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Twardzik - Fall, Gansauge, Richter, Traub - Kresin, Zedi,
Kaiser (64. Laars), R. Müller I (98. Neitzel) - Hebestreit,
Okic (107. Fuchs)
(Trainer: R. Müller II) |
Straub - Paulus (87. Landgraf), Klitzpera,
Lanzaat (46. Bayock), Blank - Grlic, Brinkmann (68. Gomez),
Michalke, Pflipsen - Krontiris, Meijer
(Trainer: Berger) |
In der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals musste die Alemannia beim Dritten der
Regionalliga Süd, Rot-Weiß Erfurt, antreten. Dabei waren die rund
430 Kilometer bis Erfurt im Vergleich zu den vorangegangenen Touren nach
Burghausen und Cottbus fast schon ein Katzensprung. Trotzdem verlief die Tour
am fanfeindlichen Freitagstermin nicht ohne Probleme: Viele standen lange im
Stau und trafen erst im Laufe des Spiels im Gästeblock ein. Immerhin war der
Fanbus dank sehr früher Abfahrtszeit (10 Stunden vor Spielbeginn)
pünktlich.
Der DDR-Meister von 1954 und 1955, im letzten Jahr mit 50 Punkten Neunter der
Regionalliga Süd, ist gut in die Saison gestartet und liegt hinter den
Amateuren von Bayern München und dem VfB Stuttgart auf einem
Aufstiegsplatz. Sehr mäßig war das Zuschauerinteresse in Erfurt -
zumindest was die offizielle Zuschauerzahl betrifft. 3611 Besucher verloren
sich im weiten Rund des Steigerwaldstadions (eine
Woche zuvor hatte man beim im Gotha ausgetragenen Heimspiel gegen
Kaiserslautern Amat. 1350 Zuschauer gezählt). Das große Los,
das bei unterklassigen Vereinen die Zuschauermassen anzieht, ist die Alemannia
offensichtlich nicht... Immerhin versprüht das Stadion noch den morbiden
Charme der DDR-Oberliga, und die heimischen Anhänger dekorierten es mit
reichlich Zaunfahnen, die auf zwei Fanblöcke verteilt waren, einen in
der Kurve und einen auf der Haupttribüne.
Das Spiel begann wenig vielversprechend: Nach sechs Minuten pfiff der
Schiedsrichter eine eher harmlose Aktion von Frank Paulus auf der rechten
Abwehrseite ab. Den Freistoß verwertete René Müller per Kopf
zum 1:0. Von der Alemannia kam in der ersten Hälfte erschreckend wenig,
nur bei Standardsituationen sorgte der Erfurter Torwart mit einigen
Unsicherheiten für Gefahr vor dem eigenen Tor. So ließ er nach rund
einer Viertelstunde eine Ecke von Ivica Grlic aus der Hand auf den Fuß
von Quido Lanzaat fallen, der aber zu überrascht war, um Kapital daraus
zu schlagen. Auf der anderen Seite holte Stephan Straub einen Freistoß
von Branko Okic aus der Ecke. Eine Viertelstunde später tauchte ein
Erfurter in halbrechter Position völlig frei vor Stephan Straub auf,
der einen höheren Rückstand verhinderte, als er dem Stürmer mit
einer Hand den Ball vom Fuß fischte.
In der zweiten Hälfte riskierte die Alemannia mehr, Thierry Bayock kam
für Quido Lanzaat und später Daniel Gomez für Dennis Brinkmann.
Nach 54 Minuten hatte die Alemannia die erste wirklich gute Ausgleichschance.
Kai Michalke legte auf Thierry Bayock, der Emmanuel Krontiris steil schickte.
