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Memmersheim - Benthin, Schäfer, Bediako, Caspers - Ferl,
Bayock (85. Nesimi), Keller, Gunesch - Iddi, Zimmermann
(Trainer: Winkhold) |
Grefen - Bestler, Schwiderowski, Ballout - Kaul, Margref,
John (72. Ferreira), Fahner - Reucher (63. Lesniak),
Badur (76. Rotholz), Tumani
(Trainer: Silberbach) |
Zum ersten Mal seit dem Februar kam es in der Oberliga zur vermeintlich
brisanten Ansetzung "Aachen Amateure vs. Velbert". Wer
allerdings ein Polizeiaufgebot wie bei "RWE vs. Düsseldorf"
oder "Lazio vs. Roma" erwartete, sah sich getäuscht. Noch
eine halbe Stunde vor Anpfiff konnte mal unbehelligt den Tivoli umrunden,
vorbei am menschenleeren Gästeblock und am geschlossenen Eingang zur
Überdachten. Rund 300 Zuschauer interessierten sich für die
Begegnung, darunter, änhlich wie beim letzten Gastspiel von Velbert,
rund 15 ältere beschalte Gäste-Anhänger. Im Gästeblock
verloren sich ganze zwei Menschen - "die" Velberter hingegen
hatten wie erwartet nicht den Weg nach Aachen gefunden. Außer dem
Gästebereich blieben alle Stehplätze geschlossen, die Aachener
Zuschauer wurden auf die Sitztribüne geleitet, wo ca. 20 Polizisten
im Block A für einen Puffer zwischen den Aachenern und den beiden
Velbert-Fans sorgten. Sogar unsere SKBs hatten dieses Mal nicht fehrpennt,
sondern lungerten gelangweilt auf der Tribüne herum.
Wesentlich mehr Sorgen als die beschäftigungslose Polizei dürfte
André Winkhold vor dem Spiel gehabt haben: nach dem aberkannten Punkt aus
Rheydt und dem Sieg von Victoria Cöln am Wochenende hatte unsere
Mannschaft mittlerweile vier Punkte Rückstand bis zum rettenden Ufer.
Mit Velbert stellte sich ein hoch gehandelter Gegner vor, der allerdings
schon einige Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze hatte und einen
Sieg somit dringend ebenso nötig hatte wie wir, um den Anschluss nicht
zu verlieren. Somit kam es sehr gelegen, dass unsere Mannschaft einige
Verstärkung aus dem Profikader erhielt. Thierry Bayock und Mark
Zimmermann, die in der 2. Liga zuletzt nur wenig zum Einsatz kamen,
liefen ebenso auf wie Daniel Ferl, Edwin Bediako und Kamerad Gunesch, der
seit dem 1.10. seinen Wehrdienst ableistet. Im Tor erhielt Dirk
Memmersheim die Gelegenheit, Spielpraxis zu sammeln. Bei der Aufstellung
von Velbert fiel neben einer insgesamt recht offensiven Ausrichtung vor
allem das Fehlen von Oliver Ebersbach auf, der mittlerweile zum
Wuppertaler SV gewechselt ist. Dafür saß der zuletzt bei
Preußen Münster aktive, ehemalige Bundesligaprofi Marek Lesniak
auf der Bank.
Die erste Chance des Spiels hatten die Gäste, als die Velberter im
Aachener Abwehrzentrum ungestört kombinieren und den leicht
abseitsverdächtigen Ayhan Tumani freispielen konnten. Der war wohl
selbst etwas überrascht und schob den Ball links am Tor vorbei.
Insgesamt machte die Aachener Abwehr nicht den sichersten Eindruck,
dafür wurde im Spiel nach vorne erstaunlich flüssig kombiniert.
Das wäre nach sieben Minuten beinahe belohnt worden. Nach Flanke von
Baba Iddi köpfte Mark Zimmermann den Ball aus zehn Metern an den
linken Innenpfosten. Im Gegenzug gab es eine ähnliche Situation auf
der anderen Seite; ein Velberter kam auf der linken Seite frei zum
Flanken, und in der Mitte hielt Jürgen Margref den Kopf hin. Dirk
Memmersheim war noch dran, der Ball sprang an die Unterkante der Latte
und von da nicht wie auf der anderen Seite zurück ins Feld, sondern
ins Tor. Wenn man einmal unten steht... Die Mannschaft zeigte sich aber
keineswegs geschockt, sondern spielte weiter munter nach vorne. Nach
einer guten Viertelstunde fiel dann auch schon der verdiente Ausgleich.
Ein stark angeschnittener Freistoß von Dirk Caspers von der rechten
Seite wurde irgendwie zum langen Pfosten verlängert, wo Marc Keller
den Fuß hinhielt. Fünf Minuten später gab es Freistoß
auf der anderen Seite, dieses Mal getreten von Rechtsfuß Christian
Schäfer, wieder mit viel Schnitt zum Tor hin. Mark Zimmermann bekam
so wie ich es gesehen habe seine Fußspitze an den Ball, nach anderen
Meinungen landete der Ball direkt im Tor - jedenfalls war die Partie
innerhalb weniger Minuten gekippt.
