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Rott - Tesic, Batale, Conrad, Spitali (46. Heller) - Lenhart,
Wittwer (65. Mertens), Kempers, Rühl - Glatt (74. Cho),
Jansen
(Trainer: Suchanek) |
Hesse - Gunesch, Mathes (43. Hamacher), Marso -
Schäfer (34. Hansen), Maaßen, Retterath, El Hammouchi,
Morton (65. Türkmen) - Tümmler, Iddi
(Trainer: Dooley) |
"Hallo, MSV-Fans!
So langsam wird es für uns Zeit, endlich mal wieder ein Spiel zu
gewinnen. Mit dem heutigen Gegner aus Aachen wird dies jedoch wieder ein
schwieriges Unterfangen."
Wurde es beim besten Willen nicht. Aber das konnte der Kapitän der
MSV-Amateure, Jörg Wittwer, nun wirklich nicht ahnen, als er das
Vorwort für das Stadionheft schrieb. Aber der Reihe nach:
Rund 200 Zuschauer hatten sich in der Bezirkssportanlage an der Westender
Straße eingefunden. Darunter waren vielleicht 10-20 Duisburger Ultras
mit zwei Zaunfahnen und gut 30 Aachener mit fünf Zaunfahnen. Die
größte Fangruppe stellte jedoch die Polizei, die mit mehreren
Fanbüschen anreiste. Unter ihnen waren ca. 80% Kutten. Allerdings hatten
sie weder Zaunfahnen noch eine Choreographie vorbereitet, und auch der
akkustische Support muss als nicht vorhanden bezeichnet werden. Es ist schon
seltsam, dass unsere Amateure so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, nur
weil sie zwei Spiele in Folge gewonnen haben. Diese uniformierten Modefans müssen sich
die Frage gefallen lassen, wo sie denn in Velbert waren. Die meisten dieser
"Fans" schienen auch mehr am Tausch von Fotos und Collagen und an
der Vereinbarung irgendwelcher Treffpunkte als am Geschehen auf dem Rasen
interessiert zu sein. Wahrscheinlich waren sie nur der Randale wegen
angereist - also nicht nur Modefans, sondern auch noch Kategorie C. Da
wären sie natürlich besser Düsseldorf gegen RWE in der
Regionalliga gucken gefahren. Wären sie vielleicht auch, wenn sie den
Ground nicht schon gehabt hätten. Aber genug über diese Menschen.
Irgendwann wird der Amateursupport bei ihnen aus der Mode kommen, und sie
werden wieder nach Gladbach, Cöln oder sonstwohin fahren.
Zum Spiel:
Wie schon gegen Wegberg-Beeck musste Steven Dooley ohne Edwin Bediako
(Profieinsatz), Ali Gülez und Dirk Memmersheim (beide verletzt)
auskommen. Allerdings gab es einige Umstellungen in der Aufstellung. So
spielten David Marso und Ralph Gunesch von Anfang an, während Alan Hansen
und Aytac Azmaz auf der Bank Platz nahmen. Raschid El Hammouchi wechselte
von der rechten Abwehrseite auf die linke Außenbahn, dafür
spielte Bastian Retterath neben Daniel Maaßen im zentralen Mittelfeld.
Leider spielte all dies überhaupt keine Rolle, denn unsere Mannschaft
präsentierte sich vollkommen desolat, schlafmützig und lustlos.
Unsere Spieler ließen ihren Gegenspielern viel zu viel Platz, zeigten
kaum Laufbereitschaft und ließen im Spielaufbau Konzentration geschweige
denn Ideen vermissen. Die meisten Spieler trabten sinnlos über den Platz,
und wenn sie mal liefen, dann liefen sie meist erfolglos einem Gegner
hinterher.
Nicht einmal zwei Minuten waren gespielt, als der MSV die erste
hochkarätige Chance hatte, die noch im Außennetz des Aachener
Tores landete. Nach zwölf Minuten klarer Duisburger Überlegenheit
war es passiert: wie im Training wurde die Aachener Innenverteidigung mit
einem Doppelpass ausgespielt und zum 1:0 vollendet. Leider wurde die Aachener
Abwehr dadurch kein bisschen wachgerüttelt. Nur eine Minute nach dem
1:0 glich das Abwehrzentrum einem Schlaflabor, und Marcus Hesse wurde aus
kurzer Distanz gründlich warmgeschossen. Wie aus einer Ballmaschine beim
Tennis kamen unserem bedauernswerten Torwart die Bälle um die Ohren
geflogen, und er hatte nicht nur in dieser Szene alle Hände und
Füße voll zu tun, um die Schussversuche der Duisburger Stürmer
noch irgendwie von der Linie zu kratzen. Nach 20 Minuten griffen die
Duisburger wie so oft über links an und wurden weder von Schäfer,
Gunesch noch Mathes ernsthaft daran gehindert. So flog die Flanke von der
rechten Abwehrseite zum langen Pfosten, wo ein Duisburger sieben Meter vor
dem Tor mehr als fünf Meter Platz hatte, um den Ball volley zum 2:0 im
kurzen Eck zu versenken. Vier Minuten später eine unübersichtliche
Situation im Aachener Fünfmeterraum. Hesse war schon ausgespielt, aber
irgendwie wurde David Marso auf der Linie noch angeschossen. Auf der
Gegenseite hatten Baba Iddi mit einem Kopfball und Stefan Tümmler aus
15 Metern nach Vorbereitung von Gunesch und Morton die ersten halbwegs guten
Chancen für die Alemannia. Allerdings läuteten diese
Angriffsversuche nicht etwa eine Aufholjagd ein. Vielmehr fiel das 3:0, als
Ralph Gunesch seinen Gegenspieler nicht am Flanken hinderte und in der Mitte
ein Kopfballduell verloren wurde. Auch in Mannheim stand es 3:0, auch
dort kamen die Angriffe, die zu den Toren führten, über die
rechte Abwehrseite. Da Willi Landgraf gar nicht mitspielte, wurde Christian
Schäfer ausgewechselt, dafür kam Alan Hansen, und Raschid El
Hammouchi wechselte auf die rechte Seite. Vielleicht ging ja noch was.
