Fr, 22.03.02:
Arminia Bielefeld - ALEMANNIA 4:1 (2:1)
Hain - Klitzpera, Reinhardt, Bogusz (66. Hofschneider) - Kauf, Dabrowski, Dammeier, Brinkmann, Albayrak, van der Ven (76. Adjei) - Aracic (19. Diabang)
(Müller - Flock, Wück, Bode / Möhlmann)
Straub - Benthin, Rosin (84. Landgraf), Bediako, Heeren - Rauw, T. Diane, Pflipsen, Lämmermann, Ivanovic (65. F. Schmidt) - Daun
(C. Schmidt - Hildmann, Grlic, Bayock, Zimmermann / Berger)

Zuschauer: 12184 (ca. 400 aus Aachen)
Gelb: Hain, Bogusz - Daun, Rosin
Rot: Bediako (60.; Notbremse)

1:0 Albayrak (4.; Handelfmeter)
2:0 Dabrowski (13.)
2:1 Daun (30.; Ivanovic)
3:1 Albayrak (58.)
4:1 Albayrak (61.; Foulelfmeter)











"Bielefeld, Bielefeld, wir wollen euer Geld,
Wir schicken unsere Frauen in jeden Puff der Welt."

Aus gegebenem Anlass stand die diesjährige Fahrt auf die Alm unter einem leicht veränderten Motto. Überhaupt war einiges anders an diesem Tag. Der Fußball stand gegenüber den diversen Spendenaktionen eher im Hintergrund. Nur rund 250 Fans hatten sich freitags nachmittags im Sonderzug eingefunden. Die anderen waren wahrscheinlich noch bei der Arbeit und freuten sich über die "fanfreundliche" Anstoßzeit. Wenigstens hatte man so reichlich Platz im Zug und musste nicht vor den Toiletten Schlange stehen. Mit an Bord des Zuges war (zum wahrscheinlich ersten Mal in der Geschichte von Alemannia-Auswärtsfahrten) mehr Bier als getrunken werden konnte. Der Erlös von einem Euro pro Dose ging in die Spendenkasse. Am Bielefelder Hauptbahnhof wurden die Fans erstmal gebeten, eine Minute länger im Zug zu bleiben, weil das Fernsehen Hausmeister Krause filmen müsse. Wenn es um unseren Verein nicht so beschissen stehen würde, dann hätte man das nicht so wohlwollend in Kauf genommen. Nachdem man sich irgendwo zwischen Fernseh- und Polizeikameras hindurch zum Stadion geschlichen und sich ein wenig mit den wichtigtuerischen Bielefelder Ordnern herumgeärgert hatte, stand endlich wieder das wirklich Wesentliche im Leben im Vordergrund - der Fußball. Zuvor hatten einige der ca. 400 Aachener im Gästeblock ihr letztes Hemd für den Verein gegeben, andere steckten kameragerecht ein paar Münzen in die Sammeldose des Hausmeisters.
Die Alemannia begann mit einer ähnlich offensiven Aufstellung wie beim 2:1 über Frankfurt. Für den gesperrten Mark Spanier lief Daniel Rosin im Abwehrzentrum auf, während Taifour Diane den zuletzt wenig überzeugenden Thierry Bayock ersetzte. Gleich nach dem Anpfiff übernahmen die Aachener Fans (beflügelt vom Alkohol) das Kommando im Stadion und übertönten die insgesamt sehr ruhigen Heimfans mühelos. Auch unsere Spieler gingen sehr engagiert zu Werke. Leider machte der Schiedsrichter nach wenigen Minuten alles zunichte. Die Aachener Deckung stand eigentlich sehr gut, als Aracic den Ball in den Strafraum passte und Daniel Rosin den Ball im Zurücklaufen an den Oberarm bekam. Der Arm bewegte sich nicht zum Ball, und Rosin hätte auch kaum eine Möglichkeit gehabt, ihn wegzuziehen. Allen Protesten zum Trotz entschied der Schiedsrichter auf Elfmeter. DSF-Kommentator Jörg Seweneit war anderer Meinung: "Was wollen die ganzen Aachener von ihm, soll der auch spenden? Das war doch glasklar." Das Deutsche Sportfernsehen - kompetent, fair und sachlich wie immer. Jedenfalls verlud Albayrak Stephan Straub und schob den Strafstoß zum 1:0 in die linke Ecke. Keine zehn Minuten später spielte Josef Ivanovic an der Mittellinie einen zu ungenauen Pass auf Bernd Rauw. Dabrowski ging dazwischen und startete zu einem Solo durch die löchrige Aachener Deckung. Nachdem Manuel Benthin ins Leere gegrätscht hatte, war das Abwehrzentrum offen, und Eddie Bediako sah sich Aracic und Dabrowski gegenüber. Mit einem sehenswerten Heber in den linken Torwinkel schloss Dabrowski den Angriff zum 2:0 ab. Wie schon beim 1:0 hielten es die