So, 13.03.38:
ALEMANNIA - SV Beuel 0:0 (0:0)
Neußl - Gummer, Schulzen - Goffart, Münzenberg, Dautzenberg - Gentges, Wynands, J. Schnitzler, Kölling, Stephan Lambertz - Müller, Pütz - M. Elbern, Klein, Lütz - H. Elbern, Schäfer, Römer, J. Elbern, Schmidt

Zuschauer: 12500 (ausverkauft; ca. 1000 aus Beuel)
Lambertz vorübergehend verletzt ausgeschieden (7.-19..); Lütz neuer Torwart
Römer scheidet verletzt aus (ca. 40.)



(Foto: Fußball)




* Da Beuel erst nachträglich am grünen Tisch zwei zusätzliche Punkte bekam, schien das Remis den Meistertitel für die Alemannia zu bedeuten.

"Die Organisation klappte vorbildlich. Tagelang vorher hatte man geübt, den Anmarschplan bis ins kleinste durchdacht, nun entstand nirgendwo eine Stockung. Ohne Aufenthalt fluteten die Menschen durch die Sperren und verteilten sich reibungslos auf die ihnen zugewiesenen Plätze. Die Höchstzahl war ebenfalls genau festgelegt: 10.000 Stehplätze, 1680 Sitzplätze, außerdem wurden durch einen Nebeneingang 500 Jugendliche hereingelassen. Nimmt man die Ordnungsmannschaften und sonstige Funktionäre hinzu, so kommt man auf eine Zuschauerzahl von 12.500, womit das Fassungsvermögen der Anlage erschöpft war. Beim Kampf Alemannia - Sülz vor acht Jahren waren vielleicht 2-3000 Menschen mehr da - dafür gab es eine Menge Ohnmächtiger und sehr erhebliche Schäden an der Platzanlage selbst."
(Aachener Anzeiger)

"Selbst die bewegenden Stunden, die das deutsche Volk in den letzten Tagen erlebt, vermochten das Interesse an der Entscheidung der Fußballmeisterschaft vom Mittelrhein nicht zu verkleinern. Vom Mittwoch an setzte eine förmliche Jagd nach Eintrittskarten in dem sportfreudigen Aachen ein, und Samstagfrüh war es so weit, daß Alemannia den Verkauf abstoppen mußte, weil mit 12.000 [...] Karten das Fassungsvermögen der Tivolianlage [...] erschöpft war. Tausende baten vergebens noch um Einlaß, aber es war schon richtig, daß man ihrem Wunsch nicht mehr nachkam."

"Auch Beuel hatte eine große Anzahl Schlachtenbummler entsandt: sangesfreudige Volksgenossen, die richtig für Stimmung sorgten und auch die Aachener veranlaßten, in den Chor ihrer fröhlichen Lieder einzustimmen. [...] Pünktlich auf die Minute liefen die Mannschaften ein, in ihrer Mitte Dr. Bauwens. Herzlich war der Empfang der Beueler, brausend der der Aachener."

"Als der Schlußpfiff endlich dieses harte Spiel der Nerven und Kräfte beendete, umbrauste tosender Jubel den Meister. [...] Gauführer Reinartz sprach dem Sieger die Glückwünsche des Gaues aus und überreichte Münzenberg als Mannschaftsführer den beschleiften Lorbeerkranz."
(Westdeutscher Sport-Beobachter)

* Das harte Spiel forderte einige Verletzte: In der ersten Halbzeit schied Torwart Lambertz nach einem Zusammenprall mit Kölling für 15 Minuten aus, später musste Aurel Schulzen verletzt vom Feld und bestritt die restliche Spielzeit humpelnd. Römer schied nach einer Attacke Münzenbergs komplett aus; in der zweiten Halbzeit musste Willi Kölling zehn Minuten aussetzen.

"Wir bedauern, daß wir bezüglich des Spiels von Münzenberg hier niederschreiben müssen, daß seine Art im zweiten Drittel der ersten Halbzeit unsportlich war. Der Nationalspieler hat, als sein Mitspieler Schulzen einmal zu Boden gehen mußte, Rache üben wollen, die, das betonen wir ausdrücklich, in einem Fachblatt, das schließlich nicht nur eine kritische Aufgabe erfüllt, sondern auch auf das sportsmännische Verhalten der Spieler hinzuweisen hat, unfair war. Ja es schien uns, als ob dieser für die Fußballbewegung so verdiente Spieler für einige Minuten seine Nerven verlor und dann in einer Form gegen zwei - drei Beueler Spieler einstieg, die unverantwortlich war."
(Gaufußballobmann Zündorf, Köln)

