So, 14.09.03:
SpVgg Greuther Fürth - ALEMANNIA 7:1 (4:1)
Neuhaus - Westermann, Kleine, Weber, Birk - Surmann, Reichel, Inceman (59. Heller), Caillas - Ruman (66. Burkhardt), Feinbier (65. Eigler)
(Reichold - Kümmerle, Trakys, Markowsky / Hach)
Straub - Landgraf, Klitzpera, Lanzaat (18. Bediako), Blank - Mbwando (37. Bayock), Grlic, Pflipsen, Michalke (46. Brinkmann) - Krontiris, Meijer
(Memmersheim - Paulus, van der Luer, Gomez / Berger)

Zuschauer: 5510 (ca. 200 aus Aachen)
Gelb: Weber - Grlic

1:0 Feinbier (6.)
2:0 Ruman (10.)
2:1 Meijer (14.; Pflipsen, Grlic)
3:1 Feinbier (34.)
4:1 Ruman (40.)
5:1 Ruman (60.)
6:1 Eigler (73.)
7:1 Eigler (88.)





Drei Wochen lagen zwischen dem letzten Meisterschaftsspiel gegen Aue und dem Spiel in Fürth. Entsprechend heiß sollten unsere Spieler auf die Begegnung gewesen sein, zumal es ein Wiedersehen mit den Ex-Aachenern Hach, Inceman, Caillas und Feinbier gab. Die Drubbe von Eugen Hach war mit vier Punkten aus vier Spielen noch schlechter in die Saison gestartet als die Alemannia, und so rechnete man sich gute Chancen aus, zum ersten Mal in fünf Versuchen nach dem Wiederaufstieg in Fürth zu gewinnen. Zwei Umstellungen gab es gegenüber dem Pokalspiel in Erfurt. Willi Landgraf ersetzte Frank Paulus auf der rechten Abwehrseite, und im defensiven Mittelfeld begann George Mbwando. Ivica Grlic rückte ins rechte Mittelfeld, Dennis Brinkmann blieb zunächst auf der Bank.
Das Spiel begann vielversprechend, nach wenigen Minuten bot sich Emmanuel Krontiris die erste gute Einschusschance, aus der er mangels Entschlossenheit nichts machte. Auf der anderen Seite brachte ein Freistoß nach einem dummen Foul von George Mbwando erstmals Gefahr für das Aachener Tor. Kurz hinter der Aachener Mauer wurde Markus Feinbier von Ivica Grlic bewacht. Mirko Reichel hob den Ball über die Mauer, Ivica Grlic schaltete viel zu spät, und Feinbier (der schon für Ahlen gegen die Alemannia getroffen hatte) vollstreckte eiskalt zum 1:0. Dass sich ein Profi wie Grlic noch von so einem uralten Freistoßtrick überraschen lässt, ist schon bemerkenswert. Wenige Minuten später leitete Ugur Inceman einen schnellen Angriff der Gastgeber ein. Olivier Caillas schlug einen langen Ball, der von Quido Lanzaat hoffnungslos unterschätzt wurde. Petr Ruman überlief Lanzaat, behielt frei vor Stephan Straub die Nerven und hob den Ball zum frühen 2:0 ins Netz. Lanzaat wurde wenige Minuten später vom offenbar extrem wütenden Jörg Berger ausgewechselt. Die Alemannia schien sich schnell zu erholen, keine fünf Minuten nach dem 2:0 erzielte Erik Meijer den Anschlusstreffer. Karlheinz Pflipsen hatte Ivica Grlic mit einem Diagonalpass bedient, und der legte den Ball durch vier Fürther hindurch auf Meijer. Allgemein machte die Fürther Abwehr einen änhlich desorientierten Eindruck wie die Aachener Hintermannschaft, und die Alemannia war dem Ausgleich mehrmals nahe. Nachdem Stephan Straub einen Volleyschuss von Petr Ruman entschärft hatte, bot sich Erik Meijer die erste gute Ausgleichschance, als er einen Schuss von Emmanuel Krontiris mit der Hacke abfälschen wollte. Kurz darauf war es wieder Meijer, der mit einem Flachschuss aus 16 Metern das Tor verfehlte. Die Ernüchterung folgte nach 34 Minuten. Petr Ruman hatte in der Aachener Hälfte den Ball, eigentlich eine harmlose Situation. Leider stand George Mbwando viel zu weit weg von Markus Feinbier, der von Ruman angespielt wurde und vom Strafraumeck zum 3:1 ins lange Eck traf. Wie beim zweiten Tor musste der Schuldige vom Platz, in diesem Fall George Mbwando. Eugen Hach wird sich an das Spiel in Cottbus erinnert haben, als er nach einer halben Stunde schon dreimal ausgewechselt hatte. Zu allem Überfluss ließ sich auch noch Stephan Straub von den Fehlern seiner Vorderleute anstecken und faustete eine Flanke von Ugur Inceman nur wenige Meter nach vorne. Petr Ruman bedankte sich und köpfte den Ball zum 4:1 ins leere Tor, während der für Lanzaat eingewechselte Eddie Bediako tatenlos zusah. Auf der Gegenseite traf Thierry Bayock kurz vor der Pause nur den Pfosten.
