Fr, 22.11.02:
ALEMANNIA - SV Waldhof Mannheim 1:2 (1:0)
Straub - Landgraf, Klitzpera, Lanzaat, Heeren - F. Schmidt (74. Bediako), van der Luer, Pflipsen, Lämmermann (74. Bayock) - Spizak, Ivanovic
(Memmersheim - Rosin, Ferl, Keller, Zimmermann / Engel)
Nulle - Mea Vitali, Ifejiagwa, Kowalik - Ratkowski, Camus (78. Kern), Fickert, Zinnow, A. Göhring (83. Otto), Everaldo (89. V. Göhring) - Plassnegger
(Rechner - Hoersen, Ivanov, Beisel / Pradt)

Zuschauer: 13355 (ca. 90 aus Mannheim)
Gelb: Lanzaat, Landgraf - Kowalik, Camus, Ifejiagwa

1:0 Spizak (27.; F. Schmidt)
1:1 Plassnegger (50.)
1:2 Zinnow (82.)





Ausgerechnet im ersten Spiel ohne Jörg Berger war die Siegesserie der Alemannia gestoppt worden. Umso wichtiger war es, gegen den Tabellenletzten Chio Waldhof zurück auf die Erfolgsspur zu finden, um jede Verunsicherung durch den Ausfall des Trainers zu vermeiden. Die Erwartungshaltung im Umfeld war groß, die Mannheimer würde man schon aus dem Stadion schießen. Die Ballwerfer, die vor dem Spiel abgeschlagen mit fünf Punkten am Tabellenende lagen, sind nicht nur sportlich am Ende, sondern stehen nach scheinbar gescheiterten Fusionsplänen mit dem in der Bedeutungslosigkeit verschwundenen Traditionsverein VfR Mannheim auch finanziell vor dem Aus.
Die Alemannia musste ohne den angeschlagenen George Mbwando und den gelbgesperrten Ivica Grlic auskommen. Stattdessen durften die Austiegshelden Frank Schmidt und Stephan Lämmermann noch einmal von Beginn an ran. Gerade das Fehlen von Ivica Grlic machte sich deutlich bemerkbar. Aus dem Mittelfeld kamen keine Ideen, die dichtgestaffelte Mannheimer Abwehr zu knacken. Gerade Karlheinz Pflipsen war in dieser Beziehung ein Totalausfall. Im übrigen war die Alemannia im Spielaufbau viel zu unkonzentriert und leistete sich zu viele leichte Ballverluste. So hatte auch der Gast nach fünf Minuten die erste Torchance. Everaldos Schuss aus spitzem Winkel nach Ballverlust von Klitzpera ging am langen Pfosten vorbei. Danach zeigte sich, wieso Mannheim erst fünf Punkte auf dem Konto hatte. Bei einem Freistoß von Eric van der Luer stimmte die Zuordnung nicht, und Miroslaw Spizak konnte ungehindert zum Kopfball hochsteigen. Leider traf er dabei nur die Torlatte. Nach einer Viertelstunde deutete dann die einzige Mannheimer Spitze Gernot Plassnegger erstmals seine Gefährlichkeit an. Im Aachener Strafraum ließ er erst Lanzaat und dann Klitzpera ganz alt aussehen, bevor er im Abschluss ca. einen Meter zu hoch zielte. Auf der Gegenseite prüfte Eric van der Luer Torwart Nulle mit einem Freistoß aus knapp 30 Metern. Der Holländer war zwar gewohnt effektiv bei Standardsituation, leistete sich aber ebenso wie Karlheinz Pflipsen zu viele Ballverluste. Einen davon nutzte Everaldo zu einem Konter. Erst im letzten Moment wurde er von Quido Lanzaat beim Torschuss gestört. Mitten in die Aachener Ideenlosigkeit fiel eher zufällig das 1:0. Einen Doppelpass mit Josef Ivanovic beförderte Frank Schmidt unter Mithilfe eines Gegenspielers irgendwie in Richtung von Miroslaw Spizak, der auf der linken Seite ganz alleine gelassen wurde. Spizak vollendete aus spitzem Winkel zur Führung. Damit sollte der Knoten eigentlich geplatzt sein und die Alemannia etwas sicherer aufspielen können. Mannheim blieb aber seiner Linie treu, lockerte die Defensive nicht und setzte weiterhin nur auf Konter. Die Alemannia fand zwar weiterhin kein Mittel gegen die defensiven Gäste, aber auch ein 1:0 hätte ja gereicht.
