So, 18.08.02:
Rheydter SV - ALEMANNIA A 1:1 (1:1)
Obeid - Knezovic, Rütten, Ngongang (87. Hupe), Line von de Berg, Schmitz, Diop (60. Simmons), Fuchs (71. Erfen), Bocks, Wilms, Berberoglu
(Trainer: Rütters)
Schmidt - Benthin, Gunesch, Bediako, Caspers - Nesimi (56. Marotta), Ferl, Schäfer, Türkmen (59. Jaajoui) - Sinkiewicz (56. Keller), Iddi
(Trainer: Winkhold)

Zuschauer: 150 (ca. 35 aus Aachen)
Gelb: Schäfer, Gunesch - 1 mal Gelb für Rheydt
Gelb-Rot: Bediako (58.; absichtliches Handspiel)

0:1 Gunesch (8.; Türkmen)
1:1 Berberoglu (12.)



Am dritten Oberligaspieltag reisten die Amateure der Alemannia zum Rheydter SV. Der Traditionsverein (Rheingaumeister 1924 und 1925) ist praktisch pleite, bis zum letzten Moment war unsicher, ob der RSV ein weiteres Jahr in der Oberliga antreten kann. Nur knapp 200 (150 zahlende) Zuschauer verloren sich im weiten Rund des RSV-Stadions, in dem vor 50 Jahren noch im Schnitt 17000 Zuschauer die Heimspiele des RSV in der Oberliga West verfolgten. Gegen die Amateure der Alemannia hatte man noch nicht einmal das Geld für den Druck eines Programmheftes. Ebenso wie bei unserer U23 reichte das Geld nur für einen Kader, für den das Ziel nur der Klassenerhalt sein kann. Immerhin hatte der RSV nach dem 2:1 in Duisburg schon drei Punkte auf dem Konto. Bei der Alemannia musste nach zwei Auftaktniederlagen gegen starke Gegner gegen die vermeintlich schwächeren Rheydter gepunktet werden, um nicht früh den Anschluss zu verlieren. Dabei standen insgesamt sieben (!) Spieler aus dem Profikader zur Verfügung. Neben Benthin, Gunesch, Schäfer, Keller und Iddi kamen auch erstmals Daniel Ferl und Eddie Bediako zum Einsatz. Bediako war nach dem Bochum-Spiel mit einer Sperre von drei Spielen wegen "Grätsche von hinten" (im Vergleich zu fünf Jahren wegen "Öffnen eines Tores") noch glimpflich davongekommen. Da er in der zweiten Liga erst am vierten Spieltag wieder spielberechtigt ist und die Sperre in der Oberliga schon abgelaufen war, wurde er bei den Amateuren eingesetzt. Zusammen mit Ralph Gunesch bildete er als Ersatz für den gesperrten Stefan Kniat die Innenverteidigung. Daniel Ferl begann im zentralen Mittelfeld, im Sturm erhielt Baba Iddi den Vorzug vor Marc Keller.
Das Spiel begann verheißungsvoll, nach acht Minuten stieg Ralph Gunesch nach Ecke von Mehmet Türkmen zum Kopfball und erzielte die frühe Führung. Das Tor gab der Alemannia allerdings wenig Sicherheit, die Abwehr geriet häufig ins Schwimmen. Ein Kopfball eines Rheydters verfehlte das Tor von Christian Schmidt noch um Haaresbreite, aber eine Minute später war es passiert. Nach einem Diagonalpass gab es Abstimmungsprobleme im Aachener Abwehrzentrum, Berberoglu kam frei zum Schuss und erzielte den schnellen Ausgleich. Nach zwanzig Minuten geriet die Aachener Abwehr erneut ins Schwimmen, zum Glück verfehlte ein Flachschuss eines Rheydters knapp sein Ziel. Auf Aachener Seite lief außer einem Distanzschuss von Daniel Ferl nicht viel zusammen. Nach einer guten halben Stunde wurde die Abwehr der Alemannia auf engstem Raum schwindelig gespielt, allerdings waren die Rheydter im Abschluss weiterhin nicht gerade zielsicher.
Kurz nach der Pause verlor Dirk Caspers vierzig Meter vor dem Tor einen Zweikampf, sein Gegenspieler lief ungehindert bis in den Strafraum, traf aber letztendlich nur das Außennetz. Auf der anderen Seite zielte Mehmet Türkmen aus 25 Metern zu hoch. Andre Winkhold brachte jetzt Keller für Sinkiewicz und Marotta für Nesimi. Marotta rückte auf die linke und Mehmet Türkmen auf die rechte Außenbahn. Türkmen musste seinen Platz direkt wieder räumen, als Eddie Bediako Gelb-Rot sah. In der ersten Halbzeit war Bediako für einen eigentlich regelgerechten Rempler verwarnt worden, den Platzverweis gab es schließlich für ein Handspiel. Während Taofik Jaajoui für Türkmen eingewechselt wurde, musste Bediako zum sechsten Mal in eineinhalb Jahren bei der Alemannia vorzeitig unter die Dusche. Auch wenn der kleinliche Schiedsrichter zumindest bei der ersten gelben Karte komplett daneben lag, sollte Bediako aus seinen zahlreichen Platzverweisen lernen und etwas weniger körperbetont spielen, denn legale Rempler gegen zierliche Gegenspieler sehen für überforderte Oberligaschiedsrichter schnell wie brutale Fouls aus. Zu zehnt beschränkte sich unsere Mannschaft darauf, das Unentschieden über die Zeit zu retten. Zwanzig Minuten vor dem Ende warf sich Christian Schmidt in den Schuss eines frei durchgebrochenen Rheydters. Mit einem Freistoß aus 25 Metern, den Schmidt über die Latte lenken konnte, und einem Flachschuss ins kurze Eck hatte Rheydt sein Pulver verschossen, die letzten Chancen des Spiels hatte die Alemannia. Baba Iddi traf acht Minuten vor dem Ende aus sechzehn Metern das Tor nicht. In der letzten Minute wäre um Haaresbreite der glückliche Siegtreffer gefallen, aber Torwart Mohammed Obeid kratzte einen Kopfball von Daniel Ferl nach Freistoß von Manuel Benthin von der Linie.
Am Ende blieb es in einem schwachen Oberligaspiel beim etwas enttäuschenden 1:1. Wenn man mit so vielen Spielern aus dem Profikader gegen einen Gegner wie Rheydt nicht gewinnen kann, wen soll man dann übrehaupt schlagen? Nach vorne lief nicht viel zusammen, es wurde zuviel quer und insgesamt zu schablonenhaft gespielt. Die Abwehr stand nach großen anfänglichen Problemen in der zweiten Halbzeit relativ sicher. Hauptproblem ist, dass man jede Woche in einer anderen Formation spielen muss, sei es durch Sperren oder durch Profi-Abstellungen. Da die Mannschaft in der Vorbereitung noch ohne die Spieler von oben zusammenspielte, wird es noch eine Weile dauern, bis es rund läuft - hoffentlich nicht zu lange, im Moment liegt man mit einem Punkt auf dem vorletzten Tabellenplatz.



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