Mi, 29.10.03:
ALEMANNIA - TSV 1860 München 6:5 (0:1, 1:1, 1:1) n.E.
Straub - Landgraf (26. Mbwando), Klitzpera, Lanzaat, Blank (73. Michalke) - Grlic, Paulus, Brinkmann, Pflipsen - Meijer, Krontiris
(Memmersheim - Bediako, Ewertz, van der Luer, Gomez / Berger)
Lenz - Stranzl, Hoffmann, Costa, Tyce - Borimirov (57. Görlitz), Schwarz (75. Baier; 82. Agostino), Meyer, Weissenberger - Lauth, Schroth
(Hofmann - Kurz, Kioyo, Schäfer / Götz)

Zuschauer: 19582 (ca. 400 aus München)
Gelb: Landgraf, Grlic, Klitzpera - Meyer, Tice

0:1 Lauth (11.; Foulelfmeter)
1:1 Meijer (73.; Krontiris, Pflipsen)
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2:1 Meijer
2:2 Lauth
3:2 Krontiris
3:3 Görlitz
4:3 Michalke
4:4 Weissenberger
5:4 Pflipsen
5:5 Hoffmann
6:5 Grlic
Straub hält gegen Meyer





Bei der Alemannia jagt in diesen Tagen ein Highlight das nächste. Ganze drei Tage nach dem Sprung an die Tabellenspitze gastierte Bundesligist TSV 1860 München auf dem Tivoli. Die Löwen hatten vor einem Jahr die Amateure der Alemannia mit 7:0 vom Tivoli gefegt. Gegen unsere Erste sollten sie es nicht so leicht haben: In vier Meisterschaftsspielen in erster und zweiter Liga konnten die Münchener nie auf dem Tivoli gewinnen. Mit 19582 Zuschauern war der Tivoli nicht ganz ausverkauft. Die knapp 400 Gästefans konnten den Z-Block nicht annähernd füllen, so dass dieser noch einmal in der Mitte unterteilt und zur Hälfte mit Aachenern gefüllt wurde. Einen beeindruckenden Anblick gab der seit langem wieder randvoll gefüllte Würselener Wall ab - auch wenn die Stimmung im ganzen Stadion durch das Füllmaterial auf den Rängen etwas litt. Während die Alemannia mit derselben Formation antrat wie in den vorangegangenen Meisterschaftsspielen, gab es beim Gegner überraschend ein Wiedersehen mit Andre Lenz. Der wurde zunächst freundlich begrüßt, nach einer kleinen Schauspieleinlage nach Zusammenprall mit Erik Meijer aber mit ständigen Pfiffen bedacht.
Die Alemannia ging mit dem Selbstbewusstsein eines Tabellenführers in die Partie, bekam aber in der ersten Halbzeit recht deutlich ihre Grenzen aufgezeigt. 1860 war dank überlegener Spielintelligenz und Cleverness die gefährlichere Mannschaft. Gerade im Defensivverhalten der Gäste zeigte sich der Klassenunterscheid, die Münchener provozierten viele Ballverluste der zunehmend nervös werdenden Aachenern. Dazu kam, dass Ivica Grlic offenbar einen sehr schlechten Tag erwischt hatte. Den hatte auch Willi Landgraf, der gegen Lauth und Weissenberger mehr als überfordert war. Einen von mehreren verlorenen Zweikämpfen Landgrafs nutzte David Beckham für Arme Benjamin Lauth dankbar zu einem Faller im Strafraum. Für einen angeblichen Frauenheld wäre etwas mehr Standfestigkeit von Vorteil, aber immerhin bewies Lauth, dass er vom Elfmeterpunkt das Tor treffen konnte, das er in einigen anderen Szenen kläglich verfehlte. Jörg Berger zog nach 25 Minuten Konsequenzen und brachte George Mbwando für Willi Landgraf. Während die Alemannia nach vorne wenig zustande brachte, hatten die Gäste die eine oder andere Chance, auf 2:0 zu erhöhen. Die beste davon vergab Daniel Borimirov. Quido Lanzaat war der Ball über den Schädel gerutscht, und Alexander Klitzpera verlor den Zweikampf gegen Lauth, der den Ball nach innen für Borimirov auflegte. Der schoss zum Glück aus kurzer Distanz Quido Lanzaat an.
Nach der Pause hatte George Mbwando nach Einwurf von Stefan Blank und Kopfballverlängerung von Erik Meijer die erste Chance, traf aber bedrängt von Roman Tyce den Ball nicht richtig. Tyce war es auch, der die nächste dicke Aachener Tormöglichkeit mit einem taktischen Foul unterband, die zu einer 2-1-Situation für die Alemannia geführt hätte. Auf der anderen Seite hätte Quido Lanzaat mit einem dicken Bock fast das 0:2 verursacht. 18 Meter vor dem Tor verlor er den Ball an Tyce, der aber freistehend an Stephan Straub scheiterte. Alexander Klitzpera rettete schließlich auf der Linie. Die Alemannia war nun besser im Spiel als in der ersten Hälfte, die Gäste nahmen den Kampf zu wenig an, um aus ihren spielerischen Vorteilen Kapital zu schlagen. In der 73. Minute wurde die Alemannia für ihre Bemühungen belohnt. Karlheinz Pflipsen hob den Ball über den Münchener Hoffmann hinweg auf Erik Meijer, der volley zum mittlerweile verdienten 1:1 vollendete. Die Alemannia spielte danach weiter nach vorne, bis zur 90. Minute passierte aber nichts mehr. Auch die Verlängerung brachte wenig Höhepunkte. Nur der eingewechselte Kai Michalke konnte einmal gefährlich in den Strafraum eindringen, scheiterte aber bei seiner Hereingabe an den Reflexen von Andre Lenz.
So musste wie schon in der ersten Runde in Erfurt das Elfmeterschießen herhalten. Stephan Straub gegen Andre Lenz - viel konnte da nicht schiefgehen, hatte doch Stephan Straub auf dem Tivoli schon so manchen Elfmeter gehalten... Meijer, Krontiris und Michalke für Aachen sowie Lauth, Görlitz und Weissenberger für 1860 verwandelten sicher, nur bei Erik Meijer's Elfmeter war Andre Lenz wenigstens in die richtige Ecke geflogen (aber trotzdem chancenlos). Als vierter Schütze für die Alemannia trat Karlheinz Pflipsen an, der in dieser Saison bereits in Erfurt und Regensburg verschossen hatte. Dieses Mal machte er es besser und verlud Andre Lenz. Dann schob Torben Hoffmann den Ball wie die drei vorherigen Schützen der Gäste in die rechte Ecke, während Stephan Straub zum vierten Mal die linke Ecke gewählt hatte. Nun war es Ivica Grlic, der trotz schwachen Spiels und verschossenem Elfer gegen Aue die Verantwortung übernahm und zum fünften Elfmeter antrat. Lenz flog in die linke Ecke, und Grlic traf hoch in die Mitte. Letzter Schütze für die Gäste war Remo Meyer, der wieder die rechte Ecke wählte. Dieses Mal hatte Stephan Straub den richtigen Riecher und lenkte den Ball um den Pfosten.
In dieser Sekunde wich die Anspannung der Party, die dank des Termins mitten in der Woche eher kurz ausfiel. Gründe zum Feiern gibt es bei der Alemannia im Moment ohnehin genug. Tabellenführung, erster Sieg im Pokal über einen Bundesligisten seit 1986 (7:6 i.E. gegen Werder Bremen) - soviel freudige Ereignisse auf einmal kann man als Bay/Krings/Hannes/Denizli/etc.-geschädigter Fan kaum verarbeiten.



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