Sa, 07.12.02:
ALEMANNIA A - 1.FC Bocholt 1:2 (1:1)
Memmersheim - Schäfer, Gunesch, Jaajoui, Rosin, Caspers - Marotta (84. Türkmen), Lehnen (72. Maaßen), Marso, Iddi - Sinkiewicz (64. Meven)
(Trainer: Winkhold)
Kirn - Turna, H. Katemann, Zepanski (72. Hasecke) - Stempel, Lütkebomert, Büssing, Giruc (88. Lohmann), L. Katemann - Jansen, Brouwer (84. Duric)
(Trainer: Tenhagen)

Zuschauer: 120 (ca. 30 aus Bocholt)
Gelb: Rosin, Schäfer, Gunesch - Zepanski

1:0 Gunesch (12.)
1:1 L. Katemann (42.)
1:2 Brouwer (50.)



Zum Rückrundenauftakt gab es auf dem Rasenplatz Emmastraße bei Minusgraden die Minuskulisse von knapp 100 Zuschauern - erst zur Pause wurde die Besucherzahl durch den verspätet eingetroffenen Bocholter Fanbus dreistellig. Im Vorjahr hatte es noch ein dramatisches Spiel mit anschließenden Rangeleien gegeben, dieses Mal herrschte nur noch allgemeine Trostlosigkeit. Die Alemannia musste auf Marc Keller, Edwin Bediako, Daniel Ferl, Thierry Bayock und Mark Zimmermann verzichten, die alle tags darauf im Profikader stehen sollten.
Nach fünf Minuten tat sich die erste größere Lücke in der Aachener Abwehr auf, die Sascha Brouwer zum Querpass auf Stefan Jansen nutzte. Der stand in der Mitte frei vor Memmersheim und machte eigentlich alles richtig, als er den Ball gegen die Laufrichtung unseres Torwarts im linken Eck versenken wollte. Mit einem sensationellen Reflex bekam Dirk Memmersheim noch eine Hand an den Ball und lenkte den Ball zur Ecke. Auf der Gegenseite hatte die Alemannia nach 12 Minuten den ersten Eckball. Ein Bocholter verlängerte die von Dirk Caspers von der rechten Seite getretene Ecke unglücklich zum langen Pfosten. Dort köpfte Ralph Gunesch den Ball aus einem Meter Entfernung zunächst gegen die Latte, bekam den Abpraller aber wieder vor die Füße und schoss aus dem Gewühl zum 1:0 ein, während die Bocholter vergeblich Handspiel reklamierten. Man hätte sich darüber freuen können, aber die Statistik ließ Schlimmes befürchten: Zum achten Mal in dieser Saison lagen unsere Amateure mit 1:0 in Führung, und keines dieser Spiele konnte gewonnen werden. Danach hatte unsere Mannschaft den Gegner eigentlich gut im Griff. Während von Bocholt gar nichts zu sehen war, erarbeitete sich die Alemannia immerhin einige Freistöße in der Nähe des Bocholter Tores, die aber alle harmlos verpufften. Ein Fernschuss von Piero Marotta nach einer Viertelstunde und ein Kopfball von Andre Lehnen nach Freistoß von Marotta waren noch die besten Möglichkeiten. Trotz der Unzulänglichkeiten im Spiel nach vorne stand bis kurz vor der Pause unter dem Strich ein 1:0, bevor man sich wieder einmal durch eine haarsträubende Defensivleistung auf die Verliererstraße brachte. Taofik Jaajoui leistete sich als letzter Mann einen Fehler, und die Bocholter waren mit mehreren Angreifern zur Stelle, um die bei einer 1:0-Führung unnötig offene Aachener Deckung auszuhebeln. Harald Katemann wurde auf der rechten Seite angespielt und legte den Ball in die Mitte auf den freistehenden Sascha Brouwer. Der hätte den Ausgleich erzielen müssen, trat aber in den Boden. Leider hatte er Glück, dass sein verunglückter Schuss am langen Pfosten bei Lars Katemann landete, der aus kurzer Distanz das 1:1 erzielte.
