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Straub - Landgraf, Klitzpera (83. Brinkmann), Lanzaat, Blank -
Grlic, Bayock (66. Mbwando), Pflipsen,
Michalke (62. van der Luer) - Gomez (66. Krontiris), Meijer
(Trainer: Berger) |
Biler - Akyel, Luciano (61. Arat), Özat, Albayrak -
Aurelio (77. Bayraktar), Aslan (77. Simsek), Sanli,
Sahin - Sentürk (46. Rebrov), van Hooijdonk
(Trainer: Daum) |
Zugegeben, bei der Sportplatzeinweihung in Laubach war es nett und
gemütlich (wenn auch unverschämt teuer), aber: spannend ist etwas
anderes. Gut, dass die Verantwortlichen der Alemannia ab und zu gute Ideen
haben, um selbst die langweiligste Saisonvorbereitung etwas aufzulockern. Ein
Testspiel gegen Fenerbahce Istanbul auf dem Tivoli würde sicher für
willkommene Zerstreuung sorgen. Schließlich ist Fenerbahce das Bayern
München der Türkei - von Blödkutten umschwirrt wie die
Scheiße von den Fliegen... besonders eindrucksvoll zu beobachten im
Trainingslager, wo die Herren Superstars auf Schritt und Tritt von
Security-Äffchen beschützt wurden. Zweimal hatte die Alemannia
in den letzten Jahren gegen Fenerbahce gespielt (in Uerdingen und Emmelshausen)
und beide Male den Kürzeren gezogen. Auf dem Tivoli hatte mit der
Nationalmannschaft der Türkei zuletzt im Oktober 1997 eine türkische
Mannschaft gespielt. Der Grundgedanke aus Sicht der Alemannia war sicherlich
nicht ganz falsch: das Gastspiel von Fenerbahce würde viele Türken
an den Tivoli locken, die alle gutes Geld für den Eintritt zahlen
würden. 9 Euro kostete die Vollzahler-Karte für die Überdachte.
Wenn man tags zuvor schon 8 Euro in Laubach bezahlt hat und eigentlich
für Burghausen und Cottbus sparen will, ist das ein Preis, der wehtut.
Wenn dann noch keine Dauerkarten gelten, mit der Begründung, man
müsse das Antrittsgeld von Fenerbahce finanzieren, ist das schon ein
bisschen ärgerlich. Schließlich interessiert mich Fenerbahce einen
Scheißdreck, ich will nur Alemannia sehen. Rund 6000 Türken waren
am Ende unter den 8000 Zuschauern, nur die linke Hälfte des S-Blocks
blieb fest in Aachener Hand.
Die Alemannia trat mit der momentan ersten Elf auf, nachdem man tags zuvor
die zweite Garnitur aufgeboten hatte. Dabei gab es keine größeren
Überraschungen. Im rechten Mittelfeld erhielt Thierry Bayock den Vorzug
vor George Mbwando. Bei Fenerbahce spielte Neuzugang Pierre van Hooijdonk
von Anfang an, zur Pause wurde noch Sergei Rebrov eingewechselt. Die
Alemannia zeigte aber keinen Respekt vor diesen großen Namen und spielte
munter mit. Geschenkt wurde sich auf beiden Seiten nichts, nicht nur auf den
Rängen ging es zeitweise unfreundlich zu. Drei gelbe Karten waren das
Resultat der teilweise recht rustikalen Spielweise des türkischen
Vizemeisters. Nach zehn Minuten hatte die Alemannia die erste große
Chance des Spiels. Karlheinz Pflipsen verpasste eine Flanke von Daniel Gomez,
und Kai Michalke kam fünf Meter vor dem Tor komplett frei an den Ball.
Leider stoppte er den Ball etwas zu umständlich, und ein Türke bekam
im letzten Moment sein Bein dazwischen. Auf der anderen Seite ließ Sanli
mit einem langen Solo eine ganze Reihe Aachener stehen und bediente
schließlich Aurelio, der den Ball am langen Pfosten vorbeischob. Eric
Meijer sorgte mit einem 16m-Schuss noch für Gefahr vor dem
Fenerbahce-Tor, auf der Gegenseite hätte Sanli kurz vor der Pause beinahe
eine Unachtsamkeit von Stefan Blank bestraft, schoss aber aus spitzem Winkel
in die Arme von Stephan Straub. Nach Fehlpass von Quido Lanzaat vergab
Chancentod Sanli auch die letzte Gelegenheit vor dem Wechsel, als er sich den
Ball zu weit vorlegte.
