Sa, 22.03.03:
ALEMANNIA A - Fortuna Köln 4:0 (2:0)
Memmersheim - Schäfer, Zimmermann, Maaßen, Gunesch, Heeren (46. Lehnen) - Ferl, Caspers, Bayock - Donkor (82. Tümmler), Keller (89. Marotta)
(Trainer: Emmerling)
Szymaszek - Jagusch, Hübener, Luhr, Künster (70. Blanco) - Daskewitz, Casper, Zichlarz, Bendowskyi - Manav, Meusch (46. Nougera Da Souza)
(Trainer: Aussem, Epstein)

Zuschauer: 350 (ca. 80 aus Köln)
Gelb: Bayock, Caspers, Gunesch, Memmersheim - Casper
Gelb-Rot: Bendowskyi (89.; Meckern)

1:0 Donkor (3.; Schäfer)
2:0 Ferl (29.; Schäfer)
3:0 Keller (87.; Ferl, Zimmermann)
4:0 Tümmler (90.; Ferl)





Nach dem 1:1 in Düren mussten die Amateure der Alemannia vor den schweren Spielen gegen Velbert, München Gladbach und Osterfeld gegen die angeschlagene Fortuna aus Cöln unbedingt dreifach punkten, um halbwegs den Anschluss zu behalten. Das Hinspiel hatte die damals um den Aufstieg mitspielende Fortuna gegen unsere damals gewohnt desolaten Amateure locker mit 3:0 gewonnen. Beim Rückspiel reichte schon ein Blick auf die Mannschaftsaufstellungen, um zu erkennen, dass sich das Blatt seit dem Hinspiel gedreht hatte. Dir Fortuna steht kurz vor der Insolvenz, bangt um die Lizenz für die nächste Oberligasaison und muss an allen Ecken sparen. Dadurch haben bereits einige Leistungsträger den Verein verlassen. So standen hauptsächlich unbekannte Spieler auf dem Platz. Ganz anders sah es bei der Alemannia aus, die einige Unterstützung aus dem Kader der ersten Mannschaft bekam. Neben Dirk Memmersheim, Mark Zimmermann, Daniel Ferl, Dirk Caspers, Thierry Bayock und Marc Keller lief auch Henri Heeren von Beginn an auf, um nach seiner langen Verletzung zunächst in der Oberliga wieder Spielpraxis zu sammeln. Lediglich Stephan Lämmermann und Thomas Sinkiewicz fehlten verletzungsbedingt. Durch die Profieinsätze fanden sich sonstige Leistungsträger wie Stefan Tümmler, Andre Lehnen oder David Marso auf der Bank wieder, andere fielen komplett aus dem Kader - bei der momentanen Lage bleibt leider kaum eine andere Wahl. Der Gast aus Bayenthal hatte neben dem Mannschaftsbus immerhin einen Fanbus mitgebracht, hauptsächlich gefüllt mit alternden Kutten, denen im Moment nur die Erinnerung an bessere Zeiten bleibt - wie das legendäre Gastspiel der Fortuna auf dem Tivoli 1989, als es zu Gewaltausbrüchen auf dem Platz, an der Seitenlinie und auf den Rängen kam. Der jetzige Trainer Ralf Außem stand damals noch als Spieler auf dem Platz. Gerade Mal drei Jahre ist das letzte Aufeinandertreffen in der zweiten Liga her, und nun hat die Fortuna Probleme, eine oberligataugliche Mannschaft zusammenzustellen.
Gegen den dezimierten Gegner übernahm unsere Mannschaft von Beginn an das Kommando. Zusätzliche Sicherheit gab die frühe Führung. Dabei profitierte Frederick Donkor bei seinem Kopfball von einem Fehler von Torwart Szymaszek, der den sicherlich haltbaren Ball durch die Hände zum 1:0 ins Eck gleiten ließ. Wenig später trat Christian Schäfer eine Ecke gefährlich in den Cölner Fünfmeterraum, wo das blanke Chaos herrschte. Frederick Donkor trat schließlich zwei Meter vor dem Tor über den Ball, aber der Schiedsrichter hatte die Situation auch schon aus irgendeinem Grund abgepfiffen. Nach einer Viertelstunde bekam die Fortuna die Partie etwas besser in den Griff und störte nun früher. In dieser Phase hatten sie auch