Mo, 17.10.05:
Dynamo Dresden - ALEMANNIA 1:3 (1:1)
Kresic - Langen (69. Lerchl), Oppitz, Wawrzyczek, Cagara - Beuchel, Oswald, Brinkmann, Ludwig (73. Stanic) - Vorbeck, Fröhlich
(Trainer: Franke)
Nicht - Landgraf, Stehle (46. Klitzpera), Sichone, Casper - Pinto (79. Heidrich), Sukalo, Noll, Schlaudraff - Rösler, Meijer (89. Ebbers)
(Hesse - Plaßhenrich, Fiel, Bruns / Hecking)

Zuschauer: 16135 (ca. 100 aus Aachen)
Gelb: Vorbeck, Brinkmann, Cagara - Stehle
Gelb-Rot: Oswald (67.; wiederholtes Foulspiel)
Rot: Stanic (85.; Schiedsrichter-Beleidigung)

0:1 Schlaudraff (34.; Rösler)
1:1 Wawrzyczek (36.)
1:2 Rösler (51.; Landgraf, Sukalo)
1:3 Schlaudraff (78.)

















(Fotos: Richard)











(Fotos: Richard)

"Montags geschlossen" lasen die Schilder am Dresdener Zwinger. "Täglich außer montags" lasen Plakate zu einer Ausstellung. Ähnliche Hinweise bei DFL und DSF sind leider nur Wunschdenken, und so fand man sich wieder einmal in einem sehr überschaubaren Gästeblock wieder, in dem viele bekannte Gesichter fehlten. Immerhin war dieser Gästeblock Neuland, beim ersten Auftritt im Rudolf-Harbig-Stadion hatten die Alemannia-Fans wegen der Sperrung der Stehplatzbereiche auf die Haupttribüne ausweichen müssen. Im Gästebereich zeigen dem geneigten Gästefan "Hooligans"-Schmierereien und eine entsprechende Fahne vor der Nase, was Sache ist, auch das aus z.T. recht fragwürdigen Subjekten bestehende Ordnerpersonal trägt seinen Teil zur Einschüchterung bei - so wurden vor dem Stadion wartende Alemannia-Fans genötigt, das Stadion frühzeitig zu betreten, und mit den Worten "Sturzbier oder Jude" aufgefordert, sich vorher um Reste mitgebrachter Getränke zu kümmern. Das schwarz-gelbe Fahnenmeer im restlichen Stadion ist ebenso beeindruckend wie die von den heimischen Zuschauern erreichte Lautstärke, störend ist nur die penetrante Zudröhnung mit Werbescheiße - so ist die Gegengerade dank verteilter T-Futile-Ballons mehr schwul-rosa als gelb-schwarz, und während der gesamten Halbzeitpause labert einen irgendein Pausenclown in unerträglicher Lautstärke von zu gewinnenden Handys voll anstatt sie sich der Einfachheit halber selber in den Arsch zu stecken.
Bei der Alemannia fiel kurzfristig Reiner Plaßhenrich aus, so dass die Mannschaft in ungewohnter Aufstellung begann. Mirko Casper spielte links in der Abwehrkette, und Emil Noll rückte für Plaßhenrich ins defensive Mittelfeld. Die erste Schrecksekunde gab es nach neun Minuten, als sich Marco Vorbeck am Sechzehner an Thomas Stehle vorbeidrehte, den Ball aber bedrängt von Sascha Rösler am Tor vorbeisetzte. Auf der Gegenseite köpfte Goran Sukalo den Ball nach Pinto-Ecke in die Arme von Torwart Kresic. Die Alemannia übernahm langsam das Kommando und war Mitte der ersten Halbzeit die klar dominierende Mannschaft. Ein Kopfball von Erik Meijer, wieder nach Ecke Pinto, ging knapp am langen Pfosten vorbei. Pech für die Alemannia nach 33 Minuten, als ein abgefälschter Schuss von Mirko Casper nur den Pfosten traf. Mehr Glück hatte Sekunden später Jan Schlaudraff, der aus 20 Metern zum 0:1 in den linken oberen Winkel traf. Es hatte lange gedauert, bis sich die spielerische Überlegenheit ausgezahlt hatte, umso schneller ging der Schuss nach hinten los. Witold Wawrzyczek nahm einen in die Mitte geklärten Eckball aus 30 Metern volley und traf den Ball perfekt zum 1:1. Die Alemannia zeigte sich nicht geschockt und machte unbeirrt weiter Druck. Emil Noll setzte den Nachschuss nach einer Ecke etwas zu hoch an.
