|
|
|
Bade - Cullmann, Sinkiewicz (71. Achenbach), Bilica, Voigt -
Schindzielorz (82. Springer), Sinkala, Rahn - Scherz (57. Ebbers),
Streit, Podolski
(Wessels - Bröker, Lell, Guié-Mien / Stevens) |
Straub - Brinkmann, Stehle, Sichone, Noll - Rolfes, Plaßhenrich,
Gomez - Pinto (72. Petrovic), Michalke (83. Meijer),
Scharping (61. Paulus)
(Nicht - Hengen, Schlaudraff, Iwelumo / Hecking) |
Drei Tage nach dem UEFA-Cup-Spiel in Alkmaar verschlug es uns schon wieder
nach Cöln, was ein wenig ärgerlich ist, denn schön ist es da
nun wirklich nicht, und eigentlich würde man seine Sonntage lieber in
Aachen verbringen. Für ein wenig Abwechslung sorgte nur die ungewohnte
Perspektive in der umgebauten Hauptkampfbahn. Wo normalerweise große
UEFA-Cup-Stimmung herrscht, hingen merkwürdige Fahnen wie "Wunde
Hintern 1996" oder "Karlsblöde Aachen". Auch die
Musikauswahl ließ sehr zu wünschen übrig, die Ohren der
insgesamt 50000 Zuschauer wurden mit irgendeiner gequirlten Scheiße
über irgendwelche Trömmelchen o.ä. penetriert - was 40000
etwas seltsamere unter ihnen nicht groß zu stören schien. Im
Gästeblock musste man sich derweil mit den Ordnern und ihren
eigenwilligen Vorstellungen rumärgern. "Rutsch mal bitte rein"
wurde man beispielsweise aufgefordert, sich den einheimischen Sitten und
Gebräuchen anzupassen.
Besonders große Lust auf das Spiel machte das alles nicht, dazu kam die
ungünstige Ausgangsposition einer ausgeruhten SG KBC/Sülz 07 gegen
eine vom UEFA-Cup gezeichnete Alemannia, die diverse Ausfälle zu
verkraften hatte. Alexander Klitzpera, Willi Landgraf, Cristian Fiel,
Laurentiu Reghecampf und Florian Bruns waren gar nicht dabei, Moses Sichone
ging grippegeschwächt ins Spiel, und Erik Meijer saß
überraschend immerhin schon wieder auf der Bank. Im Zweifelsfall
würde Lukas Podolski in der letzten Minute einen Elfmeter oder Matthias
Scherz wie im Hinspiel eine rote Karte provozieren.
Ex-Roda-Coach Huub Stevens hatte auch schon versucht, auf den Zug der Cölner
Klatschpresse aufzuspringen und mit schwachsinnigem Gefasel wie
"besonderer Schutz für Sonderschüler" die Platzverweise
herbeizureden.
Die Alemannia, mit Jens Scharping für Meijer im Sturmzentrum, hielt
zunächst gut dagegen. Die erste brenzlige Situation gab es nach rund
zehn Minuten, als Streit im Strafraum stolperte und sich hilfesuchend
nach Michael Weiner umsah, der aber offenbar gerade ein anderes Spiel pfiff.
Wenig später der nächste Faller von Streit, das Spiel lief weiter,
Voigt brachte den Ball nach innen, und Cullmann stand am langen Pfosten
völlig frei. Stephan Straub warf sich ihm entgegen, fälschte den
Schuss noch ab, und Emil Noll köpfte den Ball schließlich von der
Linie. Die SG tat für eine Heimmannschaft relativ wenig, die Alemannia
gab etwa ab der 30. Minute den Ton nicht mehr nur auf den Rängen,
sondern auch auf dem Rasen (oder dem, was Schnee und UEFA-Cup davon
übriggelassen hatten) an. Die erste gute Chance für unsere Mannschaft hatte
Emil Noll mit einem Kopfball nach Freistoß von Kai Michalke; Torwart
Bade war rechtzeitig unten. Wenig später setzte Sergio Pinto einen
Schuss aus gut 20 Metern rund 2 Meter am linken Pfosten vorbei.
Die Alemannia packte nach der Pause nicht für möglich gehaltene
Kraftreserven aus und verschärfte das Tempo. Kai Michalke scheiterte
mit einem Schuss aufs kurze Eck nach Pass von Simon Rolfes an Torwart Bade.
Bei der anschließenden Ecke kam Thomas Stehle aus 5 Metern völlig
frei zum Kopfball, zielte aber zu genau auf Bade. Wie schon gegen Unterhaching
zog sich die Alemannia selbst mit einem unnötigen Platzverweis den Zahn.
Rahn spielte einen langen Ball auf Podolski, den der nicht mehr erlaufen
hätte. Der bereits verwarnte Thomas Stehle klammerte und sah Gelb-Rot.
Wie schon im Hinspiel musste die Alemannia das Spiel zu zehnt beenden, und
dieses Mal war der Platzverweis sogar vertretbar. Matthias Scherz konnte
sich beruhigt auswechseln lassen, für ihn gab es bei ohnehin vorhandener
Überzahl nichts Sinnvolles mehr zu tun. 07 tat sich allerdings auch mit
einem Mann mehr noch schwer. Die beste Chance hatte der eingewechselte
regelmäßige Alemannia-Killer Ebbers, der eine Ecke gegen die Latte
köpfte. Die Alemannia wehrte sich weiterhin tapfer, und zehn Minuten
vor Schluss schien man endlich einmal belohnt zu werden. Simon Rolfes schickte
Daniel Gomez steil, und der war ganz alleine durch, aber der Linienrichter
hatte die Fahne gehoben. Zwischen Gomez und der Linie hatte neben Bade noch
etwas abseits vom Geschehen Cullmann gestanden. Wie so oft gegen die SG war
die Alemannia Opfer des Schiedsrichters geworden, und so war völlig klar,
wie die Sache ausgehen würde - da half auch die späte Einwechslung
von Erik Meijer nichts mehr (Krontiris hätte vielleicht geholfen). Zwei Minuten vor Schluss kam Springer zum Schuss,
zielte rechts vorbei, schoss aber den sinnlos im Weg rumstehenden Podolski so
an, dass der nicht mehr ausweichen konnte und den Ball zum zweiten
Last-Minute-KO der Alemannia in Folge ins Tor abfälschte. Die Freude
bei den Sülzer Spielern war groß, gerade so als ob glückliche
späte Tore etwas neues für sie wären.
Damit ist die Meisterschaft gelaufen. Die SG wird wieder einmal in die
Bundesliga aufsteigen, um in Kürze wieder abzusteigen, und die Alemannia
kann sich (wenn nicht gerade Mainz noch absteigt) immerhin darauf freuen, im
nächsten Jahr Ruhe vor schlechter Karnevalsmusik zu haben und sich nicht
auf der Fürther Stahlrohrtribüne langweilen zu müssen. Der
Aufstieg wurde sicher nicht in diesem Spiel, sondern eher bei den diversen am
Tivoli liegengebliebenen Punkten verspielt. Nach 5 Niederlagen aus den letzten
6 Spielen geht es nun noch darum, die Saison anständig zu Ende zu spielen
und als 4. oder 5. und nicht als 10. zu beenden. Und vorher war da ja auch
noch am Donnerstag ein anderer Termin.