Sa, 30.09.06:
ALEMANNIA - VfL Bochum 2:1 (0:1)
Nicht - Pinto, Herzig, Sichone, Leiwakabessy - Plaßhenrich, Reghecampf (87. Noll), Rösler, Dum (74. Fiel) - Schlaudraff (90. Nemeth), Ebbers
(Straub - Stehle, Lehmann, Ibisevic / Frontzeck)
Skov-Jensen - Pallas, Maltritz, Drsek, Bönig - Dabrowski (84. Butscher), Zdebel, Trojan (71. Ilicevic), Gekas - Misimovic, Fabio Junior (80. Rathgeber)
(Bade - Lense, Imhof, van Hout / Koller)

Zuschauer: 20300 (ausverkauft; ca. 2000 aus Bochum)
Gelb: Sichone, Dum, Schlaudraff - Misimovic, Zdebel

0:1 Misimovic (37.)
1:1 Schlaudraff (48.; Pinto, Reghecampf)
2:1 Rösler (49.; Plaßhenrich, Dum)















Fast einen Punkt bei Bayern geholt, 50.000 Euro Geldstrafe gezahlt, Schlaudraff für die Nationalelf nominiert... wieder einmal war eine Menge los, und das ungemein wichtige Heimspiel gegen Bochum rückte ein wenig in den Hintergrund. Nach schweren Gegnern wie Leverkusen, Schalke und Bayern warteten nun mit Bochum, Mainz, Cottbus und Bielefeld die Spiele, "in denen man einfach punkten muss". Dabei war der VfL Bochum noch nie ein einfacher Gegner. Alle drei Heimspiele seit dem Wiederaufstieg in die zweite Liga waren verloren geganen, den letzten Pflichtspielsieg am Tivoli gab es 1984 im Pokal, in der Meisterschaft fuhr der VfL zuletzt 1966 mit leeren Händen nach Hause (und nicht etwa 1960, wie Zeitungen, Videotext usw. falsch voneinander abgeschrieben haben).
Michael Frontzeck vertraute derselben Formation wie beim 1:2 in München, erstmals im Kader war Neuzugang Szilárd Nemeth. Unsere Mannschaft lieferte in der ersten Halbzeit die schlechteste Leistung seit dem Leverkusen-Spiel ab, der VfL war die bessere Mannschaft. Fabio Junior prüfte nach fünf Minuten Kristian Nicht mit einem Kopfball nach Freistoß von David Pallas. Drei Minuten später machte die Alemannia da weiter, wo sie bei den zuletzt zahlreichen Gegentoren nach Standards aufgehört hatte: Theofanis Gekas kam bei einer Ecke von Filip Trojan völlig frei zum Kopfball, setzte den Ball aber über die Latte. Kristian Nicht hatte ähnlich alt ausgesehen wie beim 1:1 in München. Noch älter sah Moses Sichone aus, der in einer Szene innerhalb von 20 Sekunden gleich dreimal den Ball verlor und den anschließenden Konter nur noch mit Foul samt gelber Karte stoppen konnte. Für die lange Zeit einzige sehenswerte Szene der Alemannia sorgte Sascha Dum mit einem Antritt über die linke Seite, seine Hereingabe fand jedoch keinen Abnehmer. Zvjezdan Misimovic hob den Ball aus 35 Metern über Kristian Nicht und über das Tor. 36 Minuten waren gespielt, als Sergio Pinto, der auf seiner Seite einige Probleme hatte, sich nur mit einem Foul zu helfen wusste, und Misimovic einen Freistoß in den Strafraum trat. Der wurde nur kurz abgewehrt, Misimovic flankte erneut, Sascha Rösler blieb stehen, Theofanis Gekas irritierte Kristian Nicht, und der Ball schlug zum verdienten 0:1 im rechten Eck ein. Die Alemannia war mittlerweile völlig verunsichert und hatte Glück, nicht das 0:2 zu kassieren. Fabio Junior tauchte halbrechts frei vor Kristian Nicht auf, Gekas stand nach Anspiel von Trojan knapp im Abseits, und schließlich hielt Kristian Nicht den Abschluss von Gekas mit Glück fest, vorausgegangen war erneut ein Fehlpass von Moses Sichone. Zwischendurch köpfte Marius Ebbers den Ball übers leere Tor, nachdem Torwart Skov-Jensen eine langen Ball von Sergio Pinto unterlaufen hatte.
Die Alemannia hätte in dieser Phase dringendst Unterstützung von den Rängen gebraucht, aber die war nicht nur mäßig wie zuletzt, sondern nicht vorhanden. Die Ultras zogen zwar aus nachvollziehbaren Gründen, aber zur absoluten Unzeit in unpassender Form einen Stimmungsboykott durch, einige andere waren wohl beleidigt, dass sie nicht mehr "Asylanten" rufen durften, und wieder andere schimpften über die Mannschaft, als wären wir Bayern München und müssten einen Gegner wie Bochum mit 4:0 nach Hause schicken. Krönung des Trauerspiels waren nach einigen unbeantworteten Bochumer Gesängen die Pfiffe zur Pause, die man eigentlich eher aus 60 Kilometer weiter östlich gelegenen Parkhäusern kennt.
Die Alemannia kam mit deutlich mehr Schwung aus der Kabine, der erste misslungene Hackentrick wurde aber noch mit missmutigem Raunen quittiert. Der Ausgleich fiel fast aus dem Nichts. Laurentiu Reghecampf schlug von der rechten Seite eine Flanke in den Strafraum, Jan Schlaudraff gewann das Kopfballduell gegen Pavel Drsek und traf zum 1:1 ins linke Eck. Keine Minute später war der Spielverlauf auf den Kopf gestellt. Der VfL war nach dem Tor unsortiert, Sascha Rösler eroberte im Mittelfeld den Ball, Reiner Plaßhenrich bediente auf der linken Seite Sascha Dum, der den Ball zurück zum am Sechzehner wartenden Sascha Rösler legte. Der traf schließlich per Flachschuss zum 2:1 ins rechte Eck, Marius Ebbers nahm Torwart Skov-Jensen dabei geschickt die Sicht. Viele Leute, die gerade noch gepfiffen hatten, wedelten nun begeistert ihre Schals, fingen an zu singen und skandierten später ernsthaft "Bochum, wir hören nichts" (in der Tat hielten sich auch die Bochumer streng an die Maxime "we only sing when we're winning"). Der VfL erholte sich Mitte der zweiten Hälfte allmählich vom Schock des Doppelschlags, Kristian Nicht musste sich bei zwei Distanzschüssen von Ivo Ilicevic und Thomas Zdebel lang machen. Dann schickte Philipp Bönig Ivo Ilicevic steil, dessen Querpass Theofanis Gekas über die Latte setzte. Kurz vor Schluss wurde es noch zweimal ganz haarig, u.a. wurde ein Tor von Heiko Butscher wegen Abseits nicht anerkannt. Genau wie bei unserem 2:2 in München gaben die Fernsehbilder dem Linienrichter unrecht. Immerhin hatte der Linienrichter heute sofort die Fahne oben, und nicht erst nach Handzeichen von Olli Khan.
Insgesamt ist der Sieg überaus glücklich, aber am Ende zählen nur drei ganz wichtige Punkte. Die Alemannia liegt damit voll im Soll, steht auf einem UI-Cup-Platz und könnte (je nach Ausgang der Sonntagsspiele) mit einem Sieg in Mainz am 13.10. für einen Tag die Tabellenspitze übernehmen. Gott will es.



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