Zuschauer: 20800 (ausverkauft; ca. 5500 aus Köln)
Gelb: van der Luer, Klitzpera - Lottner, Sinkala
Am dritten Spieltag empfing die Alemannia auf dem Tivoli den 1.FC Cöln.
Wer nun an dieser Stelle Gemeinheiten zum Thema Cöln erwartet,
muss leider enttäuscht werden. Es sind auf dieser Seite (gerade auch im
Gästebuch) in der Vergangenheit viele böse Kommentare über
Cöln gefallen. Daher ist es an der Zeit, um Verständnis mit unseren
Brüdern zu werben und mit einigen Vorurteilen aufzuräumen, denn:
was wissen wir wirklich über Cöln? Spontan werden die meisten Leute
an Prunksitzungen und den CSD denken, an VIVA, die Kelly Family und Jean
Pütz, vielleicht auch an Franz Cremer. Aber ist das wirklich die ganze
schreckliche Wahrheit? Man sollte sich mal die Mühe machen, zum besseren
Verständnis unserer Nachbarn mehr über sie zu lernen und etwas
tiefer unter die zugegeben hässliche Fassade zu blicken.
Als erstes bietet es sich da natürlich an, einfach mal im Lexikon unter
"C" wie "Cöln" nachzuschlagen: "Die
viertgrößte Stadt der Bundesrepublik befindet sich in der
Cölner Bucht; der an dieser Stelle über 400 Meter breite Rhein ist
eine der bedeutendsten Wasserstraßen Europas, hat aber auch mit
erheblichen Schmutzeinleitungen zu kämpfen." Naja, gut, der Dreck.
Überspringen wir einfach die unschönen Stellen und lesen im
nächsten Abschnitt weiter: "Im Mittelalter hatte der Grundriss
Cölns die Form eines Halbmondes, ..." Vielleicht war die Idee mit
dem Lexikon doch nicht so gut. Mal sehen, was das Statistik-Buch hergibt:
"Bezirk Cöln lrh. 1915/16
SpV Sülz 07: 14:19 Tore, 5-11
Punkte."
"SpV 07 und FC Hertha Sülz fusionierten 1919 zur SVg
Cöln-Sülz 07."
Hmm. Mal lieber etwas weiterblättern:
"Rheinbezirksliga 1946/47
15. SVg Sülz 07: 62:81 Tore, 20-40 Punkte."
"SVg Sülz 07 fusionierte mit Cölner BC zum 1.FC Cöln."
Da steckt scheinbar System hinter: Auf sportlichen Misserfolg reagiert man
mit Fusionen. Demnach steht im Zyklus von Misserfolgen und Fusionen offenbar
wieder eine Fusion bevor. Nur mit wem? Vielleicht gibt ein näherer Blick
auf die möglichen Kandidaten Aufschluss:
Fortuna Cöln: Einerseits naheliegend, da auch die Fortuna bereits Kind
diverser Fusionen ist. Auf der anderen Seite spielen die noch schlechteren
Fußball als der FC, und von daher würde den FC ein Zusammenschluss
mit der Fortuna kaum weiterbringen.
Borussia München Gladbach: Die spielen immerhin besser Fußball als
der FC. Wird leider an den Vorurteilen der Landbevölkerung gegen die
sexuelle Orientierung vieler Cölner scheitern.
Fortuna Düsseldorf: Durchaus passend. Die reißen gerade ihr
Stadion ab, und vom "Rheinstadion" zum
"RheinEnergie-Stadion" ist es nur ein kleiner Schritt. Allerdings
schaut man im versnobten Neanderthal gerne von oben auf die dummdreisten
Cölner herab. Im übrigen wird in Düsseldorf noch schlechterer
Fußball gespielt als bei Fortuna Cöln.
Bayer Leverkusen: Davon würden beide profitieren - die Cölner Fans
könnten nach Jahren noch einmal so etwas wie Fußball sehen, und
Rainer Calmund könnte dann doch noch einige Titel in seinen Briefkopf
aufnehmen. Die Sache passt perfekt, man kann also davon ausgehen, dass der
1.FC Cöln und Bayer Leverkusen nach Ablauf der Saison zum FC Bayer
Cöln fusionieren werden.
