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Hildebrandt - Osorio, Meira, Magnin, Boka (86. Beck) -
Pardo, Hilbert (70. Farnerud), Khedira, Hitzlsperger -
Cacau, Streller (70. Lauth)
(Langer - Babbel, Bierofka / Veh) |
Straub - Stehle, Klitzpera, Sichone, Leiwakabessy -
Lehmann (88. Heidrich), Pinto (75. Dum), Rösler,
Reghecampf (88. Özgen) - Schlaudraff, Ibisevic
(Nicht - Casper, Balaban, Moosmayer / Frontzeck) |
Zum ersten Mal seit 1970 spielte die Alemannia beim
VfB Stuttgart, ganz in der Nähe des bekannten Degerlochs. Die 1933
errichtete Adolf-Hitler-Kampfbahn wurde im Laufe der Jahre samt umliegender
Anlagen nach diversen Pionieren der Erderwärmung umbenannt, mit jeder
Menge roter Sitzschalen versehen und durch endlose Zäune und
Matschlöcher zumindest vor konditionsschwachen Gästefans
geschützt. Letztere sind in Stuttgart besonders originell
untergebracht, der flache Sitzplatzblock bietet hervorragende Sicht auf die
Leichtathletikbahn; wer einem Ordner den Vermerk "Stehplatz" auf
seiner Eintrittskarte zeigte, wurde auf die obersten, gut 50 Meter vom
Spielfeld entfernten, fünf Reihen des Blocks verwiesen, in denen man die
Sitzschalen netterweise abgeschraubt hatte. Etwas zu feiern gab es auch, der
Stadionsprecher überschlug sich angesichts von 10 Jahren Commando
Cannstadt und der seitdem größten Choreographie
für schwäbische Verhältnisse geradezu vor Begeisterung, alle
die Papptafeln hoch, aber nur die Papptafeln, dann erst die Doppelhalter.
Nun - 10 Jahre Commando Cannstadt, 27 Jahre Manowar, 74 Jahre
Adolf Daimler-Chrysler-Stadium, 74 Jahre Mayer-Vorfelder...
auch ich gratuliere ganz herzlich.
Aber zum Wesentlichen: Die Alemannia konnte nach sechs nicht verlorenen
Spielen als Tabellenneunter beim Dritten Stuttgart befreit aufspielen. Die
pesonelle Situation hatte sich dabei kaum entspannt, Sascha Dum und Alexander
Klitzpera waren nach abgelaufenen Sperren wieder dabei, dafür musste
Nico Herzig mit Problemen im letztes Jahr gebrochenen Mittelfuß
aussetzen, und auch Cristian Fiel war entgegen anders lautender Meldungen im
Laufe der Woche nicht im Kader. Der VfB hatte in den letzten vier Spielen nur
ein Tor geschossen und musste ohne Nationalstürmer Daniel Gomez
auskommen.
Die Alemannia begann verhalten, legte aber spätestens nach einer
Viertelstunde jegliche Scheu ab und hatte die besseren Chancen. Thomas Stehle
spitzelte einen Reghecampf-Freistoß in die linke Ecke, aber Timo
Hildebrand reagierte stark. Auf der Gegenseite köpfte Fernando Meira
nach der ersten Stuttgarter Ecke über das Tor. Bei einem Konter umlief
Cacau den etwas voreilig herausgeeilten Stephan Straub, aber Jeffrey
Leiwakabessy konnte noch zur Ecke klären. Die brachte dann doch das 1:0,
Marco Streller übersprang Alexander Klitzpera und traf per
Kopfballaufsetzer ins nicht gedeckte rechte Eck. Kurz vor der Pause hätte
Hitzlsperger aus 20 Metern noch den zweiten Treffer nachlegen
können.
Der VfB kam schwungvoll aus der Kabine, ein Kopfball von Hilbert nach Ecke
Hitzlsperger ging rechts am Tor vorbei, auf der anderen Seite verfehlte Vedad
Ibisevic das Tor von Timo Hildebrand aus knapp 20 Metern. Ähnlich
überraschend wie die Stuttgarter Führung gelang der Ausgleich.
Moses Sichone schraubte sich bei einem Freistoß von Laurentiu
Reghecampf am höchsten, Timo Hildebrand war wohl gerade durch seine
Haare die Sicht verdeckt, und der Ball schlug zum 1:1 neben dem rechten
Pfosten ein. Die Alemannia war nun im Aufwind und diktierte sogar das
Spielgeschehen. Der VfB wechselte leider zweimal folgenreich aus, Alexander
Farnerud und Benjamin Lauth kamen ins Spiel, bei der Alemannia kam Sascha
Dum für Sergio Pinto. In einer Phase, in der die Alemannia den Gegner im
Griff zu haben schien, geriet man wie schon im ersten Durchgang unnötig
in Rückstand. Ein Presschlag zwischen Dum und Farnerud beförderte
das Leder unglücklich in den Aachener Strafraum, Moses Sichone
versuchte ungelenk, den Ball mit der Hacke abzuwehren, und Benjamin Lauth
schaltete schneller als Alexander Klitzpera und schoss zum 2:1 ein. Die
Alemannia versuchte noch einmal alles, Jan Schlaudraff köpfte den Ball
nach Flanke Reghecampf rechts am Tor vorbei. Unsere Mannschaft machte jetzt
auf, und der VfB nutzte den Raum, Farnerud bediente Cacau sechs Minuten vor
Schluss zum 3:1. Damit war das Spiel gelaufen, nach zuvor Marco Quotschalla
und Manuel Junglas kam auch Abdul Özgen, vor einem Jahr noch beim SV
Breinig aktiv, zu einem Bundesligaeinsatz.
Es wäre mehr drin gewesen, die Alemannia hatte gut gespielt und war dem
Gegner ebenbürtig gewesen. Leider kann man sich davon nichts kaufen,
bei einer Pleite gegen Dortmund und danach zwei schweren Auswärtsspielen
hängt man wieder ähnlich tief in der Scheiße wie Verfechter
des guten Geschmacks beim Anblick des Manowar-Tourbusses auf dem
Stadionparkplatz.