Mi, 17.03.04:
ALEMANNIA - Bor. Mönchengladbach 1:0 (1:0)
Straub - Landgraf, Klitzpera, Blank, Ewertz (46. Mbwando) - Grlic, Michalke, Pflipsen, Fiel (92. Krontiris) - Meijer, Gomez (67. Salou)
(Hesse - Bediako, Paulus, van der Luer / Berger)
Reitmeier - Asanin, Gaede, Strasser - Hausweiler, Korzynietz, Broich, Ulich (78. van Hout), Carnell (61. Kolkka) - Sverkos (61. Maric), van Lent
(Trainer: Fach)

Zuschauer: 20400 (ausverkauft; ca. 2500 aus Mönchengladbach)
Gelb: Meijer, Michalke - Strasser

1:0 Grlic (42.)









(Fotos: Thorsten/A-Team)









(Fotos: Thorsten/A-Team)











(Fotos: Thorsten/A-Team)



Nervös wie noch nie waren die meisten Alemannia-Anhänger vor dem großen Spiel gegen München Gladbach. Die Perspektiven, die sich bei einem Sieg boten, schienen zu gut, um wahr zu werden: Finale in Berlin, Europapokal und finanzielle Sanierung des Vereins. Zu allem Überfluss musste dieses wichtige Spiel auch noch gegen Gladbach stattfinden, gegen die eine Niederlage doppelt weh getan hätte. Fünf Mal hatten sich Alemannia und Borussia bisher im Pokal gegenübergestanden. 1939 gewann die Alemannia glatt mit 4:1 in der Vorrunde des von-Tschammer-Pokals. Im Westdeutschen Pokal 1960 erreichte die Alemannia auswärts ein 3:3 n.V., hatte aber nach dem erneuten 3:3 n.V. im Wiederholungsspiel Pech beim Losentscheid. In bester Erinnerung sind noch die beiden Pokalspiele in den 80ern, so das 0:2 im Achtelfinale 1984/85, als die Gladbacher auf dem Spielfeld ebenso wie auf dem Aachener Wall äußerst rustikal auftraten. Zwei Jahre später hieß es 0:2 n.V. gegen die Herren Kamps, Winkhold, Lienen, Hochstätter & Co.
Zum aktuellen Spiel mussten beide Trainer ihre Mannschaften verletzungsbedingt umstellen. Bei der Borussia ersetzte Thomas Broich den verletzten Igor Demo. Im Tor stand nicht Jörg Stiel, sondern an seinem 40. Geburtstag Claus Reitmaier. Bei der Alemannia war der Einsatz von Quido Lanzaat lange fraglich gewesen, und letztendlich konnte er nicht auflaufen. Da auch Dennis Brinkmann nach seiner Leistenbruchoperation noch nicht wieder einsatzfähig war, musste in der Innenverteidigung improvisiert werden. Edwin Bediako und George Mbwando hatten zuletzt gepatzt, und so entschied sich Jörg Berger dafür, Stefan Blank in der Innenverteidigung einzusetzen und Fabian Ewertz eine weitere Chance auf der linken Seite zu geben. Auch Ersatztorwart Dirk Memmersheim fiel aus, für ihn saß erstmals Amateurkeeper Marcus Hesse auf der Bank. Im Sturm erhielt der gegen Lübeck starke Daniel Gomez den Vorzug vor dem in der Rückrunde wenig überzeugenden Emmanuel Krontiris.
Keine zwei Minuten dauerte es bis zum ersten gefährlichen Torschuss von Kai Michalke, zehn Minuten bis zum zweiten von Erik Meijer, und man erwartete eine druckvolle Alemannia, wie von Heimspielen gewohnt. Die Gäste störten das Aachener Aufbauspiel aber in der Folgezeit geschickt und erarbeiteten sich zunehmend Feldvorteile. Ivo Ulich gab nach elf Minuten den ersten Warnschuss ab. Nur eine Minute später war es wieder Ulich, der in halbrechter Position freigespielt wurde und den Ball nur knapp am langen Pfosten vorbeisetzte. Der Gast kontrollierte das Spielgeschehen und zeitweise auch die Stimmung auf den