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C. Schmidt - Spanier, F. Schmidt, Heeren - Landgraf, Rauw,
Zernicke, Zimmermann (80. Hildmann), Grlic,
Caillas (66. Xie Hui) - T. Diane
(Straub - Gunesch, Lozanowski, Ivanovic / Berger) |
Reichold (46. Neuhaus) - Surmann, Unsöld, Mamic,
Batista - Ruman, Azzouzi, Reichel, Dworrak -
Reiss (46. Hasenhüttl), Amanatidis (46. Kioyo)
(Kümmerle, Hagner, Schlicke, Reisinger / Hach) |
Nur wenige Wochen nach seinem unrühmlichen Abschied aus Aachen kehrte
Eugen Hach mit seiner neuen Mannschaft zum Tivoli zurück. So kamen viele
Schaulustige aus ihren Löchern gekrochen und bescherten uns mit einer
Zuschauerzahl von 18200 einen Saisonrekord. Gleich zu Beginn folgte das
verbale Nachtreten eines allerdings erfreulich kleinen Teils der Aachener Anhänger.
"Eugen raus", "Eugen ist ein Waldhof-Bub" und "Eugen
ist ein Hurensohn" hallte es von den Rängen. Wahrscheinlich haben
die meisten dieser Helden vor zwei Jahren am allerlautesten "Eugen
Hach, du bist der beste Mann" geblökt. Originell das Spruchband
der Fürther Fans: "ungeschlagen unter Hach".
Bei der Alemannia spielte Mark Zimmermann für den verletzten Dieter
Bayock von Beginn an. In der Sturmspitze erhielt Taifour Diane den Vorzug
vor Xie Hui, und im offensiven Mittelfeld musste Goran Lozanowski zugunsten
von Ivica Grlic auf der Bank Platz nehmen. Aachen spielte aggressiv,
störte früh und zwang den Gegner zu Fehlern. Wer genau hingegen
Willi Landgraf zu dem Aussetzer zwang, der den Fürthern die erste
Großchance ermöglichte, sei dahingestellt. Naja, Bottrop. Auf der
anderen Seite hatte Mark Zimmermann die erste gute Torgelegenheit, als er am
langen Pfosten stehend in eine Hereingabe hineinrutschte, dabei aber nur eine
Kerze produzierte. Torwart Reichold konnte einen Kopfball von Mark Spanier
aus dem Eck fischen, bevor Ivica Grlic das 1:0 auf dem Fuß hatte.
Zwölf Meter vor dem Tor kam er zum Schuss, scheiterte aber am gut
aufgelegten Reichold. Nach 35 Minuten holte Olivier Caillas auf der linken
Seite mal wieder einen Freistoß heraus, ungefähr an der Stelle,
wo im Aufstiegsjahr vor der Überdachten das André-Rieu-Sandloch zu
finden war. Von dort hatte damals Erwin Vanderbroeck gegen die Amateure von
Bayer Leverkusen einen Freistoß direkt im Tor versenkt. Da der seit
einiger Zeit nicht mehr bei uns spielt, wurde der Ball von unserem Neuzugang
aus Arschfick City in den Strafraum getreten, wo er von Freund und Feind
touchiert wurde und irgendwie zum 1:0 im langen Eck landete. Überhaupt
machte Grlic heute sein bisher bestes Spiel für die Alemannia. Der Jubel
und die höhnischen "Eugen raus"-Rufe waren kaum verklungen,
da sank Taifour Diane im Strafraum zu Boden, und der Schiedsrichter entschied
auf Elfmeter, eine zugegeben zweifelhafte Entscheidung. Auch bei der
Ausführung des Elfmeters hatten wir viel Glück. Reichold ahnte die
Ecke, streckte sich aber vergeblich. Der Ball sprang vom linken Innenpfosten
zum 2:0 ins Tor. Die Stimmung im Stadion war jetzt hervorragend, und Eugen
Hach wurde mit einem freundlichen
"Siehste Eugen, so wird das
gemacht" in die Halbzeitpause verabschiedet - das war jetzt originell
und nett, wie es sich gehört - die Beschimpfungen als Hurensohn oder
(schlimmer noch) Mannheimer hatte er nicht verdient.
Als man nach der Halbzeitpause wieder den Block betrat, war vom Spielfeld
nicht mehr viel zu sehen - statt Regenschauern gab es Nebelschwaden
überm Tivoli, so dicht, dass man einen Spielabbruch befürchten
musste. Es wurde aber weitergespielt, und die Fürther zeigten dabei
meistens die bessere Übersicht. Bei der Orientierungslosigkit, die
unser Team in Duisburg an den Tag gelegt hatte, hätte dichter Nebel
auch keinen Unterschied mehr gemacht, aber heute hatte man irgendwie den
Eindruck, dass es besser gewesen wäre, wenn die Fürther
Stürmer die roten Security-Leibchen angezogen hätten - allzu oft
verloren die Aachener Abwehrspieler sie aus den Augen. Gerade mal eine
Minute nach der Pause hatte der eingewechselte Kioyo den Anschlusstreffer
auf dem Fuß, genau wie nach ihm noch diverse andere Fürther. Wie
genau es zu den Torchancen kam, war beim besten Willen nicht mehr zu
erkennen, jedenfalls tauchte ab und zu schemenhaft ein Fürther frei
vor dem Aachener Gehäuse auf. Ob es keine Aachener Torchancen gab oder
ob ich sie nur nicht gesehen habe, weil ich zu weit weg vom Fürther
Tor stand, weiß ich nicht. So standen die Fans auf der Überdachten
ratlos und etwas gelangweilt herum, freuten sich, wenn ab und zu Willi
Landgraf an der Seitenlinie vorbeilief, und unterhielten sich mit albernen
Gesängen. "Ole, wir sehn den Eugen nicht", "Eugen hat
die Hosen voll", "Eugen, gib den Koffer her", "Eugen
ist der größte Arsch der Welt" usw. Auch "Olala,
Aachen ohne Eugen" wurde angestimmt. Schön, dass man sich an alte
Lieder erinnert, aber wieso ist das in Freialdenhoven niemandem eingefallen,
als man auf den wahren Bösewicht traf? Seltsam auch die Doppelmoral, mit
der einerseits Eugen Hach immer wieder seine Verbindung zum Waldhof
vorgeworden wird und andererseits gejubelt wurde, als der rote Ball ins Spiel
kam. Wenigstens sah man im Nachhinein den Fehler ein und sang folgerichtig
"Wir wolln den weißen Ball" und "Wir wolln den blauen
Ball". Fünf Minuten vor dem Ende begann nochmal das große
Zittern, als das 2:1 durch den Spieler fiel, dessen Name sich im Nebel las
wie "Hasenköttel". Zum Glück blieb es beim 2:1, so dass
der Abend ein zufriedenstellendes Ende nahm, zumal niemand die
Sichtverhältnisse für weitere Diebstähle ausgenutzt hat. Eugen
Hach war vermutlich ganz froh, unbeobachtet das Spielfeld verlassen zu
können. Immerhin war die Sache für ihn recht glimpflich verlaufen -
die Beschimpfungen hielten sich doch verhältnismäßig in Grenzen.