affen zu machen und den Daheimgebliebenen
fröhlich in die Kamera zu winken. Irgendetwas war aber doch anders als
sonst: Die Autobahn war voll mit Wirtz-Reisebussen, und spätestens in
der Münchener U-Bahn lief man Gefahr, von den Menschenmassen zu Tode
getrampelt zu werden - was ein wenig ärgerlich gewesen wäre,
nachdem man ohne Prügel aus Dresden entkommen war.
Grund für den Andrang waren vermutlich neben dem folgenden Feiertag die
von beiden Mannschaft zuletzt gezeigten Leistungen. Am Stadion kann es
jedenfalls nicht gelegen haben, denn es wurde nicht etwa in München an
der tradtionsreichen Grünwalder Straße, sondern in der neuen
Schlauchboot-Kampfbahn im bayrischen Merzbrück gespielt, mit deren Hilfe
sich der FC Bayern einbildet, die Europaliga gewinnen zu können.
Schön ist es dort nicht: Zwar ist der lange Weg von der U-Bahn-Station
bis zu dem überdimensionierten Winterreifen (der sich nach diversen
Nachfragen bei Eingeborenen als "die Arena" entpuppte) sehr
originell mit riesigen Spermien beleuchtet, aber allerspätestens beim
Betreten der Arroganz-Arena wurden einem alle evtl. vorhandenen Illusionen
genommen: Die Kampfbahn ist zwar noch eine Nummer größer als z.B. die
in Frankfurt oder Cöln, und man muss sich gewaltig den
Nacken verrenken, um von unten die Anzeigetafel am Dach zu sehen, aber
ansonsten kommt dort noch weniger Fußballatmosphäre auf als
anderswo: Die Fehlplanung bei den Toiletten, die zu langem Schlangestehen
führte, ist genauso wenig dramatisch wie das wahlweise verblödete
oder dreist Zuschauer-verarschende Knappen-Karten-System (wer sich bei den
Preisen nicht seine eigene Verpflegung mitbringt, ist ohnehin selbst schuld).
Nervig ist dann schon das Gebahren einiger Ordner, und endgültig
unerträglich wird das Ganze durch die Klappsitze, die auch den
vermeintlichen Stehplatzblock verunstalten.
Immerhin bescherten die 51800 Zuschauer in der Wildmoser-Kampfbahn der
Alemannia einen Rekord: Noch nie sahen mehr Besucher ein Meisterschaftsspiel
der Alemannia - mehr Zuschauer gab es nur bei den DFB-Pokal-Finals
2004 (71682) und
1965 (55000) sowie beim Aufstiegsrundenspiel in
Hannover 1964 (62000). Auch die 60-Fans sorgten mit
einer wirklich beeindruckenden Choreo zum Einlaufen der Mannschaften für
Atmosphäre, danach war die Stimmung in der Kampfbahn aber eher
durchschnittlich.
Die Alemannia trat gegenüber dem Hannover-Spiel mit einer
Veränderung auf: Marius Ebbers spielte von Beginn an, und der zuletzt
schwache Erik Meijer blieb auf der Bank. Keine Änderung gab es hingegen
auf der rechten Seite: Obwohl Laurentiu Reghecampf gegen Hannover für
neuen Schwung gesorgt hatte, erhielt erneut Sergio Pinto den Vorzug. Willi
Landgraf musste bereits nach einer Viertelstunde verletzungsbedingt für
Goran Sukalo ausgewechselt werden.
Die Alemannia spielte eine starke erste Halbzeit, blieb aber trotz einiger
Chancen wieder einmal ohne Tor. Nach fünf Minuten legte der agile Jan
Schlaudraff den Ball von der rechten Torauslinie zurück auf Sergio
Pinto. Dessen Hereingabe verpasste Marius Ebbers, und der am langen Pfosten
wartende Sascha Rösler traf nur das Außennetz. Nach 20 Minuten
war es zunächst Emil Noll, der einen Freistoß von Sergio Pinto
verpasste und dann Moses Sichone, der aus spitzem Winkel wieder nur das
Außennetz traf, nachdem Paul Agostino über den Ball getreten
hatte. Etwas später verlud Jan Schlaudraff an der linken Torauslinie
Lukas Szukala, scheiterte aber mit einem Schlenzer aus spitzem Winkel an
Torwart Timo Ochs. Dann traf Sergio Pinto nach Ablage von Goran Sukalo aus
16 Metern den Ball nicht richtig. Der Rest der ersten Hälfte verlief eher
unerfreulich: Sascha Rösler sah seine fünfte Gelbe Karte (drei davon
hatte er wegen Meckerns gezeigt bekommen) und wird beim wichtigen Heimspiel
gegen Braunschweig fehlen. Dann verpennte Moses Sichone eine Hereingabe von
Marco Gebhardt, und Michal Kolomaznik kam völlig frei zum Kopfball,
setzte den Ball aber zum Glück am rechten Pfosten vorbei.
Zehn Minuten nach der Pause konnte Jan Schlaudraff einen langen Ball von
Sascha Rösler am langen Pfosten unbedrängt volley nehmen, aber zum
dritten Mal traf der Ball das Netz von der falschen Seite. Die Löwen
traten deutlich engagierter und selbstbewusster auf als noch im ersten
Durchgang. Der eingewechselte Jiayi Shao hatte nach Anspiel von Michal
Kolomaznik die große Chance zur Führung, verzog aber freistehend.
Dann war es Kolomaznik selbst, der aus 16 Metern zum Schuss kam und knapp
links vorbei zielte. Schließlich erreichte Jiayi Shao einen Heber von Matthias
Lehmann mit der Fußspitze, aber Kristian Nicht war zur Stelle. Auf der
anderen Seite hatte Marius Ebbers Pech mit einem Flugkopfball nach Flanke des
eingewechselten Laurentiu Reghecampf, der Zentimeter am rechten Pfosten
vorbei strich.
Unterm Strich geht das Ergebnis aufgrund der gezeigten Leistungen in
Ordnung. Mit einem Unentschieden
bei einem Aufstiegsfavoriten muss man leben können, zumal die Alemannia
solche Spiele schon allzu häufig durch einen einzelnen Abwehrfehler
verloren hat. Unter dem Strich hat die Alemannia aber auch in vier der letzten
fünf Spiele kein Tor erzielt und hat nunmehr 16 magere Punkte aus 11 Spielen
auf dem Konto. Sollte gegen Braunschweig kein Sieg herausspringen, brechen
erst einmal schwere Zeiten an. In jedem Fall können wir froh sein, den
Auftritt in der Größenwahn-Kampfbahn hinter uns zu haben, und freuen
uns schon wahnsinnig auf das nächste Montagsspiel in Freiburg.