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Straub - Pinto, Klitzpera, Sichone, Leiwakabessy -
Plaßhenrich (76. Koen), Fiel, Rösler, Dum (71. Reghecampf) -
Schlaudraff, Ebbers (68. Ibisevic)
(Schell - Herzig, Casper, Lehmann / Hecking) |
Neuer - Rafinha (36. Rodriguez), Bordon, Krstajic,
Kobiashvili - Ernst, Bajramovic, Lincoln -
Halil Altintop, Lövenkrands (80. Asamoah),
Kuranyi (46. Hamit Altintop)
(Lemczyk - Abel, Özil, Varela / Slomka) |
36 Jahre hatte die Alemannia auf die Bundesliga gewartet und war auch am
ersten Spieltag noch nicht wirklich angekommen: unspektakulärer Gegner,
keine Torchance, deutliche Niederlage, und das ganze bei irgendeiner
Farbenfabrik zwischen Cöln und Düsseldorf. Dieser Samstag hingegen
war das, was man sich in jahrelangen Träumen von der Bundesliga
vorgestellt hat: Ein vollbesetzter Tivoli und ein traditionsreicher Gegner,
gegen den die Alemannia zwischen 1947 und 1990 50
Pflichtspiele bestritt - darunter Spitzenspiele in der Oberliga West
1957/58 (2:1/0:4), das
legendäre 4:3 n.V. im Pokalhalbfinale 1965,
das unglückliche 1:2 n.V. oder der
letzte Sieg 1988. Leider haben sich die Zeiten
seitdem geändert: Bei Schalke spielen statt Wollitz, Schipper, Regenbogen
oder Täuber jetzt Lincoln, Lövenkrands oder Altintop
Hallenfußball, und die Alemannia tritt als GmbH an. Als
personifiziertes Unglück hatte man auch noch Herbert Fandel als
Schiedsrichter angesetzt - warum nicht gleich Weiner, Merk oder Kreyer...
In unserer Mannschaft gab es gegenüber dem 0:3
in Leverkusen insgesamt fünf Umstellungen, gespielt wurde im 4-4-2 mit
Mittelfeldraute. Neben dem gesperrten Kristian
Nicht blieben auch der Kießling-geschädigte Nico Herzig, Matthias
Lehmann, Laurentiu Reghecampf und Emil Noll draußen - letzterer war
gar nicht im Kader. Für sie spielten Stephan Straub (auf der Bank
saß Daniel Schell), Moses Sichone (nach
ausgestandener Verletzung), Jan Schlaudraff (nach abgelaufener Sperre),
Cristian Fiel und Sascha Dum. Insbesondere die Rückkehr von Sichone tat
der Mannschaft sichtlich gut, die Spieleröffnung war deutlich
kontrollierter als in Leverkusen. Die Alemannia überstand die ersten
nervösen Minuten schadlos, hielt das spiel völlig offen und
erarbeitete sich nach einer Viertelstunde durch großen Einsatz
allmählich ein Übergewicht. Ein Kopfball von Sascha Dum nach Ecke
von Sergio Pinto ging über das Tor, Ersatztorwart Manuel Neuer hatte in
seinem ersten Bundesligaspiel schon auf dem Boden gelegen. Bei der von
unserer Elf an den Tag gelegten Leidenschaft blieb die Hektik nicht aus,
zumal der konfuse Herbert Fandel Pfeife und gelbe Karte streng nach dem
Zufallsprinzip bediente. Das erste große Haareraufen gab es bei der
nächsten Ecke von Sergio Pinto. Sascha Dum hielt aus 14 Metern aus der
Drehung drauf. "Gott will es", musste man letzte Saison beinahe
überrascht feststellen, aber in der Bundesliga scheinen die Dinge wieder
ihren gewohnten Lauf zu nehmen: Das Glück haben immer die mit dem Geld,
der Ball sprang von der Unterkante der Latte ins Feld zurück. Die
Alemannia spielte in der Folgezeit groß auf und gab mächtig Gas.
