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Memmersheim - Bediako, Gunesch, Azmaz - Maaßen,
C. Schäfer (91. Hamacher), Morton, Gülez, El Hammouchi -
Keller (94. Iddi), Tümmler
(Trainer: Dooley) |
Sokolov - Kaba, Ende (63. Schmidt), Schäfer, Nessou -
Bemboom (46. Ndjeng), Federico, Niedrig, Opitz (63. Lejan) -
Celicovic, Steegmann
(Trainer: John) |
Vier Tage nach dem großen Derby kam es in der
Münzenberg-Kampfbahn zum Amateur-Derby zwischen der Alemannia und den
Scheißböcken aus Cöln. Zwischen dem Pokalspiel der Profis
und dem Spiel in Wuppertal hielt sich die Vorfreude auf dieses Spiel in
Grenzen. Nach den zuletzt bescheidenen Leistungen, die ihren
Tiefpunkt in der Niederlage beim Tabellenletzten Hamborn hatten, waren die
Erwartungen an das Spiel gegen den Spitzenreiter eher niedrig. Ein grausames
0:0 der A-Jugend am Vormittag in Waldbröl machte auch nicht gerade
Appetit auf mehr. Auch das Drumherum war des Anlasses nicht würdig -
selbst ein Gastspiel des Tabellenführers und mehrere Durchsagen von Robert
Moonen beim Profispiel tags zuvor konnten nicht wesentlich mehr als 200 Zuschauer in
die Münzenberg-Kampfbahn locken. Unter den Besuchern waren auch viele
Cölner mit einigen Zaunfahnen, aber entgegen einiger Befürchtungen
waren kaum pöbelnde Ultra-Kinder darunter, so dass man sich voll und
ganz dem Fußball widmen konnte.
Bei Alemannia war Eddie Bediako nach langer Verletzungspause wieder dabei,
ausßerdem machte unser U19-Nationalspieler Ralph Gunesch sein erstes
Spiel für die Amateure. Beide sollten in Abwesenheit des verletzten
Carsten Mathes für Ruhe und Übersicht in der Hintermannschaft
sorgen. Dafür musste Bart Meulenberg auf der Bank Platz nehmen,
während Stefan Tümmler wieder auf seine angestammte Position in
der Sturmspitze rückte. Im defensiven Mittelfeld kam der in Schmidt
stark aufspielende Daniel Maaßen zu seinem ersten Oberligaeinsatz.
Unsere Amateure hielten gegen den spielerisch starken Gegner von Beginn an
gut mit. Mit gepflegtem Kurzpassspiel bot man dem Gegner nicht nur Paroli,
sondern erspielte sich Mitte der ersten Halbzeit sogar leichte Feldvorteile.
Insgesamt entwickelte sich ein sehr ansehnliches Spiel, da beide Mannschaften
offensiv nach vorne spielten. Die erste Chance hatte nach 17 Minuten Stefan
Tümmler mit einem Kopfball nach Flanke von Marc Keller. In der 25.
Spielminute schickte Kris Morton Stefan Tümmler steil. Dessen Schuss
wurde per Fußabwehr vom Cölner Torwart Sokolov pariert, aber der Ball
prallte etwas glücklich gegen (wenn ich es richtig gesehen habe)
Tümmlers Knie, von wo er in hohem Bogen über Sokolov zur gar
nicht mal unverdienten Führung ins Tor sprang. Drei Minuten später
verfehlte Aytac Azmaz aus 16 Metern nach Ecke von Schäfer das Tor.
Beflügelt von der Führung wollten unsere Jungs jetzt nachlegen -
und ließen sich auskontern. Eine mustergültig vorgetragenene
Kombination der Cölner schloss der Top-Torjäger der Oberliga
Federico keine zehn Minuten nach dem 1:0 zum Ausgleich ab. Die Dinge schienen jetzt ihren erwarteten Lauf zu
nehmen, aber die Aachener ließen sich von dem Rückschlag nicht
beirren. Marc Keller erlief eine zu kurze Rückgabe eines Cölner
Verteidigers und wurde beim Versuch, den Torwart zu umspielen, zu Fall
gebracht. Ali Gülez verwandelte den fälligen Elfmeter sicher zur
erneuten Führung. Kurz vor der Pause machte Aachen weiter Druck. Erst
sprang der Ball nach einem Schussversuch von Raschid El Hammouchi etwas zu
weit von Stefan Tümmlers Brust in Richtung Torhüter, dann scheiterte
Eddie Bediako mit einem Volleyschuss aus 20 Metern. Auf der Gegenseite
vergaben auch die Cölner noch eine Chance, so dass es nach hervorragender
Leistung der Alemannia mit einem 2:1 in die Pause ging.
