So, 16.12.01:
VfL Bochum - ALEMANNIA 5:3 (3:1)
van Duijnhoven - Toplak, Fahrenhorst, Meichelbeck - Colding, Dickhaut (75. Bemben), Mandreko, Wosz (58. Berchtold) - Freier, Hashemian, Buckley (60. Christiansen)
(Vander - Toppmöller, Ristau, Lust / Neururer)
Straub - Landgraf, Heeren, F. Schmidt (46. Zimmermann), Zernicke - Hildmann (46 Caillas), Grlic, Pflipsen, Rauw - T. Diane, Xie Hui
(Memmersheim - Rudan, Bayock, Lämmermann, Ivanovic / Berger)

Zuschauer: 10993 (ca. 2000 aus Aachen)
Gelb: Colding, Toplak - Heeren, Pflipsen, Hildmann

1:0 Buckley (1.)
2:0 Hashemian (8.)
3:0 Meichelbeck (19.)
3:1 Pflipsen (36.; Xie Hui, Zernicke)
4:1 Hashemian (54.; Foulelfmeter)
4:2 Zernicke (65.)
4:3 Xie Hui (66.; Landgraf)
5:3 Toplak (77.)















Spiele gegen Bochum hat man in Aachen in eher guter Erinnerung. So gab es in den 80er-Jahren auf dem Tivoli zwei umjubelte Pokalsiege gegen den damaligen Bundesligisten. Nach dem Wiederaufstieg verlor man zwar das erste Auswärtsspiel mit 0:5 in Bochum, sorgte aber mit 6000 Aachenern trotzdem für eine grandiose Stimmung. Immerhin 2000 waren diesmal mitgereist, in der Hoffnung, auch auswärts mal etwas zu holen und nicht schon wieder fünf Gegentreffer zu kassieren. Bei Alemannia spielte Xie Hui nach ausgestandener Verletzung im Sturm neben Taifour Diane, und auch der formschwache Frank Schmidt rückte für den angeschlagenen Mark Spanier wieder in die Mannschaft. Die in Heimspielen für viel Wirbel sorgenden Außen Caillas und Bayock blieben erstmal draußen. Bei Bochum ließ der Ex-Aachener Peter Neururer den Ex-Aachener Didi Berchtold nicht von Beginn an spielen.
Als Intro hatten sich die Bochumer etwas ganz besonderes ausgedacht: jede Menge Wurfrollen und jede Menge schnelle Tore. Beides ist auch ganz gut gelungen. Natürlich hatten sich auch die Aachener Spieler viel vorgenommen, und die erste halbe Minute sah das auch gar nicht so schlecht aus. Die Aachener liefen zwar nur hinterher, ließen aber bis zur 45. Spielsekunde keine zwingende Torchance zu. Dann säbelte Marco Zernicke auf der linken Abwehrseite seinen Gegenspieler um, und Darius Wosz erreichte mit dem fälligen Freistoß den Kopf von Delron Buckley, der das 1:0 erzielte, ohne von seinem Gegenspieler Taifour Diane ernsthaft gestört zu werden. Munter ging es gleich weiter in dieselbe Richtung: Frank Schmidt und Henri Heeren spielten auf Abseits, Marco Zernicke eher weniger, und schon stand Delron Buckley völlig frei vor Straub. Zum Glück misslang Buckleys Versuch, Straub zu umspielen. Als Fan der Alemannia schwirrten einem jetzt schon diverse Zahlen durch den Kopf, nach dem Motto: wie viele fangen wir uns denn heute? Die Schwarz-Gelben spielten aber unbeirrt nach vorne, ähnlich wie beim 0:5 vor zwei Jahren, nur viel, viel desorientierter. Willi Landgraf, den auch der ganz persönliche Heimvorteil nicht zum begnadeten Techniker machte, sprang der