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Straub - Landgraf (26. Mbwando), Klitzpera, Lanzaat,
Blank (73. Michalke) - Grlic, Paulus, Brinkmann, Pflipsen -
Meijer, Krontiris
(Memmersheim - Bediako, Ewertz, van der Luer, Gomez / Berger) |
Lenz - Stranzl, Hoffmann, Costa, Tyce -
Borimirov (57. Görlitz),
Schwarz (75. Baier; 82. Agostino), Meyer,
Weissenberger - Lauth, Schroth
(Hofmann - Kurz, Kioyo, Schäfer / Götz) |
Bei der Alemannia jagt in diesen Tagen ein Highlight das nächste. Ganze
drei Tage nach dem Sprung an die Tabellenspitze gastierte Bundesligist TSV
1860 München auf dem Tivoli. Die Löwen hatten vor einem Jahr die
Amateure der Alemannia mit 7:0 vom Tivoli gefegt. Gegen unsere Erste sollten
sie es nicht so leicht haben: In vier Meisterschaftsspielen in erster und
zweiter Liga konnten die Münchener nie auf dem Tivoli gewinnen. Mit
19582 Zuschauern war der Tivoli nicht ganz ausverkauft. Die knapp 400
Gästefans konnten den Z-Block nicht annähernd füllen, so dass
dieser noch einmal in der Mitte unterteilt und zur Hälfte mit Aachenern
gefüllt wurde. Einen beeindruckenden Anblick gab der seit langem wieder
randvoll gefüllte Würselener Wall ab - auch wenn die Stimmung im
ganzen Stadion durch das Füllmaterial auf den Rängen etwas litt.
Während die Alemannia mit derselben Formation antrat wie in den
vorangegangenen Meisterschaftsspielen, gab es beim Gegner überraschend
ein Wiedersehen mit Andre Lenz. Der wurde zunächst freundlich
begrüßt, nach einer kleinen Schauspieleinlage nach
Zusammenprall mit Erik Meijer aber mit ständigen Pfiffen bedacht.
Die Alemannia ging mit dem Selbstbewusstsein eines Tabellenführers in
die Partie, bekam aber in der ersten Halbzeit recht deutlich ihre Grenzen
aufgezeigt. 1860 war dank überlegener Spielintelligenz und Cleverness
die gefährlichere Mannschaft. Gerade im Defensivverhalten der Gäste
zeigte sich der Klassenunterscheid, die Münchener provozierten viele
Ballverluste der zunehmend nervös werdenden Aachenern. Dazu kam, dass
Ivica Grlic offenbar einen sehr schlechten Tag erwischt hatte. Den hatte auch
Willi Landgraf, der gegen Lauth und Weissenberger mehr als überfordert
war. Einen von mehreren verlorenen Zweikämpfen Landgrafs nutzte David
Beckham für Arme Benjamin Lauth dankbar zu einem Faller im Strafraum.
Für einen angeblichen Frauenheld wäre etwas mehr Standfestigkeit
von Vorteil, aber immerhin bewies Lauth, dass er vom Elfmeterpunkt das Tor
treffen konnte, das er in einigen anderen Szenen kläglich verfehlte.
Jörg Berger zog nach 25 Minuten Konsequenzen und brachte George Mbwando
für Willi Landgraf. Während die Alemannia nach vorne wenig zustande
brachte, hatten die Gäste die eine oder andere Chance, auf 2:0 zu
erhöhen. Die beste davon vergab Daniel Borimirov. Quido Lanzaat war der
Ball über den Schädel gerutscht, und Alexander Klitzpera verlor den
Zweikampf gegen Lauth, der den Ball nach innen für Borimirov auflegte.
Der schoss zum Glück aus kurzer Distanz Quido Lanzaat an.
Nach der Pause hatte George Mbwando nach Einwurf von Stefan Blank und
Kopfballverlängerung von Erik Meijer die erste Chance, traf aber
bedrängt von Roman Tyce den Ball nicht richtig. Tyce war es auch, der die
nächste dicke Aachener Tormöglichkeit mit einem taktischen Foul
unterband, die zu einer 2-1-Situation für die Alemannia geführt
hätte. Auf der anderen Seite hätte Quido Lanzaat mit einem dicken
Bock fast das 0:2 verursacht. 18 Meter vor dem Tor verlor er den Ball an Tyce,
der aber freistehend an Stephan Straub scheiterte. Alexander Klitzpera
rettete schließlich auf der Linie. Die Alemannia war nun besser im
Spiel als in der ersten Hälfte, die Gäste nahmen den Kampf zu wenig
an, um aus ihren spielerischen Vorteilen Kapital zu schlagen. In der 73.
Minute wurde die Alemannia für ihre Bemühungen belohnt. Karlheinz
Pflipsen hob den Ball über den Münchener Hoffmann hinweg auf Erik
Meijer, der volley zum mittlerweile verdienten 1:1 vollendete. Die Alemannia
spielte danach weiter nach vorne, bis zur 90. Minute passierte aber nichts
mehr. Auch die Verlängerung brachte wenig Höhepunkte. Nur der
eingewechselte Kai Michalke konnte einmal gefährlich in den Strafraum
eindringen, scheiterte aber bei seiner Hereingabe an den Reflexen von Andre Lenz.
So musste wie schon in der ersten Runde in Erfurt das Elfmeterschießen
herhalten. Stephan Straub gegen Andre Lenz - viel konnte da nicht
schiefgehen, hatte doch Stephan Straub auf dem Tivoli schon so manchen
Elfmeter gehalten... Meijer, Krontiris und Michalke für Aachen sowie
Lauth, Görlitz und Weissenberger für 1860 verwandelten sicher, nur
bei Erik Meijer's Elfmeter war Andre Lenz wenigstens in die richtige Ecke
geflogen (aber trotzdem chancenlos). Als vierter Schütze für die
Alemannia trat Karlheinz Pflipsen an, der in dieser Saison bereits in Erfurt
und Regensburg verschossen hatte. Dieses Mal machte er es besser und verlud
Andre Lenz. Dann schob Torben Hoffmann den Ball wie die drei vorherigen
Schützen der Gäste in die rechte Ecke, während Stephan Straub
zum vierten Mal die linke Ecke gewählt hatte. Nun war es Ivica Grlic,
der trotz schwachen Spiels und verschossenem Elfer gegen Aue die
Verantwortung übernahm und zum fünften Elfmeter antrat. Lenz flog
in die linke Ecke, und Grlic traf hoch in die Mitte. Letzter Schütze
für die Gäste war Remo Meyer, der wieder die rechte Ecke
wählte. Dieses Mal hatte Stephan Straub den richtigen Riecher und
lenkte den Ball um den Pfosten.
In dieser Sekunde wich die Anspannung der Party, die dank des Termins mitten
in der Woche eher kurz ausfiel. Gründe zum Feiern gibt es bei der
Alemannia im Moment ohnehin genug. Tabellenführung, erster Sieg im Pokal
über einen Bundesligisten seit 1986
(7:6 i.E. gegen Werder Bremen) - soviel freudige
Ereignisse auf einmal kann man als
Bay/Krings/Hannes/Denizli/etc.-geschädigter Fan kaum verarbeiten.