In der laufenden Saison stellten sich die Sülzer aber noch unter dem
Namen "1.FC Cöln" am Tivoli vor. Leider hatten viele
Alemannia-Fans nur wenig von dem oben angemahnten Verständnis für
unsere Gäste aus Cöln übrig. "Cologne, Cologne, die
Scheiße vom Dom" hallte es durchs Stadion. Zugegeben, die 5000
Cölner auf dem Aachener Wall machten zu einem großen Teil einen
erschreckend verblödeten Eindruck. Gerade die zwanghaft hampelnden
Umbro-Kinder im Block Z demonstierten neben unterentwickelter Motorik durch
fortwährendes Rauch-Zünden und Tragen von bescheuerten Hüten
eine deutliche Tendenz zur Idiotie. Aber ist es nett, sich deswegen über
Cöln lustig zu machen? Haben wir nicht auch genug Idioten in unseren
Reihen? Krönung der Intoleranz waren die Gesänge gegen den
sympathischen Kapitän der Cölner, Dirk Lotter. Der arme Kerl wurde
durch die offene Darlegung seiner Familienverhältnisse so sehr
verunsichert, dass ihm ein Freistoß völlig misslang.
Aber der Reihe nach: im Gegensatz zum Vorjahr war das Interesse am Derby eher
gering, noch am Spieltag waren 3000 Karten zu haben. Dass das Spiel am Ende
ausverkauft war, verdankt die Alemannia der Verringerung der Kapazität
auf 20800 Zuschauer. Mit dem Intro hatten sich die Aktiven Alemanniafans
dieses Mal besonders viel Mühe gegeben. Über schwarzen und gelben
Banderolen waren auf Hochziehfahnen die Buchstaben "ATSV" zu lesen.
In der Mitte wurde eine Blockfahne mit dem (alten) Alemannia-Logo
ausgebreitet. Bei der Alemannia war erstmals Alexander Klitzpera mit von der
Partie. Neben Quido Lanzaat spielte er im Abwehrzentrum, dafür
rückte George Mbwando auf die rechte Außenbahn. Dort hatte in
Fürth noch Thierry Bayock gespielt, der gegen Cöln noch nicht
einmal im Kader war.
Die erste Chance des Spiels hatte der FC. Nach Freistoß von Lotter kam
Matthias Scherz aus sieben Metern zum Kopfball, zielte aber links am Pfosten
vorbei. Nach sechs Minuten setzte sich Francis Kioyo nach einem langen Ball
gegen Quido Lanzaat durch. Alexander Klitzpera störte den
Ex-Fürther noch im letzten Moment. Kioyo konnte den Ball nur noch in
Richtung Aachener Tor stolpern. Stephan Straub streckte sich vergeblich, aber
der Ball landete zum Glück nur am rechten Torpfosten. In der Folgezeit
bekam die Aachener Verteidigung den Gegner besser in den Griff. Nach vorne
lief allerdings zunächst recht wenig zusammen. Gerade die Spitzen
Ivanovic und Spizak blieben harmlos und verloren die meisten Bälle, die
sie bekamen, prompt wieder. Gerade Josef Ivanovic war zwar redlich
bemüht, kam aber meistens einen Schritt zu spät. Mitte der ersten
Halbzeit konnte sich die Alemannia durch starken kämpferischen Einsatz
allmählich Feldvorteile erarbeiten. Außer einer Vielzahl von
Standardsituationen sprang allerdings noch nichts dabei heraus. Miroslaw
Spizak hätte in einer Szene eine ganz große Chance einleiten
können, wenn er den freistehenden Henri Heeren angespielt hätte.
