Fr, 29.08.03:
Rot-Weiß Erfurt - ALEMANNIA 4:5 (1:0, 1:1, 1:1) n.E.
Twardzik - Fall, Gansauge, Richter, Traub - Kresin, Zedi, Kaiser (64. Laars), R. Müller I (98. Neitzel) - Hebestreit, Okic (107. Fuchs)
(Trainer: R. Müller II)
Straub - Paulus (87. Landgraf), Klitzpera, Lanzaat (46. Bayock), Blank - Grlic, Brinkmann (68. Gomez), Michalke, Pflipsen - Krontiris, Meijer
(Trainer: Berger)

Zuschauer: 3611 (ca. 150 aus Aachen)
Gelb: Zedi - Blank, Michalke

1:0 R. Müller I (7.)
1:1 Pflipsen (77.; Foulelfmeter; Gomez)
---
2:1 Gansauge
2:2 Meijer
3:2 Kresin
Twardzik hält gegen Pflipsen
Straub hält gegen Richter
3:3 Blank
4:3 Fuchs
4:4 Michalke
Straub hält gegen Hebestreit
4:5 Grlic





In der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals musste die Alemannia beim Dritten der Regionalliga Süd, Rot-Weiß Erfurt, antreten. Dabei waren die rund 430 Kilometer bis Erfurt im Vergleich zu den vorangegangenen Touren nach Burghausen und Cottbus fast schon ein Katzensprung. Trotzdem verlief die Tour am fanfeindlichen Freitagstermin nicht ohne Probleme: Viele standen lange im Stau und trafen erst im Laufe des Spiels im Gästeblock ein. Immerhin war der Fanbus dank sehr früher Abfahrtszeit (10 Stunden vor Spielbeginn) pünktlich.
Der DDR-Meister von 1954 und 1955, im letzten Jahr mit 50 Punkten Neunter der Regionalliga Süd, ist gut in die Saison gestartet und liegt hinter den Amateuren von Bayern München und dem VfB Stuttgart auf einem Aufstiegsplatz. Sehr mäßig war das Zuschauerinteresse in Erfurt - zumindest was die offizielle Zuschauerzahl betrifft. 3611 Besucher verloren sich im weiten Rund des Steigerwaldstadions (eine Woche zuvor hatte man beim im Gotha ausgetragenen Heimspiel gegen Kaiserslautern Amat. 1350 Zuschauer gezählt). Das große Los, das bei unterklassigen Vereinen die Zuschauermassen anzieht, ist die Alemannia offensichtlich nicht... Immerhin versprüht das Stadion noch den morbiden Charme der DDR-Oberliga, und die heimischen Anhänger dekorierten es mit reichlich Zaunfahnen, die auf zwei Fanblöcke verteilt waren, einen in der Kurve und einen auf der Haupttribüne.
Das Spiel begann wenig vielversprechend: Nach sechs Minuten pfiff der Schiedsrichter eine eher harmlose Aktion von Frank Paulus auf der rechten Abwehrseite ab. Den Freistoß verwertete René Müller per Kopf zum 1:0. Von der Alemannia kam in der ersten Hälfte erschreckend wenig, nur bei Standardsituationen sorgte der Erfurter Torwart mit einigen Unsicherheiten für Gefahr vor dem eigenen Tor. So ließ er nach rund einer Viertelstunde eine Ecke von Ivica Grlic aus der Hand auf den Fuß von Quido Lanzaat fallen, der aber zu überrascht war, um Kapital daraus zu schlagen. Auf der anderen Seite holte Stephan Straub einen Freistoß von Branko Okic aus der Ecke. Eine Viertelstunde später tauchte ein Erfurter in halbrechter Position völlig frei vor Stephan Straub auf, der einen höheren Rückstand verhinderte, als er dem Stürmer mit einer Hand den Ball vom Fuß fischte.
