Mo, 24.11.03:
ALEMANNIA - 1.FC Nürnberg 1:0 (0:0)
Straub - Landgraf, Klitzpera, Lanzaat, Blank (78. Michalke) - Grlic, F. Paulus (46. Mbwando), Pflipsen, Brinkmann - Meijer, Gomez (72. Bediako)
(Memmersheim - Ewertz, van der Luer, Bayock / Berger)
Schäfer - Nikl, A. Wolf (85. David), T. Paulus, L. Müller - Larsen, Kukielka (87. Oktay), Mintal - Vittek (80. Kießling), Ciric, Krzynowek
(Kampa - Stehle, Paßlack, Driller / W. Wolf)

Zuschauer: 15955 (ca. 600 aus Nürnberg)
Gelb: Gomez, Grlic - A. Wolf, L. Müller, Kießling
Gelb-Rot: Meijer (71.; übertriebene Härte)
9 Minuten Unterbrechung nach 72 Spielminuten, als Nürnberg den Platz verließ, nachdem Trainer W. Wolf von einem Wurfgeschoss getroffen worden war

1:0 Gomez (66.: Meijer, Brinkmann)



Als Spitzenreiter ging die Alemannia in das Montagabendspiel gegen den 1.FC Nürnberg. Bei einem Sieg hätte man drei Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten gehabt, während es bei einer Niederlage nur ein Punkt auf den Tabellenvierten gewesen wäre. Verzichten musste man dabei auf den angeschlagenen Emmanuel Krontiris. Für ihn spielte Daniel Gomez, der zwei Wochen zuvor gegen Bielefeld seinen ersten Saisontreffer erzielt hatte. Der FCN war nach schwachem Saisonstart im Aufwind und hatte zuletzt drei Spiele in Folge gewonnen.
Erste Chance für die Alemannia nach noch nicht einmal zwei Minuten: Eine Hereingabe von Stefan Blank erreichte Erik Meijer, der abtropfen ließ, und Karlheinz Pflipsen schoss schließlich aus sechs Metern über das Tor. In einem temporeichen Spiel dauerte es nicht lange bis zur nächsten Torszene: Daniel Gomez setzte sich auf der rechten Seite durch, und Andreas Wolf klärte in der Mitte knapp vor Erik Meijer. Nach knapp zehn Minuten eroberte Erik Meijer nahe am Nürnberger Strafraum mit tollem Einsatz den Ball und legte ihn auf Daniel Gomez. Der kam gegen Torwart Schäfer einen Schritt zu spät und traf diesen am Kopf. Der Schiedsrichter beließ es in dieser Szene bei einer gestenreichen Ermahnung. Nürnberg präsentierte sich als der erwartet starke Gegner und hielt das Spiel offen. Das Eckenverhältnis sprach in jedem Fall in der ersten Hälfte klar für den Club. Nach einer Viertelstunde wurde Frank Paulus auf dem Weg zum Nürnberger Tor im letzten Moment von Lars Müller am Torschuss gestört. Wenig später ging der Schuss fast nach hinten los: Ein Schuss von Karlheinz Pflipsen wurde abgeblockt und landete beim Gegner. Nun ging es ganz schnell: Robert Vittek lief allen davon, zielte aber beim Abschluss rechts am Pfosten vorbei. Nach 20 Minuten prüfte Dennis Brinkmann Torwart Schäfer mit einem satten Schuss im Anschluss an eine Ecke von Ivica Grlic. Qudio Lanzaat hatte mit einem Kopfball nach Freistoß von Grlic die nächste gute Gelegenheit. Auch die Gäste aus Nürnberg blieben gefährlich: Stephan Straub konnte einen Schuss von Robert Vittek nur abklatschen, und Quido Lanzaat rettete in höchster Not vor mehreren einschussbereiten Nürnbergern.
Zur zweiten Halbzeit kam bei der Alemannia George Mbwando für Frank Paulus. Nürnberg hatte allerdings zunächst mehr vom Spiel und hätte mehrmals in Führung gehen können. So spielte Mariusz Kukielka auf der in dieser Szene von Willi Landgraf offen gelassenen linken Seite Marek Mintal an. Der gab den Ball scharf nach innen, aber wieder stand Quido Lanzaat in der Mitte richtig. Dann lief der schnelle Robert Vittek Quido Lanzaat davon, zielte aber aus aussichtsreicher Position am kurzen Pfosten vorbei. Die Alemannia fing sich und hatte nach einer Stunde die ganz große Führungschance. Daniel Gomez eroberte in der gegnerischen Hälfte den Ball, und Karlheinz Pflipsen leitete weiter auf George Mbwando. Der spielte in halbrechter Position Erik Meijer an. Der hätte den Ball eigentlich mit Wucht ins Netz hämmern müssen, versuchte aber, den Ball mit der Innenseite zu heben, zu schieben oder was auch immer er vorhatte - in jedem Fall misslang es. Nach 63 Minuten fing sich Erik Meijer nach einem Foulpfiff gegen Karlheinz Pflipsen völlig unnötig wegen Meckerns die fünfte gelbe Karte - zumindest wäre es seine fünfte gewesen, wenn er nicht später noch Gelb-Rot gesehen hätte. In der 66. Minute ging die Alemannia in dem bis dahin völlig ausgeglichenen Spiel mit 1:0 in Führung. Ein Nürnberger Angriff wurde abgefangen, und dann musste es schnell gehen. Karlheinz Pflipsen schickte im Mittelfeld Ivica Grlic. Dessen Anspiel auf Erik Meijer landete zunächst in den Hacken des Niederländers, und die Chance schien schon vorbei zu sein. Meijer bekam den Ball aber noch unter Kontrolle und bediente auf der linken Seite Dennis Brinkmann. Desser Hereingabe verwertete Daniel Gomez, der sich von Thomas Paulus gelöst hatte, zum 1:0. Raphael Schäfer schien den Ball abwehren zu können, schoss ihn sich aber im Endeffekt selbst ins Netz.