Ball beim Versuch, ihn anzunehmen ca. zehn Meter vom Fuß und irrte ziellos umher, während Wosz Buckley bediente, der auf der rechten Aachener Abwehrseite viel Platz hatte und hart nach innen flankte. Dort stand Frank Schmidt einige Meter vor Hashemian, der per Kopf zum 2:0 traf. Keine zehn Minuten waren zu diesem Zeitpunkt gespielt. Auf der anderen Seite waren die Aachener Angriffsbemühungen noch nicht einmal ungefährlich. So war Xie Hui frei durchgebrochen, zog aber nach außen statt zum Tor und flankte in den Rücken von Taifour Diane, der sich wohl gerade nicht in der Lage sah, sich rückwärts in Richtung Ball zu bewegen. Kurze Zeit später gab es nach einem Bochumer Einwurf wieder mal helle Aufregung im Aachener Strafraum, als Stephan Straub sinnlos durch den Fünfmeterraum flog und Sascha Hildmann beim Befreiungsschlag einen Gegenspieler anschoss. Zum Glück waren die Bochumer Stürmer zu überrascht von den Fehlern der Aachener Hintermannschaft, um daraus Kapital zu schlagen. In der 19. Spielminute versuchte Frank Schmidt einen Befreiungsschlag. Dreißig Meter vor dem Tor rollte dieser Befreiungsschlag auf den Bochumer Meichelbeck zu, der zu allem Überfluss aus dieser Entfernung genau den Winkel des Aachener Tores zum 3:0 traf.
3:0 nach weniger als zwanzig Minuten - die Hochrechnungen deuteten auf ein zweistelliges Ergebnis hin, aber vielleicht würden die Bochumer ja ein Einsehen haben und die Sache irgendwann etwas langsamer angehen. Zunächst sah es leider nicht danach aus: Henri Heeren lief im Mittelfeld einem Bochumer hinterher, Marco Zernicke wollte aushelfen, Bernd Rauw kam zu spät, um die Lücke auf der linken Abwehrseite zu schließen. Die folgende Flanke wollte dann Willi Landgraf mit dem Fuß klären, aber Delron Buckley war mit dem Kopf schneller am Ball und brachte den Ball in die Mitte, wo Hashemian Frank Schmidts Rücken anköpfte. Bevor Schmidt wusste, wo der Ball war, hatte der Bochumer Stürmer den Ball wieder aufgenommen und Stephan Straub umspielt. Gerade noch rechtzeitig fand Schmidt den Ball wieder und wehrte Hashemians Schuss auf der Linie ab. Dann war es Freier, der nach einem schönen Doppelpass frei vor dem Tor stand, aber den Ball um Zentimeter am Pfosten vorbeischob. Auf der Gegenseite trat Toplak überraschend über eine zu kurz geratene Flanke von Marco Zernicke, so dass Karlheinz Pflipsen ganz frei an den Ball kam und auf 3:1 verkürzen konnte. Der Aachener Block (wo die Stimmung schon beim Stand von 3:0 gut war), feierte, als hätte man gerade einen Auswärtssieg eingefahren. Auch Marco Zernicke war jetzt guter Dinge und versuchte sich an einem Dribbling in der eigenen Hälfte. Da er dabei ausrutschte, konnte Freier den Ball erobern und am langen Pfosten Hashemian bedienen, der freistehend an Straub scheiterte. Immerhin hätte noch das 3:2 fallen können, aber nach einem Foul an Bernd Rauw blieb der Elfmeterpfiff aus.