Leider kam man unkonzentriert und teilweise pomadig aus der Pause, wofür die Mannschaft schon bald die Quittung ernten sollte. Bei einem Slalomlauf von Plassnegger durch vier Aachener hatte man noch Glück, dass der an diesem Tag kaum zu bremsende Mannheimer Stürmer nur das Außennetz traf. Danach war es aber soweit: der schwache Henri Heeren verschätzte sich bei einem Abschlag von Nulle, Alexander Klitzpera hielt es nicht für nötig, Zinnow am Flanken zu hindern. Henri Heeren fälschte die flache Hereingabe unglücklich in die Mitte ab, wo Plassnegger nur noch den Fuß hinhalten musste. Nach dem Tor wachte die Mannschaft wenigstens auf und versuchte im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles, um das 2:1 zu erzwingen. Leider rannte man immer wieder vergeblich an, spätestens am Strafraum war meistens Ende. Trotzdem hätte wenige Minuten nach dem Ausgleich alles gut werden können, als Karlheinz Pflipsen aus gut 20 Metern den rechten Innenpfosten traf. Im Nachschuss traf Miroslaw Spizak aus aussichtsreicher Position nur das Außennetz. Dann wurde Henri Heeren bei einem seltenen gefährlichen Vorstoß gefoult. Der Schiedsrichter ließ weiterspielen, und die Mannheimer nutzten den Raum zum Kontern. Plassnegger lief Klitzpera davon und scheiterte zweimal an Stephan Straub. Die Alemannia brachte wenig zustande, ein harmloser Kopfball von Spizak war alles, was man bis zur 74. Minute auf die Beine stellen konnte. Dann kamen Bediako und Bayock für Schmidt und den blass gebliebenen Lämmermann. Thierry Bayock brachte kurzzeitig neues Leben ins Spiel. Nach einem Sololauf über die rechte Seite legte er quer auf den enttäuschenden Josef Ivanovic, der nur einen Gegner anschoss. Trotz aller Unzulänglichkeiten hatte man das Gefühl, dass gegen die zwar massiert stehenden, aber insgesamt doch schwachen Gäste immer noch ein Sieg in der Luft lag, aber dann ging der Schuss nach hinten los, als zwei Mannheimer sich bei einem Konter gegen vier Aachener durchsetzen konnten. Plassnegger ließ Bediako stehen und bediente den mitgelaufenen Zinnow, der wenig Mühe hatte, den Ball zum 1:2 an Stephan Straub vorbeizuschieben. Die Alemannia rannte nach dem Tor weiter an, aber es reichte nicht mehr. Karlheinz Pflipsen kam nach Pass von Eric van der Luer frei zum Kopfball und zwang Torwart Nulle zu einer Glanztat, danach scheiterte noch einmal Miroslaw Spizak aus kürzester Distanz.
Insgesamt war die Niederlage ebenso ärgerlich wie unnötig. Gegen die schwachen Gäste fand man kein Mittel und stellte sich vorne und hinten gleichsam dämlich an. Bei zwei Aluminiumtreffern war sicherlich auch Pech im Spiel, aber insgesamt wurden so wenig Chancen rausgespielt, dass man sich nicht wundern muss, wenn man am Ende mit leeren Händen dasteht. Damit sind alle Träumereien vom Austieg beendet - wer zu Hause gegen Chio Waldhof verliert, hat mit der Aufstiegsentscheidung aber auch gar nichts zu tun. Bleibt zu hoffen, dass die Mannschaft sich schnell wieder fängt und nicht allzu verunsichert in die nächsten Spiele geht und dass wir Waldhof am Tivoli nicht mehr wiedersehen. Bei letzterem Punkt kann man optimistisch sein, denn nur wenige Mannschaften werden so blöd sein und gegen Mannheim verlieren.

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