Zwei Minuten später war es zunächst Erik Meijer, der den Sieg (wenn auch unabsichtlich) in Gefahr brachte. Einen langen Ball von Stefan Blank versuchte Meijer, mit gestrecktem Bein noch vor Torwart Schäfer zu erreichen. Meijers Bein traf den Torwart nicht, aber die beiden prallten mit den Körpern zusammen, wobei Erik Meijer mehr Schaden nahm als der Nürnberger. Eine Minute lag Meijer am Boden, während Schiedsrichter Pickel schon einmal in der Hosentasche kramte. Als er schließlich Gelb-Rot zeigte, sank Meijer theatralisch zu Boden. Nun flogen zuerst Gegenstände vom Würselner Wall in Richtung Schiedsrichter, und schnell waren Ordner mit Regenschirmen zur Stelle. Helle Aufregung dann, als plötzlich Wolfgang Wolf nahe der Trainerbank auf dem Boden lag. Von der Überdachten flogen Bierbecher, Feuerzeuge und sonstiger Unrat. Die Nürnberger Betreuer und Ersatzspieler taten durch Gesten und vor allem durch Zurückwerfen ihr übriges, dass immer mehr Müll geworfen wurde. Wolfgang Wolf stand irgendwann wieder auf, hielt sich den Kopf und verschwand in der Kabine, um sich behandeln zu lassen. Die Nürnberger Spieler verließen ebenfalls den Platz, lautstark und gestenreich angeführt von Ersatzspieler Martin Driller. Als sie fünf Minuten später wieder (ohne Wolfgang Wolf) den Platz betraten, hätte es eigentlich weiter gehen können, aber einige Unverbesserliche bewarfen nun die Nürnberger Ersatzspieler, die zum Aufwärmen in Richtung Aachener Wall unterwegs waren. Robert Moonen hatte den Schuldigen schnell ausgemacht - es war "der S-Block" - und drohte Konsequenzen an. Das Spiel wurde dann doch noch zu Ende gespielt. Die bis dahin gute Stimmung war größtenteils dahin. Das große Aufbäumen der in Überzahl spielenden Nürnberger blieb aus, und es blieb beim 1:0.
Damit ist die Alemannia mit drei Punkten Vorsprung Tabellenführer - unter Vorbehalt, da Nürnberg mit der Begründung, man hätte 18 Minuten ohne Trainer auskommen müssen, sicherlich Protest einlegen wird. Dass es so weit kommen musste, ist schade. Dass es unter 16000 Zuschauern einige Mutterficker gibt, die den Sieg der eigenen Mannschaft durch ihren Unsinn in Gefahr bringen ist wahrscheinlich statistisch normal - schade ist nur, dass sich offenbar keine Leute finden, die diese Idioten am Werfen von Gegenständen hindern. Es war auch nicht das erste Mal, dass Sachen flogen - nur das erste Mal, dass jemand ernsthaft getroffen wurde. Noch armseliger als Leute, die aus dem Schutz der Masse heraus mit Sachen werfen, ist allerdings eine Mannschaft von Verpissern, die im Gefühl der sicheren Niederlage die Situation zu ihren Gunsten nutzen wollen und drei Punkte wittern. Zum einen ist da Wolfgang Wolf, der nach der Aktion an sämtlichen medizinisch nicht nachweisbaren Symptomen litt, die die Fantasie hergeben - von Schwindelgefühlen über Übelkeit bis Doppeltsehen. Zum anderen ist da Martin Driller. Früher musste man ein Punk sein, um sich die Haare blond zu färben - und bei Punkkonzerten fliegen andere Dinge als Feuerzeuge. In Zeiten, in denen Schwuchteln wie Beckham und unzählige Möchtegern-Beckhams mit einem Iro herumlaufen, ist es wohl normal, dass sich jemand mit gefärbten Haaren als Verpisser-Anführer hervortut. Dass es auch anders geht, zeigte Sasa Ciric, der als einziger Nürnberger auf dem Platz blieb und hinterher dem Fernsehen erzählte, in Jugoslawien hätte er schon ganz anderes erlebt... Dann ist da der namenlose Betreuer des FCN, der Feuerzeuge mit voller Wucht in den Block zurückwirft. Erik Meijer, der mit seiner Theatralik solche Szenen provoziert. Nicht zu vergessen Robert Moonen, der den "S-Block" (also alle, die da stehen?) zum Schuldigen macht, obwohl beispielsweise vom Würselner Wall genauso Sachen geworfen werden. Liga und Fernsehen, die solche Vorfälle überbewerten, da sie nicht in ihr Konzept von familientauglicher, weichgespülter Fernsehunterhaltung passen.
Leider wird noch einiges nachkommen - eine Geldstrafe und diverse Maßnahmen des Vereins wie schärfere Kontrollen in jedem Fall. Platzsperre, Spielwiederholung oder Punktabzug wären zwar lächerlich, aber man wundert sich immer wieder... In jedem Fall haben unrasierte, dumm vor sich hin grinsende Gestalten im Fernsehturm wieder einen Grund mehr, Leute für alles mögliche anzukacken, und werden dabei umso mehr Rückendeckung vom Verein haben. Den Trotteln, die Sachen werfen, sei es gedankt. Abwarten...

* Das Spiel wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit wiederholt.

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