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Nicht - Pinto, Herzig, Sichone, Leiwakabessy (78. Nemeth) -
Plaßhenrich (83. Noll), Reghecampf (73. Fiel), Rösler, Dum -
Schlaudraff, Ebbers
(Straub - Klitzpera, Stehle, Lehmann / Frontzeck) |
Piplica - Schöckel (46. Szelesi), McKenna, Mitreski,
Ziebig - Rost, Kukielka, Radu, Gunkel (72. Shao),
Munteanu (86. Baumgart) - Kioyo
(Tremmel - Küntzel, Aidoo, Sidney / Sander) |
Auch in der Bundesliga besteht das Leben nicht nur aus Höhepunkten, und
alleine schon die Ansetzung Alemannia gegen Energie Cottbus brachte einen
zurück in die Realität. Es war erst das vierte Bundesligaheimspiel
seit 1970, und schon bekamen wir das Stadion nicht ausverkauft. Das lag
zwar vor allem an kurzfristig aus Cottbus zurückgekommenen und in Aachen
angebotenen Z-Block-Karten, ist aber nach der Karten-Hysterie bei den ersten
Spielen trotzdem schade. In Cottbus zieht das Thema Bundesliga nach dem
dritten Aufstieg offenbar auch nicht mehr, rund 200 Gästefans standen
recht verloren im Pufferblock zwischen X und Z. Recht verloren standen im
übrigen auch die Spieler unserer Oberligaelf an den Eingängen ins
Stadion, verteilten rote Karten gegen Rassismus und bekamen dafür noch
nicht einmal Eintrittskarten fürs Spiel.
Verloren wirkten auch wie schon gegen Bochum wieder einmal die Leute, die
trotz des erneuten Ultra-Stadionverbot-Protestes versuchten, Stimmung zu
machen. Immerhin schien es der Mannschaft nicht zu schaden, die Alemannia
(wieder mit Pinto für Stehle) dominierte die Anfangsphase klar. Nach
Reghecampf-Freistoß bot sich Nico Herzig die erste Kopfballchance, aber
er brachte ebenso zu wenig Druck hinter den Ball wie etwas später Jan
Schlaudraff nach Flanke von Sascha Rösler. Auf der anderen Seite
scheiterte Radu nach Anspiel von Rost aus halbrechter Position an Kristian
Nicht. Wie angekündigt pünktlich nach einer Viertelstunde gab es
auch wieder richtig Stimmung, und just in dem Moment fiel das 1:0. Der an
diesem Tag mit fairen Mitteln kaum zu stoppende Sascha Dum war von Mitreski
gelegt worden, und Laurentiu Reghecampf überraschte Ex-Teamkollegen
Piplica mit einem ins linke obere Eck geschlenzten Freistoß. Piplica
sah in dieser Szene ähnlich schlecht aus wie bei fünf ins Aus
getretenen Abschlägen und 2-3 unkoventionell weggefausteten Flanken,
hielt sein Tor aber leider trotzdem die restlichen 75 Minuten sauber. Seine
beste Szene hatte er, als Nico Herzig nach Reghecampf-Freistoß aus
dem Gewühl halbhoch abzog. Auf der Gegenseite setzte Timo Rost den Ball
von halbrechts knapp am linken Pfosten vorbei.
Cottbus stand auch nach dem Rückstand tief und ließ die Alemannia
spielen, was diese auch gefällig tat, aber zu wenig draus machte.
Ärgerlich war wieder einmal nur die Anzeigetafel, die alle zwei Minuten
irgendeine Scheiße zu melden hatte und glaubte, die Leute mit irgendwelchen
Scheiß-Ergebnissen aus Bremen oder Schalke ablenken zu dürfen,
als hätten wir die Punkte gegen Cottbus schon im Sack.
Zur zweiten Hälfte führte Erik Meijer sein gewohntes Rumhops-Ritual
mit der Mannschaft auf, aber wieder einmal waren es die Gäste, die
besser aus der Kabine gekommen waren. Radu setzte den Ball nach Anspiel von
Kioyo über die Latte. Die Alemannia konterte: Jan Schlaudraff
überlief auf der linken Seite McKenna und legte quer, aber Marius Ebbers
rutschte in der Mitte am Ball vorbei. Cottbus war nun deutlich aktiver als
in der ersten Hälfte und erarbeitete sich Chancen. Munteanu schoss nach
Ablage von Kioyo ebenso über das Tor wie etwas später Radu. Auf der
anderen Seite rettete Kamerad Piplica mit ungestümer Grätsche gegen
Sascha Dum, der wieder einmal zwei Abwehrspieler stehengelassen hatte. Nach 65
Minuten hatte die Alemannia die Partie eigentlich wieder etwas besser im
Griff, die Stimmung war mittlerweile auch richtig gut, und dann verlor
Jeffrey Leiwakabessy ohne Not den Ball, ließ Gunkel flanken, und
Munteanu traf volley zum 1:1. Schöne Scheiße, aber natürlich
kam es noch beschissener. Der alberne Typ mit der Fönfrisur und dem
Schnurrbart pfiff der Alemannia mittlerweile jeden Scheiß ab, so auch
ein Einsteigen von Sergio Pinto, der später auch noch seine fünfte
gelbe Karte (in seinem siebten Spiel) sah.
Timo Rost versenkte den Freistoß durch die Beine von Sascha Rösler
im linken Eck. Cottbus hatte ingesamt wenig getan, in 90 Minuten keine Ecke
herausgespielt, aber die Alemannia phasenweise geschickt eingelullt und das
Spiel im richtigen Moment auf den Kopf gestellt. Die Alemannia packte in der
Schlussphase noch die Brechstange aus, und bei einem Distanzschuss von Sergio
Pinto hätte ebenso noch der Ausgleich fallen können wie bei einem
misslungenen Wochenendausflug von Piplica, als Sascha Rösler gleich
zweimal irgendein verficktes Abwehrbein anschoss.
Damit ist die Alemannia äußerst schmerzhaft wieder auf dem Boden
angekommen, das von allen 34 Spielen nominell leichteste ging verloren. Von
den acht Spielen war es das erste Ergebnis, das einen auch beim zehnten
Vorlesen eines Fernseh- oder Radiokommentators noch unangenehm zusammenzucken
lässt. Die Alemannia verpasste jedenfalls die Chance, die Euphorie der
Tabellenführung aus Mainz mit in die nächsten Spiele zu nehmen. Wo
war eigentlich heute jener Gott, der es in letzter Zeit angeblich andauernd
wollte? Wahrscheinlich auch nur ein Modefan.