Nach einer halben Stunde hatte Ayhan Tumani die Chance
zum Ausgleich, nachdem er sich irgendwie durch die Mitte der Aachener
Abwehr gewurschtelt hatte. Tumani versuchte ohne Erfolg, den Ball am
herauseilenden Memmersheim vorbeizuspitzeln, und auch der Abpraller vom
eigenen Mann landete bei unserem Torwart. Auf der anderen Seite versagte
die Velberter Abseitsfalle, so dass sich Baba Iddi nach einem langen
Diagonalpass von Manuel Benthin frei vor Torwart Thomas Grefen wiederfand.
Leider versagten unserem Stürmer die Nerven, und der Schuss ging
drüber. In der Folgezeit kamen die Gäste etwas besser ins Spiel.
Dirk Memmersheim verpasste eine Velberte Ecke, und eine Kopfballkerze
senkte sich auf die Torlinie, wo Ralph Gunesch mit dem Kopf klären
konnte. Auf der Gegenseite parierte Thomas Grefen einen hart
getretenen 17m-Freistoß von Eisen Schäfer. Kurz vor der Pause
war gewann der quirlige Ayhan Tumani nach einem langen Ball das Laufduell
gegen den in dieser Szene etwas unschlüssigen Schäfer, schoss
aber knapp am linken Torpfosten vorbei.
Die Alemannia begann die zweite Hälfte gut, ein Distanzschuss von
Ralph Gunesch und ein aberkanntes Tor von Marc Keller machten Hoffnung
auf mehr. Allerdings legte der Gast einen Zahn zu und hatte bis zur 60.
Minute seine beste Phase. Ayhan Tumani war am linken Strafraumeck lange
in Ballbesitz, schüttelte durch einen Doppelpass mit Markus
John noch einen Gegenspieler ab, kam frei zum Schuss, scheiterte aber
letzlich an Dirk Memmersheim, der den Flachschuss mit dem Fuß
abwehren konnte. Wenige Minuten später war es André Badur,
der Edwin Bediako mit einer Drehung aussteigen ließ und einen
für den rechten Torwinkel gedachten Schlenzer etwas zu hoch
ansetzte. Dann war es wieder Ayhan Tumani, der mit einem 25m-Schuss
für Gefahr sorgte. Trainer Jörg Silberbach versuchte alles
und wechselte mit Marek Lesniak, Marco Ferreira und Michael Rotholz
frische Offensivkräfte ein. Zumindest Lesniak und Rotholz blieben
aber eher blass, und weitere Chancen blieben zunächst einmal
Mangelware. Mitte der zweiten Halbzeit hätte bei einem Konter schon
die Vorentscheidung fallen können. Daniel Ferl bediente Mark
Zimmermann auf der rechten Seite. Der legte zurück auf Thierry
Bayock, der eine hohe Flanke auf Ralph Gunesch zu nah ans Tor schlug.
Allerdings kam es zu einem Missverständnis zwischen Torwart und
Abwehrspieler, so dass Gunesch doch noch aus spitzem Winkel zum Schuss
kam. Thomas Grefen war diesmal zur Stelle und konnte seinen Fehler
wiedergutmachen. Zehn Minuten später war es dann aber doch
passiert: Mark Zimmermann verpasste zunächst eine Linksflanke von
Dirk Caspers, aber am langen Pfosten stand noch Thierry Bayock, der
den Ball direkt flach aufs Tor schoss. Grefen parierte mit dem Fuß,
auch der Nachschuss blieb hängen, aber im dritten Versuch traf Marc
Keller mit einem satten Schuss von der Strafraumgrenze den rechten
Torwinkel. Velbert blies noch einmal zur Schlussoffensive. Ein Kopfball
von Ferreira landete aber ebenso in den Armen von Dirk Memmersheim wir
ein Volleyschuss von Tumani aus 16 Metern. Fünf Minuten vor dem Ende
stürmte Marco Ferreira auf das Aachener Tor zu und wurde in letztem
Moment von Edwin Bediako gestört. Der Ball prallte zu Michael
Rotholz, der aus aussichtsreicher Position links vorbeischoss. Drei
Minuten vor dem Ende hatte Baba Iddi Pech mit einem schönen Schuss
aus dem Stand nach Querpass von Dirk Caspers.
So blieb es beim insgesamt verdienten ersten Saisonsieg für unsere
Amateure. Den Unterschied machten letzlich nicht die Verstärkungen
aus dem Profikader, sondern ganz starke Partien einiger Stammkräfte,
insbesondere Marc Keller und Dirk Caspers. Auch Manuel Benthin war im
Vergleich zu den letzten Partien nicht wiederzuerkennen. Velbert
enttäuschte seine wenigen Anhänger hingegen auf ganzer Linie.
Mit der Aufstiegsentscheidung wird diese Mannschaft in diesem Jahr kaum
noch etwas zu tun haben. Für unsere Elf ist es nicht nur wichtig,
den Anschluss ans rettende Ufer geschafft zu haben, sondern auch mit
dem ersten Sieg Selbstvertrauen für die nächsten Spiele
getankt zu haben. Schade ist nur, wenn vermeintliche Fans das ganze
dann mit "Oberliga nie mehr"-Gesängen ins Lächerliche
ziehen - dieselben Gestalten, die es schaffen, 90 Minuten zu singen, ohne
dabei die Mannschaft anzufeuern.