Auch in der zweiten Halbzeit hielt die Alemannia gut mit und hätte mit
etwas Glück in Führung gehen können. Albayrak kratzte einen
Kopfball von Erik Meijer nach Flanke von Stefan Blank von der Linie. Dann
nutzte Sahin einen Fehlpass von Willi Landgraf zu einer präzisen Flanke
auf Sergei Rebrov, der freistehend rechts am Tor vorbeiköpfte. Eine
Minute später war es Ivica Grlic, der als letzter Mann den Ball verlor
und Sanli eine weitere Großchance ermöglichte. Stephan Straub
verhinderte mit einer Glanztat das 0:1 gegen den frei durchgebrochenen
Türken. Zehn Minuten später konnte er sich wieder auszeichnen.
Aslan hatte Sanli mit einem Diagonalpass freigespielt. Der versuchte
es dieses Mal mit einem Heber, aber Straub hatte blitzschnell eine
Hand oben und lenkte den Ball zur Ecke. Gut zehn Minuten vor Schluss stand
Sergei Rebrov im Anschluss an einen Eckball frei am langen Pfosten, zielte
aber über das Tor. Die letzte Chance hatte wieder die Alemannia. Nach
Flanke von Emmanuel Krontiris und Faustabwehr von Biler kam Karlheinz Pflipsen
aus 13 Metern zum Schuss, scheiterte aber am gut reagierenden Biler. So stand
es nach 90 Minuten verdientermaßen Unentschieden. Die Alemannia, die
nunmehr seit vier Spielen ohne Torerfolg ist, hatte ihre bisher beste
Saisonleistung gezeigt und den favorisierten Türken in jeder
Hinsicht Paroli geboten.
Der Schiedsrichter beendete das Spiel überpünktlich, als ein
türkischer Zuschauer den Rasen stürmte. Bald kamen von der
Tribüne eine Horde Autogrammkinder gefolgt und belagerten ihre ach so
tollen Stars, während unsere Spieler etwas verloren über den Platz
irrten. Einige Türken wurden von den Ordnern zurückgehalten, ein
Flitzer mit einer Türkei-Fahne bekam einen Knüppel ab. Die Situation
eskalierte, als einige Schwachköpfe unter den größtenteils
friedlichen türkischen Zuschauern in Richtung S-Block liefen,
beleidigende Gesten zum besten gaben und mit Böllern, Bierbechern und
anderem Unrat um sich warfen. Das ganze erinnerte fatal an das Bochum-Spiel.
Zum Glück blieben dieses Mal alle Aachener im Block, so dass die
anwesenden Herren Z. und F. wenigstens keinen Anlass für die Erteilung
weiterer Stadionverbote haben. Die Türken, die auf dem Platz
provozierten, haben ohnehin nichts zu befürchten - bei Leuten, die
Fußball größtenteils vor dem Fernseher erleben, sind
Stadionverbote auch eher unwirksam. Von der Sitztribüne flogen noch
einige Sitzschalen, und vor dem Stadion kam es zu diversen kleineren
Schlägereien. Ein Großaufgebot der Polizei verhinderte an der
Tankstelle weitere unschöne Szenen, als sie türkisch aussehende
Leute am Betreten der Tankstelle hinderten und auch allen anderen irgendwann
pauschal Platzverbot erteilte.
Dass es wieder einmal soweit kam, ist irgendwo schade, war aber bei einer
derartigen Spielansetzung mehr als vorhersehbar. Die Türken hatten aus
dem S-Block die übliche Palette von "wir hassen die Türkei"
über "Hurensöhne", "Bahnhofsmission", "Scheiß-Türkiye"
bis leider auch "Asylanten" über sich ergehen lassen und im
Gegenzug über 90 Minuten kaum die Fresse aufgekriegt - typische
Fußballkonsumenten, wie man sie von Bayern oder dem BVB kennt.
Nur eine kleine Gruppe auf dem Aachener Wall gab zwischenzeitlich ein
"Scheiß-Deutschland" zum besten. Dass es dann unter 6000
Türken einige halbwüchsige Kleingeister gibt, die nichts besseres
im Leben haben, als sich im Schutz der Polizei vor dem S-Block aufzubauen, ist
statistisch gesehen normal. Nur hätte dem ganzen von Seiten des Vereins
und der Polizei schneller ein Riegel vorgeschoben werden müssen. Ein
Gutes hat die Sache in jedem Fall: gegen Christoph Daum und sein Ritsche
Ratsche Fenerbahce werden wir so schnell nicht mehr spielen.