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Memmersheim - Schäfer, Lehnen (46. Iddi), Maaßen, Gunesch,
Caspers (46. Marso) - Kothner, Keller, Lämmermann -
Bayock (66. Nesimi), Tümmler
(Trainer: Emmerling) |
Prostka - Schreiber (32. Yakur), Kusel, Stankiewicz,
Heller, Spago - Atulahi, Kowski, Gashi - Gümüs,
Apicella (87. Dzemaili)
(Trainer: Hey) |
Nach zwei Jahren Oberligazugehörigkeit werden die Amateure der Alemannia
zurück in die Verbandsliga absteigen. Daran besteht nach dem 0:3 im
Kellerduell gegen Union Solingen so gut wie kein Zweifel mehr.
Trotz sieben Punkte Rückstand hatte man vor dem Spiel noch ein wenig
Hoffnung, da man die direkten Konkurrenten Solingen, Victoria Cöln und
Duisburg noch zu Hause erwartete. Gegen Solingen gab es das erste
vorentscheidende Spiel. Schon ein Unentschieden hätte für die
Mannschaft von Stefan Emmerling den sicheren Abstieg bedeutet. Der Bedeutung
des Spiels angemessen war in jedem Fall das Polizeiaufgebot. Das Spiel fand
entgegen zwischenzeitlicher Planungen nicht auf dem Rasenplatz
Emmastraße, sondern im Stadion statt, wo rund 90 Solinger unter
grün-weißem Geleitschutz ihren Platz im Block V einnahmen -
für 5 Euro Vollzahler bzw. 2,50 Euro ermäßigt. Für die
Aachener Zuschauer blieb nur die Haupttribüne, wo alle Karten 5 Euro
kosteten. Immerhin hatte die zuvorkommende Kassiererin für Interessenten
an einer ermäßigten Karte den sinnvollen Rat übrig, es am
Aachener Wall zu versuchen...
Wegen des Profi-Spiels in Berlin musste die Alemannia auf die Dienste von
Daniel Ferl, Mark Zimmermann und Emmanuel Krontiris verzichten. Bei deren
in Osterfeld gezeigten Leistungen war das allerdings ein Verlust, den man
getrost verschmerzen konnte. Dafür war Stephan Lämmermann nach
ausgestandener Verletzung wieder an Bord, ebenso Dirk Memmersheim.
Solingen machte von Beginn an deutlich, dass sie es nicht waren, die das
Spiel gewinnen mussten. Der Gast zog sich weit in die eigene Hälfte
zurück und überließ der Alemannia das Mittelfeld. Nach drei
Minuten kam Union das erste Mal über die Mittellinie und erzielte bei
dieser Gelegenheit auch gleich das 0:1. Das war ebenso unnötig wie die
meisten Gegentore in dieser Saison. Bei einem Solinger Einwurf auf der linken
Aachener Abwehrseite blieb Ralph Gunesch stehen und sah zu, wie der Ball
hoch über seinen Kopf zu Ötzkan Gümüs flog. Der kam frei
zum Flanken, und in der Mitte wurde Rafaele Apicella vom zu weit weg stehenden
Daniel Maaßen nicht am Kopfball gehindert.
Noch waren 87 Minuten zu spielen,
und gegen die schwachen Solinger sollte auch ein Rückstand noch
umzubiegen sein. Drei Minuten nach dem 0:1 verpasste Ralph Gunesch nach einem
von Dirk Caspers in den Strafraum getretenen Freistoß den Ausgleich nur
knapp. Das war dann auch schon der letzte Hoffnungsschimmer für diesen
Tag gewesen, wenig später war das Spiel entschieden. Apicella wurde steil
geschickt, die Aachener Abwehr spielte auf Abseits, wobei sich wieder einmal
eine Schlafmütze fand, die das Abseits aufhob, und so konnte Apicella
frei auf Dirk Memmersheim zulaufen. Der Solinger Stürmer behielt die
Nerven, umspielte Memmersheim, und erzielte nach nur elf Minuten das 0:2. Dass
unsere Mannschaft an diesem Tag nicht annähernd in der Lage sein
würde, dem Spiel noch eine Wende zu geben, zeigte sich spätestens
in einer bezeichnenden Szene zwei Minuten später, als ein Solinger drei
Aachener überlief, die kollektiv einfach stehenblieben. Immer wieder
kamen die Solinger zu gefährlichen Angriffen über die rechte Seite,
so auch nach nicht einmal 20 gespielten Minuten, als Rafaele Apicella beinahe
sein drittes Tor erzielt hätte. Dieses Mal scheiterte der Solinger aus
kurzer Distanz an den Reflexen von Dirk Memmersheim. Auf der Gegenseite hatte
Stephan Lämmermann seine einzige gute Szene in 90 Minuten, als er auf
der linken Seite zu einem Solo ansetzte, das er mit einem Flachschuss aus 19
Metern abschloss, der knapp am linken Pfosten vorbeiging. Die restlichen 70
Minuten plätscherte das Spiel dann ohne Aussicht auf Besserung vor sich
hin. Nach Flanke von Apicella hätte Ötzkan Gümüs das 0:3
erzielen müssen, köpfte aber aus drei Metern Entfernung am Tor
vorbei.
