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van Duijnhoven - Toplak, Fahrenhorst, Meichelbeck - Colding,
Dickhaut (75. Bemben), Mandreko, Wosz (58. Berchtold) -
Freier, Hashemian, Buckley (60. Christiansen)
(Vander - Toppmöller, Ristau, Lust / Neururer) |
Straub - Landgraf, Heeren, F. Schmidt (46. Zimmermann),
Zernicke - Hildmann (46 Caillas), Grlic, Pflipsen, Rauw -
T. Diane, Xie Hui
(Memmersheim - Rudan, Bayock, Lämmermann, Ivanovic / Berger) |
Spiele gegen Bochum hat man in Aachen in eher guter Erinnerung. So gab es in
den 80er-Jahren auf dem Tivoli zwei umjubelte Pokalsiege gegen den damaligen
Bundesligisten. Nach dem Wiederaufstieg verlor man zwar das erste
Auswärtsspiel mit 0:5 in Bochum, sorgte aber mit 6000 Aachenern
trotzdem für eine grandiose Stimmung. Immerhin 2000 waren diesmal
mitgereist, in der Hoffnung, auch auswärts mal etwas zu holen und nicht
schon wieder fünf Gegentreffer zu kassieren. Bei Alemannia spielte Xie
Hui nach ausgestandener Verletzung im Sturm neben Taifour Diane, und auch
der formschwache Frank Schmidt rückte für den angeschlagenen Mark
Spanier wieder in die Mannschaft. Die in Heimspielen für viel Wirbel
sorgenden Außen Caillas und Bayock blieben erstmal draußen. Bei
Bochum ließ der Ex-Aachener Peter Neururer den Ex-Aachener Didi
Berchtold nicht von Beginn an spielen.
Als Intro hatten sich die Bochumer etwas ganz besonderes ausgedacht: jede Menge
Wurfrollen und jede Menge schnelle Tore. Beides ist auch ganz gut gelungen.
Natürlich hatten sich auch die Aachener Spieler viel vorgenommen, und
die erste halbe Minute sah das auch gar nicht so schlecht aus. Die Aachener
liefen zwar nur hinterher, ließen aber bis zur 45. Spielsekunde keine
zwingende Torchance zu. Dann säbelte Marco Zernicke auf der linken
Abwehrseite seinen Gegenspieler um, und Darius Wosz erreichte mit dem
fälligen Freistoß den Kopf von Delron Buckley, der das 1:0
erzielte, ohne von seinem Gegenspieler Taifour Diane ernsthaft gestört
zu werden. Munter ging es gleich weiter in dieselbe Richtung: Frank Schmidt
und Henri Heeren spielten auf Abseits, Marco Zernicke eher weniger, und schon
stand Delron Buckley völlig frei vor Straub. Zum Glück misslang
Buckleys Versuch, Straub zu umspielen. Als Fan der Alemannia schwirrten einem
jetzt schon diverse Zahlen durch den Kopf, nach dem Motto: wie viele fangen
wir uns denn heute? Die Schwarz-Gelben spielten aber unbeirrt nach vorne,
ähnlich wie beim 0:5 vor zwei Jahren, nur viel, viel desorientierter.
Willi Landgraf, den auch der ganz persönliche Heimvorteil nicht zum begnadeten Techniker machte,
sprang der Ball beim Versuch, ihn anzunehmen ca. zehn Meter vom Fuß und
irrte ziellos umher, während Wosz Buckley bediente, der auf der rechten
Aachener Abwehrseite viel Platz hatte und hart nach innen flankte. Dort stand
Frank Schmidt einige Meter vor Hashemian, der per Kopf zum 2:0 traf. Keine
zehn Minuten waren zu diesem Zeitpunkt gespielt. Auf der anderen Seite waren
die Aachener Angriffsbemühungen noch nicht einmal ungefährlich. So
war Xie Hui frei durchgebrochen, zog aber nach außen statt zum Tor und
flankte in den Rücken von Taifour Diane, der sich wohl gerade nicht in
der Lage sah, sich rückwärts in Richtung Ball zu bewegen. Kurze
Zeit später gab es nach einem Bochumer Einwurf wieder mal helle Aufregung im
Aachener Strafraum, als Stephan Straub sinnlos durch den Fünfmeterraum
flog und Sascha Hildmann beim Befreiungsschlag einen Gegenspieler anschoss.
Zum Glück waren die Bochumer Stürmer zu überrascht von den
Fehlern der Aachener Hintermannschaft, um daraus Kapital zu schlagen. In der
19. Spielminute versuchte Frank Schmidt einen Befreiungsschlag. Dreißig
Meter vor dem Tor rollte dieser Befreiungsschlag auf den Bochumer Meichelbeck
zu, der zu allem Überfluss aus dieser Entfernung genau den Winkel des
Aachener Tores zum 3:0 traf.
3:0 nach weniger als zwanzig Minuten - die Hochrechnungen deuteten auf ein
zweistelliges Ergebnis hin, aber vielleicht würden die Bochumer ja ein
Einsehen haben und die Sache irgendwann etwas langsamer angehen. Zunächst
sah es leider nicht danach aus: Henri Heeren lief im Mittelfeld einem
Bochumer hinterher, Marco Zernicke wollte aushelfen, Bernd Rauw kam zu
spät, um die Lücke auf der linken Abwehrseite zu schließen.
