Di, 08.10.02:
ALEMANNIA A - SSVg. Velbert 3:1 (2:1)
Memmersheim - Benthin, Schäfer, Bediako, Caspers - Ferl, Bayock (85. Nesimi), Keller, Gunesch - Iddi, Zimmermann
(Trainer: Winkhold)
Grefen - Bestler, Schwiderowski, Ballout - Kaul, Margref, John (72. Ferreira), Fahner - Reucher (63. Lesniak), Badur (76. Rotholz), Tumani
(Trainer: Silberbach)

Zuschauer: 285 (ca. 15 aus Velbert)
Gelb: Bayock, Gunesch - Reucher, John, Margref, Fahner

0:1 Margref (8.)
1:1 Keller (17.; Caspers)
2:1 Schäfer (23.)
3:1 Keller (78.)







Zum ersten Mal seit dem Februar kam es in der Oberliga zur vermeintlich brisanten Ansetzung "Aachen Amateure vs. Velbert". Wer allerdings ein Polizeiaufgebot wie bei "RWE vs. Düsseldorf" oder "Lazio vs. Roma" erwartete, sah sich getäuscht. Noch eine halbe Stunde vor Anpfiff konnte mal unbehelligt den Tivoli umrunden, vorbei am menschenleeren Gästeblock und am geschlossenen Eingang zur Überdachten. Rund 300 Zuschauer interessierten sich für die Begegnung, darunter, änhlich wie beim letzten Gastspiel von Velbert, rund 15 ältere beschalte Gäste-Anhänger. Im Gästeblock verloren sich ganze zwei Menschen - "die" Velberter hingegen hatten wie erwartet nicht den Weg nach Aachen gefunden. Außer dem Gästebereich blieben alle Stehplätze geschlossen, die Aachener Zuschauer wurden auf die Sitztribüne geleitet, wo ca. 20 Polizisten im Block A für einen Puffer zwischen den Aachenern und den beiden Velbert-Fans sorgten. Sogar unsere SKBs hatten dieses Mal nicht fehrpennt, sondern lungerten gelangweilt auf der Tribüne herum.
Wesentlich mehr Sorgen als die beschäftigungslose Polizei dürfte André Winkhold vor dem Spiel gehabt haben: nach dem aberkannten Punkt aus Rheydt und dem Sieg von Victoria Cöln am Wochenende hatte unsere Mannschaft mittlerweile vier Punkte Rückstand bis zum rettenden Ufer. Mit Velbert stellte sich ein hoch gehandelter Gegner vor, der allerdings schon einige Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze hatte und einen Sieg somit dringend ebenso nötig hatte wie wir, um den Anschluss nicht zu verlieren. Somit kam es sehr gelegen, dass unsere Mannschaft einige Verstärkung aus dem Profikader erhielt. Thierry Bayock und Mark Zimmermann, die in der 2. Liga zuletzt nur wenig zum Einsatz kamen, liefen ebenso auf wie Daniel Ferl, Edwin Bediako und Kamerad Gunesch, der seit dem 1.10. seinen Wehrdienst ableistet. Im Tor erhielt Dirk Memmersheim die Gelegenheit, Spielpraxis zu sammeln. Bei der Aufstellung von Velbert fiel neben einer insgesamt recht offensiven Ausrichtung vor allem das Fehlen von Oliver Ebersbach auf, der mittlerweile zum Wuppertaler SV gewechselt ist. Dafür saß der zuletzt bei Preußen Münster aktive, ehemalige Bundesligaprofi Marek Lesniak auf der Bank.
Die erste Chance des Spiels hatten die Gäste, als die Velberter im Aachener Abwehrzentrum ungestört kombinieren und den leicht abseitsverdächtigen Ayhan Tumani freispielen konnten. Der war wohl selbst etwas überrascht und schob den Ball links am Tor vorbei. Insgesamt machte die Aachener Abwehr nicht den sichersten Eindruck, dafür wurde im Spiel nach vorne erstaunlich flüssig kombiniert. Das wäre nach sieben Minuten beinahe belohnt worden. Nach Flanke von Baba Iddi köpfte Mark Zimmermann den Ball aus zehn Metern an den linken Innenpfosten. Im Gegenzug gab es eine ähnliche Situation auf der anderen Seite; ein Velberter kam auf der linken Seite frei zum Flanken, und in der Mitte hielt Jürgen Margref den Kopf hin. Dirk Memmersheim war noch dran, der Ball sprang an die Unterkante der Latte und von da nicht wie auf der anderen Seite zurück ins Feld, sondern ins Tor. Wenn man einmal unten steht... Die Mannschaft zeigte sich aber keineswegs geschockt, sondern spielte weiter munter nach vorne. Nach einer guten Viertelstunde fiel dann auch schon der verdiente Ausgleich. Ein stark angeschnittener Freistoß von Dirk Caspers von der rechten Seite wurde irgendwie zum langen Pfosten verlängert, wo Marc Keller den Fuß hinhielt. Fünf Minuten später gab es Freistoß auf der anderen Seite, dieses Mal getreten von Rechtsfuß Christian Schäfer, wieder mit viel Schnitt zum Tor hin. Mark Zimmermann bekam so wie ich es gesehen habe seine Fußspitze an den Ball, nach anderen Meinungen landete der Ball direkt im Tor - jedenfalls war die Partie innerhalb weniger Minuten gekippt. Nach einer halben Stunde