ihre beste Chance in der ersten Halbzeit. Rene Künster schloss einen Flankenlauf auf der linken Seite mit einer präzisen Hereingabe auf Igor Bendowskyi ab, dessen Kopfball aber relativ leichte Beute von Dirk Memmersheim wurde. Eine Minute später lief ein Konter der Alemannia über den ungeahnt stark und selbstbewusst agierenden Daniel Ferl. Ferl fand auf der rechten Seite Mark Zimmermann. Der hätte auch selbst abschließen können, legte aber quer in die Mitte. Dort grätschte Marc Keller um Haaresbreite am Ball vorbei. Eine knappe halbe Stunde war gespielt, als unsere Amateure zum allerersten Mal in dieser Saison mit 2:0 in Führung gingen. Wieder kam die Fortuna-Abwehr nicht mit einem von Christian Schäfer scharf hereingebrachten Eckball zurecht. Daniel Ferl war mit dem Kopf noch am Ball und das Leder bewegte sich über die Torlinie. Ein Cölner kratzte den Ball noch von der Linie, aber der Schiedsrichter entschied auf Tor - spätestens im Nachschuss wäre ohnehin das 2:0 fällig gewesen. Zehn Minuten vor dem Halbzeitpfiff hatte Daniel Ferl nach Traumpass von Henri Heeren das 3:0 auf dem Fuß und wurde von hinten zu Fall gebracht. Der Schiedsrichter ließ weiterlaufen und vermied es vorerst, den Zorn der Fortuna-Fans auf sich zu ziehen. Die ließen sich vom Spielstand nicht berirren und gaben immer wieder ihr "Gebt mir ein F, gebt mir ein O" usw. zum besten. Ihnen gehört sicherlich mein Respekt (wie eigentlich jedem Cölner, der kein 07-Fan ist).
Zur zweiten Halbzeit kam Andre Lehnen für Henri Heeren, dem die lange Pause gerade im Zweikampfverhalten noch deutlich anzumerken war. Die Fortuna zeigte sich nun bemüht, dem Spiel noch eine Wende zu geben, und erarbeitete sich Feldvorteile, ohne allerdings große Torgefahr auszustrahlen. Ein Kopfball von Mirko Casper nach einem Eckball blieb für lange Zeit die einzige nennenswerte Chance. Erst in der Schlussphase wurde es noch einmal hektisch. Zunächst bekamen die Aachener bei einem Gewühl im Strafraum den Ball nicht aus der Gefahrenzone, dann fing Daniel Maaßen so gerade noch eine Hereingabe von rechts vor einem einschussbereiten Cölner ab. Vier Minuten vor dem Ende schloss Marc Keller dann eine sehenswarte Ballstafette über Thierry Bayock, Daniel Ferl und Mark Zimmermann zum 3:0 ab. Damit war das Spiel entschieden, und die Cölner ließen ihren Frust heraus - obwohl es für sie sportlich um nichts mehr geht. Igor Bendowskyi sah Gelb-Rot wegen Meckerns, und einige pöbelnde Fans der Fortuna sorgten für ein Einschreiten von Schiedsrichter und Ordnungsdienst. In der Schlussminute erhöhte der eingewechselte Stefan Tümmler nach Vorlage von Daniel Ferl noch auf 4:0.
Damit war der Sieg sicherlich etwas zu hoch ausgefallen, aber insgesamt hochverdient. Die Entwicklung der Mannschaft seit dem Amtsantritt von Stefan Emmerling ist auf jeden Fall sehr positiv - jedenfalls macht es wieder Spaß, zuzusehen. Leider wird das 4:0 durch die Ergebnisse der Konkurrenz relativiert. Düren gewann trotz Rückstand u.a. aufgrund eines verschossenen Elfmeters in Freialdenhoven, Bonn siegte in letzter Minute in Essen, und Victoria Cöln holte einen Punkt gegen Osterfeld. Sollte man aus den Spielen gegen die Spitzenteams aus Velbert, München Gladbach und Osterfeld mit leeren Händen gehen, ist der Anschluss schnell wieder verloren.

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