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Timmer - Kromkamp, Mathijsen, Opdam, de Cler - Lindenbergh,
van Galen (83. Jaliens), Ramzi (58. Sektioui) - Meerdink,
Huysegems (58. Nelisse), Perez
(Zwarthoed - Elkhattabi, Medunjanin, Buskermolen / Adriaanse) |
Straub - Stehle, Klitzpera, Sichone (83. Iwelumo), Noll -
Plaßhenrich, Rolfes, Gomez (77. Michalke) -
Paulus (74. Brinkmann), Pinto, Meijer
(Nicht - Landgraf, Schlaudraff, Petrovic / Hecking) |
Nach den drei 2000-Kilometer-Touren nach Reykjavík, Sevilla und Athen
war Alkmaar das erste näher gelegene UEFA-Cup-Auswärtsspiel der
Alemannia. Entsprechend groß war das Hallo bei der Frage um die
Verteilung der nur 850 Gästekarten; bis zu 180 Euro wurden schmierigen
Schwarzmarkthändlern für eine Karte in den Arsch geschoben. Im
Nachhinein viel Aufregung um Nichts: Während die Holländer mit 4000
Fans nach Cöln anreisten, konnte die Alemannia kaum mehr als 1000
Anmeldungen für die Kartenverlosung verzeichnen, und die
Schwarzmarktpreise sanken bis nah an den Originalpreis von 22,50 Euro. Die
Gewinner der Verlosung mussten derweil alle schwachsinnigen
Repressalien bei holländischen Auswärtstouren in Kauf nehmen.
Die Anreise war nur in einem der 15 Busse möglich, bei der Anmeldung
musste die (später nicht kontrollierte) Nummer des Personalausweises
angegeben werden, und ständig wurden diverse Verbote und Drohungen
ausgesprochen, die sich (obwohl es nach "Alkmaar" ging), vor allem
auf den Alkoholkonsum bezogen. Viele, die auf eigene Faust angereist waren,
erlebten vor Ort eine böse Überraschung, als Verbrecherpack in
Uniform oder Ordner-Leibchen seine Machtposition nutzte, um Aachener Fans
Eintrittskarten abzuzocken - und wahrscheinlich unter der Hand
weiterzuverkaufen. Hierbei herrschte reine Willkür: Einige hatten keine
Probleme, andere bekamen "aus Sicherheitsgründen" einen anderen
Block zugeteilt, wieder andere mussten ihre Personalien abgeben und sich
weitere lachhafte Drohungen anhören - wenigstens waren noch Karten
für den Gästeblock übrig.
Im Stadion hatten die Alemannia-Fans kein Problem, den kaum vorhandenen
heimischen Support zu übertönen. Die beim Hinspiel noch
stimmgewaltigen Holländer saßen zum größten Teil still
auf ihren Ärschen. Ihre Mannschaft musste ohne den verletzten Danny
Landzaat auskommen, bei der Alemannia konnte sowohl Erik Meijer wieder
auflaufen als auch Reiner Plaßhenrich, dessen Einsatz fraglich gewesen
war. Der zuletzt schwache Kai Michalke blieb auf der Bank, dafür
rückte Frank Paulus in die Startformation.
Gegen druckvolle Gastgeber schlug sich unsere Mannschaft von Anfang an sehr
achtbar. Den zusätzlichen Kick gab (mir zumindest) das auf der
Anzeigetafel eingeblendete 0:1 von Schalke gegen Donezk (bei einem
überschätzten Trainer, der glaubt, Alemannia spiele 4-4-2, kein
überraschendes Ergebnis). Nach vier Minuten
hatte die Alemannia die erste Chance des Spiels. Kenneth Perez und Torwart
Henk Timmer kratzten einen Kopfball von Erik Meijer nach Ecke von Sergio Pinto
mit vereinten Kräften von der Linie. Brenzlig wurde es erstmals nach zehn
Minuten bei einem Distanzschus von Barry van Galen, Kenneth Perez hatte mit
der Hand vorgelegt. Die erste große Möglichkeit hatte Tim de Cler
mit einem Schuss aus 20 Metern. Mitte der ersten Hälfte erhöhte AZ
den Druck, die Alemannia hatte zeitweise Probleme, sich zu befreien. Moses
Sichone rettete bei einer Hereingabe von Stein Huysegems. Frank Paulus gab
auf der Gegenseite aus rund 25 Metern einen Warnschuss ab, den Henk Timmer
nur mit Mühe zur Ecke abwehren konnte. Die von Sergio Pinto getretenen
Ecke verlängerte Alexander Klitzpera zum langen Pfosten, wo es wieder
einmal der in der Liga weitaus weniger erfolgreiche Erik Meijer war, der zur
richtigen Zeit am richtigen Ort stand und zur vielumjubelten Führung
einköpfte. Sollte der Traum tatsächlich weitergehen? Plötzlich
fühlte man sich an Hafnarfjördur und Athen erinnert, die Sensation
schien greifbar nahe. Zwei Tore brauchten die Holländer nun schon. Es
hätte noch besser kommen können: Sieben Minuten vor der Pause lief
ein Konter über Simon Rolfes und Daniel Gomez zu Frank Paulus. Der hielt
etwas überhastet aus 16 Metern drauf und scheiterte an Henk Timmer. Auf
der anderen Seite kam Martijn Meerdink auf der rechten Seite frei zum Schuss,
setzte den Ball aber weit am langen Pfosten vorbei. Dann musste Stephan Straub
einem Distanzschuss von Olaf Lindenbergh hinterherhechten. Mit großem
Einsatz rettete die Alemannia die Führung in die Pause.
