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Lehmann - Wörns (74. Thorwart), Kohler (62. Madouni),
Reuter (62. Stevic) - Heinrich (62. Metzelder),
Ricken (74. Bugri), Kehl (78. Demel), Dede (79. Kringe) -
Rosicky (62. Sörensen), Koller (62. Herrlich),
Ewerthon (74. Krontiris)
(Trainer: Sammer) |
Straub - Landgraf, Bediako, Heeren (69. Gunesch),
Zernicke (46. Rudan) - Rauw (46. F. Schmidt), Lämmermann,
Grlic (46. Rosin), Pflipsen (75. Bayock), Caillas -
Xie Hui (69. Ivanovic)
(Trainer: Berger) |
Während Aachen, Fürth, Ahlen, Waalwijk und die deutschen
Jugendnationalmannschaften in La Barrosa dicht an dicht ihre Quartiere
bezogen, stand den Verantwortlichen von Borussia Dortmund der Sinn nach
Besserem. Direkt neben der ehemaligen Formel-1-Grand-Prix-Strecke von Jerez
de la Frontera quartierte man sich im noblen Golfhotel Montecastillo ein und
empfing dort zu zwei Testspielen Greuther Fürth und Alemannia Aachen.
Die ganze Anlage war so penibel sauber gehalten, dass man es als mitgereister
Auswärtsfan schwer hatte, irgendwo zwischen Fußballplatz, Loch 16
und Dortmunds Journalistentross einen Platz zum Pinkeln zu finden. Aber was
soll's, wenn der ständige Lärm von irgendwelchen
Motorrad-Testfahrten auf der Rennstrecke nicht reicht, um dem Laden den
fünften Stern abzuerkennen, dann wird sich auch niemand an ein paar
überdurchschnittlich bewässerten Palmen stören. Nicht nur das
Ambiente erinnerte daran, dass der Gegner nicht Xerez oder Waalwijk
hieß, sondern auch die 30-40 Journalisten, die über die Borussia
berichteten (gegenüber zwei Alemannia-Berichterstattern). Immerhin
gewannen wir das Zaunfahnenduell locker mit 7:1.
Die Dortmunder hatten ihr erstes Spiel mit 0:2 gegen Fürth verloren
und nahmen die Angelegenheit entsprechend ernst. Außer dem
desinteressiert unter seiner Kapuze herumlungernden Amoroso trat der
ehemalige Champions-League-Sieger mit allen Stars an. Interessant, die Jungs
mal aus der Nähe zu sehen. Dass Lars Ricken Jan Koller ungefähr bis
zum Bauchnabel reicht, kommt im Fernsehen nie so gut rüber. Auch Tomas
Rosicky ist aus der Nähe betrachtet sehr beeindruckend - dass er noch
nicht vom Hotelpersonal von der Anlage verscheucht wurde, weil man ihn mit
einem Autogramme sammelnden Kind verwechselte, ist alles. Immerhin traten
alle Dortmunder sehr professionell und freundlich auf - mit Abstrichen sogar
Jens Lehmann.
Bei Alemannia kristallisierte sich allmählich eine Stammformation
heraus. Straub im Tor, Landgraf und Zernicke außen in der
Abwehr-Viererkette, Heeren im Abwehrzentrum, Rauw, Grlic und Pflipsen
im zentralen Mittelfeld und Caillas auf der linken Außenbahn sind im
Moment gesetzt. Auf den übrigen drei Positionen begannen gegen Dortmund
Bediako im Abwehrzentrum, Lämmermann auf Rechtsaußen und Xie Hui
in der Sturmspitze.
Dortmund begann hochüberlegen, hebelte spielerisch leicht die teilweise
überforderte Aachener Abwehr aus - und versagte vor dem Tor ein ums
andere Mal kläglich. Nachdem Koller und Ewerthon völlig
freistehend Rückgaben auf Stephan Straub gespielt hatten, traf Koller nach
Pass von Ewerthon mit einem sehenswerten Heber nur die Unterkante der Latte.
Erst nach einer knappen halben Stunde bot sich Karlheinz Pflipsen die erste
Schusschance für die Alemannia, nicht bevor Koller eine weitere
Großchance in den Sand gesetzt hatte (was kostet der Mann eigentlich?).
Mit fortschreitender Spieldauer bekamen die Aachener den Gegner etwas besser
in den Griff, was Ivo Grlic etwas zu wörtlich nahm, als er von hinten
nach dem Trikot des durchgebrochenen Rosicky griff - Glück für ihn,
dass das Küchenpersonal (oder wer auch immer diesmal als Schiedsrichtergespann
fungierte) sämtliche Augen zudrückte und keine Karte zückte.
In der zweiten Halbzeit konnten die Aachener zunächst gut mithalten. Ein
Kopfball von Frank Schmidt nach Pflipsen-Ecke verfehlte das Tor ebenso wie
auf beiden Seiten Schüsse von Rosicky und Pflipsen, die jeweils
halbrechts aus ca. 16 Metern frei zum Schuss kamen. Dede aus 20 Metern und
Ewerthon aus kurzer Distanz gegen den herausstürzenden Straub scheiterten
noch für Dortmund, bevor sich die Alemannia bedingt durch Dortmunder
Auswechslungen mehr und mehr Spielanteile erarbeitete. Im Laufe der zweiten
Halbzeit wurden außer Torwart Jens Lehmann alle Dortmunder Stammspieler
ausgewechselt und zum großen Teil durch Amateure ersetzt. Mark
Rudan verfehlte (in seiner wohl vorerst letzten vielversprechenden Aktion
für die Alemannia) mit einem Kopfball nach Ecke von Lämmermann das
Tor, bevor fünf Minuten vor Schluss der eingewechselte Bayock im
Strafraum umgerissen wurde. Frank Schmidt verwandelte den fälligen
Elfmeter sicher zum etwas glücklichen 1:0-Siegtreffer.
Trotz einiger Anfangsprobleme bei der Alemannia und mit ca. 15 Grad
vergleichsweise kalten Temperaturen insgesamt ein sehr zufriedenstellender
Nachmittag. Die Journalisten freuten sich, dass sie nach der zweiten
Niederlage des BVB ihre Story hatten und schrieben dankbar die
Schimpftiraden des sichtlich erzürnten Susi Zorc mit, und wir freuten
uns über den Sieg und die gelungene Show, die uns Chefcoach Berger mit
seinen Zwischenrufen geboten hatte. Wenn Willi Landgraf einen Freistoß
in die Wolken drosch und Berger besorgt nachfragte, ob ihm die spanische Luft
nicht bekomme, hatte auch Matthias Sammer seinen Spaß, der die
Angelegenheit insgesamt wesentlich gelassener zur Kenntnis nahm als Kollege Zorc.
Schließlich war auch Olivier Caillas froh, in Jörg Heinrich einen
neuen Freund gefunden zu haben, den er nach Herzenslust bepöbeln
konnte: "Hast du immer noch nicht Fußballspielen gelernt,
Fußball wird immer noch mit dem Fuß gespielt, nicht mit dem
Mund" usw. Wenn Caillas uns nur nicht so vor dem Dortmunder Anhang
blamiert hätte, als er Marco Zernicke quer über das Spielfeld
zurief: "Geh doch mit, Mäuschen, ich bin da!" Die müssen
ja gedacht haben, sie spielen gegen Cöln.