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C. Schmidt - Landgraf, Rudan, Heeren, Bashi - F. Schmidt,
Lozanowski (73. Rauw), Lämmermann, Caillas (84. Ivanovic) -
T. Diane, Xie Hui
(Straub - Spanier, Zernicke, Hildmann, Zimmermann / Hach) |
Hollerieth - Vukotic, Pasieka (80. Teber), Santos,
Everaldo (60. Iwanow) - Licht,
Trares (46. Boukadida), Montero, Catic - Bundea,
Klausz
(Nulle - Drincic, Zinnow / Rapolder) |
"Sieben Punkte aus drei Spielen" hieß die Vorgabe, die sich
Eugen Hach gesetzt hatte (bzw. ihm vielleicht auch nahegelegt wurde). Folglich
hätte eine Niederlage das Ende der Ära Hach bedeutet, und das
ausgerechnet gegen Ballwurf Mannheim. So war leider von vielen Leuten vor
dem Spiel sinngemäß zu hören: "hoffentlich verlieren wir,
dann ist der Typ endlich weg". Das konnte ich nicht ganz nachvollziehen.
Unabhängig von Eugen Hach: Erstens brauchen wir dringend jeden Punkt,
zweites empfinde ich jede Heimniederlage als Demütigung, auf die ich
gut verzichten kann, und drittens hätte es mir schwer zugesetzt, an
einem einzigen Wochenende gegen Borussia Freialdenhoven und Waldhof
Mannheim zu verlieren. Außerdem wäre Uwe Rapolder der Sieg
wirklich nicht zu gönnen gewesen. Im Interview noch Eugens bester
Freund ("ich habe eben noch mit ihm telefoniert, ich bin sicher, dass
er es schafft"), macht er sich abseits der Kameras auch gerne schon mal
über seinen ehemaligen Co-Trainer lustig ("der Eugen denkt ja
immer noch, er steigt auf").
Im Stadion kam es nicht zu den von einigen Seiten angekündigten
größeren Protestaktionen wie Blocksperren o.ä. Immerhin wurde
neben einigen "Eugen raus"-Spruchbändern und einem "Hach
für Helgoland"-Plakat auch ein riesiges "Bay, verpiss
dich!"-Spruchband auf dem Würselner Wall ausgerollt. Dazu wurde im
oberen Teil des S-Blocks mit Taschentüchern gewunken und hämisch
"Auf Wiedersehen!" angestimmt. Bedenklich stimmt dabei, dass viele
Beteiligte das eher lustig fanden und offensichtlich ihren Spaß dabei
hatten. Mir ist im Moment eigentlich das Lachen vergangen. Kurz vor Spielbeginn
hallten schließlich laute "Vorstand raus"- und "Eugen
raus"-Sprechchöre durchs Stadion. Robert Moonen verzichtete
vorsorglich darauf, die Mannschaftsaufstellung von den Fans ansagen zu
lassen. Als Schiedsrichter war übrigens Hellmut Krug angesetzt, dessen
Erfahrung helfen sollte, das brisante Spiel ordnungsgemäß
über die Bühne zu bringen. Nicht, dass ihn seine Erfahrung daran
gehindert hätte, auf die Schwalbe von Amoruso reinzufallen, die
Juventus unter der Woche in letzter Minute den Sieg gegen Celtic beschert
hatte, aber na gut.
Als das Spiel anfing, war es deutlich ruhiger als sonst auf den Rängen.
Zwar waren während des Spiels kaum "Eugen raus"-Rufe zu
hören, aber auch nur sporadischer und zaghafter Support. Wenn mal was
zu hören war, dann leider allzu oft altbekannte Nazi-Scheiße wie
"Waldhof ist ein Judenclub" oder "Eine U-Bahn bauen wir..."
(... von unserem Gehirn bis in die nächste Kloake).
Unbeeindruckt vom Drumherum begann die Mannschaft ähnlich druckvoll wie in den vorangegangenen
Heimspielen - und genauso abschlussschwach. Die erste gute Chance vergab
Xie Hui. Sein Schuss wurde ebenso abgeblockt wie Dianes Nachschuss.
Nur wenig später kam Stephan Lämmermann im Strafraum frei zum
Schuss und versuchte es mit einem Heber, der sich auf die Latte senkte. Nach
einem groben Fehler in Mannheims Abwehr fiel der Ball etwas zu
überraschend Xie Hui für die Füße, dessen Volleyschuss
über das Tor ging. Von Mannheim war gar nichts zu sehen. Einen derart
harmlosen Gegner wie den ersatzgeschwächten, vor der Saison als
Aufstiegskandidat gehandelten SV Waldhof hat man lange nicht mehr auf dem
Tivoli gesehen. Bei Alemannia überzeugte vor allem Olivier Caillas auf
der linken Seite, der immer wieder Fouls provozierte. So war für Sascha
Licht schon nach 30 Minuten das Spiel zu Ende, als Hellmut Krug ihm für
das x-te (allerdings recht harmlose) Foul die gelb-rote Karte zeigte.
"Nimm den Eugen mit" war jetzt von einigen Fans zu hören.
