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Enke - Cherundolo (67. Schröter), Fahrenhorst, Zuraw,
Andersson - Balitsch, Lala, Bruggink (66. Thorvaldsson) -
Stajner, Hashemian, Huszti
(Golz - Vinicius, Nagy, Rosenthal, Yankov / Neururer) |
Straub - Pinto, Klitzpera, Sichone, Leiwakabessy -
Plaßhenrich, Fiel, Dum (79. Lehmann),
Rösler (73. Reghecampf) - Schlaudraff (83. Ibisevic), Ebbers
(Hesse - Herzig, Casper, Heidrich / Hecking) |
Mit null Punkten und null Toren fuhr die Alemannia zum dritten
Bundesligaspiel nach Hannover. Dort konnte die Alemannia in
20 Meisterschafts-, Endrunden- und
Relegationsspielen zwischen 1938 und
2001 kein einziges Mal gewinnen, nur im Pokal gab es
1978 einen 3:1-Sieg. In diesem Jahr war der
Tabellensiebzehnte Alemannia allerdings laut Sergio Pinto Favorit beim
Tabellenachtzehnten Hannover. Peter Neururer ist seit seiner Aachener Zeit
offenbar nicht intelligenter geworden, nahm das auch noch ernst und sorgte
so für den ersten Lacherfolg schon vor dem Spiel. Beim Spiel selbst
waren dann nur knapp 1500 Aachener unter den 30000 Zuschauern, eine verglichen
mit der Länge der Leverkusen-Schlange recht kleine Zahl. Verstehen kann
man
die Daheimgebliebenen, denn viel schöner als die IG-Farben-Kampfbahn ist das
umgebaute Niedersachsenstadion auch nicht. Als Gästefan steht man nach
wie vor recht weit vom Spielfeld entfernt im Oberrang, und das neuerdings mit
nervenden Klappsitzen.
Die Alemannia, die mit derselben Elf wie gegen Schalke begann, sah sich
früh in die Defensive gedrängt. Nach einer Ecke verfehlte der erste
Kopfball der Gastgeber durch Hashemian das Tor nur knapp, etwas später
traf Szabolcs Huszti nur das Außennetz. Gut sah das alles am Anfang
nicht aus, und bei einer Hannoveraner Führung wäre das Spiel
vermutlich ganz anders gelaufen. Stattdessen setzte sich auf der anderen
Seite Sascha Rösler gegen Altin Lala durch und steckte durch auf Jan
Schlaudraff. Der hob den Ball elegant über Robert Enke. Nach dem Spiel
gegen Schalke hätte man jetzt erwartet, dass er vor dem leeren Tor in
den Boden tritt, aber Schlaudraff trat tatsächlich die Nachfolge von
Herbert Gronen als letzter Bundesliga-Torschütze an. 195 Minuten hatten
wir darauf warten müssen, und umso schöner und befreiender war
dieser Moment. Hannover zeigte sich (noch) nicht beeindruckt und blieb
größtenteils spielbestimmend. Ein Kopfball von Stajner nach einer
weiteren Ecke ging knapp am linken Pfosten vorbei; etwas später wurde
Szabolcs Huszti 17 Meter vor dem Tor freigespielt und zog halbhoch ab, aber
Stephan Straub lenkte den Ball zur Ecke. Auch die Alemannia hatte vor der
Pause noch eine Chance: Marius Ebbers zog nach Hereingabe von Sascha
Rösler aus der Drehung ab, aber der Ball ging über den Kasten.
Zwei weitere vielversprechende Angriffe unterband der Schiedsrichter durch
Abpfeifen von Vorteilssituationen. Als der Unparteiische kurz darauf zur
Pause pfiff, tat es ihm ein Großteil des heimischen Publikums nach.
Nach dem Verlauf der ersten Hälfte durfte man nun eine 45-minütige
Zitterpartie erwarten, aber nicht einmal zwei Minuten nach Wiederanpfiff
schlug Cristian Fiel einen Diagonalpass über 50 Meter auf Sascha Dum,
Robert Enke legte sich dankenswerterweise kurz auf die Nase, und Sascha Dum
schob erstaunlich abgebrüht zum 0:2 ins kurze Eck ein. Nach diesem Tor
agierte die Alemannia deutlich selbstbewusster und souveräner. Es wurde
vorbildlich kombiniert und gekontert, während die Gastgeber immer
plan- und hilfloser anrannten. Gefahr gab es hauptsächlich bei
Standardsituationen, so entschärfte Stephan Straub einen Kopfball von
Frank Fahrenhorst. Auf der Gegenseite traf Jan Schlaudraff nur den
Rücken von Marius Ebbers. Zwanzig Minuten vor Schluss verhinderten
Moses Sichone und Alexander Klitzpera hintereinander per Grätsche
gegen Thorvaldsson den Anschlusstreffer, eine Minute später fing Stephan
Straub eine Flanke von Altin Lala sicher ab. Nachdem ihm im ersten Durchgang
noch ein gefährlicher Abwurf in die Füße des Gegners
unterlaufen war, fand Straub dieses Mal an der Mittellinie Jan Schlaudraff.
Der ließ Andersson mit einem schnellen Antritt stehen und legte quer.
Schröter grätschte ins Leere, und Reiner Plaßhenrich traf
zum 0:3. Während im Alemannia-Block mittlerweile blendende Stimmung
herrschte, gingen die 96-Anhänger entweder nach Hause oder wechselten
das Lager.
Nach dem Spiel entlud sich der Zorn vor allem gegen Trainer Peter Neururer,
ein Besoffener vor dem Stadion schrie einige Polizisten an, sie sollen Herrn
Neururer ausrichten, dass er ein Arschloch ist. Ungeachtet des traurigen
Schicksals
des Herrn Neururer landete die Alemannia am Ende verdient den ersten
Bundesligasieg seit dem 3.5.1970 und den ersten
Auswärtssieg seit dem 7.6.1969. Dieser Sieg
war ganz wichtig, die Mannschaft kann jetzt mit breiter Brust und ohne Druck
in das Spiel gegen Rübenbauernhausen gehen. Außerdem können
wir uns mindestens drei Wochen lang auf einem Nichtabstiegsplatz sonnen.