Sa, 19.04.03:
ALEMANNIA A - 1.FC Union Solingen 0:3 (0:2)
Memmersheim - Schäfer, Lehnen (46. Iddi), Maaßen, Gunesch, Caspers (46. Marso) - Kothner, Keller, Lämmermann - Bayock (66. Nesimi), Tümmler
(Trainer: Emmerling)
Prostka - Schreiber (32. Yakur), Kusel, Stankiewicz, Heller, Spago - Atulahi, Kowski, Gashi - Gümüs, Apicella (87. Dzemaili)
(Trainer: Hey)

Zuschauer: 250 (ca. 100 aus Solingen)
Gelb: Tümmler - Heller, Atulahi, Gashi

0:1 Apicella (3.)
0:2 Apicella (12.)
0:3 Apicella (65.)





Nach zwei Jahren Oberligazugehörigkeit werden die Amateure der Alemannia zurück in die Verbandsliga absteigen. Daran besteht nach dem 0:3 im Kellerduell gegen Union Solingen so gut wie kein Zweifel mehr.
Trotz sieben Punkte Rückstand hatte man vor dem Spiel noch ein wenig Hoffnung, da man die direkten Konkurrenten Solingen, Victoria Cöln und Duisburg noch zu Hause erwartete. Gegen Solingen gab es das erste vorentscheidende Spiel. Schon ein Unentschieden hätte für die Mannschaft von Stefan Emmerling den sicheren Abstieg bedeutet. Der Bedeutung des Spiels angemessen war in jedem Fall das Polizeiaufgebot. Das Spiel fand entgegen zwischenzeitlicher Planungen nicht auf dem Rasenplatz Emmastraße, sondern im Stadion statt, wo rund 90 Solinger unter grün-weißem Geleitschutz ihren Platz im Block V einnahmen - für 5 Euro Vollzahler bzw. 2,50 Euro ermäßigt. Für die Aachener Zuschauer blieb nur die Haupttribüne, wo alle Karten 5 Euro kosteten. Immerhin hatte die zuvorkommende Kassiererin für Interessenten an einer ermäßigten Karte den sinnvollen Rat übrig, es am Aachener Wall zu versuchen...
Wegen des Profi-Spiels in Berlin musste die Alemannia auf die Dienste von Daniel Ferl, Mark Zimmermann und Emmanuel Krontiris verzichten. Bei deren in Osterfeld gezeigten Leistungen war das allerdings ein Verlust, den man getrost verschmerzen konnte. Dafür war Stephan Lämmermann nach ausgestandener Verletzung wieder an Bord, ebenso Dirk Memmersheim.
Solingen machte von Beginn an deutlich, dass sie es nicht waren, die das Spiel gewinnen mussten. Der Gast zog sich weit in die eigene Hälfte zurück und überließ der Alemannia das Mittelfeld. Nach drei Minuten kam Union das erste Mal über die Mittellinie und erzielte bei dieser Gelegenheit auch gleich das 0:1. Das war ebenso unnötig wie die meisten Gegentore in dieser Saison. Bei einem Solinger Einwurf auf der linken Aachener Abwehrseite blieb Ralph Gunesch stehen und sah zu, wie der Ball hoch über seinen Kopf zu Ötzkan Gümüs flog. Der kam frei zum Flanken, und in der Mitte wurde Rafaele Apicella vom zu weit weg stehenden Daniel Maaßen nicht am Kopfball gehindert. Noch waren 87 Minuten zu spielen, und gegen die schwachen Solinger sollte auch ein Rückstand noch umzubiegen sein. Drei Minuten nach dem 0:1 verpasste Ralph Gunesch nach einem von Dirk Caspers in den Strafraum getretenen Freistoß den Ausgleich nur knapp. Das war dann auch schon der letzte Hoffnungsschimmer für diesen Tag gewesen, wenig später war das Spiel entschieden. Apicella wurde steil geschickt, die Aachener Abwehr spielte auf Abseits, wobei sich wieder einmal eine Schlafmütze fand, die das Abseits aufhob, und so konnte Apicella frei auf Dirk Memmersheim zulaufen. Der Solinger Stürmer behielt die Nerven, umspielte Memmersheim, und erzielte nach nur elf Minuten das 0:2. Dass unsere Mannschaft an diesem Tag nicht annähernd in der Lage sein würde, dem Spiel noch eine Wende zu geben, zeigte sich spätestens in einer bezeichnenden Szene zwei Minuten später, als ein Solinger drei Aachener überlief, die kollektiv einfach stehenblieben. Immer wieder kamen die Solinger zu gefährlichen Angriffen über die rechte Seite, so auch nach nicht einmal 20 gespielten Minuten, als Rafaele Apicella beinahe sein drittes Tor erzielt hätte. Dieses Mal scheiterte der Solinger aus kurzer Distanz an den Reflexen von Dirk Memmersheim. Auf der Gegenseite hatte Stephan Lämmermann seine einzige gute Szene in 90 Minuten, als er auf der linken Seite zu einem Solo ansetzte, das er mit einem Flachschuss aus 19 Metern abschloss, der knapp am linken Pfosten vorbeiging. Die restlichen 70 Minuten plätscherte das Spiel dann ohne Aussicht auf Besserung vor sich hin. Nach Flanke von Apicella hätte Ötzkan Gümüs das 0:3 erzielen müssen, köpfte aber aus drei Metern Entfernung am Tor vorbei.
