So, 02.12.01:
ALEMANNIA A - 1.FC Köln A 4:2 (2:1)
Memmersheim - Bediako, Gunesch, Azmaz - Maaßen, C. Schäfer (91. Hamacher), Morton, Gülez, El Hammouchi - Keller (94. Iddi), Tümmler
(Trainer: Dooley)
Sokolov - Kaba, Ende (63. Schmidt), Schäfer, Nessou - Bemboom (46. Ndjeng), Federico, Niedrig, Opitz (63. Lejan) - Celicovic, Steegmann
(Trainer: John)

Zuschauer: 250 (ca. 60 aus Köln)
Gelb: Morton, Memmersheim - Sokolov, Steegmann, Nessou
Gelb-Rot: Gülez (74.; wiederholtes Foulspiel)

1:0 Tümmler (25.; Morton)
1:1 Federico (34.)
2:1 Gülez (41.; Foulelfmeter; Keller)
3:1 Keller (56.; C. Schäfer, Tümmler)
4:1 Morton (85.; C. Schäfer, Tümmler)
4:2 Celicovic (91.)





Vier Tage nach dem großen Derby kam es in der Münzenberg-Kampfbahn zum Amateur-Derby zwischen der Alemannia und den Scheißböcken aus Cöln. Zwischen dem Pokalspiel der Profis und dem Spiel in Wuppertal hielt sich die Vorfreude auf dieses Spiel in Grenzen. Nach den zuletzt bescheidenen Leistungen, die ihren Tiefpunkt in der Niederlage beim Tabellenletzten Hamborn hatten, waren die Erwartungen an das Spiel gegen den Spitzenreiter eher niedrig. Ein grausames 0:0 der A-Jugend am Vormittag in Waldbröl machte auch nicht gerade Appetit auf mehr. Auch das Drumherum war des Anlasses nicht würdig - selbst ein Gastspiel des Tabellenführers und mehrere Durchsagen von Robert Moonen beim Profispiel tags zuvor konnten nicht wesentlich mehr als 200 Zuschauer in die Münzenberg-Kampfbahn locken. Unter den Besuchern waren auch viele Cölner mit einigen Zaunfahnen, aber entgegen einiger Befürchtungen waren kaum pöbelnde Ultra-Kinder darunter, so dass man sich voll und ganz dem Fußball widmen konnte.
Bei Alemannia war Eddie Bediako nach langer Verletzungspause wieder dabei, ausßerdem machte unser U19-Nationalspieler Ralph Gunesch sein erstes Spiel für die Amateure. Beide sollten in Abwesenheit des verletzten Carsten Mathes für Ruhe und Übersicht in der Hintermannschaft sorgen. Dafür musste Bart Meulenberg auf der Bank Platz nehmen, während Stefan Tümmler wieder auf seine angestammte Position in der Sturmspitze rückte. Im defensiven Mittelfeld kam der in Schmidt stark aufspielende Daniel Maaßen zu seinem ersten Oberligaeinsatz.
Unsere Amateure hielten gegen den spielerisch starken Gegner von Beginn an gut mit. Mit gepflegtem Kurzpassspiel bot man dem Gegner nicht nur Paroli, sondern erspielte sich Mitte der ersten Halbzeit sogar leichte Feldvorteile. Insgesamt entwickelte sich ein sehr ansehnliches Spiel, da beide Mannschaften offensiv nach vorne spielten. Die erste Chance hatte nach 17 Minuten Stefan Tümmler mit einem Kopfball nach Flanke von Marc Keller. In der 25. Spielminute schickte Kris Morton Stefan Tümmler steil. Dessen Schuss wurde per Fußabwehr vom Cölner Torwart Sokolov pariert, aber der Ball prallte etwas glücklich gegen (wenn ich es richtig gesehen habe) Tümmlers Knie, von wo er in hohem Bogen über Sokolov zur gar nicht mal unverdienten Führung ins Tor sprang. Drei Minuten später verfehlte Aytac Azmaz aus 16 Metern nach Ecke von Schäfer das Tor. Beflügelt von der Führung wollten unsere Jungs jetzt nachlegen - und ließen sich auskontern. Eine mustergültig vorgetragenene Kombination der Cölner schloss der Top-Torjäger der Oberliga Federico keine zehn Minuten nach dem 1:0 zum Ausgleich ab. Die Dinge schienen jetzt ihren erwarteten Lauf zu nehmen, aber die Aachener ließen sich von dem Rückschlag nicht beirren. Marc Keller erlief eine zu kurze Rückgabe eines Cölner Verteidigers und wurde beim Versuch, den Torwart zu umspielen, zu Fall gebracht. Ali Gülez verwandelte den fälligen Elfmeter sicher zur erneuten Führung. Kurz vor der Pause machte Aachen weiter Druck. Erst sprang der Ball nach einem Schussversuch von Raschid El Hammouchi etwas zu weit von Stefan Tümmlers Brust in Richtung Torhüter, dann scheiterte Eddie Bediako mit einem Volleyschuss aus 20 Metern. Auf der Gegenseite vergaben auch die Cölner noch eine Chance, so dass es nach hervorragender Leistung der Alemannia mit einem 2:1 in die Pause ging.
