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Neuhaus - Westermann, Kleine, Weber, Birk -
Surmann, Reichel, Inceman (59. Heller), Caillas -
Ruman (66. Burkhardt), Feinbier (65. Eigler)
(Reichold - Kümmerle, Trakys, Markowsky / Hach) |
Straub - Landgraf, Klitzpera, Lanzaat (18. Bediako), Blank -
Mbwando (37. Bayock), Grlic, Pflipsen,
Michalke (46. Brinkmann) - Krontiris, Meijer
(Memmersheim - Paulus, van der Luer, Gomez / Berger) |
Drei Wochen lagen zwischen dem letzten Meisterschaftsspiel gegen Aue und
dem Spiel in Fürth. Entsprechend heiß sollten unsere Spieler auf
die Begegnung gewesen sein, zumal es ein Wiedersehen mit den Ex-Aachenern
Hach, Inceman, Caillas und Feinbier gab. Die Drubbe von Eugen Hach war mit
vier Punkten aus vier Spielen noch schlechter in die Saison gestartet als die
Alemannia, und so rechnete man sich gute Chancen aus, zum ersten Mal in
fünf Versuchen nach dem Wiederaufstieg in Fürth zu gewinnen. Zwei
Umstellungen gab es gegenüber dem Pokalspiel in Erfurt. Willi Landgraf
ersetzte Frank Paulus auf der rechten Abwehrseite, und im defensiven
Mittelfeld begann George Mbwando. Ivica Grlic rückte ins rechte
Mittelfeld, Dennis Brinkmann blieb zunächst auf der Bank.
Das Spiel begann vielversprechend, nach wenigen Minuten bot sich Emmanuel
Krontiris die erste gute Einschusschance, aus der er mangels Entschlossenheit
nichts machte. Auf der anderen Seite brachte ein Freistoß nach einem
dummen Foul von George Mbwando erstmals Gefahr für das Aachener Tor. Kurz
hinter der Aachener Mauer wurde Markus Feinbier von Ivica Grlic bewacht.
Mirko Reichel hob den Ball über die Mauer, Ivica Grlic schaltete viel zu
spät, und Feinbier (der schon für Ahlen gegen die Alemannia
getroffen hatte) vollstreckte eiskalt zum 1:0. Dass sich ein Profi wie
Grlic noch von so einem uralten Freistoßtrick überraschen
lässt, ist schon bemerkenswert. Wenige Minuten später leitete Ugur
Inceman einen schnellen Angriff der Gastgeber ein. Olivier Caillas schlug
einen langen Ball, der von Quido Lanzaat hoffnungslos unterschätzt wurde.
Petr Ruman überlief Lanzaat, behielt frei vor Stephan Straub die Nerven
und hob den Ball zum frühen 2:0 ins Netz. Lanzaat wurde wenige Minuten
später vom offenbar extrem wütenden Jörg Berger ausgewechselt.
Die Alemannia schien sich schnell zu erholen, keine fünf Minuten nach
dem 2:0 erzielte Erik Meijer den Anschlusstreffer. Karlheinz Pflipsen hatte
Ivica Grlic mit einem Diagonalpass bedient, und der legte den Ball durch vier
Fürther hindurch auf Meijer. Allgemein machte die Fürther Abwehr
einen änhlich desorientierten Eindruck wie die Aachener Hintermannschaft,
und die Alemannia war dem Ausgleich mehrmals nahe. Nachdem Stephan Straub
einen Volleyschuss von Petr Ruman entschärft hatte, bot sich Erik Meijer
die erste gute Ausgleichschance, als er einen Schuss von Emmanuel Krontiris
mit der Hacke abfälschen wollte. Kurz darauf war es wieder Meijer, der
mit einem Flachschuss aus 16 Metern das Tor verfehlte. Die Ernüchterung
folgte nach 34 Minuten. Petr Ruman hatte in der Aachener Hälfte den Ball,
eigentlich eine harmlose Situation. Leider stand George Mbwando viel zu weit
weg von Markus Feinbier, der von Ruman angespielt wurde und vom Strafraumeck
zum 3:1 ins lange Eck traf. Wie beim zweiten Tor musste der Schuldige vom
Platz, in diesem Fall George Mbwando. Eugen Hach wird sich an das Spiel in
Cottbus erinnert haben, als er nach einer halben Stunde schon dreimal
ausgewechselt hatte. Zu allem Überfluss ließ sich auch noch
Stephan Straub von den Fehlern seiner Vorderleute anstecken und faustete eine
Flanke von Ugur Inceman nur wenige Meter nach vorne. Petr Ruman bedankte sich
und köpfte den Ball zum 4:1 ins leere Tor, während der für
Lanzaat eingewechselte Eddie Bediako tatenlos zusah. Auf der Gegenseite traf
Thierry Bayock kurz vor der Pause nur den Pfosten.