Zur zweiten Hälfte kamen Zimmermann und Caillas für die schwachen Schmidt und Hildmann. Aachen spielte jetzt stark nach vorne und setzte Bochum unter Druck, war aber offen für Konter. Wosz schickte Freier steil, der zwar im Abseits stand, aber vom Schiedsrichtergespann nicht zurückgewunken wurde. Als Freier über Straubs ausgestreckte Arme fiel, zeigte der Schiedsrichter zum Punkt, sehr zum Ärger der Aachener Fans auf dem Sitzplatz hinter dem Tor, die ihre Wut erstmal am Zaun ausließen. Nach Betrachtung der Zeitlupe hat Straub den Bochumer zwar tatsächlich gefoult, aber vorher abseits war es auf jeden Fall. Der Elfmeter wurde zum scheinbar vorentscheidenden 4:1 verwandelt. Peter Neururer wechselte im Gefühl des sicheren Sieges zweimal aus und brachte Didi Berchtold ins Spiel, der kurze Zeit später das 5:1 auf dem Fuß hatte.
Mitgekriegt hat das allerdings kaum noch jemand, denn jetzt wurde erstmal mit Rauch im Sitzplatzblock ein Polizei- und Feuerwehreinsatz heraufbeschworen. Gerade als der Rauch gelöscht war, wurde wie schon beim Anpfiff ganz oben im Stehplatzblock gezündelt, und alle Einsatzkräfte eilten nun dorthin. Die nächsten Minuten waren etwas chaotisch; abwechselnd brannte und krachte es auf den Sitzplätzen und auf den Stehplätzen. Die etwas überforderte Polizei war meistens damit beschäftigt, von einem Ort zum anderen zu hetzen. In beiden Blöcken wurde nach Handgemengen jeweils ein Aachener Fan vorläufig einkassiert. Während die Feuerwehr auf den Stehplätzen am Ende alle Feuerteufel gewähren lassen musste, flogen einige Fans auf den Sitzplätzen kopfüber die Sitzreihen runter. Einige Polizisten warfen derweil mit vollen Bierbechern um sich, sehr zur Freude eines poln... Verzeihung: Essener Leergutsammlers.
Spätestens das 4:2 durch Marco Zernicke lenkte die Aufmerksamkeit der meisten wieder auf das Spielfeld. Zernicke hatte im Anschluss an einen Freistoß aus 20 Metern ins linke untere Eck getroffen. Nur eine Minute später gelang tatsächlich noch einmal der Anschlusstreffer: Willi Landgraf flankte auf Xie Hui, der wie in alten Zeiten höher stieg als sein Gegenspieler und endlich seinen ersten Saisontreffer erzielte. Aachen versuchte jetzt nochmal alles, aber die besseren Chancen hatte Bochum. Nachdem Berchtold gerade noch selber vergeben hatte, schickte er den wieder abseitsverdächtigen Freier steil. Der bediente am langen Pfosten Toplak, der den Ball zum 5:3 ins Aachener Tor schob. Wieder schien die Schuld beim Linienrichter zu liegen, aber im Fernsehen war nachher zu sehen, dass ein Aachener auf der anderen Spielfeldseite das Abseits aufgehoben hatte. Kurz vor dem Ende hatte Taifour Diane nach Pass von Ivica Grlic noch eine ganz dicke Chance, und ein Tor von Olivier Caillas wurde wegen Handspiels nicht anerkannt.
So blieb es beim insgesamt verdienten 5:3. Zwar hatte man nach dem 3:0 zeitweise sehr gut gespielt, aber in Bochum holt man nunmal nicht so einfach drei Tore auf. Fragt sich, wie die zu Beginn wieder mal desolate Abwehrleistung zu erklären ist. Landgraf, Heeren, Zernicke und Hildmann boten ohne Ausnahme in der ersten Halbzeit indiskutable Leistungen und wurde dabei nur noch vom völlig hilflosen Frank Schmidt unterboten. Das Spiel nach vorne sah hingegen recht gut aus. Xie Hui sorgte bei allen Mängeln für Leben in der Offensive. Immer wieder wurde er von Pflipsen in Szene gesetzt, der ebenso wie Bernd Rauw eine ganz starke Leistung bot.
Und schließlich muss den Aufwärtstrend bei Auswärtsspielen auch mal anerkennen - 0:5, 1:5, 3:5... Wenn es keinen Rückfall gibt, werden wir in Mainz ein 5:5 holen.

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