Rängen. Nach 19 Minuten folgte dann die große Schrecksekunde. Ivica Grlic konnte einen unpräzisen Pass von Kai Michalke nicht kontrollieren und verlor den Ball an Thomas Broich. Der spielte sofort diagonal auf Vaclav Sverkos. Der manchmal überfordert wirkende Fabian Ewertz lief nur hinterher, Stefan Blank stand zu weit weg, und so hätte Sverkos aus halbrechter Position fast das 0:1 gemacht. Zum Glück prallte der Ball vom linken Innenpfosten in die Arme von Stephan Straub. Zwei Minuten später kam Arie van Lent aus 15 Metern frei zum Schuss, zielte aber genau auf Stephan Straub. Mitte der ersten Halbzeit hatte die Alemannia das Schlimmste überstanden, und nach einer halben Stunde hatte man die erste ganz große eigene Chance. Nach Freistoß von Ivica Grlic, Kopfballkerze von Erik Meijer und erneutem Kopfball von Alexander Klitzpera rutschte Erik Meijer in den Ball, aber das Leder ging Zentimeter am rechten Pfosten vorbei. Auf der anderen Seite prüfte Bernd Korzynietz Stephan Straub aus der Distanz, und schoss wenig später knapp am linken Pfosten vorbei. Nach 40 Minuten ging es endlich einmal schnell bei der Alemannia: Ivica Grlic spielte steil auf Karlheinz Pflipsen, und der wurde kurz vor der Strafraumgrenze von Jeff Strasser gelegt. Ivica Grlic legte sich den Ball 21 Meter vor dem Tor zum Freistoß zurecht, und Claus Reitmaier dirigierte Arie van Lent ganz rechts in der Mauer. Der Schiedsrichter stellte die Mauer einen Meter weiter nach hinten, während Reitmaier schon im Torwarteck stand. In jedem Fall nutzte Grlic die schwach gestellte Mauer und zirkelte den Ball rechts um van Lent herum neben den Pfosten zum viel umjubelten 1:0.
Zur Pause stellte Jörg Berger um und brachte George Mbwando für Fabian Ewertz; Stefan Blank rückte auf seine angestammte Position auf der linken Seite. Was folgte, war die längste Dreiviertelstunde meines Lebens. Anfangs minütlich und später alle paar Sekunden wanderten die Blicke auf die Anzeigetafel, wo die Uhr quälend langsam in Richtung Berlin lief, während Gladbach auf unser Tor anrannte. Ein Kopfball von Jeff Strasser zwei Minuten nach dem Wechsel traf nur das Außennetz. Allzuviel sprang bei den Angriffsbemühungen der Borussia zunächst nicht heraus, und so reagierte Holger Fach und brachte mit Tomislav Maric und Joonas Kolkka zwei frische Offensivkräfte. Mitte der zweiten Halbzeit musste Stephan Straub einen harten Schuss von Thomas Broich vom linken Strafraumeck parieren. Eine gute Viertelstunde vor Schluss hatte die Alemannia die erste Konterchance in der zweiten Hälfte. Karlheinz Pflipsen spielte steil auf Bachirou Salou, der aber von einem Gladbacher Verteidiger gestoppt wurde. Erst in den letzten 15 Minuten schaffte es die Borussia, den Druck zu erhöhen und zu einigen Schusschancen zu kommen. Arie van Lent verzog aus 18 Metern deutlich. Es begann noch einmal das große Zittern, zehn Minuten vor Schluss bekam die Borussia einen zweifelhaften Freistoß 22 Meter vor dem Tor zugesprochen. Jeff Strasser setzte den Ball in die Mauer, den Nachschuss von Thomas Broich aus 18 Metern fischte Stephan Straub aus dem rechten Eck. Die Szene war noch nicht geklärt; Joonas Kolkka brachte den Ball in die Mitte und Arie van Lent setzte