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Fischer - Kies, Stoll, Eggimann, Dick - Hassa, Männer, Engelhardt,
Trares (77. Rothenbach) - Saenko (87. Cetin),
Casey
(Miller - Mann, Reule, Wojtala, Zepek / Köstner) |
Straub - Paulus, Klitzpera, Mbwando, Blank -
Grlic (46. Salou), Brinkmann (66. Michalke), Pflipsen,
Fiel (56. Krontiris) - Meijer, Gomez
(Memmersheim - Landgraf, Lanzaat, van der Luer / Berger) |
Den ersten Matchball gegen Ahlen hatte die Alemannia vergeben, hatte aber
Glück, dass ihr durch die anderen Ergebnisse ein zweiter geschenkt wurde.
Mit einem Sieg beim Karlsruher SC wäre nach 34 Jahren die Rückkehr
in die Bundesliga gelungen. Dementsprechend schlaflos waren die letzten
Nächte vor dem Spiel für viele Fans. Vor zwei Jahren hatte man
schon einmal ein entscheidendes Spiel gegen den
Abstieg in Karlsruhe bestritten. Damals hatten rund 300 Fans ihre Mannschaft
begleitet, dieses Mal waren es 8-9000. Wo man sonst alle 2 Stunden auf
ein anderes Aachener Fahrzeug trifft, war die A61 an diesem Tag schon um 9
Uhr morgens fest in Aachener Hand. Ein Sitzplatzblock in der Kurve blieb den
KSC-Fans vorbehalten, die das Stadion insgesamt, auch dank Werbeaktion und
Freikarten, mit 32000 Besuchern gut gefüllt hatten. Obwohl es auch
für Karlsruhe um alles ging, waren kaum Aggressionen zwischen den
Fangruppen vorhanden, auch wenn der Stadionsprecher sein bestes tat, die
Stimmung anzuheizen. Schlechtes Omen: Schiedsrichter war kein geringerer als
Pokalheld Dr. Markus Merk.
Spannend wurde es erstmals, als auf der Anzeigetafel die
Mannschaftsaufstellungen bekannt gegeben wurden. Nicht etwa wieder Quido
Lanzaat, sondern erneut George Mbwando begann im Abwehrzentrum. Auch Willi
Landgraf blieb draußen, für ihn spielte Frank Paulus auf der
rechten Abwehrseite. Die Außenpositionen im Mittelfeld besetzten Dennis
Brinkmann und Cristian Fiel, vorne stürmte Daniel Gomez neben Erik
Meijer.
Ein Tor hätte zum Aufstieg reichen können, und nach fünf
Minuten hätte es soweit sein können. Daniel Gomez nahm einen langen
Ball von Ivica Grlic schön an und ließ Florian Dick ins Leere
laufen. Somit bot sich Gomez aus 12 Metern halblinker Position die Chance,
die Alemannia in Führung und vielleicht in die Bundesliga zu schießen,
aber er setzte den Ball überhastet über die Latte. Nicht
nur in dieser Szene war beiden Mannschaften die Nervosität deutlich
anzumerken. Der KSC schien etwas besser mit dem Druck klarzukommen. Ivan
Saenko bot sich nach einem Eckball die erste Chance für die Gastgeber.
Die Alemannia trat keineswegs wie in einem Heimspiel auf, und das war es auch
beim besten Willen nicht. Die meisten der zahlreich mitgereisten Aachener
beschränkten sich auf den nervösen Blick aufs Spielfeld und bekamen
nur selten die Schnauze auf. Für ein derart entscheidendes Spiel war das
ein ganz schwacher und enttäuschender Support. Ähnlich
enttäuschend das Geschehen auf dem Spielfeld, die Gastgeber wirkten
entschlossener. Marco Engelhardt köpfte nach Flanke von Saenko am rechten
Pfosten vorbei. Fünf Minuten vor der Pause hatte die Alemannia zum
zweiten Mal die Chance, alles zum Guten zu wenden. Nach einem langen Einwurf
von Stefan Blank wurde zunächst Daniel Gomez abgeblockt, und dann bot
sich Frank Paulus aus zehn Metern die Chance, an die man wohl noch lange
denken wird. Paulus traf den Ball nicht voll und verfehlte den langen Pfosten
um mehr als fünf Meter. Wenig später ein schnell vorgetragener
Konter des KSC. Christian Hassa bediente Thomas Kies auf der verwaisten
linken Aachener Außenbahn. Kies kam frei zum Flanken, Jan Männer
verlängerte per Kopf gegen den nur zuschauenden Alexander Klitzpera.
Conor Casey nahm den Ball an, drehte sich, erwischte Karlheinz Pflipsen auf
dem falschen Fuß und brachte den Ball zum 1:0 im kurzen Eck unter.
Damit blieb erstmal der nervöse Griff zum Handy, und die Kunde von
den anderen Plätzen war (wie kaum anders zu erwarten) verheerend bis
hoffnungslos.
