Sa, 16.02.02:
ALEMANNIA - SSV Reutlingen 1:1 (0:0)
Straub - Landgraf, Spanier (63. Bediako), Benthin (76. Ivanovic), Heeren - Grlic (63. Rosin), Rauw, Bayock, Pflipsen, Caillas - Daun
(C. Schmidt - F. Schmidt, Lämmermann, T. Diane / Berger)
Curko - Sbordone, Kovar, Malchow, Hofacker - Hoffmann (88. Schmiedel), Aduobe, Becker, Gerster (76. Weigl) - Garcia, Frommer (59. Djappa)
(Krieglmeier - Janic, Conte, Ogungbure / Geyer)

Zuschauer: 8894 (ca. 50 aus Reutlingen)
Gelb: Spanier, Grlic, Caillas - Malchow, Gerster

0:1 Garcia (52.)
1:1 Rauw (90.; Ivanovic)



Eigentlich sollte es ein schöner Samstag werden. Mittags spielte die B-Jugend gegen Dortmund, dann die Profis gegen Reutlingen, und abends freie Auswahl zwischen Volleyball-Damen und Fußball in Belgien. Die Sonne schien, und gut gelaunt machte ich mich auf den Weg zum Tivoli. Im Sparkassenstadion schoss unsere B-Jugend drei schöne Tore gegen die Spitzenmannschaft aus Dortmund, das letzte zum 3:1 ein herrlicher Schuss in den Winkel des Dortmunder Tores. Nach Platzverweis und Zeitstrafe musste sich unsere Elf zwar am Ende mit einem 3:3 begnügen, aber man war bestens unterhalten worden und erfreute sich an der Nummer 11 der Borussia, die wunderbar gereizt auf harmlose Pöbeleien reagierte. Schnell rüber ins große Stadion, mal sehen, was das große Spiel hergeben würde. Nach dem Sieg in Babelsberg schien Reutlingen der richtige Gegner zu sein, um zu alter Heimstärke zurückzufinden.
Bei der Alemannia begannen die elf Spieler, die auch in Oberhausen begonnen hatten, d.h. neben dem von seiner Gelbsperre zurückgekehrten Bernd Rauw war auch Olivier Caillas wieder im Team. Leider begann das Spiel nicht wie erhofft. Die Schwarz-Gelben konnten den Gegner nicht wie in Heimspielen gewohnt unter Druck setzen. Im Gegenteil, der Gast aus Reutlingen hatte zunächst mehr vom Spiel. Die erste richtig gute Chance hatte aber die Alemannia. Nach einem langen Einwurf legte Karlheinz Pflipsen per Kopf für Ivica Grlic auf, der aus kurzer Distanz den Ball nicht richtig traf. Mitte der ersten Halbzeit verpasste Markus Daun mit einem Schlenzer das Reutlinger Tor nur knapp, danach zeigte sich Ivica Grlic nach Doppelpass mit Olivier Caillas zu unentschlossen und spielte einen Rückpass anstatt den Abschluss zu suchen. Auf der anderen Seite hatten wir Glück, dass ein Kopfball von Malchow nach Ecke von Frommer nur die Latte des Aachener Gehäuses traf. Viel mehr passierte in der ereignislosen und von beiden Teams schlechten ersten Halbzeit nicht mehr. Interessanter war da schon die Halbzeitpause, in der Clirim Bashi mit einem Blumenstrauss verabschiedet wurde und nach dreieinhalb Jahren, in denen er immer alles gegeben und vor allem im Aufstiegsjahr auch ganz starke Spiele gemacht hatte, ein letztes Mal von den Fans gefeiert wurde.
Die zweite Halbzeit wurde im stillen Gedenken an das spanische Trainingslager erstmal mit einem Oliven-aus-der-Dose-und-Brötchen-Picknick verbracht, während die Mannschaft noch genauso schlecht spielte wie vor dem Wechsel. Vielleicht fühlte sich der Spanier Garcia durch den Geruch inspiriert, jedenfalls fand der Ball nach einem Eckball irgendwie von seinem Kopf den Weg zum 0:1 ins Aachener Tor. Grlic und Benthin hatten es versäumt, ihn am Kopfball zu hindern. Durch den Rückstand verkrampfte unsere Elf noch mehr als ohnehin schon. Auf den Rängen wurde es immer ruhiger, und Mitte der zweiten Hälfte gab es lautstarke "wir wollen Fußball sehen"-Rufe. Fragt sich, wieso die Leute ausgerechnet zum Tivoli kommen, wenn sie Fußball sehen wollen. Ich habe in den letzten knapp zwei Jahrzehnten am Tivoli eigentlich nur in den seltensten Fällen ansehnlichen Fußball gesehen. Der Unmut auf den Rängen schien die Spieler noch zusätzlich zu verunsichern. Wenn man für einen Fehlpass ausgepfiffen wird, spielt man natürlich lieber den einfachen Pass über drei Meter, was besonders die eingewechselten Bediako und Rosin auf die Spitze trieben. Bernd Rauw hatte mit einem schönen Volleyschuss aus 15 Metern eine gute Gelegenheit, aber Goran Curko lag gerade zur Abwechslung nicht winselnd und zeitschindend auf dem Boden, sondern fischte den Ball aus dem Winkel. Auf der anderen Seite verfehlte Malchow mit einem Freistoß das Aachener Tor, ebenso wie Djappa bei einem Konter. Die Zeit verstrich ohne nennenswertes Aufbäumen der Mannschaft oder wenigstens der Fans. Man hatte nicht den Eindruck, dass noch etwas passieren würde. Immerhin boten sich in den letzten Minuten noch einige Chancen. Nachdem Eddie Bediako aus zwanzig Metern vorbei geschossen hatte, flankte Caillas auf Markus Daun, der fünf Meter vor dem Tor den Fuß hinhielt und die Latte traf. Kurze Zeit später war es dann aber doch noch soweit: Josef Ivanovic flankte von rechts in den Strafraum. Bernd Rauw kam am langen Pfosten gerade noch mit der Fußspitze an den Ball und konnte ihn an Curko vorbei zum Ausgleich im Tor unterbringen. Statt großem Jubel war Erleichterung angesagt. Wenigstens war die dritte Heimniederlage in Folge gerade noch verhindert worden. In der Nachspielzeit hatte Djappa das 1:2 auf dem Fuß, wurde aber im letzten Moment von Stephan Straub gestört.
Das einzig positive an dem Spiel war, dass am Ende noch ein Punkt raussprang. So kann man das Spiel schnell wieder vergessen, und der Ärger hält sich in Grenzen. Trotzdem kann einem so ein Spiel den Tag versauen. Die gute Laune war plötzlich weg, auf die Volleyball-Damen geschissen und frustriert ab nach Hause.

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