zu einem an sich harmlosen Kopfball an, der an den Arm von Erik Meijer sprang - hart an der Grenze zum absichtlichen Handspiel. Die Gladbacher reklamierten Elfmeter, aber der Pfiff blieb aus. Sieben Minuten vor Schluss schloss Markus Hausweiler ein Solo aus gut 20 Metern ab, zielte aber am linken Pfosten vorbei. Fünf Minuten vor dem Ende ging Joonas Kolkka vorbei an Willi Landgraf, wurde nicht angegriffen und schoss schließlich aus knapp 25 Metern am Tor vorbei. Drei Minuten vor Schluss gab es nach Foul von Stefan Blank an Thomas Broich Freistoß für München Gladbach von der rechten Seite; aus dem Gewühl heraus wurde der Ball über das Tor geschossen. Auf der Gegenseite scheiterte Bachirou Salou nach Anspiel von Kai Michalke an Claus Reitmeier, und der Gladbacher Torwart hielt auch den zweiten Versuch von Kai Michalke. Dann die 89. Minute: Thomas Broich brachte den Ball von rechts in den Strafraum, Arie van Lent stieg zum Kopfball hoch und George Mbwando verhinderte, dass van Lent an den Ball kam, indem er das Leder mit ausgestrecktem Arm wegschlug. Was zur Hölle er sich dabei gedacht hat, weiß man nicht, in jedem Fall hatten wir ein Riesen-Glück, dass der Schiedsrichter das Handspiel übersah. Zwei Minuten Nachspielzeit mussten noch durchgestanden werden, in denen Ivica Grlic alles hätte klar machen können. 25 Meter vor dem eigenen Tor eroberte er den Ball von Enrico Gaede und hatte freie Bahn, wurde aber auf dem langen Weg zum anderen Tor von Jeff Strasser eingeholt. Grlic legte quer auf den mitgelaufenen Karlheinz Pflipsen, der aber im Abseits stand. Mehr passierte dann nicht mehr, der nächste Konter wurde vom erlösenden Abpfiff unterbunden.
Insgesamt ein sehr glücklicher Sieg der Alemannia, aber das interessierte nach Abpfiff einen Scheiß-Dreck. Die Alemannia steht zum dritten Mal nach 1953 und 1965 im Finale des DFB-Pokals und aller Wahrscheinlichkeit nach zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte im UEFA-Pokal. Bei 10 ausstehenden Spielen hat Werder Bremen 17 Punkte Vorsprung auf Platz 4, so dass die UEFA-Cup-Teilnahme in wenigen Wochen offiziell sein dürfte. Was das für den Verein bedeutet, ist kaum abzusehen. Allein der Dauerkartenverkauf in der nächsten Saison dürfte ungeahnte Ausmaße annehmen. Erstmal bleibt die Vorfreude auf den ersten Auftritt der Alemannia im Olympiastadion seit dem 1:3 bei Hertha BSC unter Mustafa Denizli und vor allem auf den Europapokal. Beim Blick auf Tabellen und Pokalansetzungen der anderen europäischen Länder kann man leuchtende Augen bekommen: Zur Zeit stehen u.a. folgende Mannschaften auf einem UEFA-Cup-Platz: Inter Mailand, AC Parma, Athletic Bilbao, FC Liverpool, Feyenoord Rotterdam, AEK Athen, Hearts of Midlothian, Benfica Lissabon, Partizan Belgrad usw. Auch Teams wie Olympique Marseille, Aston Villa, Newcastle United, FC Millwall, Glasgow Rangers oder Roter Stern Belgrad haben noch gute Chancen, den UEFA-Cup zu erreichen oder in der Champions-League-Quali zu scheitern. Eine Runde im KO-System wird es geben und danach 5er-Gruppen mit 2 Heim- und 2 Auswärtsspielen für jede Mannschaft. Bei entsprechendem Losglück ist da einiges möglich...



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