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Wache (20. Wetklo) - Hoogland, Bungert, Noveski, Löw -
Karhan, Feulner, Pekovic (59. Amri), Soto (46. Borja) -
Bancé, Buckley
(Kirchhoff, Neustädter, Hyka, Bogavac / Andersen) |
Stuckmann - Polenz (77. Szukala), Casper, Olajengbesi,
Achenbach - Brinkmann, Lehmann, Fiel, Holtby -
Oussalé (74. Özgen), Nemeth (87. Milchraum)
(Straub - Vukovic, Lagerblom, Seitz / Seeberger) |
In der zweiten Liga gibt es mittlerweile einiges, das man sich nicht
nüchtern antun möchte, und Mainz gehört definitiv dazu. Auch
der Fahrer des Sonderzugs hatte für die Fahrt zum ehemaligen
Reichsbahn SV 05 offenbar entsprechend vorgesorgt und fuhr erst
einmal von Aachen bis Eschweiler und von dort zurück nach Stolberg, um
dort doch noch ein paar Fahrgäste einzusammeln. Bereits den ganzen
Vormittag gebechert hatten vermutlich die lokalen Einsatzleiter, die zur
Deeskalation die wartenden Fans per Lautsprecherwagen mit dem Vereinslied der
Alemannia beschallten. Deutlich zu viel hatten natürlich auch wieder
einmal diverse jugendliche Mitreisende, die beim Anblick des netzbehangenen
Gästeblocks am Brechweg erst einmal dessen Stufen vollreiherten. Die
Auftritte des mittlerweile mit Sicherheit an Leberzirrhose erkrankten
Stadionsprechers hingegen sind mit Alkohol alleine kaum zu erklären -
hoffentlich bleibt uns Robert Moonen noch lange erhalten.
Jürgen Seeberger war nach der deutlichen Kritik am Montag dem
vielfach geäußerten Fanwunsch gefolgt und brachte für den
gesperrten Benny Auer Hervé
Oussalé von Anfang an. Auch Abdul Özgen wurde kurzfristig aus dem
Kader der Amateure gestrichen, er saß zunächst auf der Bank.
Matthias Lehmann, gegen
St. Pauli nicht im Kader, war zurück in der
Startformation. Mit Casper in der Innenverteidigung sowie Polenz
und Brinkmann auf der rechten Seite, Holtby links und Nemeth vorne gab es
einige weitere Änderungen. Auch bei den Spieler hatte die Veranstaltung
im Zelt offenbar Spuren hinterlassen; sie beherzigten die überraschende
Erkenntnis, dass die Leute Kampf und Einsatz sehen wollen. Statt 80% gaben
sämtliche 11 Spieler 100% und lieferten eine hochkonzentrierte, bissige,
aber nie planlose Vorstellung ab. Trotzdem hatte der Tabellenzweite im eigenen
Stadion naturgemäß zunächst mehr vom Spiel. Mit etwas Pech
hätten Feulner, Pekovic oder Bancé das Spiel in den ersten 20
Minuten in eine ganz andere Richtung lenken können. Dann gab es die
im Nachhinein vorentscheidende Szene, als Torwart Wache, der bis dahin noch
keinen Ball halten musste, verletztungsbedingt ausschied. Sein Ersatz Wetklo
war zehn Minuten auf dem Feld als er den Ball ohne Not Hervé
Oussalé in die Füße spielte. Oussalés Schussversuch
konnte Wetklo noch einmal abwehren, aber Daniel Brinkmann staubte zum 0:1 ab.
Bancé und Feulner hatten den Ausgleich auf Kopf und Fuß, bevor
das nächste misslungene Anspiel von Wetklo auch das zweite Tor
einleitete. Szilárd Nemeth bediente im richtigen Moment Daniel
Brinkmann, der sein zweites Tor erzielte und nun vielleicht einige Heimspiele
nicht mehr ausgelacht wird.
Nachdem Bancé aus kurzer Distanz an den Pfosten geköpft hatte,
hätte Brinkmann nach dem Wechsel sogar seinen dritten und vierten
Treffer erzielen können. Wetklo entschärfte Schüsse von Holtby
und Brinkmann und blieb wenig später Sieger im 1:1-Duell gegen Brinkmann.
So sorgte Amri im Anschluss an einen Einwurf noch einmal für Spannung,
und wenig später hätte Borja per Fallrückzieher beinahe
tatsächlich den Ausgleich geschafft. Eine Viertelstunde vor Schluss kam
Abdul Özgen für Oussalé, dessen Wadenkrämpfe bei den
beeilten Mainzern für einige Hektik direkt vor dem Gästeblock
gesorgt hatten. Nach Ablage von Szilárd Nemeth nutzte Özgen
seinen ersten Ballkontakt in dieser Spielzeit zum 1:3. Lewis Holtby traf nach
Vorarbeit von Matthias Lehmann sogar noch zum 1:4.
"Wir sind stolz auf unser Team" war die übertriebene Reaktion
einiger Mitgereisten auf den vorbildlich erkämpften Sieg. Bis zum
nächsten "wir sind Aachener und ihr nicht" wird dieses Mal
hoffentlich einige Zeit vergehen. Jedenfalls kann man halbwegs beruhigt in
die Länderspielpause gehen. Sogar das Fanprojekt konnte erste Erfolge,
bei einem kleinen, aber ernsten Problemfall verzeichnen.