|
|
|
Kresic - Langen (69. Lerchl), Oppitz, Wawrzyczek,
Cagara - Beuchel, Oswald, Brinkmann,
Ludwig (73. Stanic) - Vorbeck, Fröhlich
(Trainer: Franke) |
Nicht - Landgraf, Stehle (46. Klitzpera), Sichone, Casper -
Pinto (79. Heidrich), Sukalo, Noll, Schlaudraff - Rösler,
Meijer (89. Ebbers)
(Hesse - Plaßhenrich, Fiel, Bruns / Hecking) |
"Montags geschlossen" lasen die Schilder am Dresdener Zwinger.
"Täglich außer montags" lasen Plakate zu einer
Ausstellung. Ähnliche Hinweise bei DFL und DSF sind leider nur
Wunschdenken, und so fand man sich wieder einmal in einem sehr
überschaubaren Gästeblock wieder, in dem viele bekannte Gesichter
fehlten. Immerhin war dieser Gästeblock Neuland, beim ersten Auftritt
im Rudolf-Harbig-Stadion hatten die Alemannia-Fans wegen der Sperrung der
Stehplatzbereiche auf die Haupttribüne ausweichen müssen.
Im Gästebereich zeigen dem geneigten Gästefan "Hooligans"-Schmierereien
und eine entsprechende Fahne vor der Nase, was Sache ist, auch das aus z.T.
recht fragwürdigen Subjekten bestehende Ordnerpersonal trägt seinen
Teil zur Einschüchterung bei - so wurden vor dem Stadion wartende
Alemannia-Fans genötigt, das Stadion frühzeitig zu betreten, und
mit den Worten "Sturzbier oder Jude" aufgefordert, sich vorher
um Reste mitgebrachter Getränke zu kümmern. Das
schwarz-gelbe Fahnenmeer im restlichen Stadion ist ebenso beeindruckend wie
die von den heimischen Zuschauern erreichte Lautstärke, störend ist
nur die penetrante Zudröhnung mit Werbescheiße - so ist die
Gegengerade dank verteilter T-Futile-Ballons mehr schwul-rosa als
gelb-schwarz, und während der gesamten Halbzeitpause labert einen
irgendein Pausenclown in unerträglicher Lautstärke von zu
gewinnenden Handys voll anstatt sie sich der Einfachheit halber selber in den
Arsch zu stecken.
Bei der Alemannia fiel kurzfristig Reiner Plaßhenrich aus, so dass die
Mannschaft in ungewohnter Aufstellung begann. Mirko Casper spielte links in
der Abwehrkette, und Emil Noll rückte für Plaßhenrich ins
defensive Mittelfeld. Die erste Schrecksekunde gab es nach neun Minuten, als
sich Marco Vorbeck am Sechzehner an Thomas Stehle vorbeidrehte, den Ball
aber bedrängt von Sascha Rösler am Tor vorbeisetzte. Auf der
Gegenseite köpfte Goran Sukalo den Ball nach Pinto-Ecke in die Arme von
Torwart Kresic. Die Alemannia übernahm langsam das Kommando und war Mitte
der ersten Halbzeit die klar dominierende Mannschaft. Ein Kopfball von Erik
Meijer, wieder nach Ecke Pinto, ging knapp am langen Pfosten vorbei. Pech
für die Alemannia nach 33 Minuten, als ein abgefälschter Schuss von
Mirko Casper nur den Pfosten traf. Mehr Glück hatte Sekunden später
Jan Schlaudraff, der aus 20 Metern zum 0:1 in den linken oberen Winkel traf.
Es hatte lange gedauert, bis sich die spielerische Überlegenheit
ausgezahlt hatte, umso schneller ging der Schuss nach hinten los. Witold
Wawrzyczek nahm einen in die Mitte geklärten Eckball aus 30 Metern
volley und traf den Ball perfekt zum 1:1. Die Alemannia zeigte sich nicht
geschockt und machte unbeirrt weiter Druck. Emil Noll setzte den Nachschuss
nach einer Ecke etwas zu hoch an.
Fünf Minuten nach dem Wechsel folgte die verdiente erneute Führung
für die Alemannia. Nach einem Einwurf von Willi Landgraf spielte Goran
Sukalo Sascha Rösler an, der ansatzlos aus der Drehung zum 1:2 traf -
eine Kopie seines Treffers in Aue. Dynamo konnte die Alemannia nach dem Tor
zu keiner Zeit ernsthaft in Gefahr bringen und schwächte sich nach 67
Minuten selbst. Karsten Oswald grätschte an der Mittellinie Sascha
Rösler um, sah Gelb-Rot, trat wutentbrannt den Ball weg und verschwand
erst nach längerer Zeit zeternd im Kabinengang. Als wenig später
Marco Vorbeck nach einem Foulpfiff den Ball auf den Boden schleuderte und
Gelb sah, gab es die ersten "Hoyzer"-Rufe auf den Rängen.
Richtig lustig wurde es, als auch noch Ansgar Brinkmann wegen
fortwährenden Meckerns Gelb sah. Die Alemannia schaffte es, trotz der
ganzen Hektik, Ruhe und Übersicht zu bewahren. Sergio Pinto kam nach
Doppelpass mit Jan Schlaudraff frei zum Schuss, scheiterte aber gleich
zweimal an Ignjac Kresic. Zwei Minuten später war das Spiel entschieden,
als sich Jan Schlaudraff anfängerhaftes Dresdener Abwehrverhalten zu
Nutze machte, zwei Mann stehenließ und den Ball zum 1:3 ins Tor hob.
Die Sache war gelaufen, aber die Gastgeber sorgten die restliche Spielzeit
für blendende Unterhaltung. Der Dresdener Co-Trainer Köhler wurde
auf die Tribüne verwiesen, kurz darauf forderten die Zuschauer
bei einem Faller von Dennis Cagara Elfmeter, der Gelb wegen Nachtretens sah.
Kapitän René Beuchel musste schon wieder bemüht werden,
dieses Mal für eine Durchsage des Stadionsprechers wegen diverser
von den Rängen geworfener Gegenstände. Beim nächsten Foulpfiff
Sekunden später deutete Ansgar Brinkmann dem Schiedsrichter an, er solle
einfach abpfeifen. Der eingewechselte Tomislav Stanic wurde mit
Scheibenwischer direkt vor der Nase des Schiedsrichters noch deutlicher und
wurde ebenfalls zum Duschen geschickt.
In den letzten Minute schoben sich unsere Spieler in aller Ruhe den Ball hin
und her, während Ansgar Brinkmann wiederholt den Abpfiff forderte.
Einige Dresdener hatten ihre Konzentration mittlerweile vom Schiedsrichter
auf den Gästeblock verlagert und warteten nach Spielende vor dem Ausgang.
Die Polizei hielt uns daraufhin noch im Block fest, bis beim DSF die Sexy
Sport Clips angefangen hatten - wenn man um 7 Uhr in Aachen wieder bei der
Arbeit sein muss, u.U. etwas lästig, aber in Anbetracht der Dresdener
Übermacht gesünder. Über die Laufbahn wurde man
schließlich zum Hinterausgang geleitet, und die meisten schafften es
ohne größere Zwischenfälle zu ihren Fahrzeugen.
Die Heimreise aus dem Osten konnte endlich einmal zufrieden angetreten werden.
Die Alemannia hatte ihre stärkste Saisonleistung geboten und
hochverdient gewonnen. Sollte die Mannschaft ähnliche Leistungen
konstant abrufen können, kann sie mit Sicherheit oben mitspielen.