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Sievers - Cherundolo, Diouf, Stefulj,
Rose (36. Mikolajczak) - Lala, Krupnikovic, Simak -
Stendel (68. Bounoua), Kaufmann, Keita (73. Morinas)
(Ochs - Schäfer, Dermech, Backhaus / Rangnick) |
C. Schmidt - Bashi, F. Schmidt, Bediako, Zernicke - Hildmann,
Lozanowski (68. Spanier), Grlic, Lämmermann (68. Landgraf) -
Zhang Xiaorui (46. Caillas), Xie Hui
(Straub - Rauw, Zimmermann, Ivanovic / Hach) |
Nach zwei Auftritten beim Hallenpokal und einem müden 0:0 gegen Ende
der letzten Saison ging es schon zum vierten Mal in diesem Jahr nach
Hannover. Nach den schlechten Stau-Erfahrungen beim letzten Spiel fuhren wir
diesmal sicherheitshalber sehr früh los und kamen entsprechend lange
vor Spielbeginn an. Glücklicherweise gibt es das Hallenbad neben dem
Stadion, in dem man sich die Zeit vertreiben kann. Einige wollten komplett auf
Nummer Sicher gehen und fuhren schon ganz früh morgens mit dem Zug los.
Dass ausgerechnet diese Leute zu spät zum Spiel kamen, war Anlass einiger
zugegeben recht gemeiner Schadenfreude. Nur 300 Aachener hatten sich auf den
Weg nach Hannover gemacht, für das erste Auswärtsspiel der Saison
doch sehr enttäuschend (zum Vergleich: erstes Auswärtsspiel 2000/01
in Mannheim: 1200 Aachener; 1999/00 in Bochum: 6000 Aachener).
Eugen Hach tat das, was viele immer wieder gefordert hatten: er gab einem
jungen Spieler eine Chance; Eddie Bediako spielte im zentralen Abwehrbereich
anstelle des verletzten Henri Heeren. Hannover erarbeitete sich schon bald
nach Anpfiff gute Chancen; Aachens Abwehr glich von Beginn an einem
Hühnerhaufen. Nachdem Christian Schmidt noch einige Male klären
konnte, war es nach 16 Minuten passiert: Kaufmann traf zum 1:0 für
Hannover. Es sollte noch schlimmer kommen: nach einem unberechtigten Pfiff
gegen Goran Lozanowski pflaumte Xie Hui den Schiedsrichter an und sah die
gelbe Karte. Anstatt aber danach
die Fresse zu halten, redete er weiter auf den Unparteiischen ein und sah
folgerichtig Gelb-Rot. Man weiß nicht, was genau er gesagt hat und ob
es im Nachhinein so eine gute Idee war, ihm Deutsch beizubringen, aber in
jedem Fall ist es eine Unverschämtheit, seine Mannschaftskameraden so
im Stich zu lassen - ob Undiszipliniertheit oder absichtlich provozierter
Rauswurf. Frank Schmidt gab ihm auch einige deutliche Worte mit in die
Kabine.
Spielentscheidend war diese Szene allerdings nicht, denn schon zu elft war
die Alemannia dem Gegner klar unterlegen. Drei Minuten nach der gelb-roten
Karte gegen Xie Hui stand es schon 2:0; vor der Pause fiel noch das 3:0.
Nicht nur die Abwehr, sondern die ganze Mannschaft spottete dabei jeder
Beschreibung. Eddie Bediako ist vielleicht technisch stärker als ein
Schmidt, Bashi oder Rudan und sicher eine wichtige Stütze unserer
Oberligamannschaft, aber gerade bei Standardsituationen nicht wach genug, um
einen Zweitligastürmer im Griff zu behalten. Mindestens ein Tor geht auf
seine Kappe. Aber auch Clirim Bashi und Sascha Hildmann ließen Zweifel
an ihrer Zweitligatauglichkeit aufkommen. Hildmann wurde ein ums andere Mal
von Hannoveranern mit simplen Körpertäuschungen ausmanövriert,
Clirim Bashi manövrierte sich durch ungestüme Abwehrversuche selbst
aus, und Frank Schmidt ist nach seiner Verletzung nicht schnell genug, um den
Stürmern auf den Fersen zu bleiben. Insgesamt knüpfte die
Alemannia nahtlos an die desolaten Auswärtsvorstellungen des letzten
Jahres an - Nürnberg, Duisburg, Osnabrück usw.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit holten die Aachener Ultras ihr durch ihre
Verspätung versäumtes Intro nach. Das ganze sah zwar schön
aus, war zu dem Zeitpunkt aber unpassend. Für eine derart unmotivierte
und desolate Vorstellung hat unsere Mannschaft so etwas nicht verdient. Man
hatte leider den Eindruck, dass die Durchführung der Choreo mehr der
Selbstdarstellung als dem Support der Mannschaft diente, denn es war
offensichtlich, dass an diesem Tag jeder Support nutzlos war.
Im amerikanischen Profisport gibt es ein ungeschriebenes Gesetz, bei klarer
Überlegenheit das Ergebnis nicht unnötig in die Höhe zu
treiben, um den Gegner lächerlich zu machen. Während der Alemannia
das bei ihren sinnlosen Testspielen gegen Auswahlmannschaften aus Monschau
oder Würselen eher egal ist, war Hannover gnädig und ließ es
in der zweiten Halbzeit etwas ruhiger angehen. Ansonsten wäre nach der
zweiten gelb-roten Karte für Ivica Grlic der alte 0:8-Minusrekord von
den Spielen beim Bonner FV (1905/06) und VfR Köln (1946/47) in Gefahr
gewesen. Die Hannoveraner waren sogar so fair, einen Foulelfmeter gegen den
Pfosten zu schießen. Allerdings muss man den verbleibenden neun
Aachenern zugestehen, dass wenigstens der kämpferische Einsatz in der
zweiten Halbzeit stimmte. Mitte der zweiten Hälfte sorgten
wolkenbruchartige Regenfälle für die kurzzeitige Hoffnung, dass
der Schiedsrichter vielleicht ein Einsehen haben und die Partie abbrechen
würde.
Was am Ende blieb, war die bittere Erkenntis, dass die Aachener während
der gesamten 90 Minuten nicht ein einziges Mal aufs Tor geschossen hatten.
Zum ersten Mal seit 1967/68 steht die Alemannia nach zwei Spieltagen ohne Punkt
und Tor da. Es wird leider zur Gewohnheit, vom Auswärtsspiel nach Hause
zu kommen und erstmal die Bücher zu wälzen, welchen Minusrekord wir
denn heute gebrochen haben und wann wir das letzte Mal so schlecht waren.
Eugen Hach kann einem sicherlich leid tun - er hat als Spieler immer alles
gegeben und hätte sich so eine Vorstellung wohl nicht erlaubt - aber man
hat leider den Eindruck, dass er die Mannschaft nicht mehr erreicht. Es lag
nicht an der Taktik oder an der Aufstellung, sondern einzig daran, dass die
Spieler am Pennen waren.