Keine fünf Minuten waren in der zweiten Halbzeit gespielt, als das Spiel hätte kippen können. Aus 30 Metern schlossen die Cölner einen Konter mit einem herrlichen Schuss ab, der seinen Weg über den mehrere Meter vor seinem Tor stehenden Memmersheim in die Maschen zu finden schien. Mit den Fingerspitzen konnte unser Torwart den Ball gegen die Unterkante der Latte lenken, von wo der Ball auf die Torlinie und zurück ins Spielfeld sprang. Einige Minuten später hatte Cöln bei einem über rechts vorgetragenen Angriff erneut Pech. Im Gegenzug spielte Christian Schäfer von rechts einen langen Ball auf Stefan Tümmler, der den Ball per Kopf auf den vor ihm kreuzenden Marc Keller legte. Der schloss diese Traumkombination mit einem satten Schuss in den Winkel ab. Spätestens jetzt hatte man das Gefühl, dass hier wirklich ein Sieg drin war. Cöln wachte aber nun endgültig auf und machte gehörig Druck. Ein Distanzschuss ging knapp am linken Pfosten vorbei, bevor sich 20 Minuten vor dem Ende ein Kopfball auf die Latte des Aachener Gehäuses senkte. Als kurz vor der Ausführung eines Cölner Eckballs ein Pfiff des Schiedsrichters ertönte, wurden böse Erinnerungen an Bocholt wach, aber diesmal gab es keinen Elfmeter, sondern "nur" Gelb für Ali Gülez.
Gut 15 Minuten waren noch zu spielen, und man hatte alles gesehen, was das Fußballherz begehrte - schöne Spielzüge, packende Torszenen - aber irgendetwas fehlte doch noch... genau, der obligatorische Platzverweis für unsere Mannschaft. Ali Gülez, gerade erst verwarnt, säbelte im Übereifer an der Mittellinie einen Gegenspieler um und musste vorzeitig unter die Dusche. Da sich unsere Spieler langsam aber sicher zu Unterzahlspezialisten entwickeln, war das nicht wirklich Anlass zur Besorgnis. Trotzdem musste noch einmal gezittert werden. Cöln zog ein Powerplay auf und erarbeitete sich mehrere gute Einschussgelegenheiten. Bei der größten wurde der Ball volley aus kurzer Distanz über das Tor gedroschen, dann konnte Dirk Memmersheim einen gefährlichen Flachschuss entschärfen. Zehn Minuten später hätte Stefan Tümmler bei einem Konter das Spiel entscheiden können. Anstatt auf den völlig freien Christian Schäfer querzulegen, versuchte er es selber und scheiterte am reaktionsschnellen Sokolov. Eine Minute später die Retourkutsche von Schäfer, der es aus spitzem Winkel selbst versuchte und in der Mitte Tümmler übersah. Fünf Minuten später vertrug man sich dann wieder bestens - Schäfer legte den Ball in den Lauf von Stefan Tümmler, dessen Hereingabe Kris Morton zum 4:1 über die Torlinie drückte. Eine Minute später hatte Schäfer bei einem weiteren Konter sogar das 5:1 auf dem Fuß, aber das wäre wohl des guten zuviel gewesen - obwohl man gegen diesen Verein eigentlich nie hoch genug gewinnen kann.
Der Cölner Keeper war jetzt restlos bedient und forderte den Schiedsrichter lautstark auf, das Spiel abzupfeifen. Leider kündigte ich ihm im Übermut an, dass er in den verbleibenden paar Minuten noch zwei Treffer kassieren würde - und prompt fiel auf der anderen Seite das 4:2. Nun war es an ihm, den Abstieg der Alemannia und ein Wiedersehen in der Regionalliga zu prophezeien. Da er einem anwesenden quasi-Cölner Bahnmitarbeiter außerdem versprach, schon bald in der ersten Mannschaft das Tor zu hüten, wird es wohl tatsächlich ein Wiedersehen geben - in der zweiten Liga. Marc Keller verpasste noch das 5:2, und Stephan Hamacher und Baba Iddi kamen zu Kurzeinsätzen, bevor der Schiedsrichter ein begeisterndes Oberligaspiel abpfiff.
Nach fünf sieglosen Spielen in Folge und immer schlechter werdenden Spielen mochte man die Leistungsexplosion unserer Mannschaft kaum glauben. Natürlich kommt ein spielender Gegner wie die Cölner unserer Spielweise mehr entgegen als hinten kompakt stehende Teams wie Hamborn oder Ratingen. Wichtig für den Erfolg war aber auch der Einsatz von Bediako und Gunesch, die in der Abwehr souverän standen und den Ball hinten raus spielten und Angriffe einleiteten, anstatt Fehlpässe oder Befreiungsschläge zu produzieren. Stefan Tümmler machte auf seiner alten Position sein bestes Spiel seit langem, und auch Marc Keller und Christian Schäfer verdienten sich Bestnoten. Mit etwas Pech hätte das Spiel zwar auch in die andere Richtung kippen können, aber insgesamt geht der Sieg vollauf in Ordnung - und steigert die Vorfreude auf das Spiel in Wuppertal noch zusätzlich. Einziger Wermutstropfen ist, dass wir den Wuppis mit diesem Ergebnis noch einen Gefallen getan haben. Viel wichtiger sind aber die drei Punkte für uns, und nach dieser Leistung muss man wirklich keine Angst haben, noch einmal in die abstiegsbedrohte Zone abzurutschen. Bemerkenswert auch die Ankündigung Dieter Bayocks nach dem Spiel, Deutschland bei der WM abzuschießen. Bart Meulenberg hingegen konnten Fragen zum Thema WM nur ein gequältes Lächeln entlocken - warum nur?

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