Fünf Minuten nach dem Wechsel folgte die verdiente erneute Führung für die Alemannia. Nach einem Einwurf von Willi Landgraf spielte Goran Sukalo Sascha Rösler an, der ansatzlos aus der Drehung zum 1:2 traf - eine Kopie seines Treffers in Aue. Dynamo konnte die Alemannia nach dem Tor zu keiner Zeit ernsthaft in Gefahr bringen und schwächte sich nach 67 Minuten selbst. Karsten Oswald grätschte an der Mittellinie Sascha Rösler um, sah Gelb-Rot, trat wutentbrannt den Ball weg und verschwand erst nach längerer Zeit zeternd im Kabinengang. Als wenig später Marco Vorbeck nach einem Foulpfiff den Ball auf den Boden schleuderte und Gelb sah, gab es die ersten "Hoyzer"-Rufe auf den Rängen. Richtig lustig wurde es, als auch noch Ansgar Brinkmann wegen fortwährenden Meckerns Gelb sah. Die Alemannia schaffte es, trotz der ganzen Hektik, Ruhe und Übersicht zu bewahren. Sergio Pinto kam nach Doppelpass mit Jan Schlaudraff frei zum Schuss, scheiterte aber gleich zweimal an Ignjac Kresic. Zwei Minuten später war das Spiel entschieden, als sich Jan Schlaudraff anfängerhaftes Dresdener Abwehrverhalten zu Nutze machte, zwei Mann stehenließ und den Ball zum 1:3 ins Tor hob. Die Sache war gelaufen, aber die Gastgeber sorgten die restliche Spielzeit für blendende Unterhaltung. Der Dresdener Co-Trainer Köhler wurde auf die Tribüne verwiesen, kurz darauf forderten die Zuschauer bei einem Faller von Dennis Cagara Elfmeter, der Gelb wegen Nachtretens sah. Kapitän René Beuchel musste schon wieder bemüht werden, dieses Mal für eine Durchsage des Stadionsprechers wegen diverser von den Rängen geworfener Gegenstände. Beim nächsten Foulpfiff Sekunden später deutete Ansgar Brinkmann dem Schiedsrichter an, er solle einfach abpfeifen. Der eingewechselte Tomislav Stanic wurde mit Scheibenwischer direkt vor der Nase des Schiedsrichters noch deutlicher und wurde ebenfalls zum Duschen geschickt.
In den letzten Minute schoben sich unsere Spieler in aller Ruhe den Ball hin und her, während Ansgar Brinkmann wiederholt den Abpfiff forderte. Einige Dresdener hatten ihre Konzentration mittlerweile vom Schiedsrichter auf den Gästeblock verlagert und warteten nach Spielende vor dem Ausgang. Die Polizei hielt uns daraufhin noch im Block fest, bis beim DSF die Sexy Sport Clips angefangen hatten - wenn man um 7 Uhr in Aachen wieder bei der Arbeit sein muss, u.U. etwas lästig, aber in Anbetracht der Dresdener Übermacht gesünder. Über die Laufbahn wurde man schließlich zum Hinterausgang geleitet, und die meisten schafften es ohne größere Zwischenfälle zu ihren Fahrzeugen.
Die Heimreise aus dem Osten konnte endlich einmal zufrieden angetreten werden. Die Alemannia hatte ihre stärkste Saisonleistung geboten und hochverdient gewonnen. Sollte die Mannschaft ähnliche Leistungen konstant abrufen können, kann sie mit Sicherheit oben mitspielen.



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