hatte Ayhan Tumani die Chance zum Ausgleich, nachdem er sich irgendwie durch die Mitte der Aachener Abwehr gewurschtelt hatte. Tumani versuchte ohne Erfolg, den Ball am herauseilenden Memmersheim vorbeizuspitzeln, und auch der Abpraller vom eigenen Mann landete bei unserem Torwart. Auf der anderen Seite versagte die Velberter Abseitsfalle, so dass sich Baba Iddi nach einem langen Diagonalpass von Manuel Benthin frei vor Torwart Thomas Grefen wiederfand. Leider versagten unserem Stürmer die Nerven, und der Schuss ging drüber. In der Folgezeit kamen die Gäste etwas besser ins Spiel. Dirk Memmersheim verpasste eine Velberte Ecke, und eine Kopfballkerze senkte sich auf die Torlinie, wo Ralph Gunesch mit dem Kopf klären konnte. Auf der Gegenseite parierte Thomas Grefen einen hart getretenen 17m-Freistoß von Eisen Schäfer. Kurz vor der Pause war gewann der quirlige Ayhan Tumani nach einem langen Ball das Laufduell gegen den in dieser Szene etwas unschlüssigen Schäfer, schoss aber knapp am linken Torpfosten vorbei.
Die Alemannia begann die zweite Hälfte gut, ein Distanzschuss von Ralph Gunesch und ein aberkanntes Tor von Marc Keller machten Hoffnung auf mehr. Allerdings legte der Gast einen Zahn zu und hatte bis zur 60. Minute seine beste Phase. Ayhan Tumani war am linken Strafraumeck lange in Ballbesitz, schüttelte durch einen Doppelpass mit Markus John noch einen Gegenspieler ab, kam frei zum Schuss, scheiterte aber letzlich an Dirk Memmersheim, der den Flachschuss mit dem Fuß abwehren konnte. Wenige Minuten später war es André Badur, der Edwin Bediako mit einer Drehung aussteigen ließ und einen für den rechten Torwinkel gedachten Schlenzer etwas zu hoch ansetzte. Dann war es wieder Ayhan Tumani, der mit einem 25m-Schuss für Gefahr sorgte. Trainer Jörg Silberbach versuchte alles und wechselte mit Marek Lesniak, Marco Ferreira und Michael Rotholz frische Offensivkräfte ein. Zumindest Lesniak und Rotholz blieben aber eher blass, und weitere Chancen blieben zunächst einmal Mangelware. Mitte der zweiten Halbzeit hätte bei einem Konter schon die Vorentscheidung fallen können. Daniel Ferl bediente Mark Zimmermann auf der rechten Seite. Der legte zurück auf Thierry Bayock, der eine hohe Flanke auf Ralph Gunesch zu nah ans Tor schlug. Allerdings kam es zu einem Missverständnis zwischen Torwart und Abwehrspieler, so dass Gunesch doch noch aus spitzem Winkel zum Schuss kam. Thomas Grefen war diesmal zur Stelle und konnte seinen Fehler wiedergutmachen. Zehn Minuten später war es dann aber doch passiert: Mark Zimmermann verpasste zunächst eine Linksflanke von Dirk Caspers, aber am langen Pfosten stand noch Thierry Bayock, der den Ball direkt flach aufs Tor schoss. Grefen parierte mit dem Fuß, auch der Nachschuss blieb hängen, aber im dritten Versuch traf Marc Keller mit einem satten Schuss von der Strafraumgrenze den rechten Torwinkel. Velbert blies noch einmal zur Schlussoffensive. Ein Kopfball von Ferreira landete aber ebenso in den Armen von Dirk Memmersheim wir ein Volleyschuss von Tumani aus 16 Metern. Fünf Minuten vor dem Ende stürmte Marco Ferreira auf das Aachener Tor zu und wurde in letztem Moment von Edwin Bediako gestört. Der Ball prallte zu Michael Rotholz, der aus aussichtsreicher Position links vorbeischoss. Drei Minuten vor dem Ende hatte Baba Iddi Pech mit einem schönen Schuss aus dem Stand nach Querpass von Dirk Caspers.
So blieb es beim insgesamt verdienten ersten Saisonsieg für unsere Amateure. Den Unterschied machten letzlich nicht die Verstärkungen aus dem Profikader, sondern ganz starke Partien einiger Stammkräfte, insbesondere Marc Keller und Dirk Caspers. Auch Manuel Benthin war im Vergleich zu den letzten Partien nicht wiederzuerkennen. Velbert enttäuschte seine wenigen Anhänger hingegen auf ganzer Linie. Mit der Aufstiegsentscheidung wird diese Mannschaft in diesem Jahr kaum noch etwas zu tun haben. Für unsere Elf ist es nicht nur wichtig, den Anschluss ans rettende Ufer geschafft zu haben, sondern auch mit dem ersten Sieg Selbstvertrauen für die nächsten Spiele getankt zu haben. Schade ist nur, wenn vermeintliche Fans das ganze dann mit "Oberliga nie mehr"-Gesängen ins Lächerliche ziehen - dieselben Gestalten, die es schaffen, 90 Minuten zu singen, ohne dabei die Mannschaft anzufeuern.

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