In der zweiten Hälfte riskierte die Alemannia mehr, Thierry Bayock kam für Quido Lanzaat und später Daniel Gomez für Dennis Brinkmann. Nach 54 Minuten hatte die Alemannia die erste wirklich gute Ausgleichschance. Kai Michalke legte auf Thierry Bayock, der Emmanuel Krontiris steil schickte. Der Torwart parierte Krontiris' Schuss mit dem Fuß, und der Nachschuss segelte über das Tor. 64 Minuten waren gespielt, als die Gastgeber mit einem Schlenzer im Nachsetzen nach Kopfballabwehr von Alexander Klitzpera nur knapp das 2:0 verfehlten. Bei einer Kopfballstafette im Anschluss an einen Freistoß zehn Minuten später hätte ebenfalls die Entscheidung fallen können, aber Stephan Straub machte sich lang und lenkte den Ball um den Pfosten. Eine Viertelstunde vor Schluss wurde Daniel Gomez von Emmanuel Krontiris in die Gasse geschickt und kam gegen zwei Erfurter zu Fall. Der Schiedsrichter entschied auf Elfmeter, und Karlheinz Pflipsen verwandelte sicher zum 1:1. Bis zum Ende der regulären Spielzeit hatte Erfurt noch zweimal das 2:1 auf dem Fuß. In der ersten Szene konnte ein Erfurter nach Stellungsfehler von Frank Paulus alleine auf Stephan Straub zulaufen, der lange stehenblieb und angeschossen wurde. In der Nachspielzeit war es Torschütze René Müller, der den Ball freistehend über die Latte drosch.
Kaum war das Spiel wieder angepfiffen, hätte Branko Okic in ähnlicher Position für das 2:1 sorgen können, scheiterte aber am überragenden Stephan Straub. Der Gastgeber schien dem Siegtor nahe zu sein, hatte aber im Endeffekt nicht mehr die Kraft, den Druck aufrecht zu erhalten, so dass die Alemannia das 1:1 über die Zeit schaukeln konnte.
Damit musste die Alemannia zum ersten Mal seit dem FVM-Pokalspiel in Rheinbach 1999 ein Elfmeterschießen bestreiten. Im DFB-Pokal war es für die Alemannia das vierte Elfmeterschießen überhaupt nach Siegen gegen Bremen 1986 und Nürnberg 1997 und der anschließenden Niederlage gegen Mannheim. Letztere hatte man im Gästeblock vor Beginn des Elfmeterschießens nur zu gut im Gedächtnis. Mut machte vor allem die Tatsache, dass Stephan Straub dieses Mal auf unserer Seite stand... Mit Spannung erwartete man, welche fünf Spieler Jörg Berger als Schützen benennen würde und malte sich schon in Gedanken aus, wie Willi Landgraf versucht, einen Elfmeter in Richtung Tor zu grätschen. Thomas Gansauge eröffnete das Elfmeterschießen für Erfurt und verwandelte sicher. Mehr Mühe hatte Erik Meijer, der hart in die Mitte zielte. Torwart René Twardzik war mit einer Hand dran, konnte den hart geschossenen Ball aber nicht mehr aufhalten. Nachdem Sven Kresin für Erfurt getroffen hatte, lief erneut Karlheinz Pflipsen an. Der hatte den Nachteil, dass der Torwart seine Elfmeterkünste schon in der regulären Spielzeit kennengelernt hatte. Pflipsen schob den Ball flach in die rechte Ecke, aber Twardzik war zur Stelle und parierte. Nun war Stephan Straub gefordert, den prompt den ebenfalls flach rechts geschossenen Ball von Andreas Richter abwehrte. Nachdem Stefan Blank sicher verwandelt hatte, war alles wieder offen. Fuchs für Erfurt und Michalke für die Alemannia trafen jeweils. Der letzte Erfurter Schütze Hebestreit versuchte es wieder unten rechts, und wieder war Stephan Straub zur Stelle. Nun konnte Ivica Grlic alles klar machen - ausgerechnet Grlic, der gegen Mainz viel Glück hatte und gegen Aue gescheitert war. Dieses Mal machte er es besser, und die rund 150 mitgereisten Fans konnten den glücklichen Einzug in die zweite Runde feiern und sich sogar noch über in die Menge geworfene Trikots von allen Spielern freuen.
... und zeitgleich ist Ballwurf Mannheim ohne Stephan Straub aus dem Pokal geflogen ...



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