Sa, 21.10.06:
ALEMANNIA - Energie Cottbus 1:2 (1:0)
Nicht - Pinto, Herzig, Sichone, Leiwakabessy (78. Nemeth) - Plaßhenrich (83. Noll), Reghecampf (73. Fiel), Rösler, Dum - Schlaudraff, Ebbers
(Straub - Klitzpera, Stehle, Lehmann / Frontzeck)
Piplica - Schöckel (46. Szelesi), McKenna, Mitreski, Ziebig - Rost, Kukielka, Radu, Gunkel (72. Shao), Munteanu (86. Baumgart) - Kioyo
(Tremmel - Küntzel, Aidoo, Sidney / Sander)

Zuschauer: 19873 (ca. 200 aus Cottbus)
Gelb: Reghecampf, Pinto - Mitreski, Schöckel

1:0 Reghecampf (16.; Dum)
1:1 Munteanu (65.)
1:2 Rost (75.)











Auch in der Bundesliga besteht das Leben nicht nur aus Höhepunkten, und alleine schon die Ansetzung Alemannia gegen Energie Cottbus brachte einen zurück in die Realität. Es war erst das vierte Bundesligaheimspiel seit 1970, und schon bekamen wir das Stadion nicht ausverkauft. Das lag zwar vor allem an kurzfristig aus Cottbus zurückgekommenen und in Aachen angebotenen Z-Block-Karten, ist aber nach der Karten-Hysterie bei den ersten Spielen trotzdem schade. In Cottbus zieht das Thema Bundesliga nach dem dritten Aufstieg offenbar auch nicht mehr, rund 200 Gästefans standen recht verloren im Pufferblock zwischen X und Z. Recht verloren standen im übrigen auch die Spieler unserer Oberligaelf an den Eingängen ins Stadion, verteilten rote Karten gegen Rassismus und bekamen dafür noch nicht einmal Eintrittskarten fürs Spiel.
Verloren wirkten auch wie schon gegen Bochum wieder einmal die Leute, die trotz des erneuten Ultra-Stadionverbot-Protestes versuchten, Stimmung zu machen. Immerhin schien es der Mannschaft nicht zu schaden, die Alemannia (wieder mit Pinto für Stehle) dominierte die Anfangsphase klar. Nach Reghecampf-Freistoß bot sich Nico Herzig die erste Kopfballchance, aber er brachte ebenso zu wenig Druck hinter den Ball wie etwas später Jan Schlaudraff nach Flanke von Sascha Rösler. Auf der anderen Seite scheiterte Radu nach Anspiel von Rost aus halbrechter Position an Kristian Nicht. Wie angekündigt pünktlich nach einer Viertelstunde gab es auch wieder richtig Stimmung, und just in dem Moment fiel das 1:0. Der an diesem Tag mit fairen Mitteln kaum zu stoppende Sascha Dum war von Mitreski gelegt worden, und Laurentiu Reghecampf überraschte Ex-Teamkollegen Piplica mit einem ins linke obere Eck geschlenzten Freistoß. Piplica sah in dieser Szene ähnlich schlecht aus wie bei fünf ins Aus getretenen Abschlägen und 2-3 unkoventionell weggefausteten Flanken, hielt sein Tor aber leider trotzdem die restlichen 75 Minuten sauber. Seine beste Szene hatte er, als Nico Herzig nach Reghecampf-Freistoß aus dem Gewühl halbhoch abzog. Auf der Gegenseite setzte Timo Rost den Ball von halbrechts knapp am linken Pfosten vorbei.
Cottbus stand auch nach dem Rückstand tief und ließ die Alemannia spielen, was diese auch gefällig tat, aber zu wenig draus machte. Ärgerlich war wieder einmal nur die Anzeigetafel, die alle zwei Minuten irgendeine Scheiße zu melden hatte und glaubte, die Leute mit irgendwelchen Scheiß-Ergebnissen aus Bremen oder Schalke ablenken zu dürfen, als hätten wir die Punkte gegen Cottbus schon im Sack.
Zur zweiten Hälfte führte Erik Meijer sein gewohntes Rumhops-Ritual mit der Mannschaft auf, aber wieder einmal waren es die Gäste, die besser aus der Kabine gekommen waren. Radu setzte den Ball nach Anspiel von Kioyo über die Latte. Die Alemannia konterte: Jan Schlaudraff überlief auf der linken Seite McKenna und legte quer, aber Marius Ebbers rutschte in der Mitte am Ball vorbei. Cottbus war nun deutlich aktiver als in der ersten Hälfte und erarbeitete sich Chancen. Munteanu schoss nach Ablage von Kioyo ebenso über das Tor wie etwas später Radu. Auf der anderen Seite rettete Kamerad Piplica mit ungestümer Grätsche gegen Sascha Dum, der wieder einmal zwei Abwehrspieler stehengelassen hatte. Nach 65 Minuten hatte die Alemannia die Partie eigentlich wieder etwas besser im Griff, die Stimmung war mittlerweile auch richtig gut, und dann verlor Jeffrey Leiwakabessy ohne Not den Ball, ließ Gunkel flanken, und Munteanu traf volley zum 1:1. Schöne Scheiße, aber natürlich kam es noch beschissener. Der alberne Typ mit der Fönfrisur und dem Schnurrbart pfiff der Alemannia mittlerweile jeden Scheiß ab, so auch ein Einsteigen von Sergio Pinto, der später auch noch seine fünfte gelbe Karte (in seinem siebten Spiel) sah. Timo Rost versenkte den Freistoß durch die Beine von Sascha Rösler im linken Eck. Cottbus hatte ingesamt wenig getan, in 90 Minuten keine Ecke herausgespielt, aber die Alemannia phasenweise geschickt eingelullt und das Spiel im richtigen Moment auf den Kopf gestellt. Die Alemannia packte in der Schlussphase noch die Brechstange aus, und bei einem Distanzschuss von Sergio Pinto hätte ebenso noch der Ausgleich fallen können wie bei einem misslungenen Wochenendausflug von Piplica, als Sascha Rösler gleich zweimal irgendein verficktes Abwehrbein anschoss.
Damit ist die Alemannia äußerst schmerzhaft wieder auf dem Boden angekommen, das von allen 34 Spielen nominell leichteste ging verloren. Von den acht Spielen war es das erste Ergebnis, das einen auch beim zehnten Vorlesen eines Fernseh- oder Radiokommentators noch unangenehm zusammenzucken lässt. Die Alemannia verpasste jedenfalls die Chance, die Euphorie der Tabellenführung aus Mainz mit in die nächsten Spiele zu nehmen. Wo war eigentlich heute jener Gott, der es in letzter Zeit angeblich andauernd wollte? Wahrscheinlich auch nur ein Modefan.

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