Sa, 13.04.02:
Bonner SC - ALEMANNIA A 0:0 (0:0)
Lobeck - Hanisch, Niang, Ehrhardt - Stüttgen, Kaesberg, Mukuna, Shcherbin, Khalag - N'Dombasi (91. Addai), Freitas de Almeida (60. Sugiura)
(Trainer: Schmickler)
Memmersheim - Mathes (63. Meven), Schäfer, Azmaz - Marso, El Hammouchi (81. Maaßen), Morton, Hansen, Retterath (73. Gunesch) - Iddi, Tümmler
(Trainer: Dooley)

Zuschauer: 200 (ca. 35 aus Aachen)
Gelb: El Hammouchi, Tümmler, Retterath, Marso
Gelb-Rot: Hanisch (57.; wiederholtes Foulspiel)
Rot: Shcherbin (45+2.; Schiedsrichter-Beleidigung)













Mit fünf Siegen aus den ersten acht Spielen waren unsere Amateure gut ins neue Jahr gestartet und hatten den Klassenerhalt frühzeitig gesichert. Nun ging es zum Bonner SC, mit dem man noch eine Rechnung zu begleichen hatte. In der Verbandsligasaison 2000/01 hatte die Alemannia beim BSC, den man in einem hochklassigen Hinspiel noch mit 3:1 geschlagen hatte, zwei Spieltage vor Schluss die Meisterschaft und den direkten Aufstieg verspielt. Nach 1:0-Führung und weiteren hochkarätigen Chancen hatte man kurz vor Schluss noch mit 1:2 den kürzeren gezogen. Auch das Hinspiel in dieser Saison brachte einige Aufregung, als die Alemannia in Unterzahl noch ein 0:2 aufholte und es nach dem Schlusspfiff zu tumultartigen Szenen kam. Leider versprach dieses Spiel weniger Spannung. Durch die große Distanz zu den Auf- und Abstiegsrängen ging es für beide Mannschaften nur noch um die Ehre, und so fanden nur gut 200 Zuschauer den Weg in den Sportpark Nord (das zeitgleiche Heimspiel des Bundesliga-Absteigers FC Sülz 48 tat wohl sein übriges). In der Verbandsliga vor einem Jahr waren es noch knapp 2000 gewesen, darunter 500 Aachener. Dieses Mal bildeten beim Anpfiff ganze vier Aachener den Gästeblock, ein weiteres Dutzend mit dem Zug angereister Fans war unterwegs von einigen unfehren Polizisten aufgehalten worden.
Positiv fiel hingegen das hervorragend gestaltete und zudem kostenlose Stadionheft des BSC auf. Besonders interessant im "Löwenecho" war das Interview mit Steven Dooley, der sein Unverständnis und seine Enttäuschung über den Verein äußerte: "Mit mir hat von Vereinsseite noch keiner gesprochen. Ich weiß nur, dass André Winkhold, den Cheftrainer Jörg Berger nicht als Co-Trainer haben wollte, einen Vierjahresvertrag erhalten hat und mein Nachfolger ist. Ich bin der schwierigen Zeit der Alemannia zum Opfer gefallen. [...] Ich bin sehr traurig und total enttäuscht. Das war unprofessionelles Verhalten vom Verein und viele in unserem Umfeld können diese vorschnelle Entscheidung nicht nachvollziehen. [...] Ich habe noch keinen neuen Verein. Aber vielleicht ergibt sich noch etwas. Ich würde mich freuen, weil der Fußball nämlich meine Leidenschaft ist. Dafür könnte ich sogar in meinem Beruf kürzer treten." Dooleys Enttäuschung kann man gut nachvollziehen, zumal auch viele Spieler um ihre Zukunft bei der Alemannia bangen müssen. Schon in Bonn musste man auf einige Spieler verzichten: Roman Derneden fehlte ebenso wie Ali Gülez, der wie Marc Keller mit gebrochenem Fuß durchs Stadion humpelte. Dafür war Carsten Mathes wieder fit, und da die U19 am Wochenende nicht aktiv war, saßen Ralph Gunesch und erstmals auch Alex Calianu und Oliver Hartmann auf der Bank.