Das war zugegeben wenigstens kreativ. Nach fünf Minuten Überzahl
erlief Xie Hui einen langen Pass an der Eckfahne und spielte zurück auf
Olivier Caillas, dessen Flanke bei Taifour Diane landete, der den Ball mit
der Brust annahm und direkt im langen Eck versenkte. 1:0 hieß es zur
Pause nach einer starken Vorstellung der Alemannia.
Nach dem Wechsel spielte Mannheim offensiver, so dass sich Konterchancen
für die Aachener eröffneten. Die erste vergab Goran Lozanowski,
der frei vor Hollerieth auftauchte, aber am Mannheimer Keeper scheiterte.
Danach wurde Taifour Diane im Strafraum umgestoßen, aber der Pfiff
blieb aus. Ein Kopfball von Diane landete rechts neben dem Pfosten. Auf der
anderen Seite brachte nur ein 20-Meter-Schuss so etwas wie Gefahr
für das Tor von Christian Schmidt. Dann war es wieder Diane, der Xie Hui
auf der rechten Seite übersah und zu einem ganz schwachen Heber ansetzte,
den selbst ein Willi Landgraf noch im Stehen gefangen hätte. "Diane
raus" war nun von den Rängen zu hören. Nach 65 Minuten foulte
Bundea Henri Heeren und sah zurecht Gelb-Rot. Gegen neun Leute hätte
jetzt eigentlich das erlösende 2:0 drin sein müssen. Stattdessen
spielte die Mannschaft immer verunsicherter, begleitet und wohl auch
begünstigt von immer lauter werdenden Unmutsäußerungen von
außen. Ein Kopfball von Xie Hui wurde ganz knapp auf der Linie
geklärt, den Nachschuss setzte Mark Rudan zu hoch an. Gellende
Pfiffe in der 84. Minute, als Eugen Hach für den überragenden
Olivier Caillas mit Josef Ivanovic einen weiteren Stürmer brachte. Der
Sinn dieser Auswechslung ist in der Tat nicht ganz klar. Ivanovic für
Xie Hui oder Diane wäre normal gewesen, ebenso Zernicke oder Hildmann
für Caillas. Vielleicht baute Hach auf Ivanovics Kopfballstärke
bei Standardsituationen des Gegners. Jedenfalls wurde kurz nach diesem Wechsel
ein Aachener Konteransatz von einem rüden Foul von hinten gestoppt -
Rot für Catic. Henri Heeren regte sich über das Foul so sehr auf,
dass er ein mittelgroßes Handgemenge provozierte. Besonders viele Mannheimer blieben jetzt wirklich nicht
mehr übrig, und so konnte Ivanovic ungehindert aufs Tor zulaufen und legte
quer auf Xie Hui, der aus fünf Meter Entfernung einen Gegner anschoss.
Wenn das nicht der eigene Verein wäre, hätte man darüber
gelacht. Eigentlich hätte nach einer Notbremse gegen Willi Landgraf an
der Mittellinie noch ein vierter Mannheimer Rot sehen müssen, aber
Hellmut Krug hatte ein Einsehen mit der Alemannia - gegen sieben Gegner
wäre das immer schlechter werdende Gekicke nun wirklich zu peinlich
geworden.
"Wir haben die Schnauze voll", "Wir sind Aachener und ihr
nicht" und "Eugen raus" war nun
noch vor und auch nach dem Schlusspfiff zu hören. Die Mannschaft und
der Trainer bedankten sich trotz eines lauten Pfeifkonzerts bei den Fans.
Verstehen kann ich die Pfiffe nur bedingt. Beim Spiel 11 gegen 9 und 11 gegen
8 stellte sich die Alemannia zwar eklatant blöd an, aber das lag zu
einem großen Teil auch an einer verständlichen Verunsicherung.
Bis dahin war die Leistung durchaus OK, mit Ausnahme der wieder einmal
katastrophalen Chancenauswertung. Gerade im kämpferischen Bereich kann
man dem Team keinen Vorwurf machen. Auf der anderen Seite hätte die ganze
Sache gegen einen etwas stärkeren Gegner als Mannheim übel enden
können. Am Ende hatten einige mal wieder nichts besseres zu tun, als kameragerecht
am Tor vor der Geschäftsstelle zu rütteln, um den Verein auch
möglichst in ganz Deutschland zu blamieren. Sicher muss trotz des Sieges
irgendetwas passieren - aber die Misere an immer denselben Personen
festzumachen, ist zu einfach. "Eugen ist ein Waldhof-Bub"? Bashi
spielt in letzter Zeit auch oft scheiße, und ihm wird das mit Waldhof nie
vorgehalten. Diane ist faul, OK. Aber doch wohl nicht als einziger in unserer
Mannschaft. War Erwin Vanderbroeck, dessen Name zu allem Überfluss auch
mal wieder gerufen wurde, für seinen kämpferischen Einsatz
bekannt? Scheiß drauf, es gab heute auch etwas positives: Herr
Rapolder fährt mit null Punkten nach Hause - pfffffffft! Wahrscheinlich
führen Sie demnächst den HSV in die zweite Liga. Was ist? Sie
lachen doch sonst so gerne!