Spieler der Arminia für nötig, vor dem Gästeblock zu feiern, und es wurde erst einmal am Plexiglas zwischen Aachenern und einigen merkwürdigen Bielefelder Gestalten gepöbelt. Die Mannschaft wurde aber weiter unterstützt und brach nicht wie so oft auswärts ein, sondern steigerte sich. Der enorm fleißige Ivanovic scheiterte erst aus 20 Metern an Torwart Hain, dann bereitete er den Anschlusstreffer vor. Von links drang er in den Strafraum ein, setzte sich gegen drei oder vier Gegenspieler durch und legte den Ball flach in die Mitte auf Markus Daun, der drei Meter vor dem Tor wenig Mühe hatte, zum 2:1 zu vollenden. Vor der Pause hätte mit etwas Glück noch der Ausgleich fallen können. Zuerst erzielte Markus Daun nach Steilpass von Stephan Lämmermann ein Abseitstor, dann setzte sich wieder Ivanovic im Strafraum durch, aber sein Schlenzer aus 13 Metern Torentfernung wurde noch abgefälscht und verfehlte sein Ziel.
Nach dem Wechsel hatte der Tabellenvierte aus Bielefeld seine stärkste Phase. Die Aachener Abseitsfalle wurde mit einem langen Pass ausgehebelt, und Dirk van der Ven lief alleine auf Stephan Straub zu. Der glatzköpfige Stürmer versuchte erfolglos, den Ball durch Straubs Beine zu schieben. Nur wenige Minuten später erlief Straub unnötigerweise einen hohen Ball in den Strafraum. Seine zu kurze Faustabwehr landete bei Klitzpera, dessen Heber aus 30 Metern knapp das leere Tor verfehlte. Nicht ganz eine Stunde war gespielt, als Stephan Lämmermann auf der linken Seite den Ball verlor. Während Manuel Benthin unschlüssig umherirrte, bediente Diabang links van der Ven. Dessen Hereingabe erreichte Albayrak, der in der Mitte Bediako abgehägt hatte und zum 3:1 vollendete. Nur zwei Minuten später flog ein eigentlich harmloser Ball in den Aachener Strafraum. Eddie Bediako versuchte, den Ball abzuschirmen und für Stephan Straub durchzulassen, stellte sich dabei aber recht ungeschickt an. Seinen Bodycheck gegen Albayrak hätten die meisten Schiedsrichter wahrscheinlich als Rempeln mit angelegtem Arm durchgehen lassen. Nicht so Peter Lange, der sich von Albayraks spektakulärem Faller blenden ließ und den Schubser nicht nur mit Elfmeter, sondern mit einer völlig überzogenen roten Karte ahndete. Es war Bediakos insgesamt dritter Platzverweis in dieser Saison (zwei in der Oberliga), davon der zweite klar unberechtige. Wie schon beim ersten Elfmeter schob Albayrak den Ball nach links und Straub flog in die andere Ecke - 4:1. Das Spiel war jetzt entschieden, und Jörg Berger brachte Frank Schmidt für Josef Ivanovic, um das Loch in der Abwehr zu stopfen und ein Debakel zu vermeiden. Bielefeld hatte noch einige Chancen, zu erhöhen. Henri Heeren verließ sich in einer Szene auf Bernd Rauw, der über den Ball trat, so dass wieder van der Ven frei auf Straub zulaufen konnte. Der Bielefelder versuchte es zu lässig mit einem Heber und verpasste das 5:1 ebenso wie Diabang, der freistehend den rechten Pfosten traf. Trotz des Ergebnisses wurde im Aachener Block gefeiert und die Mannschaft mit Ovationen verabschiedet. Drei Spruchbänder wurden hochgehalten, auf denen zu lesen war: "Alemannia Aachen wird nicht untergehen" - "Än se kreije uns net kapott!" - "Tradition stirbt nie!!!"
Die Stimmung bei den Fans war gut, die Mannschaft hatte mit einigen Abstrichen überzeugt. Mit etwas mehr Glück bei den Schiedsrichterentscheidungen hätte man vielleicht eine Chance gehabt. Insgesamt geht der Sieg der stets torgefährlichen Bielefelder aber in Ordnung. Nicht umsonst steht die Mannschaft nach dem Sieg auf einem Aufstiegsplatz. Die Alemannia verpasste es nicht nur, Schützenhilfe für Eugen Hach zu leisten, sondern muss nach dem Sieg von Oberhausen in Reutlingen wieder kräftig zittern. Nur fünf Punkte beträgt der Vorsprung auf einen Abstiegsplatz.



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