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Heinen - Bindewald, Rasiejewski, Sim - Wimmer, Schur,
Preuß, Streit (60. Jones),
Gemiti (46. Skela) -
Kryszalowicz (83. Guié-Mien), Chen Yang
(Nikolov - Rada, Nemeth, Branco / Andermatt) |
C. Schmidt - Spanier, F. Schmidt (74. T. Diane),
Heeren (54. Bashi) - Landgraf, Rauw, Zernicke,
Bayock (79. Zimmermann), Lozanowski, Caillas - Xie Hui
(Straub - Hildmann, Grlic, Ivanovic / Berger) |
Am zehnten Spieltag gab es für die Alemannia das bisherige Saisonhighlight,
eine Reise ins Frankfurter Waldstadion, das erste Pflichtspiel gegen die
Eintracht seit Bundesligazeiten. Zwar standen statt Hölzenbein oder
Grabowski nur Bindewald, Yang & Co. auf dem Platz, aber trotzdem schien der
Gegner in Anbetracht unserer Leistung beim 0:0 gegen Saarbrücken
übermächtig zu sein.
Ca. 1000 Aachener begleiteten ihr Team nach Frankfurt, der
zahlenmäßig stärkste Auswärtssupport in dieser Saison.
Denkt man an den großen Namen des Gegners und die Massen, die noch vor
zwei Jahren nach Bochum, Gladbach oder Köln strömten, hätte
man eigentlich noch mehr Aachener erwartet. Vier Busse waren unterwegs, ich
hatte mich für das Wochenendticket als nervigere, aber billigere
Alternative entschieden. Die Fahrt verlief ohne allzu große
Zwischenfälle, nur am Frankfurter Hauptbahnhof und an der S-Bahn-Station
Sportfeld kam es zu einigen längeren Diskussionen mit den
Ordnungshütern, insbesondere mit einem gewissen Herrn Schepp,
Dienstnummer 35.
Die 1000 Aachener hatten reichlich Platz im Block A der Gästekurve,
während unsere Zaunfahnen den Block B für sich allein hatten.
Insgesamt 16000 Zuschauer bevölkerten das weite Rund des Waldstadions,
darunter auch eine große chinesische Kolonie, die das Duell Chen Yang
gegen Xie Hui live mitverfolgen wollte (Zhang Xiaorui war mit den Amateuren
in Rheydt). Vor Spielbeginn wurde im Aachener Block Rauch gezündet,
während uns die Frankfurter mit einer Choreo sagen wollten, dass sie
"alle Trümpfe in der Hand" haben. Dazu hatten sie eine Reihe
Spielkarten mit diversen Köpfen gemalt, die aus der Entfernung leider
nicht besonders gut zu erkennen waren.
Jörg Berger begann an seiner alten Wirkungsstätte mit einer
gegenüber dem Saarbrücken-Spiel veränderten Aufstellung. So
fungierte Xie Hui als einzige echte Spitze, während Taifour Diane
erstmal auf der Bank blieb. Dort musste auch Ivica Grlic Platz nehmen,
dafür spielten Willi Landgraf und erstmals in dieser Saison
"Dieter" Bayock von Anfang an. Bayock wurde als hängende Spitze
auf der rechten Seite eingesetzt, während Olivier Caillas wie gehabt auf
der linken Außenbahn für Druck (bzw. gelbe Karten ;-)
sorgen sollte. Landgraf und Zernicke hielten ihnen den Rücken frei, in
der Mitte spielten Lozanowski und, etwas defensiver, Bernd Rauw. Die schon
gegen Saarbrücken gut stehende Abwehr mit Spanier, Schmidt und Heeren
genoss auch in Frankfurt das Vertrauen des Trainers.
Aachen spielte von Anfang an aggressiv, mit neu gewonnenem Selbstvertrauen,
und konnte das Spiel ausgeglichen gestalten. Die erste dicke Chance hatte
aber die Eintracht. Albert Streit kam aus 15 Metern frei zum Schuss und zwang
Christian Schmidt zu einer ersten guten Parade. Auf der Gegenseite verpasste
Xie Hui nach einer Ecke von links sein erstes Saisontor nur ganz knapp.
