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Obeid - Knezovic, Rütten, Ngongang (87. Hupe),
Line von de Berg, Schmitz, Diop (60. Simmons),
Fuchs (71. Erfen), Bocks, Wilms, Berberoglu
(Trainer: Rütters) |
Schmidt - Benthin, Gunesch, Bediako, Caspers -
Nesimi (56. Marotta), Ferl, Schäfer, Türkmen (59. Jaajoui) -
Sinkiewicz (56. Keller), Iddi
(Trainer: Winkhold) |
Am dritten Oberligaspieltag reisten die Amateure der Alemannia zum Rheydter
SV. Der Traditionsverein (Rheingaumeister 1924 und 1925) ist
praktisch pleite, bis zum letzten Moment war unsicher, ob der RSV ein weiteres
Jahr in der Oberliga antreten kann. Nur knapp 200 (150 zahlende) Zuschauer
verloren sich im weiten Rund des RSV-Stadions, in dem vor 50 Jahren noch im
Schnitt 17000 Zuschauer die Heimspiele des RSV in der Oberliga West
verfolgten. Gegen die Amateure der Alemannia hatte man noch nicht einmal das
Geld für den Druck eines Programmheftes. Ebenso wie bei unserer U23
reichte das Geld nur für einen Kader, für den das Ziel nur der
Klassenerhalt sein kann. Immerhin hatte der RSV nach dem 2:1 in Duisburg schon
drei Punkte auf dem Konto. Bei der Alemannia musste nach zwei
Auftaktniederlagen gegen starke Gegner gegen die vermeintlich schwächeren Rheydter gepunktet werden, um
nicht früh den Anschluss zu verlieren. Dabei standen insgesamt sieben (!)
Spieler aus dem Profikader zur Verfügung. Neben Benthin, Gunesch,
Schäfer, Keller und Iddi kamen auch erstmals Daniel Ferl und Eddie
Bediako zum Einsatz. Bediako war nach dem Bochum-Spiel mit einer Sperre von
drei Spielen wegen "Grätsche von hinten" (im Vergleich zu
fünf Jahren wegen "Öffnen eines Tores") noch glimpflich
davongekommen. Da er in der zweiten Liga erst am vierten Spieltag
wieder spielberechtigt ist und die Sperre in der Oberliga schon abgelaufen
war, wurde er bei den Amateuren eingesetzt. Zusammen mit Ralph Gunesch bildete
er als Ersatz für den gesperrten Stefan Kniat die Innenverteidigung.
Daniel Ferl begann im zentralen Mittelfeld, im Sturm erhielt Baba Iddi den
Vorzug vor Marc Keller.
Das Spiel begann verheißungsvoll, nach acht Minuten stieg Ralph Gunesch
nach Ecke von Mehmet Türkmen zum Kopfball und erzielte die frühe
Führung. Das Tor gab der Alemannia allerdings wenig Sicherheit, die
Abwehr geriet häufig ins Schwimmen. Ein Kopfball eines Rheydters
verfehlte das Tor von Christian Schmidt noch um Haaresbreite, aber eine
Minute später war es passiert. Nach einem Diagonalpass gab es
Abstimmungsprobleme im Aachener Abwehrzentrum, Berberoglu kam frei zum Schuss
und erzielte den schnellen Ausgleich. Nach zwanzig Minuten geriet die
Aachener Abwehr erneut ins Schwimmen, zum Glück verfehlte ein Flachschuss
eines Rheydters knapp sein Ziel. Auf Aachener Seite lief außer einem
Distanzschuss von Daniel Ferl nicht viel zusammen. Nach einer guten halben
Stunde wurde die Abwehr der Alemannia auf engstem Raum schwindelig gespielt,
allerdings waren die Rheydter im Abschluss weiterhin nicht gerade zielsicher.
Kurz nach der Pause verlor Dirk Caspers vierzig Meter vor dem Tor einen
Zweikampf, sein Gegenspieler lief ungehindert bis in den Strafraum, traf aber
letztendlich nur das Außennetz. Auf der anderen Seite zielte Mehmet
Türkmen aus 25 Metern zu hoch. Andre Winkhold brachte jetzt Keller
für Sinkiewicz und Marotta für Nesimi. Marotta rückte auf die
linke und Mehmet Türkmen auf die rechte Außenbahn. Türkmen
musste seinen Platz direkt wieder räumen, als Eddie Bediako Gelb-Rot sah.
In der ersten Halbzeit war Bediako für einen eigentlich regelgerechten
Rempler verwarnt worden, den Platzverweis gab es schließlich für
ein Handspiel. Während Taofik Jaajoui für Türkmen eingewechselt
wurde, musste Bediako zum sechsten Mal in eineinhalb Jahren bei der Alemannia
vorzeitig unter die Dusche. Auch wenn der kleinliche Schiedsrichter
zumindest bei der ersten gelben Karte komplett daneben lag, sollte Bediako
aus seinen zahlreichen Platzverweisen lernen und etwas weniger
körperbetont spielen, denn legale Rempler gegen zierliche Gegenspieler
sehen für überforderte Oberligaschiedsrichter schnell wie brutale
Fouls aus. Zu zehnt beschränkte sich unsere Mannschaft darauf, das
Unentschieden über die Zeit zu retten. Zwanzig Minuten vor dem Ende
warf sich Christian Schmidt in den Schuss eines frei durchgebrochenen
Rheydters. Mit einem Freistoß aus 25 Metern, den Schmidt über die
Latte lenken konnte, und einem Flachschuss ins kurze Eck hatte Rheydt sein
Pulver verschossen, die letzten Chancen des Spiels hatte die Alemannia. Baba
Iddi traf acht Minuten vor dem Ende aus sechzehn Metern das Tor nicht. In
der letzten Minute wäre um Haaresbreite der glückliche Siegtreffer
gefallen, aber Torwart Mohammed Obeid kratzte einen Kopfball von Daniel Ferl
nach Freistoß von Manuel Benthin von der Linie.
Am Ende blieb es in einem schwachen Oberligaspiel beim etwas enttäuschenden 1:1. Wenn man mit so vielen
Spielern aus dem Profikader gegen einen Gegner wie Rheydt nicht gewinnen kann,
wen soll man dann übrehaupt schlagen? Nach vorne lief nicht viel
zusammen, es wurde zuviel quer und insgesamt zu schablonenhaft gespielt. Die
Abwehr stand nach großen anfänglichen Problemen in der zweiten
Halbzeit relativ sicher. Hauptproblem ist, dass man jede Woche in einer
anderen Formation spielen muss, sei es durch Sperren oder durch
Profi-Abstellungen. Da die Mannschaft in der Vorbereitung noch ohne die
Spieler von oben zusammenspielte, wird es noch eine Weile dauern, bis es rund
läuft - hoffentlich nicht zu lange, im Moment liegt man mit einem Punkt
auf dem vorletzten Tabellenplatz.