Das Spiel war entschieden, und es ging nur noch um Schadensbegrenzung, was auch in der Einwechslung von Dennis Brinkmann für Kai Michalke Ausdruck fand. Leider gelang noch nicht einmal die Schadensbegrenzung, unsere Mannschaft präsentierte sich in einem erschreckend desolaten Zustand. Thierry Bayock vergab die einzige Möglichkeit, noch einmal zu verkürzen, als er sich nach einem Solo den Ball zu weit vorlegte. Nach einer Stunde ließen sich sowohl Willi Landgraf als auch Alexander Klitzpera von Olivier Caillas überlaufen, der bekanntermaßen beim leichtesten Luftzug heulend zu Boden fällt und somit eigentlich leicht zu stoppen gewesen sein müsste. Caillas Flanke erreichte wieder Petr Ruman, den weder der hinterherlaufende Dennis Brinkmann noch der am langen Pfosten rumstehende Stefan Blank beim 5:1 störte. Die merkwürdige Kreuzung aus Louis de Funès und Dirk Bach, die die Flanke gegeben hatte, entblödete sich nicht, dem Aachener Fanblock eine Kusshand zu widmen. Man sollte es ihm gönnen, denn allzu viel wird er in seiner Karriere als unter Haarausfall leidender Durchschnittsfußballer nicht mehr zu feiern haben - außer einigen erfolgreichen Schwalben und Zeitschindereien, wie sie auch in diesem Spiel wieder zu sehen waren. Christian Eigler und Florian Heller vergaben weitere hochkarätige Chancen gegen eine hoffnungslos überforderte Aachener Abwehr. Alexander Klitzpera, der bis dahin als einer der wenigen noch kein Tor direkt verschuldet hatte, leitete das 6:1 ein, als er den Ball gegen Christian Eigler verlor, der sich die Chance nicht mehr nehmen ließ und auf 6:1 erhöhte. Das war mittlerweile genau das Ergebnis, mit dem man unter Eugen Hach in Nürnberg und in München Gladbach verloren hatte, aber es kam noch schlimmer: Die Alemannia bekem einen Eckball nicht aus der Gefahrenzone und Eigler erzielte sein zweites Tor zum 7:1-Endstand.
Laut DSF war es die höchste Niederlage der Vereinsgeschichte für die Alemannia. Das ist natürlich Schwachsinn, aber die letzte Niederlage in der Höhe liegt in der Tat lange zurück. Am 21.2.1981 verlor die Alemannia das letzte Mal mit sechs Toren Unterschied, ein 0:6 gab es damals in der 2. Liga Nord beim späteren Aufsteiger Werder Bremen. Sieben Tore in einem Spiel kassierte man zuletzt in der Oberliga West, als man am 4.10.1959 mit 2:7 bei Viktoria Cöln unterging. 7:1 hieß es zuletzt am 4.4.1954 am Uhlenkrug bei Schwarz-Weiß Essen, d.h. unsere Mannschaft hat es fertiggebracht, die höchste Niederlage seit einem halben Jahrhundert zu kassieren - und das ausgerechnet gegen den mit Schimpf und Schande fortgejagten Eugen Hach. Wesentlich peinlicher geht es nicht mehr. Sämtliche Defensivspieler boten eine katastrophale Leistung und überboten sich mit haarsträubenden Fehlern, die laufend Tore und Torchancen für die Gastgeber ermöglichten. Stefan Blank, Alexander Klitzpera, Quido Lanzaat, Willi Landgraf, Eddie Bediako, George Mbwando und Dennis Brinkmann verdienten sich ohne Ausnahme eine Note irgendwo zwischen 5,5 und 6. Nur Willi Landgraf muss man in Schutz nehmen, denn er hatte immerhin einen lichten Moment, als er Olivier Caillas umtrat (wenn auch viel zu spät). Damit ist klar, wo die Alemannia steht - in Richtung Aufstiegsplätze muss in dieser Saison nun wirklich keinen Moment geschielt werden. Zur Zeit steht die Alemannia sogar auf einem Abstiegsplatz, und die Mannschaft wird sich ganz gewaltig steigern müssen, um ihn wieder zu verlassen.



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