Zur Pause kamen Baba Iddi und David Marso für Andre Lehnen und Dirk Caspers, aber Besserung trat nicht ein. Solingen zog sich immer weiter zurück, und die Alemannia hatte über weite Strecken der zweiten Hälfte an die 70% Ballbesitz, ohne irgendetwas daraus zu machen. Beim einzigen guten Angriff in der zweiten Halbzeit spielte David Marso links auf Christian Schäfer. Dessen Flanke erreichte Stefan Tümmler, der den Kopf nicht richtig hinter den Ball bekam und über das Tor köpfte. Auf der anderen Seite verpassten David Marso und sein Gegenspieler eine Hereingabe von links. Am langen Pfosten war es Marc Keller, der stehenblieb, während sein Gegenspieler den Ball erlief und freistehend an Dirk Memmersheim scheiterte. Wenig später war es wieder ein Einwurf für Union Solingen, der Gefahr brachte. Der lange Stephan Heller sah sich am kurzen Pfosten wiederholt nur Aachenern gegenüber, die einen Kopf kleiner waren als er und konnte den Ball in die Mitte verlängern. Dort verpasste Rafaele Apicella aus kurzer Distanz das 0:3. Das fiel dann einige Minuten später. Samed Atulahi setzte sich auf der rechten Seite gegen David Marso durch und rettete den Ball auf oder vielleicht auch kurz hinter der Torauslinie mit einer Flanke vor dem Abstoß. Damit hatten weder David Marso noch in der Mitte Daniel Maaßen gerechnet, der mehrere Meter vom zweifachen Torschützen Apicella entfernt stand. Mühelos erzielte Apicella per Kopf seinen dritten Treffer. 0:3 war der deprimierende Spielstand - und zu diesem Zeitpunkt hatte es noch nicht einmal eine gelbe Karte gegeben. Ein Aufbäumen unserer Mannschaft war nicht zu erkennen. In der Folgezeit wurde die Alemannia vom keineswegs spielstarken Gegner mit Beinschüssen und ähnlichem vorgeführt, wobei es die Solinger zum Glück nicht darauf anlegten, weitere Tore zu erzielen. Zehn Minuten vor Schluss war unsere Mannschaft soweit, dass sie von einigen Rentern auf der Tribüne nur noch ausgelacht wurde. Erst verstolperte Marc Keller in aussichtsreicher Position den Ball, dann ließ Baba Iddi mit einem herrlichen Heber wie einst Pelé im WM-Finale zwei Gegenspieler aussteigen, nur um in Anschluss den Ball nicht zu treffen, und schließlich ließ sich auch noch Dirk Memmersheim von der Fehlpassorgie anstecken und spielte dem Gegner den Ball vor die Füße. Irgendwann hatte der Schiedsrichter ein Einsehen und beendete die Qualen der wenigen Zuschauer.
Der Tabellenvorletzte aus Solingen nahm völlig verdient drei Punkte vom Tivoli mit und hätte noch höher gewinnen müssen. Die mitgereisten Fans feierten zwar ausgiebig, sollten sich aber nicht zu früh freuen. Schließlich darf sich auch die Konkurrenz aus Cöln und Duisburg noch auf ein leichtes Auswärtsspiel in Aachen freuen.
Die Amateure der Alemannia hatten unterdessen in einer schwachen Saison eine ihrer schwächsten Leistungen gezeigt. Die Pässe kamen nicht an, es wurde meistens hinten herum gespielt, und es fand so gut wie keine Bewegung ohne Ball statt. Eher bewegungslos wurden auch viele Solinger Angriffe verfolgt.
Somit bleibt fünf Spieltage vor Schluss nur noch der Blick auf die Finanzen von Fortuna und Victoria Cöln sowie Germania Ratingen. Dabei ist es allerdings sehr unwahrscheinlich, dass gleich zwei dieser Vereine keine Lizenz erhalten sollten. Somit werden die Amateure der Alemannia in der nächsten Saison aller Wahrscheinlichkeit nach in der Verbandsliga Mittelrhein spielen - statt Wuppertal oder Düsseldorf heißen die Gegner dann wieder Lich-Steinstraß, Brand oder Teveren. Überraschend kommt dieser Abstieg sicherlich nicht - die Weichen wurden schon letzten Sommer gestellt, als der Etat drastisch gekürzt wurde, die Spieler aus der erfolgreichen Vorjahresmannschaft nicht gehalten werden konnten und ein Neuanfang mit Talenten aus der eigenen Jugend und aus der Region gemacht werden musste. Leider zeigten sich viele dieser Talente überfordert mit dem Leistungsniveau der Oberliga. Dazu kam, dass Spieler wie Bayock, Bediako, Lämmermann, Benthin, Ferl oder Rosin, die regelmäßig die Mannschaft verstärkten, eher durch Lustlosigkeit auffielen als Führungsrollen zu übernehmen. Schließlich konnten auch bisherige Leistungsträger wie Ralph Gunesch oder Stefan Tümmler nicht annähernd an ihre im Vorjahr gezeigten Leistungen anknüpfen. Das Zusammenspiel wurde durch ständig wechselnde, durch Profiabstellungen bedingte Formationen erschwert - insgesamt wurden in Pflichtspielen 37 verschiedene Spieler eingesetzt. Wie es nun nächste Saison weitergeht, steht noch völlig in den Sternen. Die meisten der jetzigen Spieler werden den Verein jedenfalls verlassen. Ob es gelingt, mit immer noch bescheidenen finanziellen Mitteln eine neue Mannschaft zu formen, die in der Verbandsliga die Klasse halten kann, bleibt abzuwarten.

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