Fr, 16.11.01:
ALEMANNIA - SpVgg Greuther Fürth 2:1 (2:0)
C. Schmidt - Spanier, F. Schmidt, Heeren - Landgraf, Rauw, Zernicke, Zimmermann (80. Hildmann), Grlic, Caillas (66. Xie Hui) - T. Diane
(Straub - Gunesch, Lozanowski, Ivanovic / Berger)
Reichold (46. Neuhaus) - Surmann, Unsöld, Mamic, Batista - Ruman, Azzouzi, Reichel, Dworrak - Reiss (46. Hasenhüttl), Amanatidis (46. Kioyo)
(Kümmerle, Hagner, Schlicke, Reisinger / Hach)

Zuschauer: 18200 (ca. 55 aus Fürth)
Gelb: Rauw, Heeren - Azzouzi, Mamic, Amanatidis

1:0 Unsöld (36.; Eigentor; Grlic)
2:0 F. Schmidt (39.; Foulelfmeter; T. Diane)
2:1 Hasenhüttl (86.)







Nur wenige Wochen nach seinem unrühmlichen Abschied aus Aachen kehrte Eugen Hach mit seiner neuen Mannschaft zum Tivoli zurück. So kamen viele Schaulustige aus ihren Löchern gekrochen und bescherten uns mit einer Zuschauerzahl von 18200 einen Saisonrekord. Gleich zu Beginn folgte das verbale Nachtreten eines allerdings erfreulich kleinen Teils der Aachener Anhänger. "Eugen raus", "Eugen ist ein Waldhof-Bub" und "Eugen ist ein Hurensohn" hallte es von den Rängen. Wahrscheinlich haben die meisten dieser Helden vor zwei Jahren am allerlautesten "Eugen Hach, du bist der beste Mann" geblökt. Originell das Spruchband der Fürther Fans: "ungeschlagen unter Hach".
Bei der Alemannia spielte Mark Zimmermann für den verletzten Dieter Bayock von Beginn an. In der Sturmspitze erhielt Taifour Diane den Vorzug vor Xie Hui, und im offensiven Mittelfeld musste Goran Lozanowski zugunsten von Ivica Grlic auf der Bank Platz nehmen. Aachen spielte aggressiv, störte früh und zwang den Gegner zu Fehlern. Wer genau hingegen Willi Landgraf zu dem Aussetzer zwang, der den Fürthern die erste Großchance ermöglichte, sei dahingestellt. Naja, Bottrop. Auf der anderen Seite hatte Mark Zimmermann die erste gute Torgelegenheit, als er am langen Pfosten stehend in eine Hereingabe hineinrutschte, dabei aber nur eine Kerze produzierte. Torwart Reichold konnte einen Kopfball von Mark Spanier aus dem Eck fischen, bevor Ivica Grlic das 1:0 auf dem Fuß hatte. Zwölf Meter vor dem Tor kam er zum Schuss, scheiterte aber am gut aufgelegten Reichold. Nach 35 Minuten holte Olivier Caillas auf der linken Seite mal wieder einen Freistoß heraus, ungefähr an der Stelle, wo im Aufstiegsjahr vor der Überdachten das André-Rieu-Sandloch zu finden war. Von dort hatte damals Erwin Vanderbroeck gegen die Amateure von Bayer Leverkusen einen Freistoß direkt im Tor versenkt. Da der seit einiger Zeit nicht mehr bei uns spielt, wurde der Ball von unserem Neuzugang aus Arschfick City in den Strafraum getreten, wo er von Freund und Feind touchiert wurde und irgendwie zum 1:0 im langen Eck landete. Überhaupt machte Grlic heute sein bisher bestes Spiel für die Alemannia. Der Jubel und die höhnischen "Eugen raus"-Rufe waren kaum verklungen, da sank Taifour Diane im Strafraum zu Boden, und der Schiedsrichter entschied auf Elfmeter, eine zugegeben zweifelhafte Entscheidung. Auch bei der Ausführung des Elfmeters hatten wir viel Glück. Reichold ahnte die Ecke, streckte sich aber vergeblich. Der Ball sprang vom linken Innenpfosten zum 2:0 ins Tor. Die Stimmung im Stadion war jetzt hervorragend, und Eugen Hach wurde mit einem freundlichen "Siehste Eugen, so wird das gemacht" in die Halbzeitpause verabschiedet - das war jetzt originell und nett, wie es sich gehört - die Beschimpfungen als Hurensohn oder (schlimmer noch) Mannheimer hatte er nicht verdient.
Als man nach der Halbzeitpause wieder den Block betrat, war vom Spielfeld nicht mehr viel zu sehen - statt Regenschauern gab es Nebelschwaden überm Tivoli, so dicht, dass man einen Spielabbruch befürchten musste. Es wurde aber weitergespielt, und die Fürther zeigten dabei meistens die bessere Übersicht. Bei der Orientierungslosigkit, die unser Team in Duisburg an den Tag gelegt hatte, hätte dichter Nebel auch keinen Unterschied mehr gemacht, aber heute hatte man irgendwie den Eindruck, dass es besser gewesen wäre, wenn die Fürther Stürmer die roten Security-Leibchen angezogen hätten - allzu oft verloren die Aachener Abwehrspieler sie aus den Augen. Gerade mal eine Minute nach der Pause hatte der eingewechselte Kioyo den Anschlusstreffer auf dem Fuß, genau wie nach ihm noch diverse andere Fürther. Wie genau es zu den Torchancen kam, war beim besten Willen nicht mehr zu erkennen, jedenfalls tauchte ab und zu schemenhaft ein Fürther frei vor dem Aachener Gehäuse auf. Ob es keine Aachener Torchancen gab oder ob ich sie nur nicht gesehen habe, weil ich zu weit weg vom Fürther Tor stand, weiß ich nicht. So standen die Fans auf der Überdachten ratlos und etwas gelangweilt herum, freuten sich, wenn ab und zu Willi Landgraf an der Seitenlinie vorbeilief, und unterhielten sich mit albernen Gesängen. "Ole, wir sehn den Eugen nicht", "Eugen hat die Hosen voll", "Eugen, gib den Koffer her", "Eugen ist der größte Arsch der Welt" usw. Auch "Olala, Aachen ohne Eugen" wurde angestimmt. Schön, dass man sich an alte Lieder erinnert, aber wieso ist das in Freialdenhoven niemandem eingefallen, als man auf den wahren Bösewicht traf? Seltsam auch die Doppelmoral, mit der einerseits Eugen Hach immer wieder seine Verbindung zum Waldhof vorgeworden wird und andererseits gejubelt wurde, als der rote Ball ins Spiel kam. Wenigstens sah man im Nachhinein den Fehler ein und sang folgerichtig "Wir wolln den weißen Ball" und "Wir wolln den blauen Ball". Fünf Minuten vor dem Ende begann nochmal das große Zittern, als das 2:1 durch den Spieler fiel, dessen Name sich im Nebel las wie "Hasenköttel". Zum Glück blieb es beim 2:1, so dass der Abend ein zufriedenstellendes Ende nahm, zumal niemand die Sichtverhältnisse für weitere Diebstähle ausgenutzt hat. Eugen Hach war vermutlich ganz froh, unbeobachtet das Spielfeld verlassen zu können. Immerhin war die Sache für ihn recht glimpflich verlaufen - die Beschimpfungen hielten sich doch verhältnismäßig in Grenzen.

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