Der Torwart parierte Krontiris' Schuss mit dem Fuß, und der Nachschuss
segelte über das Tor. 64 Minuten waren gespielt, als die Gastgeber mit
einem Schlenzer im Nachsetzen nach Kopfballabwehr von Alexander Klitzpera nur
knapp das 2:0 verfehlten. Bei einer Kopfballstafette im Anschluss an einen
Freistoß zehn Minuten später hätte ebenfalls die Entscheidung
fallen können, aber Stephan Straub machte sich lang und lenkte den Ball
um den Pfosten. Eine Viertelstunde vor Schluss wurde Daniel Gomez von Emmanuel Krontiris
in die Gasse geschickt und kam gegen zwei Erfurter zu Fall. Der Schiedsrichter
entschied auf Elfmeter, und Karlheinz Pflipsen verwandelte sicher zum 1:1.
Bis zum Ende der regulären Spielzeit hatte Erfurt noch zweimal das 2:1
auf dem Fuß. In der ersten Szene konnte ein Erfurter nach
Stellungsfehler von Frank Paulus alleine auf Stephan Straub zulaufen, der
lange stehenblieb und angeschossen wurde. In der Nachspielzeit war es
Torschütze René Müller, der den Ball freistehend über
die Latte drosch.
Kaum war das Spiel wieder angepfiffen, hätte Branko Okic in
ähnlicher Position für das 2:1 sorgen können, scheiterte aber
am überragenden Stephan Straub. Der Gastgeber schien dem Siegtor nahe zu
sein, hatte aber im Endeffekt nicht mehr die Kraft, den Druck aufrecht zu
erhalten, so dass die Alemannia das 1:1 über die Zeit schaukeln konnte.
Damit musste die Alemannia zum ersten Mal seit dem FVM-Pokalspiel in Rheinbach
1999 ein Elfmeterschießen bestreiten. Im DFB-Pokal war es für die
Alemannia das vierte Elfmeterschießen überhaupt nach Siegen gegen
Bremen 1986 und Nürnberg 1997 und der anschließenden Niederlage
gegen Mannheim. Letztere hatte man im Gästeblock vor Beginn des
Elfmeterschießens nur zu gut im Gedächtnis. Mut machte vor allem
die Tatsache, dass Stephan Straub dieses Mal auf unserer Seite stand...
Mit Spannung erwartete man, welche fünf Spieler Jörg Berger als
Schützen benennen würde und malte sich schon in Gedanken aus, wie
Willi Landgraf versucht, einen Elfmeter in Richtung Tor zu grätschen.
Thomas Gansauge eröffnete das Elfmeterschießen für Erfurt und
verwandelte sicher. Mehr Mühe hatte Erik Meijer, der hart in die Mitte
zielte. Torwart René Twardzik war mit einer Hand dran, konnte den hart
geschossenen Ball aber nicht mehr aufhalten. Nachdem Sven Kresin für
Erfurt getroffen hatte, lief erneut Karlheinz Pflipsen an. Der hatte den
Nachteil, dass der Torwart seine Elfmeterkünste schon in der
regulären Spielzeit kennengelernt hatte. Pflipsen schob den Ball flach
in die rechte Ecke, aber Twardzik war zur Stelle und parierte. Nun war
Stephan Straub gefordert, den prompt den ebenfalls flach rechts geschossenen
Ball von Andreas Richter abwehrte. Nachdem Stefan Blank sicher verwandelt
hatte, war alles wieder offen. Fuchs für Erfurt und Michalke für
die Alemannia trafen jeweils.
Der letzte Erfurter Schütze Hebestreit versuchte es
wieder unten rechts, und wieder war Stephan Straub zur Stelle. Nun konnte
Ivica Grlic alles klar machen - ausgerechnet Grlic, der gegen Mainz viel
Glück hatte und gegen Aue gescheitert war. Dieses Mal machte er es
besser, und die rund 150 mitgereisten Fans konnten den glücklichen Einzug
in die zweite Runde feiern und sich sogar noch über in die Menge
geworfene Trikots von allen Spielern freuen.
... und zeitgleich ist Ballwurf Mannheim ohne Stephan Straub aus dem Pokal
geflogen ...