Zur Pause kamen Baba Iddi und David Marso für Andre Lehnen und Dirk
Caspers, aber Besserung trat nicht ein. Solingen zog sich immer weiter
zurück, und die Alemannia hatte über weite Strecken der zweiten
Hälfte an die 70% Ballbesitz, ohne irgendetwas daraus zu machen. Beim
einzigen guten Angriff in der zweiten Halbzeit spielte David Marso links auf
Christian Schäfer. Dessen Flanke erreichte Stefan Tümmler, der den
Kopf nicht richtig hinter den Ball bekam und über das Tor köpfte.
Auf der anderen Seite verpassten David Marso und sein Gegenspieler eine
Hereingabe von links. Am langen Pfosten war es Marc Keller, der stehenblieb,
während sein Gegenspieler den Ball erlief und freistehend an Dirk
Memmersheim scheiterte. Wenig später war es wieder ein Einwurf für
Union Solingen, der Gefahr brachte. Der lange Stephan Heller sah sich am
kurzen Pfosten wiederholt nur Aachenern gegenüber, die einen Kopf kleiner
waren als er und konnte den Ball in die Mitte verlängern. Dort verpasste
Rafaele Apicella aus kurzer Distanz das 0:3. Das fiel dann einige Minuten
später. Samed Atulahi setzte sich auf der rechten Seite gegen David Marso
durch und rettete den Ball auf oder vielleicht auch kurz hinter der
Torauslinie mit einer Flanke vor dem Abstoß. Damit hatten weder David
Marso noch in der Mitte Daniel Maaßen gerechnet, der mehrere Meter vom
zweifachen Torschützen Apicella entfernt stand. Mühelos erzielte
Apicella per Kopf seinen dritten Treffer. 0:3 war der deprimierende
Spielstand - und zu diesem Zeitpunkt hatte es noch nicht einmal eine gelbe
Karte gegeben. Ein Aufbäumen unserer Mannschaft war nicht zu erkennen.
In der Folgezeit wurde die Alemannia vom keineswegs spielstarken Gegner
mit Beinschüssen und ähnlichem vorgeführt, wobei es die
Solinger zum Glück nicht darauf anlegten, weitere Tore zu erzielen. Zehn
Minuten vor Schluss war unsere Mannschaft soweit, dass sie von einigen Rentern
auf der Tribüne nur noch ausgelacht wurde. Erst verstolperte Marc Keller
in aussichtsreicher Position den Ball, dann ließ Baba Iddi mit einem
herrlichen Heber wie einst Pelé im WM-Finale zwei Gegenspieler
aussteigen, nur um in Anschluss den Ball nicht zu treffen, und
schließlich ließ sich auch noch Dirk Memmersheim von der
Fehlpassorgie anstecken und spielte dem Gegner den Ball vor die
Füße. Irgendwann hatte der Schiedsrichter ein Einsehen und beendete
die Qualen der wenigen Zuschauer.
Der Tabellenvorletzte aus Solingen nahm völlig verdient drei Punkte vom
Tivoli mit und hätte noch höher gewinnen müssen. Die
mitgereisten Fans feierten zwar ausgiebig, sollten sich aber nicht zu
früh freuen. Schließlich darf sich auch die Konkurrenz aus
Cöln und Duisburg noch auf ein leichtes Auswärtsspiel in Aachen
freuen.
Die Amateure der Alemannia hatten unterdessen in einer schwachen Saison eine
ihrer schwächsten Leistungen gezeigt. Die Pässe kamen nicht an, es
wurde meistens hinten herum gespielt, und es fand so gut wie keine Bewegung
ohne Ball statt. Eher bewegungslos wurden auch viele Solinger Angriffe
verfolgt.
Somit bleibt fünf Spieltage vor Schluss nur noch der Blick auf die
Finanzen von Fortuna und Victoria Cöln sowie Germania Ratingen. Dabei ist
es allerdings sehr unwahrscheinlich, dass gleich zwei dieser Vereine keine
Lizenz erhalten sollten. Somit werden die Amateure der Alemannia in der
nächsten Saison aller Wahrscheinlichkeit nach in der Verbandsliga
Mittelrhein spielen - statt Wuppertal oder Düsseldorf heißen die
Gegner dann wieder Lich-Steinstraß, Brand oder Teveren.
Überraschend kommt dieser Abstieg sicherlich nicht - die Weichen wurden
schon letzten Sommer gestellt, als der Etat drastisch gekürzt wurde,
die Spieler aus der erfolgreichen Vorjahresmannschaft nicht gehalten werden
konnten und ein Neuanfang mit Talenten aus der eigenen Jugend und aus der
Region gemacht werden musste. Leider zeigten sich viele dieser Talente
überfordert mit dem Leistungsniveau der Oberliga. Dazu kam, dass Spieler
wie Bayock, Bediako, Lämmermann, Benthin, Ferl oder Rosin, die
regelmäßig die Mannschaft verstärkten, eher durch Lustlosigkeit
auffielen als Führungsrollen zu übernehmen. Schließlich
konnten auch bisherige Leistungsträger wie Ralph Gunesch oder Stefan
Tümmler nicht annähernd an ihre im Vorjahr gezeigten Leistungen
anknüpfen. Das Zusammenspiel wurde durch ständig wechselnde, durch
Profiabstellungen bedingte Formationen erschwert - insgesamt wurden in
Pflichtspielen 37 verschiedene Spieler eingesetzt. Wie es nun nächste
Saison weitergeht, steht noch völlig in den Sternen. Die meisten der
jetzigen Spieler werden den Verein jedenfalls verlassen. Ob es gelingt, mit
immer noch bescheidenen finanziellen Mitteln eine neue Mannschaft zu formen,
die in der Verbandsliga die Klasse halten kann, bleibt abzuwarten.