Ein Freistoß von Ivica Grlic strich knapp über das Gehäuse
von Alexander Bade. Aachens Überlegenheit wurde mit fortschreitender
Spieldauer größer, die Cölner wussten sich nur durch
häufige Fouls zu helfen, die vom Schiedsrichter zwar abgepfiffen, aber
nicht durch gelbe Karten unterbunden wurden. Nach einer guten halben Stunde
prüfte Josef Ivanovic nach einer gelungen Freistoßvariante aus
20 Metern Torwart Bade. Fünf Minuten später versuchte sich
Willi Landgraf mit einem Volleyschuss aus 30 Metern, was von
Jörg Berger mit einem Lachen und einer Scheibenwischer-Geste zur Kenntis
genommen wurde. Eine Minute später wurde George Mbwando 20 Meter
vor dem Tor gefoult. Der Abpraller landete bei Henri Heeren, der direkt abzog
und halbhoch ins rechte Eck traf. Leider hatte Schiedsrichter Sippel
inzwischen den Vorteil abgepfiffen. Mitten in der Aachener Drangperiode hatte
der FC dann die bislang größte Chance des Spiels. Aus über
30 Metern hämmerte Dirk Lotter einen Freistoß an die
Latte. Der Abpraller landete beim völlig freistehenden Matthias Scherz,
der zunächst zu überrascht war, um den Ball richtig anzunehmen und
nur das Lattenkreuz traf und dann zu zappelig war, um den zweiten Abpraller
im leeren Tor zu versenken. Nach dieser Szene wusste wenigstens auch der
letzte Zuschauer, wieso der FC aus der Bundesliga abgestiegen ist.
Die erste Torgelegenheit in der zweiten Halbzeit hatte Henri Heeren mit einem
Diszanzschuss nach Ablage von Ivica Grlic. Knappe zehn Minuten waren gespielt,
als Christian Springer auf der linken Seite frei zum Flanken kam. Alexander
Klitzpera kam in der Mitte gerade noch vor Francis Kioyo an den Ball, um das
0:1 zu verhindern. Nach einer Stunde konnte Stephan Straub einen Distanzschuss
von Andrew Sinkala nicht festhalten, im Nachsetzen wurde Kreuz von Mbwando
angeschossen und hätte so fast die Gästeführung erzielt. In
einer ausgeglichenen zweiten Halbzeit gab es lange Zeit keine weiteren
Höhepunkte, bis die Konzentration in der Aachener Hintermannschaft eine
Viertelstunde vor dem Ende etwas nachließ und die Gäste zu einigen
Chancen kamen. Kringe zielte aus rund 18 Metern in Richtung rechtes oberes
Eck, aber Stephan Straub packte sicher zu. Eine Minuten später bediente
Karlheinz Pflipsen Ivica Grlic, der zwar das Tor traf, aber wegen Abseits
zurückgpfiffen wurde. Auf der Gegenseite stand
Kioyo im Abseits, aber Lotter spielte durch die Aachener Abwehr steil auf
Scherz, der frei auf Straub zulief. Unser Keeper stürzte sich dem
Cölner entgegen und begrub den Ball unter sich. Aachen blieb durch
Konter gefährlich, für einige Minuten entwickelte sich ein offener
Schlagabtausch. In den letzten Minuten war Cöln der Führung
näher als die Alemannia. Markus Happe tauchte zehn Minuten vor dem Ende
halblinks frei vor dem Aachener Tor auf und drosch den Ball über den
Kasten. Zwei Minuten vor dem Abpfiff wäre dann fast doch noch das 1:0
für die Alemannia gefallen, aber Ivanovic scheiterte nach Hereingabe von
Spizak bedrängt von einem Abwehrspieler.
So blieb es beim insgesamt leistungsgerechten Unentschieden. Die Alemannia
hat somit in den ersten drei schweren Spielen kein Tor geschossen, aber
immerhin zwei Punkte geholt. Die Niederlage gegen Freiburg ist ärgerlich,
ansonsten kann man mit dem Start halbwegs zufrieden sein. Wichtig ist, dass
in den nächsten Spielen gegen die etwas niedriger dotierten Gegner
ähnlich engagiert und konzentriert gespielt wird wie gegen Sülz.
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