So, 05.08.01:
Hannover 96 - ALEMANNIA 3:0 (3:0)
Sievers - Cherundolo, Diouf, Stefulj, Rose (36. Mikolajczak) - Lala, Krupnikovic, Simak - Stendel (68. Bounoua), Kaufmann, Keita (73. Morinas)
(Ochs - Schäfer, Dermech, Backhaus / Rangnick)
C. Schmidt - Bashi, F. Schmidt, Bediako, Zernicke - Hildmann, Lozanowski (68. Spanier), Grlic, Lämmermann (68. Landgraf) - Zhang Xiaorui (46. Caillas), Xie Hui
(Straub - Rauw, Zimmermann, Ivanovic / Hach)

Zuschauer: 15872 (ca. 300 aus Aachen)
Gelb: Stefulj - Hildmann, Landgraf
Gelb-Rot: Xie Hui (23.; Meckern), Grlic (60.; wiederholtes Foulspiel)

1:0 Kaufmann (16.)
2:0 Diouf (26.)
3:0 Simak (38.)
Krupnikovic schießt Foulelfmeter an den Pfosten (67.)



Nach zwei Auftritten beim Hallenpokal und einem müden 0:0 gegen Ende der letzten Saison ging es schon zum vierten Mal in diesem Jahr nach Hannover. Nach den schlechten Stau-Erfahrungen beim letzten Spiel fuhren wir diesmal sicherheitshalber sehr früh los und kamen entsprechend lange vor Spielbeginn an. Glücklicherweise gibt es das Hallenbad neben dem Stadion, in dem man sich die Zeit vertreiben kann. Einige wollten komplett auf Nummer Sicher gehen und fuhren schon ganz früh morgens mit dem Zug los. Dass ausgerechnet diese Leute zu spät zum Spiel kamen, war Anlass einiger zugegeben recht gemeiner Schadenfreude. Nur 300 Aachener hatten sich auf den Weg nach Hannover gemacht, für das erste Auswärtsspiel der Saison doch sehr enttäuschend (zum Vergleich: erstes Auswärtsspiel 2000/01 in Mannheim: 1200 Aachener; 1999/00 in Bochum: 6000 Aachener).
Eugen Hach tat das, was viele immer wieder gefordert hatten: er gab einem jungen Spieler eine Chance; Eddie Bediako spielte im zentralen Abwehrbereich anstelle des verletzten Henri Heeren. Hannover erarbeitete sich schon bald nach Anpfiff gute Chancen; Aachens Abwehr glich von Beginn an einem Hühnerhaufen. Nachdem Christian Schmidt noch einige Male klären konnte, war es nach 16 Minuten passiert: Kaufmann traf zum 1:0 für Hannover. Es sollte noch schlimmer kommen: nach einem unberechtigten Pfiff gegen Goran Lozanowski pflaumte Xie Hui den Schiedsrichter an und sah die gelbe Karte. Anstatt aber danach die Fresse zu halten, redete er weiter auf den Unparteiischen ein und sah folgerichtig Gelb-Rot. Man weiß nicht, was genau er gesagt hat und ob es im Nachhinein so eine gute Idee war, ihm Deutsch beizubringen, aber in jedem Fall ist es eine Unverschämtheit, seine Mannschaftskameraden so im Stich zu lassen - ob Undiszipliniertheit oder absichtlich provozierter Rauswurf. Frank Schmidt gab ihm auch einige deutliche Worte mit in die Kabine.
Spielentscheidend war diese Szene allerdings nicht, denn schon zu elft war die Alemannia dem Gegner klar unterlegen. Drei Minuten nach der gelb-roten Karte gegen Xie Hui stand es schon 2:0; vor der Pause fiel noch das 3:0. Nicht nur die Abwehr, sondern die ganze Mannschaft spottete dabei jeder Beschreibung. Eddie Bediako ist vielleicht technisch stärker als ein Schmidt, Bashi oder Rudan und sicher eine wichtige Stütze unserer Oberligamannschaft, aber gerade bei Standardsituationen nicht wach genug, um einen Zweitligastürmer im Griff zu behalten. Mindestens ein Tor geht auf seine Kappe. Aber auch Clirim Bashi und Sascha Hildmann ließen Zweifel an ihrer Zweitligatauglichkeit aufkommen. Hildmann wurde ein ums andere Mal von Hannoveranern mit simplen Körpertäuschungen ausmanövriert, Clirim Bashi manövrierte sich durch ungestüme Abwehrversuche selbst aus, und Frank Schmidt ist nach seiner Verletzung nicht schnell genug, um den Stürmern auf den Fersen zu bleiben. Insgesamt knüpfte die Alemannia nahtlos an die desolaten Auswärtsvorstellungen des letzten Jahres an - Nürnberg, Duisburg, Osnabrück usw.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit holten die Aachener Ultras ihr durch ihre Verspätung versäumtes Intro nach. Das ganze sah zwar schön aus, war zu dem Zeitpunkt aber unpassend. Für eine derart unmotivierte und desolate Vorstellung hat unsere Mannschaft so etwas nicht verdient. Man hatte leider den Eindruck, dass die Durchführung der Choreo mehr der Selbstdarstellung als dem Support der Mannschaft diente, denn es war offensichtlich, dass an diesem Tag jeder Support nutzlos war.
Im amerikanischen Profisport gibt es ein ungeschriebenes Gesetz, bei klarer Überlegenheit das Ergebnis nicht unnötig in die Höhe zu treiben, um den Gegner lächerlich zu machen. Während der Alemannia das bei ihren sinnlosen Testspielen gegen Auswahlmannschaften aus Monschau oder Würselen eher egal ist, war Hannover gnädig und ließ es in der zweiten Halbzeit etwas ruhiger angehen. Ansonsten wäre nach der zweiten gelb-roten Karte für Ivica Grlic der alte 0:8-Minusrekord von den Spielen beim Bonner FV (1905/06) und VfR Köln (1946/47) in Gefahr gewesen. Die Hannoveraner waren sogar so fair, einen Foulelfmeter gegen den Pfosten zu schießen. Allerdings muss man den verbleibenden neun Aachenern zugestehen, dass wenigstens der kämpferische Einsatz in der zweiten Halbzeit stimmte. Mitte der zweiten Hälfte sorgten wolkenbruchartige Regenfälle für die kurzzeitige Hoffnung, dass der Schiedsrichter vielleicht ein Einsehen haben und die Partie abbrechen würde.
Was am Ende blieb, war die bittere Erkenntis, dass die Aachener während der gesamten 90 Minuten nicht ein einziges Mal aufs Tor geschossen hatten. Zum ersten Mal seit 1967/68 steht die Alemannia nach zwei Spieltagen ohne Punkt und Tor da. Es wird leider zur Gewohnheit, vom Auswärtsspiel nach Hause zu kommen und erstmal die Bücher zu wälzen, welchen Minusrekord wir denn heute gebrochen haben und wann wir das letzte Mal so schlecht waren. Eugen Hach kann einem sicherlich leid tun - er hat als Spieler immer alles gegeben und hätte sich so eine Vorstellung wohl nicht erlaubt - aber man hat leider den Eindruck, dass er die Mannschaft nicht mehr erreicht. Es lag nicht an der Taktik oder an der Aufstellung, sondern einzig daran, dass die Spieler am Pennen waren.

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