Die folgende Flanke wollte dann Willi Landgraf mit dem Fuß klären,
aber Delron Buckley war mit dem Kopf schneller am Ball und brachte den Ball
in die Mitte, wo Hashemian Frank Schmidts Rücken anköpfte. Bevor
Schmidt wusste, wo der Ball war, hatte der Bochumer Stürmer den Ball
wieder aufgenommen und Stephan Straub umspielt. Gerade noch rechtzeitig fand
Schmidt den Ball wieder und wehrte Hashemians Schuss auf der Linie ab. Dann
war es Freier, der nach einem schönen Doppelpass frei vor dem Tor stand,
aber den Ball um Zentimeter am Pfosten vorbeischob. Auf der Gegenseite trat
Toplak überraschend über eine zu kurz geratene Flanke von Marco
Zernicke, so dass Karlheinz Pflipsen ganz frei an den Ball kam und auf 3:1
verkürzen konnte. Der Aachener Block (wo die Stimmung schon beim Stand
von 3:0 gut war), feierte, als hätte man gerade einen Auswärtssieg
eingefahren. Auch Marco Zernicke war jetzt guter Dinge und versuchte sich an
einem Dribbling in der eigenen Hälfte. Da er dabei ausrutschte, konnte
Freier den Ball erobern und am langen Pfosten Hashemian bedienen, der
freistehend an Straub scheiterte. Immerhin hätte noch das 3:2 fallen
können, aber nach einem Foul an Bernd Rauw blieb der Elfmeterpfiff
aus.
Zur zweiten Hälfte kamen Zimmermann und Caillas für die schwachen
Schmidt und Hildmann. Aachen spielte jetzt stark nach vorne und setzte Bochum
unter Druck, war aber offen für Konter. Wosz schickte Freier steil, der
zwar im Abseits stand, aber vom Schiedsrichtergespann nicht
zurückgewunken wurde. Als Freier über Straubs ausgestreckte Arme
fiel, zeigte der Schiedsrichter zum Punkt, sehr zum Ärger der Aachener
Fans auf dem Sitzplatz hinter dem Tor, die ihre Wut erstmal am Zaun
ausließen. Nach Betrachtung der Zeitlupe hat Straub den Bochumer zwar
tatsächlich gefoult, aber vorher abseits war es auf jeden Fall. Der
Elfmeter wurde zum scheinbar vorentscheidenden 4:1 verwandelt. Peter Neururer
wechselte im Gefühl des sicheren Sieges zweimal aus und brachte Didi
Berchtold ins Spiel, der kurze Zeit später das 5:1 auf dem Fuß
hatte.
Mitgekriegt hat das allerdings kaum noch jemand, denn jetzt wurde
erstmal mit Rauch im Sitzplatzblock ein Polizei- und Feuerwehreinsatz
heraufbeschworen. Gerade als der Rauch gelöscht war, wurde wie schon beim
Anpfiff ganz oben im Stehplatzblock gezündelt, und alle
Einsatzkräfte eilten nun dorthin. Die nächsten Minuten waren etwas
chaotisch; abwechselnd brannte und krachte es auf den Sitzplätzen und
auf den Stehplätzen. Die etwas überforderte Polizei war meistens
damit beschäftigt, von einem Ort zum anderen zu hetzen. In beiden
Blöcken wurde nach Handgemengen jeweils ein Aachener Fan vorläufig
einkassiert. Während die Feuerwehr auf den Stehplätzen am Ende alle
Feuerteufel gewähren lassen musste, flogen einige Fans auf den
Sitzplätzen kopfüber die Sitzreihen runter. Einige Polizisten warfen
derweil mit vollen Bierbechern um sich, sehr zur Freude eines poln...
Verzeihung: Essener Leergutsammlers.
Spätestens das 4:2 durch Marco Zernicke lenkte die Aufmerksamkeit der
meisten wieder auf das Spielfeld. Zernicke hatte im Anschluss an einen
Freistoß aus 20 Metern ins linke untere Eck getroffen. Nur eine Minute
später gelang tatsächlich noch einmal der Anschlusstreffer: Willi
Landgraf flankte auf Xie Hui, der wie in alten Zeiten höher stieg als
sein Gegenspieler und endlich seinen ersten Saisontreffer erzielte. Aachen
versuchte jetzt nochmal alles, aber die besseren Chancen hatte Bochum. Nachdem
Berchtold gerade noch selber vergeben hatte, schickte er den wieder
abseitsverdächtigen Freier steil. Der bediente am langen Pfosten Toplak,
der den Ball zum 5:3 ins Aachener Tor schob. Wieder schien die Schuld beim
Linienrichter zu liegen, aber im Fernsehen war nachher zu sehen, dass ein
Aachener auf der anderen Spielfeldseite das Abseits aufgehoben hatte. Kurz
vor dem Ende hatte Taifour Diane nach Pass von Ivica Grlic noch eine ganz
dicke Chance, und ein Tor von Olivier Caillas wurde wegen Handspiels nicht
anerkannt.
So blieb es beim insgesamt verdienten 5:3. Zwar hatte man nach dem
3:0 zeitweise sehr gut gespielt, aber in Bochum holt man nunmal nicht so
einfach drei Tore auf. Fragt sich, wie die zu Beginn wieder mal desolate
Abwehrleistung zu erklären ist. Landgraf, Heeren, Zernicke und Hildmann
boten ohne Ausnahme in der ersten Halbzeit indiskutable Leistungen und wurde
dabei nur noch vom völlig hilflosen Frank Schmidt unterboten. Das Spiel
nach vorne sah hingegen recht gut aus. Xie Hui sorgte bei allen Mängeln
für Leben in der Offensive. Immer wieder wurde er von Pflipsen in Szene
gesetzt, der ebenso wie Bernd Rauw eine ganz starke Leistung bot.
Und schließlich muss den Aufwärtstrend bei Auswärtsspielen
auch mal anerkennen - 0:5, 1:5, 3:5... Wenn es keinen Rückfall gibt,
werden wir in Mainz ein 5:5 holen.