Duisburg hatte acht Treffer gegen Cöln und sechs in Wuppertal kassiert.
Die spielerischen Möglichkeiten hat unsere Mannschaft. Es war
aber kein Aufbäumen erkennbar. Alle Angriffe verpufften harmlos. Baba
Iddi trat drei Meter vor dem Tor ein gegnerisches Schienbein statt des Balles,
und Alan Hansens Schuss aus 25 Metern wurde vom Duisburger Torwart ohne
Probleme aufgenommen. Fünf Minuten vor der Pause kam Duisburg wieder
über links, nur wurde der Ball zur Abwechslung nicht in die Mitte
geflankt, sondern in den Rücken der Aachener Abwehr zurückgelegt.
Aus 25 Metern landete der folgende Schuss in der linken Ecke des Aachener
Tores zum 4:0. Eine Minute später parierte Hesse einen weiteren
Distanzschuss, bevor nach einer Kopie des 3:0 der Ball diesmal nicht im Tor
landete, sondern knapp am langen Pfosten vorbeistrich. Mittlerweile war
Stephan Hamacher für den überforderten Carsten Mathes eingewechselt
worden. Eigentlich hätte man die ganze Mannschaft auswechseln
müssen.
Nach der Pause warf sich ein Duisburger Abwehrspieler in einen Schuss von
Bastian Retterath. Ob der Schiedsrichter hier ein Handspiel übersehen
hatte oder nicht, war bei dem Spielstand jetzt auch egal, jedenfalls fiel im
Gegenzug das 5:0. Nach einem Konter über (wie immer) links musste ein
Duisburger in der Mitte nur noch den Fuß hinhalten. Eine Minute
später hätte Fußhinhalten auch gereicht, aber das war den
Duisburgern mittlerweile zu langweilig geworden, und so drosch man den Ball
kurzerhand volley aus vier Metern in die Wolken. Nachdem Ralph Gunesch noch
einmal in höchster Not klären konnte, behielten die Duisburger den
Zehn-Minuten-Takt relativ konstant bei - 6:0 nach 60 Minuten. Nach einem
groben Stellungsfehler von Stephan Hamacher lief ein Duisburger frei auf
Hesse zu und machte das halbe Dutzend voll. Erst jetzt hatte unser Gegner ein
Einsehen und verzichtete gnädig auf die weiteren hochgerechnet drei
Tore. Zudem verhalf Stürmer Stefan Tümmler der Abwehr zu ein wenig
Stabilität.
So boten sich Bastian Retterath und Raschid El Hammouchi gute
Einschussgelegenheiten für die Aachener. Eine Viertelstunde vor dem
Ende brachte es der eingewechselte A-Jugendliche Mehmet Türkmen bei
seinem ersten Oberligaeinsatz fertig, den Ball aus vier Metern über das
Tor zu dreschen, dann scheiterte Raschid El Hammouchi nach einem indirekten
Freistoß im Strafraum gleich zweimal, und wieder Türkmen, Gunesch,
El Hammouchi und Retterath vergaben weitere Chancen teils kläglich,
teils unglücklich. Als fünf Minuten vor dem Ende Ralph Gunesch aus
25 Metern den Duisburger Torwart prüfte, gab es höhnische
"Heya Alemannia"-Rufe von der Handvoll Aachener Fans, die noch
nicht Richtung Ausgang gegangen war.
Dann hatte das Elend endlich ein Ende. Erstmals in dieser Saison hatten es
unsere Amateure geschafft, desolater als die Profis bei ihren schlimmsten
Auswärtspleiten aufzutreten. So schlecht hatte zuletzt eigentlich nur
unsere A-Jugend gespielt. Wenigstens hatte Mehmet Türkmen auf diese
Weise wahrscheinlich keine Probleme, sich einzugewöhnen. All dies
wohlgemerkt nicht gegen eine Spitzenmannschaft, sondern gegen ein Team, das
die letzten beiden Partien mit 2:8 und 2:6 verloren hatte. Dass man sich
schwertun würde, war klar, auch mit einem erfolglosen Anrennen wie beim
0:1 in Hamborn war zu rechnen, aber eine dermaßen peinliche Vorstellung
unserer Amateure ist etwas Neues, das man erstmal verdauen muss. Zu keiner
Zeit war ein Aufbäumen gegen die Niederlage erkennbar, kein Willen,
kein Kampf, gar nichts. Das Spiel gegen Wegberg-Beeck hätte
ähnlich enden können, wenn die Beecker wenigstens ein paar der
vielen Einladungen zum Toreschießen angenommen hätten, aber da
war wenigstens noch der Wille erkennbar. Im Zeichen des sicheren
Klassenerhalts scheinen es einige Spieler leider nicht mehr für
nötig zu halten, die Sache ernst zu nehmen. Sie sollten sich mal
Gedanken machen, dass es Leute gibt, die ihren Sonntag opfern, um stundenlang
mit dem Zug zum Spiel zu fahren und auch noch Eintritt zahlen. Als
Hobbyfußballer in der Landesliga kann man vielleicht so auftreten,
aber in der Oberliga sollte ein Mindestmaß an Gegenwehr vorhanden sein.