Das Spiel war im Gegensatz zu den vorherigen Aufeinandertreffen beider Teams langweilig und schwach. Fast zwanzig Minuten dauerte es, bis sich David Marso die erste halbwegs gute Schusschance eröffnete, die aber ebenso wenig von Erfolg gekrönt war wie ein Flachschuss von Kris Morton fünf Minuten später. Nachdem in der nächsten Szene der Bonner Torwart Christoph Lobeck gegen Stefan Tümmler Kopf und Kragen riskieren musste, verpasste es Kris Morton, den Ball in Richtung leeres Tor zu schießen. Beim Gastgeber dauerte es eine halbe Stunde, bevor man das erste Mal gefährlich vor dem Tor auftauchte. Raschid El Hammouchi ermöglichte mit einem Stellungsfehler seinem Gegenspieler einen Drehschuss aus acht Metern, den Dirk Memmersheim glänzend abwehren konnte. Zwei Minuten später kam ein Bonner Stürmer nach Flanke von links am langen Pfosten völlig frei zum Kopfball, traf aber aus fünf Metern das Tor nicht. Auf der anderen Seite verpasste Baba Iddi eine Ecke von Alan Hansen nur knapp, dann traf Christoph Lobeck mit einer Faustabwehr einen Mitspieler, von dem der Ball beinahe ins eigene Tor abgeprallt wäre. In dem eigentlich fairen (bzw. langweiligen) Spiel gab es dann doch noch einige Aufregung. Stefan Tümmler hatte in seiner unnachahmlichen Art schon eine gelbe Karte für sich und den Bonner Thorsten Hanisch provoziert, bevor kurz vor der Pause der Bonner Maksim Shcherbin im Strafraum von hinten bedrängt wurde, einen Elfmeter forderte und sich dabei wohl dermaßen in der Wortwahl vergriff, dass er des Feldes verwiesen wurde.
Die zweite Halbzeit begann mit einer Pyro-Einlage der verspätet eingetroffen Aachener, und auch die Aachener auf dem Feld machten einen eher benebelten Eindruck. So bot sich Dominik Kaesberg nach verunglückter Abwehr von Carsten Mathes eine gute Einschusschance. Die Alemannia konnte die Überzahl bis zu diesem Zeitpunkt nicht nutzen, hatte aber ab der 57. Minute noch mehr Platz. Nach Foul an Alan Hansen sah Thorsten Hanisch Gelb, und da er nach seiner Diskussion mit Tümmler schon Gelb gesehen hatte, musste Bonn zu neunt weiterspielen. Leider zeigten die neun Bonner vorbildichen kämpferischen Einsatz gegen elf hilflose Aachener, die sich zwar einige Ecken und Freistöße, aber keine zwingenden Torchancen erarbeiten konnten. In der Schlussphase boten sich dem Gastgeber sogar noch Chancen, das Spiel für sich zu entscheiden. Eine Viertelstunde vor dem Ende setzte sich Jimmy Mukuna im Strafraum durch und scheiterte vom rechten Fünfmeterraumeck an Dirk Memmersheim. Die Aachener zeigten sich, selbst wenn sie mal Platz hatten, zu unentschlossen. So enstand zehn Minuten vor dem Ende aus einer 5:3-Situation nur ein relativ harmloser Distanzschuss von Alan Hansen. In der Folgezeit setzten neun Bonner elf Aachener zunehmend unter Druck und erzielten dabei ein Abseitstor, das den Schiedsrichter bei den Bonner Zuschauern endgültig unbeliebt machte. Auch der Bonner Trainer wurde kurz darauf wegen Reklamierens auf die Tribüne verwiesen. In der Schlussminute fehlte René N'Dombasi zum Glück die Kraft, einen Konter zum 1:0 zu vollenden, auf der anderen Seite verpuffte ein vielversprechender Aachener Angriff, als Baba Iddi wie so oft den Zeitpunkt des Abspiels um Ewigkeiten versäumte.
So blieb es beim 0:0, die Aachener hätten den Sieg auch nicht verdient gehabt. Zu planlos hatte man im Spiel 11 gegen 9 agiert. Vielleicht waren einige Spieler auch durch die Sorge um ihre Zukunft bei der Alemannia gehemmt. Das Spiel war jedenfalls grottenschlecht. Für das Pokalspiel gegen Geilenkirchen am Donnerstag wird diese Leistung nicht ausreichen. Allgemein sollte man dieses Spiel nicht auf die leichte Schulter nehmen. Das Ausscheiden bei Blau-Weiß Brühl im Vorjahr und das 0:3 der Sülzer Amateure in Junkersdorf sind warnende Beispiele. Außerdem lohnt es sich, die Sache ernst zu nehmen, da es nach dem Ausscheiden von Chemie Leverkusen und Sülz 07 noch nie so einfach war, den FVM-Pokal zu gewinnen und da eine DFB-Pokal-Teilnahme bei möglichen Losen wie Bayern, Dortmund etc. eine gute Gelegenheit ist, Geld in die Kassen des Vereins zu bringen.



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