Nach 50 Minuten musste man wieder einmal Angst haben, dass wir das Spiel nicht
zu elft beenden würden, als Moses Sichone für ein Foul an der
Mittellinie die gelbe Karte bekam. Die Alemannia spielte in dieser Phase
stark und ließ sich nicht hinten rein drängen. 56 Minuten waren
gespielt, als das Unheil allmählich seinen Lauf nahm. Sergio Pinto
spielte Simon Rolfes an, der den Ball an einem Gegenspieler vorbeispitzelte
und freie Bahn zum Tor hatte. Wenn der gesessen hätte, würde man
sich wahrscheinlich gerade mit Flugplänen oder der ukrainischen Botschaft
auseinandersetzen. Leider scheiterte Rolfes Versuch, den Ball hoch in die
kurze Ecke zu schlenzen - eine Szene, die uns alle noch lange verfolgen
dürfte. Co Adriaanse brachte mit Robin Nelisse und Tarik
Sektioui zwei frische Kräfte. Bei der Alemannia machte sich hingegen
allmählich der Kräfteverschleiß bemerkbar. Thomas Stehle
legte sich den Ball zu weit vor, grätschte hinterher und sah wie schon
Sichone die gelbe Karte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Dieter Hecking mit Dennis
Brinkmann noch eine Alternative für die Defensive auf der Bank,
verzichtete wie gegen Haching und in Cöln darauf, frühzeitig
auszuwechseln - und wurde später wieder bitter bestraft. Nach 62 Minuten
der Ausgleich: ein Ballverlust im Mittelfeld, eine Flanke von Tarik Sektioui,
eine missglückte Kopfballabwehr von Simon Rolfes, und der Ball fiel vor
die Füße von Barry van Galen. Im Trikot von Roda hätte der
den Ball 10 Meter über das Tor gehämmert, aber leider traf er das
Leder perfekt und zimmerte den Ball zum 1:1 unter die Latte. Schalke war
mittlerweile ausgeschieden und der Blick galt alle paar Sekunden der Uhr...
25 Minuten bis Donezk... 20 Minuten bis Donezk. Die Gastgeber waren im
Aufwind und erhöhten das Tempo. Die Alemannia hatte zunehmend Probleme,
das Tempo mitzugehen und verlor immer mehr Zweikämpfe. Dazu kam wie schon
im Hinspiel Pech mit dem Schiedsrichter. Tarik Sektioui setzte an der linken
Außenlinie zu einem Laufduell mit Thomas Stehle an, der den Arm
ausfuhr. Hier musste man noch nicht einmal Foul pfeifen, aber Sektioui fiel
geschickt und der Schiedsrichter zeigte überzogen Gelb-Rot. Wieder
einmal in Unterzahl war das tragische Ende nur allzu vorhersehbar. Die zehn
verbliebenen Aachener gerieten immer mehr ins Schwimmen. Alexander Klitzpera
brachte Stephan Straub mit einem Rückpass in Bedrängnis, dann traf
Barry van Galen aus 18 Metern nur die Latte. Sollte man etwa doch noch einmal
Glück haben? Dem war nicht so: Eine Ecke von der linken Seite wurde auf
Joris Mathijsen verlängert, der am Arm von Alexander Klitzpera hing wie
ein Dreijähriger am Arm seiner Mutter, und zum 2:1 den Fuß
hinhielt. Die Alemannia versuchte noch einmal alles, als letzte Option kam
noch Chris Iwelumo ins Spiel. In der Nachspielzeit wäre es beinahe noch
passierte: Flanke Michalke, Kopfball Klitzpera, Kopfball Iwelumo, Meijer zu
spät. Während anderswo irgendein Volltrottel einfach nur in der
Gegend rumsteht, angeschossen wird und dabei ein Tor macht, prallte der Ball
für uns wie von Geisterhand in die falsche Richtung.
Einige besonders heldenhafte Tulpenzüchter nahmen das "only sing
when you're winning" an diesem Tag besonders wörtlich, tanzten vor
Gästeblock und -bussen herum und warfen noch eine Scheibe ein - sie
sollten FC-Fans werden. Die
Alemannia hatte sich blendend verkauft und war überaus unglücklich
(wenn auch über 90 Minuten nicht unverdient) ausgeschieden, z.T. begünstigt durch zweifelhafte
Schiedsrichterentscheidungen in Hin- und Rückspiel. Einen Vorwurf kann
man da niemandem machen. Am selben Tag schieden mit Schalke und Stuttgart
auch die letzten Bundesligisten aus dem Wettbewerb aus. Umso ärgerlicher
ist die eigene Niederlage; als letzte deutsche Mannschaft wäre im
Achtelfinale ein ganz dicker Batzen Fernsehgeld drin gewesen, den man in den
Kader für die nächste Saison hätte investieren können.
Nun geht es darum, die Serie der bitteren Pleiten möglichst schnell aus
den Köpfen zu kriegen und die Saison mit Anstand zu Ende zu spielen. Um
nicht nach hinten durchgereicht zu werden, müssen da schnell Punkte her.
Mehr als drei Tage Pause vor dem Aue-Spiel wären dabei hilfreich.
Borussia Brand in unserer Situation hätte am Sonntag einen leider
unbespielbaren Platz. Wir hingegen werden spielen und in der
Nachspielzeit durch einen Abpraller vom Hinterkopf des Schiedsrichters
verlieren.