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Petrick - Sesterhenn, Vucic, Schön - Eyüboglu,
Böcker, Bellinghausen, Varveri (86. Tauer),
Bilalovic (46. Niestroj) - Tytartchuk,
Mayer (92. Vukadinovic)
(Trainer: Petrovic) |
Memmersheim - Schäfer, Benthin, Gunesch,
Rosin (88. Sinkiewicz), Caspers - Ferl, Marotta (37. Iddi),
Lehnen, Marso (75. Türkmen) - Keller
(Trainer: Winkhold) |
Zwei Tage nach dem erfolgreichen Jahresabschluss der Profis in St.Pauli
hatten die Amateure der Alemannia ihr letztes Spiel im Jahr 2002. Die
Mannschaft von Andre Winkhold liegt zwar abgeschlagen auf dem letzten
Tabellenplatz, hatte aber immerhin zwei ihrer letzten zehn Begegnungen
gewonnen - das sind genau zwei Siege mehr, als die Fortuna in den letzten
zehn Spielen erringen konnte. Die Fortuna hatte die letzten beiden Partien
mit 0:6 beim Wuppertaler SV und mit 0:3 bei den Amateuren des MSV Duisburg
verloren - übrigens dieselbe Fortuna, die eine Deutsche Meisterschaft und
zweimal den DFB-Pokal gewann und den FC Barcelona im Europapokalfinale 1979
bis in die Verlängerung zwang. 2500 Zuschauer bedeuteten Minuskulisse
im Paul-Janes-Stadion, in dem mittlerweile alle Bauarbeiten abgeschlossen
sind. Auch die Nordseite des Stadions ist nun fertig und genauso hässlich
wie die Süd- und Ostseiten. Erstaunlich war, dass die Fortuna trotz der
zuletzt desolaten Auftritte weder ausgepfiffen noch von den eigenen Fans
beschimpft wurde - schade eigentlich, die 15 Aachener im Gästeblock
hätten ihren Spaß daran gehabt. Die 15 Aachener wurden
übrigens von 8 Polizisten und 3 Ordnern bewacht - wahrscheinlich waren
sie von den szenekundigen Kollegen aus Aachen vor erwarteten 100 Aachener
Hooligans gewarnt worden.
Die Alemannia war mit einem 5-4-1-System sehr defensiv ausgerichtet. Einzige
Spitze war Marc Keller, die gegen Bocholt ganz schwachen Baba Iddi und Thomas
Sinkiewicz blieben zunächst draußen. In der Abwehr erhielt der
erfahrenere Manuel Benthin den Vorzug vor Taofik Jaajoui, Ralph Gunesch
rückte neben Christian Schäfer und Daniel Rosin ins Abwehrzentrum.
Die Fortuna übernahm in der Anfangsphase des Spiels das Kommando. Die
Alemannia agierte viel zu verhalten, nahm die Zweikämpfe nicht an und zog
sich weit in die eigene Hälfte zurück. Mit aggressivem und
entschlossenem Auftreten hätte man die nach der Negativserie
angeschlagene Fortuna sicherlich schnell verunsichern können. Leider war
davon wenig zu sehen, die Spieler wirkten teils ängstlich, teils lustlos,
so dass das Spiel in der ersten Hälfte nur in eine Richtung lief. Nach
sieben Minuten hatte Eyüboglu die erste Chance für die Fortuna,
scheiterte aber aus 18 Metern am gut reagierenden Dirk Memmersheim. Nach einer
Viertelstunde köpfte Frank Mayer nur knapp über das Aachener Tor.
Eine abgefälschte Hereingabe von Eyüboglu, der sich gegen drei
unentschlossene Aachener durchgesetzt hatte, brachte nach 20 Minuten erneut
Gefahr. Die Aachener waren im Abwehrverhalten zu zaghaft, was sich eine
Minute später rächen sollte. Wieder war es Eyüboglu, der sich
auf der rechten Seite durchsetzen konnte. Diesmal fand seine Hereingabe in
der Mitte Samir Bilalovic, der zum 1:0 einschoss. Nach dem Tor verflachte die
Partie, die Fortuna versäumte es, sich gegen die harmlose Alemannia
weitere Chancen zu erarbeiten. Erst kurz vor der Pause musste Dirk
Memmersheim bei einem Flachschuss von Axel Bellinghausen noch einmal sein
ganzes Können unter Beweis stellen. 1:0 führte die Fortuna verdient
zur Pause.
