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Straub - Landgraf, Klitzpera, Lanzaat, Blank (78. Michalke) -
Grlic, F. Paulus (46. Mbwando), Pflipsen, Brinkmann - Meijer,
Gomez (72. Bediako)
(Memmersheim - Ewertz, van der Luer, Bayock / Berger) |
Schäfer - Nikl, A. Wolf (85. David), T. Paulus, L. Müller -
Larsen, Kukielka (87. Oktay), Mintal -
Vittek (80. Kießling), Ciric, Krzynowek
(Kampa - Stehle, Paßlack, Driller / W. Wolf) |
Als Spitzenreiter ging die Alemannia in das Montagabendspiel gegen den
1.FC Nürnberg. Bei einem Sieg hätte man drei Punkte Vorsprung auf
den Tabellenzweiten gehabt, während es bei einer Niederlage nur ein
Punkt auf den Tabellenvierten gewesen wäre. Verzichten musste man dabei
auf den angeschlagenen Emmanuel Krontiris. Für ihn spielte Daniel Gomez, der
zwei Wochen zuvor gegen Bielefeld seinen ersten Saisontreffer erzielt hatte.
Der FCN war nach schwachem Saisonstart im Aufwind und hatte zuletzt drei
Spiele in Folge gewonnen.
Erste Chance für die Alemannia nach noch nicht einmal zwei Minuten:
Eine Hereingabe von Stefan Blank erreichte Erik Meijer, der abtropfen ließ,
und Karlheinz Pflipsen schoss schließlich aus sechs Metern über
das Tor. In einem temporeichen Spiel dauerte es nicht lange bis zur
nächsten Torszene: Daniel Gomez setzte sich auf der rechten Seite durch,
und Andreas Wolf klärte in der Mitte knapp vor Erik Meijer. Nach knapp
zehn Minuten eroberte Erik Meijer nahe am Nürnberger Strafraum mit
tollem Einsatz den Ball und legte ihn auf Daniel Gomez. Der kam gegen Torwart
Schäfer einen Schritt zu spät und traf diesen am Kopf. Der
Schiedsrichter beließ es in dieser Szene bei einer gestenreichen
Ermahnung. Nürnberg präsentierte sich als der erwartet starke
Gegner und hielt das Spiel offen. Das Eckenverhältnis sprach in jedem
Fall in der ersten Hälfte klar für den Club. Nach einer Viertelstunde
wurde Frank Paulus auf dem Weg zum Nürnberger Tor im letzten Moment von
Lars Müller am Torschuss gestört. Wenig später ging der Schuss
fast nach hinten los: Ein Schuss von Karlheinz Pflipsen wurde abgeblockt und
landete beim Gegner. Nun ging es ganz schnell: Robert Vittek lief allen davon,
zielte aber beim Abschluss rechts am Pfosten vorbei. Nach 20 Minuten
prüfte Dennis Brinkmann Torwart Schäfer mit einem satten Schuss im
Anschluss an eine Ecke von Ivica Grlic. Qudio Lanzaat hatte mit einem Kopfball
nach Freistoß von Grlic die nächste gute Gelegenheit. Auch die
Gäste aus Nürnberg blieben gefährlich: Stephan Straub konnte
einen Schuss von Robert Vittek nur abklatschen, und Quido Lanzaat rettete in
höchster Not vor mehreren einschussbereiten Nürnbergern.
Zur zweiten Halbzeit kam bei der Alemannia George Mbwando für Frank
Paulus. Nürnberg hatte allerdings zunächst mehr vom Spiel und
hätte mehrmals in Führung gehen können. So spielte Mariusz
Kukielka auf der in dieser Szene von Willi Landgraf offen gelassenen linken
Seite Marek Mintal an. Der gab den Ball scharf nach innen, aber wieder stand
Quido Lanzaat in der Mitte richtig. Dann lief der schnelle Robert Vittek
Quido Lanzaat davon, zielte aber aus aussichtsreicher Position am kurzen
Pfosten vorbei. Die Alemannia fing sich und hatte nach einer Stunde die ganz
große Führungschance. Daniel Gomez eroberte in der gegnerischen
Hälfte den Ball, und Karlheinz Pflipsen leitete weiter auf George
Mbwando. Der spielte in halbrechter Position Erik Meijer an. Der hätte
den Ball eigentlich mit Wucht ins Netz hämmern müssen, versuchte
aber, den Ball mit der Innenseite zu heben, zu schieben oder was auch immer er
vorhatte - in jedem Fall misslang es. Nach 63 Minuten fing sich Erik Meijer
nach einem Foulpfiff gegen Karlheinz Pflipsen völlig unnötig
wegen Meckerns die
fünfte gelbe Karte - zumindest wäre es seine fünfte gewesen, wenn er nicht
später noch Gelb-Rot gesehen hätte. In der 66. Minute ging die
Alemannia in dem bis dahin völlig ausgeglichenen Spiel mit 1:0 in
Führung. Ein Nürnberger Angriff wurde abgefangen, und dann musste
es schnell gehen. Karlheinz Pflipsen schickte im Mittelfeld Ivica Grlic.
Dessen Anspiel auf Erik Meijer landete zunächst in den Hacken des
Niederländers, und die Chance schien schon vorbei zu sein. Meijer bekam
den Ball aber noch unter Kontrolle und bediente auf der linken Seite Dennis
Brinkmann. Desser Hereingabe verwertete Daniel Gomez, der sich von Thomas
Paulus gelöst hatte, zum 1:0. Raphael Schäfer schien den Ball
abwehren zu können, schoss ihn sich aber im Endeffekt selbst ins Netz.
