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Nicht - Pinto, Herzig, Sichone, Leiwakabessy - Plaßhenrich,
Reghecampf (87. Noll), Rösler, Dum (74. Fiel) -
Schlaudraff (90. Nemeth), Ebbers
(Straub - Stehle, Lehmann, Ibisevic / Frontzeck) |
Skov-Jensen - Pallas, Maltritz, Drsek, Bönig -
Dabrowski (84. Butscher), Zdebel, Trojan (71. Ilicevic),
Gekas - Misimovic, Fabio Junior (80. Rathgeber)
(Bade - Lense, Imhof, van Hout / Koller) |
Fast einen Punkt bei Bayern geholt, 50.000 Euro Geldstrafe gezahlt,
Schlaudraff für die Nationalelf nominiert... wieder einmal war eine
Menge los, und das ungemein wichtige Heimspiel gegen Bochum rückte ein
wenig in den Hintergrund. Nach schweren Gegnern wie Leverkusen, Schalke und
Bayern warteten nun mit Bochum, Mainz, Cottbus und Bielefeld die Spiele,
"in denen man einfach punkten muss". Dabei war der VfL Bochum noch
nie ein einfacher Gegner. Alle drei Heimspiele seit dem Wiederaufstieg in die
zweite Liga waren verloren geganen, den letzten Pflichtspielsieg am Tivoli
gab es 1984 im Pokal, in der Meisterschaft fuhr der
VfL zuletzt 1966 mit leeren Händen nach Hause
(und nicht etwa 1960, wie Zeitungen, Videotext usw. falsch voneinander
abgeschrieben haben).
Michael Frontzeck vertraute derselben Formation wie beim
1:2 in München, erstmals im Kader war
Neuzugang Szilárd Nemeth. Unsere Mannschaft lieferte in der ersten
Halbzeit die schlechteste Leistung seit dem Leverkusen-Spiel ab, der VfL war
die bessere Mannschaft. Fabio Junior prüfte nach fünf Minuten
Kristian Nicht mit einem Kopfball nach Freistoß von David Pallas. Drei
Minuten später machte die Alemannia da weiter, wo sie bei den zuletzt
zahlreichen Gegentoren nach Standards aufgehört hatte: Theofanis Gekas
kam bei einer Ecke von Filip Trojan völlig frei zum Kopfball, setzte den
Ball aber über die Latte. Kristian Nicht hatte ähnlich alt
ausgesehen wie beim 1:1 in München. Noch älter sah Moses Sichone
aus, der in einer Szene innerhalb von 20 Sekunden gleich dreimal den Ball
verlor und den anschließenden Konter nur noch mit Foul samt gelber
Karte stoppen konnte. Für die lange Zeit einzige sehenswerte Szene der
Alemannia sorgte Sascha Dum mit einem Antritt über die linke Seite,
seine Hereingabe fand jedoch keinen Abnehmer. Zvjezdan Misimovic hob den Ball
aus 35 Metern über Kristian Nicht und über das Tor. 36 Minuten
waren gespielt, als Sergio Pinto, der auf seiner Seite einige Probleme hatte,
sich nur mit einem Foul zu helfen wusste, und Misimovic einen Freistoß
in den Strafraum trat. Der wurde nur kurz abgewehrt, Misimovic flankte erneut,
Sascha Rösler blieb stehen, Theofanis Gekas irritierte Kristian Nicht,
und der Ball schlug zum verdienten 0:1 im rechten Eck ein. Die Alemannia war
mittlerweile völlig verunsichert und hatte Glück, nicht das 0:2 zu
kassieren. Fabio Junior tauchte halbrechts frei vor Kristian Nicht auf,
Gekas stand nach Anspiel von Trojan knapp im Abseits, und schließlich
hielt Kristian Nicht den Abschluss von Gekas mit Glück fest,
vorausgegangen war erneut ein Fehlpass von Moses Sichone. Zwischendurch
köpfte Marius Ebbers den Ball übers leere Tor, nachdem Torwart
Skov-Jensen eine langen Ball von Sergio Pinto unterlaufen hatte.
Die Alemannia hätte in dieser Phase dringendst Unterstützung von
den Rängen gebraucht, aber die war nicht nur mäßig wie
zuletzt, sondern nicht vorhanden. Die Ultras zogen zwar aus
nachvollziehbaren Gründen, aber zur absoluten Unzeit in
unpassender Form einen Stimmungsboykott durch, einige andere waren wohl
beleidigt, dass sie nicht mehr "Asylanten" rufen durften, und
wieder andere schimpften über die Mannschaft, als wären wir Bayern
München und müssten einen Gegner wie Bochum mit 4:0 nach Hause
schicken. Krönung des Trauerspiels waren nach einigen unbeantworteten
Bochumer Gesängen die Pfiffe zur Pause, die man eigentlich eher aus
60 Kilometer weiter östlich gelegenen Parkhäusern kennt.
Die Alemannia kam mit deutlich mehr Schwung aus der Kabine, der erste
misslungene Hackentrick wurde aber noch mit missmutigem Raunen quittiert.
Der Ausgleich fiel fast aus dem Nichts. Laurentiu Reghecampf schlug von der
rechten Seite eine Flanke in den Strafraum, Jan Schlaudraff gewann das
Kopfballduell gegen Pavel Drsek und traf zum 1:1 ins linke Eck. Keine Minute
später war der Spielverlauf auf den Kopf gestellt. Der VfL war nach dem
Tor unsortiert, Sascha Rösler eroberte im Mittelfeld den Ball, Reiner
Plaßhenrich bediente auf der linken Seite Sascha Dum, der den Ball
zurück zum am Sechzehner wartenden Sascha Rösler legte. Der traf
schließlich per Flachschuss zum 2:1 ins rechte Eck, Marius Ebbers
nahm Torwart Skov-Jensen dabei geschickt die Sicht. Viele Leute, die gerade
noch gepfiffen hatten, wedelten nun begeistert ihre Schals, fingen an zu
singen und skandierten später ernsthaft "Bochum, wir hören
nichts" (in der Tat hielten sich auch die Bochumer streng an die
Maxime "we only sing when we're winning"). Der VfL erholte sich
Mitte der zweiten Hälfte allmählich vom Schock des Doppelschlags,
Kristian Nicht musste sich bei zwei Distanzschüssen von Ivo Ilicevic
und Thomas Zdebel lang machen. Dann schickte Philipp Bönig Ivo Ilicevic
steil, dessen Querpass Theofanis Gekas über die Latte setzte. Kurz vor
Schluss wurde es noch zweimal ganz haarig, u.a. wurde ein Tor von Heiko
Butscher wegen Abseits nicht anerkannt. Genau wie bei unserem 2:2 in
München gaben die Fernsehbilder dem Linienrichter unrecht. Immerhin
hatte der Linienrichter heute sofort die Fahne oben, und nicht erst nach
Handzeichen von Olli Khan.
Insgesamt ist der Sieg überaus glücklich, aber am Ende
zählen nur drei ganz wichtige Punkte. Die Alemannia liegt damit voll im
Soll, steht auf einem UI-Cup-Platz und könnte (je nach Ausgang der
Sonntagsspiele) mit einem Sieg in Mainz am 13.10. für einen Tag die
Tabellenspitze übernehmen. Gott will es.