Das Spiel war entschieden, und es ging nur noch um Schadensbegrenzung, was
auch in der Einwechslung von Dennis Brinkmann für Kai Michalke Ausdruck
fand. Leider gelang noch nicht einmal die Schadensbegrenzung, unsere
Mannschaft präsentierte sich in einem erschreckend desolaten Zustand.
Thierry Bayock vergab die einzige Möglichkeit, noch einmal zu
verkürzen, als er sich nach einem Solo den Ball zu weit vorlegte. Nach
einer Stunde ließen sich sowohl Willi Landgraf als auch Alexander
Klitzpera von Olivier Caillas überlaufen, der bekanntermaßen beim
leichtesten Luftzug heulend zu Boden fällt und somit eigentlich leicht
zu stoppen gewesen sein müsste. Caillas Flanke erreichte wieder Petr
Ruman, den weder der hinterherlaufende Dennis Brinkmann noch der am langen
Pfosten rumstehende Stefan Blank beim 5:1 störte. Die merkwürdige
Kreuzung aus Louis de Funès und Dirk Bach, die die Flanke gegeben
hatte, entblödete sich nicht, dem Aachener Fanblock eine Kusshand zu
widmen. Man sollte es ihm gönnen, denn allzu viel wird er in seiner
Karriere als unter Haarausfall leidender Durchschnittsfußballer nicht
mehr zu feiern haben - außer einigen erfolgreichen Schwalben und
Zeitschindereien, wie sie auch in diesem Spiel wieder zu sehen waren.
Christian Eigler und Florian Heller vergaben weitere
hochkarätige Chancen gegen eine hoffnungslos überforderte Aachener
Abwehr. Alexander Klitzpera, der bis dahin als einer der wenigen noch kein
Tor direkt verschuldet hatte, leitete das 6:1 ein, als er den Ball gegen
Christian Eigler verlor, der sich die Chance nicht mehr nehmen ließ und
auf 6:1 erhöhte. Das war mittlerweile genau das Ergebnis, mit dem man
unter Eugen Hach in Nürnberg und in München Gladbach verloren hatte,
aber es kam noch schlimmer: Die Alemannia bekem einen Eckball nicht aus der
Gefahrenzone und Eigler erzielte sein zweites Tor zum 7:1-Endstand.
Laut DSF war es die höchste Niederlage der Vereinsgeschichte für die
Alemannia. Das ist natürlich Schwachsinn, aber die letzte Niederlage in
der Höhe liegt in der Tat lange zurück. Am
21.2.1981 verlor die
Alemannia das letzte Mal mit sechs Toren Unterschied, ein 0:6 gab es damals
in der 2. Liga Nord beim späteren Aufsteiger Werder Bremen. Sieben Tore
in einem Spiel kassierte man zuletzt in der Oberliga West, als man am
4.10.1959 mit 2:7 bei Viktoria Cöln unterging.
7:1 hieß es zuletzt am 4.4.1954 am Uhlenkrug
bei Schwarz-Weiß Essen, d.h. unsere Mannschaft hat es fertiggebracht,
die höchste Niederlage seit einem halben Jahrhundert zu kassieren - und
das ausgerechnet gegen den mit Schimpf und Schande fortgejagten Eugen Hach.
Wesentlich peinlicher geht es nicht mehr. Sämtliche Defensivspieler
boten eine katastrophale Leistung und überboten sich mit
haarsträubenden Fehlern, die laufend Tore und Torchancen für die
Gastgeber ermöglichten. Stefan Blank, Alexander Klitzpera, Quido
Lanzaat, Willi Landgraf, Eddie Bediako, George Mbwando und Dennis Brinkmann
verdienten sich ohne Ausnahme eine Note irgendwo zwischen 5,5 und 6. Nur Willi
Landgraf muss man in Schutz nehmen, denn er hatte immerhin einen lichten
Moment, als er Olivier Caillas umtrat (wenn auch viel zu spät). Damit
ist klar, wo die Alemannia steht - in Richtung Aufstiegsplätze muss in
dieser Saison nun wirklich keinen Moment geschielt werden. Zur Zeit steht
die Alemannia sogar auf einem Abstiegsplatz, und die Mannschaft wird sich
ganz gewaltig steigern müssen, um ihn wieder zu verlassen.