Nach dem Wechsel hatte Bocholt 15 starke Minuten, die sie auch prompt zur Führung nutzten. Wie so oft in dieser Saison begann das Unheil mit einem Ballverlust im Mittelfeld. Den nutzte Miroslaw Giruc zu einem Flankenlauf, bei dem er ebensowenig von Daniel Rosin gestört wurde wie in der Mitte Sascha Brouwer beim Kopfball von Dirk Caspers. In der Folgezeit hatte der Gast wenig Mühe, unsere nunmehr desolat auftretende Mannschaft in Schach zu halten und hätte in einigen Szenen das 1:3 nachlegen können. Sascha Brouwer nutzte den großzügig bemessenen Platz, der ihm gelassen wurde, zu einem Schuss aus 20 Metern, der ebenso knapp am linken Pfosten vorbeiging wie ein Freistoß von Harald Katemann fünf Minuten später. Dann musste sich Dirk Memmersheim bei einem 18m-Schuss von Lars Katemann ganz lang machen, und wenig später traf Miroslaw Giruc aus aussichtsreicher Position nur das Außennetz. Als eigentlich niemand mehr damit rechnete, dass unsere Amateure noch zum Ausgleich kommen würden, folgte 20 Minuten vor dem Ende die Szene, die symptomatisch für das Elend unserer Mannschaft war. Michael Meven köpfte aus kurzer Distanz nur einen Gegenspieler an und brauchte zu lange, um den Abpraller unter Kontrolle zu bringen. Ein Bocholter spitzelte ihm den Ball vom Fuß in Richtung Christian Schäfer. Der hielt aus 18 Metern drauf, und Torwart Frank Kirn faustete den Ball zur Seite. Dort konnte sich Ralph Gunesch gegen einen Bocholter durchsetzen und hatte an der Seitenlinie viel Platz. Den nutzte er auch zu einer präzisen Hereingabe am Torwart vorbei auf Michael Meven, der wenige Zentimeter vor der Torlinie nur noch den Fuß hinhalten musste. Das tat er auch und riss jubelnd die Arme hoch. Allerdings hatte er den Ball nicht richtig getroffen, so dass ein Bocholter den Ball kurz hinter der Torlinie noch erreichte. Der Ball drehte sich aus dem Tor heraus gegen den Innenpfosten. Alle sahen erwartungsfroh in Richtung Schiedsrichter, aber der zeigte tatsächlich nicht zum Mittelkreis, sondern ließ weiterspielen. Um ehrlich zu sein: wie dieser Ball nicht ins Tor gehen konnte, ist mir ein Rätsel. Zur Verteidigung von Michael Meven muss gesagt werden, dass so ziemlich jeder mit Ausnahme des Schiedsrichters den Ball im Tor gesehen hat, aber aus wenigen Zentimetern Torentfernung sollte man einen Ball eigentlich so im Tor unterbringen können, dass es keine Zweifel mehr geben kann. Das blieb die letzte Chance für unsere Mannschaft. Sebastian Stempel, Stefan Jansen und Miroslaw Giruc vergaben noch Chancen für die Gäste, zu erhöhen.
Durch die gleichzeitigen Siege von Freialdenhoven gegen Bonn und Duisburg gegen Düsseldorf sind es nunmehr vier Punkte und ein Spiel, die unsere Amateure vom Nichtabstiegsplatz trennen. Fast größer als die Wahrscheinlichkeit, diese vier Punkte aufzuholen, ist nach dem Insolvenzantrag von Ratingen die Möglichkeit, durch Zwangsabstiege andere Mannschaften in der Klasse zu bleiben. Zu wünschen ist einem Verein wie Ratingen die Pleite sicherlich nicht - zumal unsere Amateure den Klassenerhalt nach den bisher gezeigten Leistungen mit Sicherheit nicht verdient hätten. Die Abwehr ist löchriger als die "Öcher-Jonge"-Fanclubfahne, im Mittelfeld folgt auf fünf Querpässe entweder ein Rückpass oder ein Ballverlust, und die Stürmer erreichen nicht ganz das Laufpensum einer durchschnittlichen Parkuhr. So setzte es an diesem Tag eine letztlich verdiente Niederlage gegen einen mittelmäßigen Gegner. Dass man am Ende nur Zentimeter vom Unentschieden entfernt war, sollte nicht über die wieder einmal schlechte Leistung hinwegtäuschen.

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