Was blieb, war die Hoffnung, dass die Alemannia änhlich wie in
Oberhausen verwandelt aus der Kabine kommen würde. Allerdings gab es
erst einmal die schlechte Nachricht, dass Ivica Grlic grippegeschwächt
in der Kabine geblieben war; für ihn kam mit Bachirou Salou ein dritter
Stürmer. Die Alemannia spielte in der Tat ein wenig engagierter als noch
in der ersten Halbzeit, allerdings war der KSC ein ganz anderer Gegner als RWO
vor zwei Wochen und ließ zunächst kaum Chancen zu. Im Gegenteil:
Marco Engelhardt traf zum vermeintlichen 2:0, und die Alemannia hatte
Glück, dass Jan Männer, der Stephan Straub die Sicht genommen hatte,
im Abseits stand. Nun wurde es kurzzeitig etwas lauter in der Gästekurve,
aber lange hielt das leider nicht an. Immerhin hatte Bachirou Salou nach
Rückpass von Erik Meijer die erste Ausgleichschance, wurde aber von
Marco Engelhardt entscheidend gestört. Zehn Minuten nach dem Wechsel kam
mit Emmanuel Krontiris für Cristian Fiel der vierte Stürmer.
Glück für die Alemannia, dass wenig später Markus Merk zwar
auf eine plumpe Schauspieleinlage von Bernhard Trares hereinfiel, aber Daniel
Gomez für die vermeintliche Tätlichkeit gegen Trares nur Gelb
zeigte. Martin Stoll hätte nach Fehler von Stefan Blank alles klar
machen können, aber die Alemannia blieb weiter im Spiel. 3:0 stand es
mittlerweile für Mainz und Cottbus, und es war endgültig klar, dass
man es nur noch aus eigener Kraft schaffen konnte. Die Zeit lief davon, und
das Aufbäumen kam letztendlich zu spät. Mit Kai Michalke für
Dennis Brinkmann wurde auch die letzte Offensivoption gezogen. Florian Dick
warf sich im letzten Moment in einen Schuss von Karlheinz Pflipsen. Auf der
anderen Seite überlief Conor Casey George Mbwando, scheiterte aber
schließlich an Stephan Straub. Dann ließ Torwart Martin Fischer
einen Schuss von Karlheinz Pflipsen abklatschen, aber Bachirou Salou sprang
im Nachsetzen der Ball zu weit von der Brust. Auf der Gegenseite vergab Marco
Engelhardt nach Vorlage von Ivan Saenko die Entscheidung. Fünf Minuten
vor Schluss bediente Bachirou Salou, dessen Einwechslung neues Leben ins
Spiel gebracht hatte, Emmanuel Krontiris, der gerade noch von hinten
abgegrätscht wurde. Martin Fischer fischte den Abpraller aus der Ecke,
dann brachte Kai Michalke den Ball noch einmal nach innen. Dank unsortierter
KSC-Abwehr kam Bachirou Salou aus sieben Metern völlig frei zum
Kopfball, setzte den Ball aber über die Latte. Wenn der drin gewesen
wäre, dann wäre noch einmal alles möglich gewesen, aber so
schwanden auch die letzten Hoffnungen. Bachirou Salou vergab auch die
allerletzte gute Chance.
Ein Großaufgebot der Polizei verhinderte beim anschließenden
Karlsruher Platzsturm unschöne Szenen wie gegen Bochum vor zwei Jahren.
Einige Idioten, die Aufstiegsschals hergestellt hatten,
mussten die für zwei Euro verramschen.
Jede Menge betretene Gesichter gab es auf der Rückfahrt zu sehen,
während in Mainz nach mehreren ähnlich verkorksten Saisonfinals
gefeiert wird.
Die Alemannia hatte somit mit einer sehr mäßigen Rückrunde
(22 Punkte aus 17 Spielen) als Herbstmeister (wie schon
1984/85) den Aufstieg verspielt. Bei beiden
vergebenen Matchbällen muss ehrlich gesagt werden, dass ein Sieg mit
etwas Glück möglich, aber nicht verdient gewesen wäre. Der
Aufstieg wurde ganz woanders verspielt, so z.B. beim 2:3 beim Aufsteiger
Mainz, wo man schon mit 2:0 geführt hatte. Damit beendet die Alemannia
wie im Vorjahr die Saison als Sechster und fährt ohne jede Euphorie zum
Pokalfinale nach Berlin. Neben dem am selben Tag klargemachten Aufstieg der
Amateure mag es tröstend sein, dass einige wieder auf den Boden
zurückgeholt werden: Man wird uns nicht überhastet das Stadion
abreißen, und man wird vielleicht auch in Zukunft keine schmierigen
Politiker auf Wahlplakaten mit schwarz-gelben Schals ertragen müssen.
Dafür wird man es sportlich sehr schwer haben, mit Ivica Grlic wird
zumindest einer der Schlüsselspieler die Mannschaft verlassen. Mit
starker Konkurrenz aus Cottbus, Duisburg, Frankfurt, München und vom
dritten Absteiger wird es ungleich schwerer werden, noch einmal um den
Aufstieg mitzuspielen. Mit etwas Abstand sollte das unglückliche Finale
aber nicht den Blick auf eine gute Saison, Pokalfinale und UEFA-Cup-Einzug
verstellen - auch wenn es schwerfällt und wehtut.