Sa, 15.09.01:
SSV Reutlingen - ALEMANNIA 3:1 (3:0)
Curko - Hofacker (83. Agu), Kovar, Malchow, Traub - Hoffmann, Adoube, Becker, Janic (36. Gerster) - Garcia, Frommer (30. Djappa)
(Langner - Weigl, Klee, Schmiedel / Veh)
C. Schmidt - Landgraf (78. Rauw), F. Schmidt, Heeren, Zernicke (46. Bashi) - Hildmann, Lozanowski, Lämmermann, Caillas - T. Diane, Ivanovic (46. Zimmermann)
(Straub - Rudan, El Hammouchi, Telle / Hach)

Zuschauer: 5558 (ca. 130 aus Aachen)
Gelb: Hofacker, Curko, Malchow, Adoube - Caillas, Heeren

1:0 Janic (14.)
2:0 Garcia (24.)
3:0 Djappa (38.)
3:1 T. Diane (47.; F. Schmidt, Lozanowski)







Keine acht Monate nach der 1:3-Niederlage im Januar mussten wir schon wieder nach Reutlingen - worauf niemand wirklich Lust hatte. Das Stadion an der Kreuzeiche zählt nicht gerade zu den Highlights der zweiten Liga. Aber immerhin war Reutlingen ähnlich schlecht in die Saison gestartet wie wir; vielleicht waren ja heute ein oder gar drei Punkte drin für die Mannschaft. Besonders viele Leute schienen nicht daran zu glauben, jedenfalls waren höchstens 150 Aachener nach Reutlingen mitgereist.
Das Spiel begann vielversprechend. Nach einem Eckball für Reutlingen ging es schnell nach vorne, Stephan Lämmermann hob den Ball an der Mittellinie schön über seinen Gegenspieler und lief frei auf Torhüter Barthez für Arme zu. Dummerweise sah er, was wohl sonst niemandem der knapp 6000 Leute im Stadion aufgefallen war - irgendwo links war Olivier Caillas mitgelaufen, und so versuchte Lämmi, querzulegen - eindeutig die falsche Entscheidung.
Was nun folgte, war altbekannt, tut einem als Fan aber jedes Mal aufs Neue weh. Durch "individuelle Fehler" von Frank Schmidt, Heeren, Zernicke etc. (irgendjemand findet sich im Zweifelsfall immer, der ein Tor verschuldet) war das Spiel spätestens mit dem 3:0 nach 38 Minuten entschieden. Es stimmte mal wieder gar nichts, weder spielerische Ansätze noch Einsatz. Fassungslos stand ich zur Halbzeit im Block, mir war wirklich zum Heulen zumute. Ich war nicht sauer, dass ich meinen Samstag so sinnlos verbracht hatte - man ist es irgendwo selbst schuld, wenn man so blöd ist - vielmehr kotzt einen die Ohnmacht an, mit der man mit ansehen muss, wie sich der Verein in Richtung Regionalliga bewegt, während das ganze einigen der Herren Spieler ziemlich am Arsch vorbeizugehen scheint.
Noch bevor das Spiel wieder begann, hieß es Fahnen einrollen und Block verlassen. Worauf ich in Osnabrück noch mit Unverständnis reagiert hatte, machte ich völlig apathisch mit, wie so ziemlich jeder, mit Ausnahme eines standhaften Herren im roten Umbro-Pullover (...). So standen wir dann vor den Toiletten hinter dem Block, wo die Nachricht, dass irgendwo auf der anderen Seite des Grashügels, hinter dem wir standen, Taifour Diane das 1:3 erzielt hatte, eher mit Gleichgültigkeit hingenommen wurde. Bis zum Spielende füllte sich der Block langsam wieder. Reutlingen muss wohl noch einige Torchancen vergeben haben, bevor der Schiedsrichter dem Trauerspiel endlich ein Ende bereitete. Einige Spieler näherten sich zaghaft dem Fanblock, verschwanden aber schnell wieder, als die ersten Bierbecher flogen. Nur Christian Schmidt schien Verständnis für die Situation der Fans zu zeigen und sah etwas länger mit mitleidigem Hundeblick zu uns hinüber.
Einige Aachener verschafften sich nun irgendwie Zugang zum Bereich hinter den Kabinen, wo man vor dem Mannschaftsbus sitzend auf Spieler und Trainer wartete. Sicherlich irgendwo verständlich, auch wenn man manchmal den Eindruck hat, dass einige das auch noch lustig fanden und das sowieso nur machen, weil man das im Fernsehen bei den Frankfurtern gesehen hat. "Wir sind Aachener und ihr nicht", "wir haben die Schnauze voll" und "Eugen raus" war immer wieder zu hören, von Reutlinger Passanten und Journalisten eher kopfschüttelnd zur Kenntis genommen. Nach und nach kamen irgendwann die Spieler aus der Kabine und wurden mehr oder weniger unfreundlich begrüßt. Ausgerechnet Raschid El Hammouchi und Metin Telle zu bepöbeln, die gar nicht gespielt hatten und Woche für Woche ihre Leistung bei den Amateuren bringen, war sicherlich etwas unpassend, genauso aber auch Metin Telles Reaktion: "Warum machen die das?" Leider waren es nur Christian und Frank Schmidt, Stephan Lämmermann und Willi Landgraf, die sich den Fans stellten, andere versuchten, sich leise in den Bus zu schleichen. Richtig übel wurde es, als Taifour Diane in den Bus einsteigen wollte. Jedenfalls sah es von weitem so aus, als würde die Situation endgültig eskalieren. Es müssen wohl Sprüche gefallen sein wie "wo hast du Fußball spielen gelernt" und "faule Sau", woraufhin Diane scheinbar handgreiflich werden wollte und von Ordnern zurückgehalten wurde. Außerdem soll er das Wort "Arschloch" benutzt haben, bevor er im Bus verschwand. Nach der Pressekonferenz stellte sich auch Eugen Hach noch der Menge. Einige wollen ein Grinsen auf seinem Gesicht gesehen haben, aber so etwas kann auch Verlegenheit und Unsicherheit sein. Nach all diesen Vorkommnissen ist schwer vorstellbar, dass Eugen Hach noch lange Trainer ist. Nach der heutigen Leistung habe ich auch sehr große Zweifel, dass er noch der richtige ist. Andererseits muss ich ehrlich sagen, dass er mir leid tut - im Gegensatz zu einigen Spielern ist er mit vollem Engagement bei der Sache.

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