Auch nach dem Wechsel war von der Alemannia zunächst gar nichts zu sehen,
während die Fortuna dem 2:0 mehrmals ganz nahe war. Nach 50 Minuten
verwirrte ein im passiven Abseits stehender Düsseldorfer die Aachener
Innenverteidigung, so dass Frank Mayer durchbrechen und frei auf Dirk
Memmersheim zulaufen konnte. Der verhinderte mit einer Fußabwehr das
2:0, im Nachschuss traf der eingewechselte Robert Niestroj nur den rechten
Pfosten. Zwei Minuten nach dieser Szene legte Dirk Böcker den Ball von rechts
auf Frank Mayer, der den Ball aus kurzer Distanz nur mit der Fußspitze
erwischte und zudem noch genau auf Dirk Memmersheim zielte. Weitere drei
Minuten später erzielte Frank Mayer ein Abseitstor, das den Beginn einer
langen Freundschaft zwischen der Haupttribüne und dem Linienrichter
einläuten sollte. Die Alemannia war mit dem 1:0 mittlerweile bestens
bedient, als Manuel Benthin nach 59 Minuten zum ersten harmlosen Schuss auf
das Düsseldorfer Tor ansetzte. Im Gegenzug tauchte Axel Bellinghausen
frei vor dem Tor auf, umspielte Dirk Memmersheim, wurde aber zu weit zur
Außenlinie abgedrängt. Sein Rückpass wurde schließlich
abgefangen. In der Folgezeit ließ die nach den vertanen Chancen
nervös werdende Fortuna das Ruder aus der Hand gleiten, und unsere
Mannschaft konnte sich mehr und mehr Spielanteile erarbeiten. Immerhin war
jetzt Einsatz und Wille erkennbar, und nach 64 Minuten hatte man auch
tatsächlich die erste (und letzte) Torchance. Ein Freistoß von
Dirk Caspers wurde auf den Kopf von Ralph Gunesch abgefälscht, dessen
Versuch eines Hebers oben auf dem Tor landete. Die Alemannia machte weiter
Druck und konnte das Spiel über weite Strecken in die Hälfte des
Gegners verlagern, blieb dabei allerdings erschreckend harmlos und rannte sich
immer wieder kurz vor dem Sechzehnmeterraum fest. Die Fortuna blieb die
torgefährlichere Mannschaft, 20 Minuten vor Schluss scheiterte Frank
Mayer mit einem Seitfallzieher. Zehn Minuten vor dem Ende verlor Marc Keller
20 Meter vor dem gegnerischen Tor den Ball, die Alemannia war in der
Rückwärtsbewegung zu langsam, und Sergij Tytartchuk wurde in stark
abseitsverdächtiger Position angespielt. Frei vor Dirk Memmersheim
behielt er die Nerven und erzielte das vorentscheidende 2:0. Als Ausgleich
hob der Linienrichter einige Male zu Unrecht seine Fahne und zog mehr und mehr
den Zorn des Publikums auf sich. Drei Minuten vor dem Ende leistete sich ein
Düsseldorfer einen folgenschweren Ballverlust. Baba Iddi erstolperte
sich den Ball, und Marc Keller wurde im Strafraum von den Beinen geholt.
Christian Schäfer verwandelte den fälligen Elfmeter zum 2:1. Wenn
nun durch irgendeinen dummen Zufall noch das 2:2 gefallen wäre,
hätte es sicher lustige Reaktionen seitens des Publikums gegenüber
dem Schiedsrichter gegeben, aber leider passierte nichts mehr. Unsere
Mannschaft war in der Nachspielzeit nur ein Mal in Ballbesitz, aber die
Chance verpuffte, als Baba Iddi mal wieder einen Mitspieler übersah,
den Ball verlor und auf der Erde lag.
Beim Schlusspfiff rissen die Spieler der Fortuna allen Ernstes jubelnd die
Arme hoch, als hätten sie sonst was geleistet. Dabei waren sie beim Spiel
Not gegen Elend nur die etwas weniger schlechte Mannschaft gewesen. Unsere
Amateure haben nunmehr (wenn man davon ausgeht, dass Victoria Cöln die
Punkte vom abgebrochenen Spiel in Solingen zugesprochen bekommt) fünf
Punkte Rückstand auf den rettenden 15. Tabellenplatz. In der
Rückrunde muss sich entweder einiges ganz gewaltig in der Mannschaft
ändern oder es müssen noch zwei Oberligavereine Pleite gehen, damit
unserer U23 der Abstieg in die Verbandsliga erspart bleibt. Dabei ist die
zweite Möglichkeit zwar nicht die wünschenswertere, aber fast noch
die wahrscheinlichere Variante.