So, 15.12.02:
Fortuna Düsseldorf - ALEMANNIA A 2:1 (1:0)
Petrick - Sesterhenn, Vucic, Schön - Eyüboglu, Böcker, Bellinghausen, Varveri (86. Tauer), Bilalovic (46. Niestroj) - Tytartchuk, Mayer (92. Vukadinovic)
(Trainer: Petrovic)
Memmersheim - Schäfer, Benthin, Gunesch, Rosin (88. Sinkiewicz), Caspers - Ferl, Marotta (37. Iddi), Lehnen, Marso (75. Türkmen) - Keller
(Trainer: Winkhold)

Zuschauer: 2500 (ca. 25 aus Aachen)
Gelb: Mayer - Marotta, Marso, Rosin, Ferl

1:0 Bilalovic (21.)
2:0 Tytartchuk (80.)
2:1 Schäfer (87.; Foulelfmeter; Keller)











(Fotos: Sascha/Koelsche Alemannen)



Zwei Tage nach dem erfolgreichen Jahresabschluss der Profis in St.Pauli hatten die Amateure der Alemannia ihr letztes Spiel im Jahr 2002. Die Mannschaft von Andre Winkhold liegt zwar abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz, hatte aber immerhin zwei ihrer letzten zehn Begegnungen gewonnen - das sind genau zwei Siege mehr, als die Fortuna in den letzten zehn Spielen erringen konnte. Die Fortuna hatte die letzten beiden Partien mit 0:6 beim Wuppertaler SV und mit 0:3 bei den Amateuren des MSV Duisburg verloren - übrigens dieselbe Fortuna, die eine Deutsche Meisterschaft und zweimal den DFB-Pokal gewann und den FC Barcelona im Europapokalfinale 1979 bis in die Verlängerung zwang. 2500 Zuschauer bedeuteten Minuskulisse im Paul-Janes-Stadion, in dem mittlerweile alle Bauarbeiten abgeschlossen sind. Auch die Nordseite des Stadions ist nun fertig und genauso hässlich wie die Süd- und Ostseiten. Erstaunlich war, dass die Fortuna trotz der zuletzt desolaten Auftritte weder ausgepfiffen noch von den eigenen Fans beschimpft wurde - schade eigentlich, die 15 Aachener im Gästeblock hätten ihren Spaß daran gehabt. Die 15 Aachener wurden übrigens von 8 Polizisten und 3 Ordnern bewacht - wahrscheinlich waren sie von den szenekundigen Kollegen aus Aachen vor erwarteten 100 Aachener Hooligans gewarnt worden.
Die Alemannia war mit einem 5-4-1-System sehr defensiv ausgerichtet. Einzige Spitze war Marc Keller, die gegen Bocholt ganz schwachen Baba Iddi und Thomas Sinkiewicz blieben zunächst draußen. In der Abwehr erhielt der erfahrenere Manuel Benthin den Vorzug vor Taofik Jaajoui, Ralph Gunesch rückte neben Christian Schäfer und Daniel Rosin ins Abwehrzentrum. Die Fortuna übernahm in der Anfangsphase des Spiels das Kommando. Die Alemannia agierte viel zu verhalten, nahm die Zweikämpfe nicht an und zog sich weit in die eigene Hälfte zurück. Mit aggressivem und entschlossenem Auftreten hätte man die nach der Negativserie angeschlagene Fortuna sicherlich schnell verunsichern können. Leider war davon wenig zu sehen, die Spieler wirkten teils ängstlich, teils lustlos, so dass das Spiel in der ersten Hälfte nur in eine Richtung lief. Nach sieben Minuten hatte Eyüboglu die erste Chance für die Fortuna, scheiterte aber aus 18 Metern am gut reagierenden Dirk Memmersheim. Nach einer Viertelstunde köpfte Frank Mayer nur knapp über das Aachener Tor. Eine abgefälschte Hereingabe von Eyüboglu, der sich gegen drei unentschlossene Aachener durchgesetzt hatte, brachte nach 20 Minuten erneut Gefahr. Die Aachener waren im Abwehrverhalten zu zaghaft, was sich eine Minute später rächen sollte. Wieder war es Eyüboglu, der sich auf der rechten Seite durchsetzen konnte. Diesmal fand seine Hereingabe in der Mitte Samir Bilalovic, der zum 1:0 einschoss. Nach dem Tor verflachte die Partie, die Fortuna versäumte es, sich gegen die harmlose Alemannia weitere Chancen zu erarbeiten. Erst kurz vor der Pause musste Dirk Memmersheim bei einem Flachschuss von Axel Bellinghausen noch einmal sein ganzes Können unter Beweis stellen. 1:0 führte die Fortuna verdient zur Pause.
