|
|
|
Memmersheim - Schäfer, Rauw, Mathes,
El Hammouchi (46. Marso) - Gülez, Tümmler (70. Iddi),
Bayock, Hansen - Telle, Keller
(Trainer: Winkhold) |
Rott - Backer, Trienekens, Schyrba - Spitali, Kempers, Torres, Wittwer, Batale -
Glatt (62 .Rühl), Jansen (68. Cho)
(Trainer: Suchanek) |
Nachdem die meisten Leute das vormittagliche A-Jugend-Spiel dazu genutzt hatten,
das Reutlingen-Debakel auszudiskutieren, freute man sich auf richtigen
Fußball - die U23 spielte gegen die Amateure des MSV Duisburg,
bis dato zusammen mit Hamborn 07 die Schießbude der Liga, aber mit
erkennbarem Aufwärtstrend. Nachdem man das Gladbach-Spiel wegen des
gleichzeitigen Profi-Spiels in Ahlen verpasst hatte und gegen Velbert im
Stadion gespielt wurde, zeigte sich zum ersten Mal, was Oberligafußball auf
der Münzenberg-Kampfbahn bedeutet: am Eingang werden
Rücksäcke durchsucht, drinnen liegen Pflastersteine, Kies und
Metallrohre neben dem Spielfeld und werden Getränke in Gläsern
verkauft. Ca. 40 meist halbwüchsige Duisburger Ultras waren
angereist und versuchten, Stimmung zu machen. Insgesamt waren nur ca. 500
Zuschauer gekommen, viel weniger als noch gegen Velbert - ist ja auch viel
bequemer, zu Hause im Sessel ein paar reichen Idioten beim Im-Kreis-Fahren
zuzusehen. Unter den Zuschauern auch ein alter Bekannter - lässig am
Flutlichtmast lehnend, ganz schick mit engem türkisem T-Shirt und
offener Lederjacke, warf Winnie Hannes schon mal ein Auge auf den nächsten
Gegner.
Unsere Mannschaft wurde von Andre Winkhold betreut, da Steven Dooley noch
in den USA festsaß. Der Gast aus Duisburg begann überraschend
aggressiv und störte früh. Ob das die Aachener so verunsicherte
oder die Abwesenheit des Trainers, weiß man nicht. Jedenfalls schlief
man in der Deckung ein ums andere Mal und konnte froh sein, mit einem 0:0
in die Pause zu gehen. Mehrfach klärte Dirk Memmersheim gegen
frei vor ihm auftauchende Duisburger.
Kurz nach der Pause war es passiert: einer der immer wieder freistehenden
Duisburger ließ es an der nötigen Unfähigkeit mangeln, und
schon stand es 0:1. Die Alemannia spielte jetzt endlich etwas entschlossener
nach vorne, aber Chancen blieben Mangelware. Eine Viertelstunde vor Schluss
hatten die Aachener Anhänger den Torschrei auf den Lippen, als Metin
Telle in die Mitte flankte und der eingewechselte Baba Iddi das Kunststück fertigbrachte,
aus zwei Metern den Torwart anzuköpfen, der den Ball gerade noch auf
(oder hinter?) der Torlinie unter sich begrub. Als Iddi den Ball wenig
später aus 20 Metern mit der Picke übers Tor hob, fragte ich mich
ehrlich gesagt, was dieser Mensch eigentlich auf dem Spielfeld zu suchen hat.
Der Duisburger Torschütze Spitali sah noch Gelb-Rot, wonach die Aachener
nochmal zur Schlussoffensive bliesen.
Mittlerweile hatte es zu regnen begonnen, die Duisburger Fans starteten eine
Polonaise entlang der Torauslinie, einige Aachener wollten die
Auseinandersetzung suchen, anstatt die Mannschaft anzufeuern, und zur
Krönung des ganzen war von irgendeinem Aachener "Fan" zu
hören: "Wann pfeift der endlich ab?" Und das beim Stand von
0:1 gegen die eigene Mannschaft. Einige sollten sich mal fragen, warum genau
sie so ein Spiel besuchen. Als niemand mehr damit rechnete, war es
ausgerechnet Baba Iddi, der mit einem schönen Volleyschuss aus der
Drehung den Ball im rechten unteren Eck versenkte. Da der Schiedsrichter
nicht zur Mitte zeigte, sondern das Spiel direkt beendete, waren sich die
Zuschauer zuerst nicht sicher, ob das Tor überhaupt zählte - so
setzte der Jubel mit leichter Verzögerung ein.
Die Amateure boten an diesem Tag ihre mit Abstand schlechteste Saisonleistung.
Lag es am Gegner, der nicht den Angsthasenfußball unserer bisherigen
Gegner bot, oder hatten einige in Reutlingen zu genau hingesehen, wie man es
besser nicht macht? Schwer zu sagen. Jedenfalls war das Unentschieden am Ende
sehr schmeichelhaft. Das Spiel machte deutlich, dass unsere Amateure noch
längst keine Spitzenmannschaft in der Oberliga sind. Es sieht wohl so
aus, dass die Aufstiegseuphorie langsam verfliegt, und sich die Mannschaft
im Endeffekt Richtung Tabellenmittelfeld orientieren wird - womit man nach
zwei Aufstiegen in Folgen durchaus zufrieden sein kann.
Nach dem Spiel wurde es noch ein bisschen asozial, als ein gehirnkranker
Duisburger es scheinbar für cool hielt, Frauen zu schlagen. Wenigstens
ist einer von den Zappelzebra-Trotteln fürs Rauchzünden von den Ordnern
abgeführt worden.