Zwei Minuten später war es zunächst Erik Meijer, der den Sieg (wenn
auch unabsichtlich) in
Gefahr brachte. Einen langen Ball von Stefan Blank versuchte Meijer, mit
gestrecktem Bein noch vor Torwart Schäfer zu erreichen. Meijers Bein
traf den Torwart nicht, aber die beiden prallten mit den Körpern
zusammen, wobei Erik Meijer mehr Schaden nahm als der Nürnberger. Eine
Minute lag Meijer am Boden, während Schiedsrichter Pickel schon einmal
in der Hosentasche kramte. Als er schließlich Gelb-Rot zeigte, sank
Meijer theatralisch zu Boden. Nun flogen zuerst Gegenstände vom
Würselner Wall in Richtung Schiedsrichter, und schnell waren Ordner mit
Regenschirmen zur Stelle. Helle Aufregung dann, als plötzlich Wolfgang
Wolf nahe der Trainerbank auf dem Boden lag. Von der Überdachten flogen
Bierbecher, Feuerzeuge und sonstiger Unrat. Die Nürnberger Betreuer und
Ersatzspieler taten durch Gesten und vor allem durch Zurückwerfen ihr
übriges, dass immer mehr Müll geworfen wurde. Wolfgang Wolf stand irgendwann wieder
auf, hielt sich den Kopf und verschwand in der Kabine, um sich behandeln zu
lassen. Die Nürnberger Spieler verließen ebenfalls den Platz,
lautstark und gestenreich angeführt
von Ersatzspieler Martin Driller. Als sie fünf Minuten später
wieder (ohne Wolfgang Wolf) den Platz betraten, hätte es eigentlich
weiter gehen können, aber einige Unverbesserliche bewarfen nun die
Nürnberger Ersatzspieler, die zum Aufwärmen in Richtung Aachener
Wall unterwegs waren. Robert Moonen hatte den Schuldigen schnell ausgemacht -
es war "der S-Block" - und drohte Konsequenzen an. Das Spiel wurde
dann doch noch zu Ende gespielt. Die bis dahin gute Stimmung war
größtenteils dahin. Das große Aufbäumen der in
Überzahl spielenden Nürnberger blieb aus, und es blieb beim 1:0.
Damit ist die Alemannia mit drei Punkten Vorsprung Tabellenführer -
unter Vorbehalt, da Nürnberg mit der Begründung, man hätte 18
Minuten ohne Trainer auskommen müssen, sicherlich Protest einlegen wird.
Dass es so weit kommen musste, ist schade. Dass es unter 16000 Zuschauern
einige Mutterficker gibt, die den Sieg der eigenen Mannschaft durch ihren
Unsinn in Gefahr bringen ist wahrscheinlich statistisch normal - schade ist
nur, dass sich offenbar keine Leute finden, die diese Idioten am Werfen von
Gegenständen hindern. Es war auch nicht das erste Mal, dass Sachen
flogen - nur das erste Mal, dass jemand ernsthaft getroffen wurde.
Noch armseliger als Leute, die aus dem Schutz der
Masse heraus mit Sachen werfen, ist allerdings eine Mannschaft von Verpissern, die
im Gefühl der sicheren Niederlage die Situation zu ihren Gunsten nutzen
wollen und drei Punkte wittern. Zum einen ist da Wolfgang Wolf, der nach der
Aktion an sämtlichen medizinisch nicht nachweisbaren Symptomen litt, die
die Fantasie hergeben - von Schwindelgefühlen über Übelkeit
bis Doppeltsehen. Zum anderen ist da Martin Driller. Früher musste man
ein Punk sein, um sich
die Haare blond zu färben - und bei Punkkonzerten fliegen andere Dinge
als Feuerzeuge. In Zeiten, in denen Schwuchteln wie Beckham und unzählige
Möchtegern-Beckhams mit einem Iro herumlaufen, ist es wohl normal, dass
sich jemand mit gefärbten Haaren als Verpisser-Anführer
hervortut. Dass es auch anders geht, zeigte Sasa Ciric, der als einziger
Nürnberger auf dem Platz blieb und hinterher dem Fernsehen erzählte,
in Jugoslawien hätte er schon ganz anderes erlebt...
Dann ist da der namenlose Betreuer des FCN, der Feuerzeuge mit
voller Wucht in den Block zurückwirft. Erik Meijer, der mit seiner
Theatralik solche Szenen provoziert. Nicht zu vergessen Robert Moonen, der
den "S-Block" (also alle, die da stehen?) zum Schuldigen macht,
obwohl beispielsweise vom
Würselner Wall genauso Sachen geworfen werden. Liga und Fernsehen, die
solche Vorfälle überbewerten, da sie nicht in ihr Konzept von
familientauglicher, weichgespülter Fernsehunterhaltung passen.
Leider wird noch einiges nachkommen - eine Geldstrafe und diverse
Maßnahmen des Vereins wie schärfere Kontrollen in jedem Fall.
Platzsperre, Spielwiederholung oder Punktabzug wären zwar
lächerlich, aber man wundert sich immer wieder... In jedem Fall haben
unrasierte, dumm vor sich hin grinsende Gestalten im Fernsehturm wieder
einen Grund mehr, Leute für alles mögliche anzukacken, und werden
dabei umso mehr Rückendeckung vom Verein haben. Den Trotteln, die Sachen
werfen, sei es gedankt. Abwarten...
* Das Spiel wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit wiederholt.