Keine fünf Minuten waren in der zweiten Halbzeit gespielt, als das Spiel
hätte kippen können. Aus 30 Metern schlossen die Cölner
einen Konter mit einem herrlichen Schuss ab, der seinen Weg
über den mehrere Meter vor seinem Tor stehenden Memmersheim in die
Maschen zu finden schien. Mit den Fingerspitzen konnte unser Torwart den Ball
gegen die Unterkante der Latte lenken, von wo der Ball auf die Torlinie und
zurück ins Spielfeld sprang. Einige Minuten später hatte Cöln
bei einem über rechts vorgetragenen Angriff erneut Pech. Im Gegenzug
spielte Christian Schäfer von rechts einen langen Ball auf Stefan
Tümmler, der den Ball per Kopf auf den vor ihm kreuzenden Marc Keller
legte. Der schloss diese Traumkombination mit einem satten Schuss in den
Winkel ab. Spätestens jetzt hatte man das Gefühl, dass hier wirklich
ein Sieg drin war. Cöln wachte aber nun endgültig auf und machte
gehörig Druck. Ein Distanzschuss ging knapp am linken Pfosten vorbei,
bevor sich 20 Minuten vor dem Ende ein Kopfball auf die Latte des Aachener
Gehäuses senkte. Als kurz vor der
Ausführung eines Cölner Eckballs ein Pfiff des Schiedsrichters
ertönte, wurden böse Erinnerungen an Bocholt wach, aber diesmal
gab es keinen Elfmeter, sondern "nur" Gelb für Ali Gülez.
Gut 15 Minuten waren noch zu spielen, und man hatte alles gesehen, was das
Fußballherz begehrte - schöne Spielzüge, packende
Torszenen - aber irgendetwas fehlte doch noch... genau, der obligatorische
Platzverweis für unsere Mannschaft. Ali Gülez, gerade erst
verwarnt, säbelte im Übereifer an der Mittellinie einen Gegenspieler
um und musste vorzeitig unter die Dusche. Da sich unsere Spieler langsam
aber sicher zu Unterzahlspezialisten entwickeln, war das nicht wirklich
Anlass zur Besorgnis. Trotzdem musste noch einmal gezittert werden. Cöln
zog ein Powerplay auf und erarbeitete sich mehrere gute Einschussgelegenheiten.
Bei der größten wurde der Ball volley aus kurzer Distanz über
das Tor gedroschen, dann konnte Dirk Memmersheim einen gefährlichen
Flachschuss entschärfen. Zehn Minuten später hätte Stefan
Tümmler bei einem Konter das Spiel entscheiden können. Anstatt auf
den völlig freien Christian Schäfer querzulegen, versuchte er es
selber und scheiterte am reaktionsschnellen Sokolov. Eine Minute
später die Retourkutsche von Schäfer, der es aus spitzem Winkel
selbst versuchte und in der Mitte Tümmler übersah. Fünf
Minuten später vertrug man sich dann wieder bestens - Schäfer legte
den Ball in den Lauf von Stefan Tümmler, dessen Hereingabe Kris Morton
zum 4:1 über die Torlinie drückte. Eine Minute später hatte
Schäfer bei einem weiteren Konter sogar das 5:1 auf dem Fuß,
aber das wäre wohl des guten zuviel gewesen - obwohl man gegen diesen
Verein eigentlich nie hoch genug gewinnen kann.
Der Cölner Keeper war jetzt restlos bedient und forderte den
Schiedsrichter lautstark auf, das Spiel abzupfeifen. Leider kündigte ich
ihm im Übermut an, dass er in den verbleibenden paar Minuten noch zwei
Treffer kassieren würde - und prompt fiel auf der anderen Seite das 4:2.
Nun war es an ihm, den Abstieg der Alemannia und ein Wiedersehen in der
Regionalliga zu prophezeien. Da er einem anwesenden quasi-Cölner
Bahnmitarbeiter außerdem versprach, schon bald in der ersten Mannschaft
das Tor zu hüten, wird es wohl tatsächlich ein Wiedersehen geben -
in der zweiten Liga. Marc Keller verpasste noch das 5:2, und Stephan
Hamacher und Baba Iddi kamen zu Kurzeinsätzen, bevor der Schiedsrichter
ein begeisterndes Oberligaspiel abpfiff.
Nach fünf sieglosen Spielen in Folge und immer schlechter werdenden
Spielen mochte man die Leistungsexplosion unserer Mannschaft kaum glauben. Natürlich kommt
ein spielender Gegner wie die Cölner unserer Spielweise mehr entgegen
als hinten kompakt stehende Teams wie Hamborn oder Ratingen. Wichtig für
den Erfolg war aber auch der Einsatz von Bediako und Gunesch, die in der Abwehr
souverän standen und den Ball hinten raus spielten und Angriffe
einleiteten, anstatt Fehlpässe oder Befreiungsschläge zu
produzieren. Stefan Tümmler machte auf seiner alten Position sein bestes
Spiel seit langem, und auch Marc Keller und Christian Schäfer verdienten
sich Bestnoten. Mit etwas Pech hätte das Spiel zwar auch in die andere
Richtung kippen können, aber insgesamt geht der Sieg vollauf in Ordnung -
und steigert die Vorfreude auf das Spiel in Wuppertal noch zusätzlich.
Einziger Wermutstropfen ist, dass wir den Wuppis mit diesem Ergebnis
noch einen Gefallen getan haben. Viel wichtiger sind aber die drei Punkte
für uns, und nach dieser Leistung muss man wirklich keine Angst haben,
noch einmal in die abstiegsbedrohte Zone abzurutschen. Bemerkenswert auch die
Ankündigung Dieter Bayocks nach dem Spiel, Deutschland bei der WM
abzuschießen. Bart Meulenberg hingegen konnten Fragen zum Thema WM nur
ein gequältes Lächeln entlocken - warum nur?