"Am Beueler Brückenkopf herrschte gestern schon um 9 Uhr reges Leben. Aus allen Richtungen kamen die Schlachtenbummler, die die Beueler Mannschaft auf ihren schweren Gang nach Aachen begleiten wollten. Ein Autobus nach dem anderen rollte an, Agnes- und Wilhelmstraße wurden von den großen Fahrzeugen ausgefüllt. Man hatte Plakate bereit, die innen oder außen auf die Wagen geklebt wurden und den Namen des Beueler Sportvereins in fetter Schrift auswiesen. [...] Zunächst einmal mußte man feststellen, daß das Spielfeld verhältnismäßig kleine Ausmaße hat und die Außenlinien kaum anderthalb Meter von den Sitzen der Zuschauer entfernt sind. Dahinter erheben sich die Erdränge und man hatte schließlich, nachdem die beiden Kopfseiten dicht besetzt waren, den Eindruck, diese Menschenmauer könnte zum Spielfeld hin umkippen. [...] Um eine Ueberfüllung zu verhindern, hatte man auch nur die entsprechende Anzahl Eintrittskarten ausgegeben, die übrigens schon 500 Meter vorher an allen Zufahrtsstraßen von fliegenden Verkäufern zu erhalten waren - bis kurz nach 14 Uhr. Dann war ausverkauft und es stellte sich eine Polizeisperre vor dem Eingang auf und verhinderte jeden weiteren Zutritt. [...] Am schmalen Durchlaß zu den Sitzplätzen erschienen kurz vor 15 Uhr die prominenten Gäste dieses Spieles. Der Gauführer des DRL, Reinartz erschien mit dem Gaufußballobmann Zündorf. Kurz darauf sah man den Aachener Kreisleiter Schmeer, Polizeipräsident, SS-Oberführer Zenner und SA-Brigadeführer Lampe. Platzordner waren ein ganzer Sturm der SS und das war gut so, denn es war verschiedentlich notwendig, einzugreifen, um die Ruhe wiederherzustellen. 'Süße Boys' machten aber zunächst noch mit ihren Süßigkeiten riesige Geschäfte und man amüsierte sich vor allem über einen dieser lebhaften Burschen, der das von den höchsten Rängen zugeworfene Geld mit einer Sicherheit ohnegleichen auffing um mit gleicher Sicherheit dem Käufer die Ware in die Hand zu werfen. Die ganze Atmosphäre aber in den Rängen stand auf Sturm, was man leicht daran erkennen konnte, daß die armen Bildberichterstatter durch entsprechende 'zarte' Zurufe schon auf die Knie gegangen waren, ehe das Spiel überhaupt begonnen hatte. An der einen Längsseite hatten die Beueler Schlachtenbummler sich festgesetzt, leicht zu erkennen an zwei Fahnen mit den grün-weißen Vereinsfarben."

"Nachdem Lambertz wieder im Tor ist, legen die Beueler prächtig los und das Ergebnis sind zwei Ecken, bei denen sich aber Münzenberg wie ein wuchtiger Hammer einsetzt. Er wirbelt die kleinen Beueler durcheinander und schmeißt sie mit klobigen Remplern, die mehrfach nach grober Unfairneß riechen, nach allen Seiten. Gegen diese Kampfmaschine in ihrer vollkommenen Rücksichtslosigkeit ist nicht anzukommen. Die Beueler lassen es danach auch nicht an der nötigen Härte fehlen, aber es war vollkommen fehl am Platze, daß die Zuschauer wie toll losschrien, als der Aachener Verteidiger bei einer robusten Abwehr plötzlich hinkend den Platz verließ. Kein Beueler war an ihm gewesen, zumindest nicht in diesem Augenblick. Fünf Minuten später hatte es dann Römer gepackt. Münzenberg trat wieder einmal in seiner bekannten Manier ohne Rücksicht auf sich selbst und andere durch, unglücklicherweise stand Römer hinter dem Ball. Der Beueler fiel, die in der Nähe befindlichen Beueler Schlachtenbummler machten Miene, über die Umzäunung zu setzen, aber die SS verhinderte es. [...] Gauführer Reinartz gedachte auch der Beueler Mannschaft und ihres tapferen Kampfes mit zehn Mann. Bis auf den Tormann verließen die Beueler darauf das Spielfeld, ohne den Gegner zu beglückwünschen."
(aus einer Zeitung aus dem Raum Bonn/Beuel)

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