Auch nach dem Wechsel war von der Alemannia zunächst gar nichts zu sehen, während die Fortuna dem 2:0 mehrmals ganz nahe war. Nach 50 Minuten verwirrte ein im passiven Abseits stehender Düsseldorfer die Aachener Innenverteidigung, so dass Frank Mayer durchbrechen und frei auf Dirk Memmersheim zulaufen konnte. Der verhinderte mit einer Fußabwehr das 2:0, im Nachschuss traf der eingewechselte Robert Niestroj nur den rechten Pfosten. Zwei Minuten nach dieser Szene legte Dirk Böcker den Ball von rechts auf Frank Mayer, der den Ball aus kurzer Distanz nur mit der Fußspitze erwischte und zudem noch genau auf Dirk Memmersheim zielte. Weitere drei Minuten später erzielte Frank Mayer ein Abseitstor, das den Beginn einer langen Freundschaft zwischen der Haupttribüne und dem Linienrichter einläuten sollte. Die Alemannia war mit dem 1:0 mittlerweile bestens bedient, als Manuel Benthin nach 59 Minuten zum ersten harmlosen Schuss auf das Düsseldorfer Tor ansetzte. Im Gegenzug tauchte Axel Bellinghausen frei vor dem Tor auf, umspielte Dirk Memmersheim, wurde aber zu weit zur Außenlinie abgedrängt. Sein Rückpass wurde schließlich abgefangen. In der Folgezeit ließ die nach den vertanen Chancen nervös werdende Fortuna das Ruder aus der Hand gleiten, und unsere Mannschaft konnte sich mehr und mehr Spielanteile erarbeiten. Immerhin war jetzt Einsatz und Wille erkennbar, und nach 64 Minuten hatte man auch tatsächlich die erste (und letzte) Torchance. Ein Freistoß von Dirk Caspers wurde auf den Kopf von Ralph Gunesch abgefälscht, dessen Versuch eines Hebers oben auf dem Tor landete. Die Alemannia machte weiter Druck und konnte das Spiel über weite Strecken in die Hälfte des Gegners verlagern, blieb dabei allerdings erschreckend harmlos und rannte sich immer wieder kurz vor dem Sechzehnmeterraum fest. Die Fortuna blieb die torgefährlichere Mannschaft, 20 Minuten vor Schluss scheiterte Frank Mayer mit einem Seitfallzieher. Zehn Minuten vor dem Ende verlor Marc Keller 20 Meter vor dem gegnerischen Tor den Ball, die Alemannia war in der Rückwärtsbewegung zu langsam, und Sergij Tytartchuk wurde in stark abseitsverdächtiger Position angespielt. Frei vor Dirk Memmersheim behielt er die Nerven und erzielte das vorentscheidende 2:0. Als Ausgleich hob der Linienrichter einige Male zu Unrecht seine Fahne und zog mehr und mehr den Zorn des Publikums auf sich. Drei Minuten vor dem Ende leistete sich ein Düsseldorfer einen folgenschweren Ballverlust. Baba Iddi erstolperte sich den Ball, und Marc Keller wurde im Strafraum von den Beinen geholt. Christian Schäfer verwandelte den fälligen Elfmeter zum 2:1. Wenn nun durch irgendeinen dummen Zufall noch das 2:2 gefallen wäre, hätte es sicher lustige Reaktionen seitens des Publikums gegenüber dem Schiedsrichter gegeben, aber leider passierte nichts mehr. Unsere Mannschaft war in der Nachspielzeit nur ein Mal in Ballbesitz, aber die Chance verpuffte, als Baba Iddi mal wieder einen Mitspieler übersah, den Ball verlor und auf der Erde lag.
Beim Schlusspfiff rissen die Spieler der Fortuna allen Ernstes jubelnd die Arme hoch, als hätten sie sonst was geleistet. Dabei waren sie beim Spiel Not gegen Elend nur die etwas weniger schlechte Mannschaft gewesen. Unsere Amateure haben nunmehr (wenn man davon ausgeht, dass Victoria Cöln die Punkte vom abgebrochenen Spiel in Solingen zugesprochen bekommt) fünf Punkte Rückstand auf den rettenden 15. Tabellenplatz. In der Rückrunde muss sich entweder einiges ganz gewaltig in der Mannschaft ändern oder es müssen noch zwei Oberligavereine Pleite gehen, damit unserer U23 der Abstieg in die Verbandsliga erspart bleibt. Dabei ist die zweite Möglichkeit zwar nicht die wünschenswertere, aber fast noch die wahrscheinlichere Variante.



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