Sogar Dieter Hecking drückte aufs Tempo und leitete einen Schnellangriff
ein, Sergio Pinto schickte Cristian Fiel per Einwurf entlang der Seitenlinie,
und von der Seite sprang Mladen Krstajic heran. Kein schlimmeres Foul als
das von Kießling gegen Herzig, aber zumindest zeigte sich Herbert Fandel
hier einmal konsequent: Wenn Mbwandos Aktion im Pokalfinale Rot war, dann war
es dies schon lange. Nun wurde es auch richtig laut im Stadion, unsere Spieler
gaben keinen Ball verloren, und der Titelaspirant hatte nichts
entgegenzusetzen. Der stark aufspielende Jeffrey Leiwakabessy eroberte den
Ball gegen Rafinha, und Jan Schlaudraff schickte Marius Ebbers über
links. Der setzte geschickt seinen Körper gegen Marcelo Bordon ein und
legte quer auf Cristian Fiel. Der hatte völlig freie Bahn, kam aber
einen Schritt zu spät und ging mit der linken Fußspitze zum Ball,
anstatt mit der rechten Innenseite kontrolliert einzuschieben. Manuel Neuer
war noch mit dem Fuß dran, und der Ball ging vorbei. Der musste einfach
drin sein, genauso wie der nächste Versuch nur wenig später.
Schalke ließ sich auskontern, Marius Ebbers schickte Sascha Rösler
halbrechts steil, links war noch Jan Schlaudraff mitgelaufen, und Rösler
schlenzte den Ball vorbei an Manuel Neuer und vorbei am linken Pfosten. Mirko
Slomka versuchte, ein wenig Ordnung in seinen immer unsortierter wirkenden
Haufen zu bringen und brachte dummerweise den späteren Torschützen
Dario Rodriguez für Rafinha. Bis zur Pause spielte allerdings weiter nur
die Alemannia. Sascha Rösler spielte auf der linken Seite Jeffrey
Leiwakabessy an, dessen Hereingabe Jan Schlaudraff unglücklich mit dem
Standfuß traf, der Nachschuss Leiwakabessys wurde abgeblockt. Dann
spielte Sascha Rösler im Liegen auf Alexander Klitzpera, der von Marcelo
Bordon gelegt wurde. Selbstverständlich gab Herbert Fandel, der unserer
Mannschaft jeden Scheißdreck abpfiff, keinen Elfmeter.
Veränderung tat Not bei den Gästen, und entsprechend blieb Kevin
Kuranyi in der Kabine und schmierte sich wahrscheinlich erst einmal ein Brot
mit überteuertem Aufstrich. Leider gab es in der zweiten Halbzeit
tatsächlich ein völlig anderes Spiel, Schalke war nun deutlich
aktiver. Wie das so läuft, brachte dann auch der erste ernsthafte
Versuch des Gegners den Todesstoß. Es gab Freistoß für Schalke und nach
unnötigem Foul von Reiner Plaßhenrich gegen Halil Altintop gleich
den nächsten. Sascha Rösler verlängerte den von Lincoln
getretenen Ball unglücklich zum langen Pfosten, Zlatan Bajramovic legte
den Ball nach innen und Sergio Pinto verlor das entscheidende Kopfballduell
gegen Dario Rodriguez - 0:1. Schalke, das insgesamt wenig für das Spiel
getan hatte, spielte die Begegnung nun routiniert nach Hause. Die Alemannia
hatte kein Mittel, die nun souveräne Abwehr um den starken Marcelo Bordon in Gefahr zu
bringen. Manuel Neuer entschärfte eine von Lewan Kobiaschwili
abgefälschte Flanke von Jan Schlaudraff, später traf Schlaudraff
nach Doppelpass mit dem eingewechselten Vedad Ibisevic nur das
Außennetz. Auf der anderen Seite hielt Stephan Straub unsere Mannschaft
mit einer starken Parade bei einem Freistoß von Lincoln im Spiel. Ein
richtiges Aufbäumen gab es leider nicht mehr, auch von den Rängen
sprang der Funke am Ende nicht mehr über.
Die Alemannia hatte zumindest eine Halbzeit lang gut gespielt und zeigte sich
gegenüber dem Leverkusen-Spiel deutlich verbessert. Die überaus
unglückliche Niederlage ist in erster Linie an den vergebenen Chancen der
ersten Halbzeit festzumachen. Damit hat die Alemannia nach zwei Spielen
weiterhin weder Tor noch Punkt auf dem Konto und bestreitet nächste Woche
ein erstes wichtiges Kellerduell in Hannover. Wichtig ist, dass das
Selbstvertrauen der Mannschaft unter den Auftaktniederlagen nicht leidet. Gut,
dass sich nach auch nach der deprimierendsten Niederlage noch eine
aufmunternde Statistik findet: Auch im ersten Bundesligajahr
1967/68 startete die Alemannia mit null Punkten aus
den ersten zwei Spielen, verlor dann aber kein Heimspiel mehr und landete mit
34-34 Punkten auf Platz 11. Gott will es. Hoffentlich.