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Scherbaum - Beer, Heberle, Muniz (65. Kresin) -
Dorbath, Wirsching, Skoric, Sprecakovic, Rögele -
Melunovic (54. Nagorny), Seufert (79. Tuma)
(Keller - Miedl, Karagöz, Campellone / Vasic) |
C. Schmidt - Spanier (69. Zimmermann), Rudan, Heeren, Bashi -
F. Schmidt, Lozanowski, Lämmermann (44. Zernicke),
Caillas (69. Ivanovic) - T. Diane, Xie Hui
(Straub - Hildmann, Bayock, Grlic / Hach) |
Wie schon zuvor gegen Mannheim waren die Vorzeichen klar: eine Niederlage,
und die "sieben Punkte aus drei Spielen" wären unmöglich.
Demnach war es wieder einmal das potenziell letzte Spiel von Eugen Hach als
Alemannia-Trainer. Ort des Geschehens diesmal nicht der Tivoli, sondern
Schweinfurt, wo Alemannia in 101 Jahren völlig zurecht noch nie gespielt
hatte. Nachdem man entscheidende Fragen wie "Wo genau liegt das
überhaupt?", "Heißen die jetzt 05 oder 07?" oder
"Müssen wir da wirklich hin?" geklärt hatte, konnte man
sich an die Planung des Wochenendes machen. Sehr gelegen kam dabei die Ansage
von Achim Kaiser bei time2talk, dass jeder, der in Reutlingen war, die Fahrt
bezahlt kriegen würde. Nicht ganz so gelegen kam die spätere
Aussage, dass das nur für Leute gelte, die mit dem Bus in Reutlingen
waren. Immerhin hieß es dann vier Tage vor dem Spiel, gegen Vorlage
der Eintrittskarte aus Reutlingen bekäme man in jedem Fall wenigstens
eine Eintrittskarte für Schweinfurt umsonst. Diese Ankündigung kam
für einige Leute dann etwas zu spät, aber immerhin war der gute
Wille seitens des Vereins irgendwo erkennbar. So schenkte man am Samstagmorgen
der Deutschen Bahn sein Vertrauen - eine Zitterpartie, aber wie durch ein
Wunder erreichte man pünktlich das Stadion.
Dort erwiesen sich die Schweinfurter Ordner erstmal als ziemliche
Nervensägen. Weder Fahnen am Zaun noch Wurfrollen waren erwünscht.
Immerhin war der Gästeblock nicht ganz so spärlich besetzt wie noch
in Reutlingen. Das Spiel begann wie das letzte Auswärtsspiel mit einer
vergebenen Großchance. Stephan Lämmermann legte den Ball vom rechten
Flügel in die Mitte auf Xie Hui, der völlig freistehend aus
fünf Metern den Torwart anschoss. Scheiße, scheiße, sowas
rächt sich meistens. Allerdings blieb Aachen erstmal am Ball und
erarbeitete sich Vorteile im Mittelfeld. Gegen Ende der ersten Halbzeit riss
dann der Faden, und Schweinfurt hatte nun die besseren Chancen. Im Anschluss
an einen Freistoß kam ein Reutlinger im Strafraum frei zum Schuss, und
kurze Zeit später wieder einer nach einem katastrophalen Querpass in
die Mitte von Mark Rudan. Kurz vor der Halbzeit musste dann noch Stephan
Lämmermann nach einem rüden Einsteigen eines Schwein(furter)s
ausgewechselt werden.
Zum ersten Mal in dieser Saison lagen wir auswärts zur Pause noch nicht
zurück, aber in der zweiten Halbzeit dauerte es dann nur fünf
Minuten, ehe es soweit war: große Konfusion in der Aachener Abwehr,
Henri Heeren reklamierte irgendetwas anstatt nachzusetzen, Christian Schmidt
konnte die ersten beiden Schussversuche noch abwehren, war beim dritten aber
machtlos. In der Folgezeit war den Aachenern das Bemühen deutlich
anzuerkennen, aber gute Chancen waren Mangelware. Schweinfurt hätte
sogar das 2:0 machen können, nachdem Henri Heeren als letzter Mann an
der Mittellinie den Ball vertendelt hatte. Auf der Gegenseite zielte der
eingewechselte Zernicke aus 30 Metern knapp rechts vorbei. Die
größte Chance vergab Taifour Diane mit einem Kopfball an den
Pfosten - nun kam zum Unvermögen auch noch Pech hinzu. Die Alemannen
versuchten nochmal alles für den Trainer, aber es blieb bei der
Niederlage. Die Mannschaft (ohne Trainer) winkte den Fans kurz von weitem
zu und verschwand mit hängenden Köpfen in der Kabine.
Recht niedergeschlagen machte man sich auf den Heimweg. Es gab
keine Schadenfreude, und den ganzen Tag über hatte man kein
einziges Mal "Eugen raus" oder "Vorstand raus"
gehört. Die Mannschaft hatte gekämpft, war aber letztlich zu
harmlos im Spiel nach vorne, während hinten in einer Szene geschlafen
wurde. Vieles erinnerte an diesem Tag an alte Regionalligazeiten -
ein hässliches kleines Stadion ohne Atmosphäre, ansehnlicher
Support von wenigen Aachenern, eine bemühte, aber hilflose Mannschaft -
nur eines hatten wir damals nicht - das Deutsche Scheiß-Fernsehen. Als
ich nach Hause kam und mir den Bericht angesehen habe, hätte ich fast
den Fernseher eingetreten. Während der Spielausschnitte sind nur
Aachener Gesänge zu hören, und dann wird nach einer Aachener
Chance der Fanblock eingeblendet mit einem süffisanten Kommentar wie
"für diese Aktion gab ersten zaghaften Applaus von den
Rängen". Hauptsache, diese widerlichen Geier haben ihre Story,
auch wenn sie sie vielleicht schon vor dem Spiel geschrieben haben und sie
nicht zum tatsächlichen Ablauf passt.
Nachtrag: mittlerweile ist Eugen Hach nicht mehr Trainer von Alemannia
Aachen. Begründung von Hans Bay: keine zwei Punkte Vorsprung auf
einen Abstiegsplatz nach dem achten Spieltag - demnach hätte Eugen
Hach auch ein Unentschieden nicht gereicht.
Bleibt zu hoffen, dass unter dem neuen Trainer alles besser wird -
ist leider schwer vorstellbar im Moment. Wie sich außerdem herausstellte,
hat Stephan Lämmermann einen dreifachen Rippenbruch und einen Lungenriss
erlitten - alles Gute und baldige Genesung für ihn.