Alemannia war mittlerweile sensationellerweise die tonangebende Mannschaft,
als sich Olivier Caillas nach einer knappen halben Stunde im Mittelfeld den
Ball erkämpfte. Er setzte zu einem schönen Solo an, umkurvte
diverse Gegenspieler, wechselte mehrfach die Richtung und schien nicht so
recht zu wissen, wo er eigentlich hinwollte. Als jeder erwartete, dass er
irgendwie einen Freistoß herausholen würde, zog er aus 25 Metern
ab, und der Ball senkte sich über Dirk Heinen, der etwas zu weit vor
seinem Tor stand, ins Netz. Vor ungläubiger Freude wurde im Aachener
Block erstmal der Zaun erklommen, was uns einen kurzen Ausflug in die Welt
der Polizeibrutalität bescherte. Obwohl die Eintracht jetzt den Druck
erhöhte, konnten unsere Jungs das 1:0 bis in die Pause retten.
Nach dem Wechsel drehte Frankfurt wie befürchtet mächtig auf. Ein
erster Warnschuss von Preuß strich knapp übers Lattenkreuz, danach
konnte Mark Spanier eine Hereingabe in die Mitte im allerletzten Moment
abfangen. Die Mannschaft verteidigte ihr Tor wacker, angetrieben vom in der
zweiten Halbzeit sehr guten Support der Fans. Gerade als man glaubte, das
Schlimmste überstanden zu haben, lief der zwischenzeitlich für den
angeschlagenen Henri Heeren gekommene Clirim Bashi seinem ebenfalls
eingewechselten Landsmann Erwin Skela nur hinterher, so dass der einen
schönen Pass von Chen Yang annehmen und den Ball an Christian Schmidt
vorbei ins lange Eck schieben konnte. Wenige Minuten später schienen
dann die Aachener Hoffnungen, wenigstens einen Punkt über die Zeit
retten zu können, zunichte gemacht. Ein Frankfurter tanzte auf der
linken Abwehrseite mehrere Aachener aus, flankte nach innen, wo eine zu
kurze Kopfballabwehr auf dem Fuß von wiederum Erwin Skela landete.
Dessen etwas verunglückten Schuss sah Christian Schmidt zu spät -
2:1. Betretene Gesichter im Aachen-Block (schlechte Nachrichten vom Amateurspiel
in Rheydt taten ihr übriges), während die Frankfurter auf der
Gegengerade endlich zu beeindruckender Lautstärke aufliefen. Taifour
Diane kam jetzt für Frank Schmidt ins Spiel und erzielte kurz nach
seiner Einwechslung tatsächlich den nicht mehr für möglich
gehaltenen, vielumjubelten Ausgleich. Irgendwie hatte er das Leder nach einem
langen Ball von Caillas auf Zimmermann vor die Füße bekommen und
reagierte schneller als sein Gegenspieler und Torwart Heinen.
Zehn Minuten galt es jetzt noch zu überstehen, in denen die
Alemannia die Eintracht sogar noch unter Druck setzte und dem Tor mehrmals
gefährlich nahe kam. Auf der anderen Seite rettete Christian Schmidt zwei
Minuten vor dem Ende per Fußabwehr den ersten Auswärtspunkt.
Zum ersten Mal seit langer Zeit hieß es wieder "wir sind stolz
auf unser Team", und alle Spieler warfen ihr Trikot in die feiernde
Menge. Man muss schon lange zurückdenken, wann man das letzte Mal so
viel Spaß bei einem Auswärtsspiel hatte. Das 2:1 auf dem
Bökelberg fällt einem da ein, in der letzten Saison allenfalls
Bielefeld oder Saarbrücken. Die Mannschaft hatte nicht nur gekämpft,
sondern auch gut gespielt. Gerade die vielgescholtene Abwehr konnte (leider
mit Ausnahme von Clirim Bashi) voll überzeugen. Mark Spanier und Bernd
Rauw sind dabei besonders hervorzuheben, in der Offensive war es wieder
einmal Olivier Caillas, der Akzente setzte.
Gerührt vom Punktgewinn konnte man sogar die Rückfahrt genießen
und normalerweise unerfreuliche Dinge mit einem Lächeln zur Kenntnis
nehmen. Von böse guckenden, großen und starken Frankfurtern,
plötzlich kleinlauten Aachenern, dumpf-aggressiven
Polizeibeamten und einer sinnlos vor dem Gießener Hauptbahnhof
gezündeten Rauchbombe über unsinnige interne Auseinandersetzungen und
eine durchschnittliche Promillezahl der Zugfahrer, die dem
Durchschnittsalter gefährlich nahe kam, bis hin zum DSF-Kommentator,
der irgendetwas von "Tobias Rauw" und "Carsten Schmidt"
faselte. Wenn die Alemannia im Rest der Saison nur ansatzweise an die in
Frankfurt gezeigte Leistung anknüpfen kann, sollte der Klassenerhalt zu
schaffen sein.