Mo, 11.08.03:
ALEMANNIA - FSV Mainz 05 2:2 (1:1)
Straub - Paulus (76. Gomez), Klitzpera, Lanzaat, Blank - Grlic, Bayock, van der Luer (75. Mbwando), Michalke - Meijer, Krontiris
(Memmersheim - Bediako, Brinkmann, Ewertz, Kim / Berger)
Wache - Nikolic (68. Neustädter), Abel, Bodog, Rose - Kramny, Schwarz (83. Azaouagh), da Silva - Thurk (84. Teinert), Auer, N. Weiland
(Trainer: Klopp)

Zuschauer: 12237 (ca. 700 aus Mainz)
Gelb: Lanzaat, Krontiris, Meijer - N. Weiland, da Silva, Bodog

0:1 Auer (19.)
1:1 Krontiris (32.; Grlic, Blank)
1:2 Thurk (67.)
2:2 Grlic (94.; Foulelfmeter; Meijer)





So nett es in Burghausen auch war: besonders viel los ist da wirklich nicht, und so konnte man froh sein, endlich wieder Fußball am Tivoli zu sehen, noch dazu bei einem Abendspiel. Der Tivoli war trotz DSF-Übertragung voller als erwartet, rund 15-16000 Zuschauer hätte ich geschätzt. Der DSF-Kommentator kam sogar auf 18-19000, aber die Alemannia hörte bei der Bestimmung der offiziellen Zuschauerzahl bei 12237 mit dem Zählen auf.
Die Alemannia musste auf den Einsatz von Kapitän Karlheinz Pflipsen sowie den in Burghausen verletzten Willi Landgraf verzichten, für sie spielten Eric van der Luer und Frank Paulus. Dazu gab es noch zwei freiwillige Umstellungen: Thierry Bayock erhielt nach starken Auftritten in Burghausen und Mondercange den Vorzug vor George Mbwando, und der in Burghausen harmlose Daniel Gomez musste zugunsten von Emmanuel Krontiris auf der Bank Platz nehmen.
Die Alemannia begann ihr erstes Heimspiel schwungvoll, Eric van der Luer hatte nach viereinhalb Minuten die erste Chance, bekam den Ball aber nach Hereingabe von Stefan Blank nicht unter Kontrolle. Die kalte Dusche folgte nach 19 Minuten. Jürgen Kramny spielte auf der rechten Seite steil auf Robert Nikolic, dessen Bewacher Stefan Blank in dieser Szene eine sehr unglückliche Figur machte. Nikolic legte den Ball in die Mitte auf einen abseitsverdächtigen München Gladbacher Stürmer, der wenig Mühe hatte, zum 0:1 zu vollenden, da Frank Paulus nicht vor oder neben, sondern hinter ihm stand. Nach mehrmaligem Betrachten der Zeitlupe stand Auer mit Nikolic auf nahezu gleicher Höhe, so dass ich mir an dieser Stelle ausnahmsweise Vorwürfe gegen Schieds- und Linienrichter spare. Marco Rose mit einem schönen Schuss aus 18 Metern hatte die nächste gute Szene für den FSV. Nach einer guten halben Stunde brachte die erste dicke Torchance schon den Ausgleich. Erik Meijer wurde auf der linken Seite gefoult. Den Freistoß von Ivica Grlic verlängerte Stefan Blank mit dem Kopf (oder der Schulter) in die Mitte. Dort drosch Emmanuel Krontiris den Ball aus zehn Metern mit links volley unter die Latte - volles Risiko und perfekt getroffen. Nun wurde es auch wie zu Beginn wieder richtig laut auf der Überdachten, wo viele nach dem 0:1 leider schon wieder den Support eingestellt hatten. Die Alemannia hatte nach dem Tor Oberwasser und hätte kurz vor der Pause fast noch die Führung erzielt. Emmanuel Krontiris setzte sich im Strafraum durch und legte den Ball in die Mitte auf Eric Meijer. Dessen Schuss aus der Drehung wurde abgeblockt, und der Ball prallte in Richtung Thierry Bayock, der am langen Pfosten freistand. Im letzten Moment warf sich Marco Rose in den Schuss von Bayock und verhinderte so das sichere 2:1.
Nach dem Wechsel waren es zunächst die Mainzer, die für mehrere Paukenschläge sorgten. Nach 50 Minuten wurschtelte sich Niclas Weiland am Sechzehner mitten durch drei Aachener durch und stand plötzlich ganz frei vor Stephan Straub, der lange stehenblieb und den Rückstand verhinderte. Nur zwei Minuten später prallte ein langer Ball gegen den Rücken von Quido Lanzaat auf Benjamin Auer, der frei durch war, aber von Lanzaat gerade noch abgelaufen wurde. Die anschließende Ecke wurde zu kurz abgewehrt, Antonio da Silva hielt aus 14 Metern volley drauf, und Niclas Weiland bekam sechs Meter vor dem Tor den Ball vor die Füße. Glänzend die Parade von Stephan Straub gegen den Schuss von Weiland. Die Alemannia war mittlerweile mit dem 1:1 bestens bedient, als Stefan Blank mit einem Flachschuss aus 30 Metern die stärkste Phase einläutete. Alexander Klitzpera kam nach der anschließenden Ecke zum Kopfball, aber Dimo Wache war zur Stelle. Nach 63 Minuten hatte die Alemannia ihre bisher beste Chance im zweiten Durchgang. Erik Meijer und Eric van der Luer spielten an der linken Seitenlinie schön Kai Michalke frei. Der zog nach innen und legte den Ball auf Emmanuel Krontiris, der aus sechs Metern die Hacken von Marco Rose anschoss. Eine Minute später stand Stefan Blank in halbrechter Position nach Hereingabe von Emmanuel Krontiris völlig frei vor dem Tor, zielte aber knapp am linken Pfosten vorbei. Das 2:1 lag in der Luft, und das ganze Stadion ging nun mit. Mitten in dieser Phase schlug Mainz im Stile einer Spitzenmannschaft eiskalt zu. Über sechs Stationen lief der Ball aus der eigenen Hälfte auf Antonio da Silva. Der spielte steil auf Michael Thurk. Alexander Klitzpera lief hinterher, während Quido Lanzaat das Abseits aufhob und Stephan Straub unschlüssig stehenblieb (nachdem er in der ersten Halbzeit einmal zu oft aus seinem Tor herausgekommen war). Thurk vollendete schließlich abgebrüht zum 1:2. Mit George Mbwando und Daniel Gomez kamen eine Viertelstunde vor Schluss noch einmal zwei frische Kräfte bei der Alemannia, aber die besseren Chancen hatten die gefährlich konternden Gäste. Niclas Weiland bediente in der Mitte Mimoun Azaouagh, der gegen die Laufrichtung von Stephan Straub abschloss, aber letzterer reagierte ganz stark. Auf der anderen Seite hatte Erik Meijer nach Diagonalpass von Thierry Bayock den Ausgleich auf dem Fuß, schoss aber frei vor dem Tor Dimo Wache an. Dann fing Wache eine Flanke von Quido Lanzaat ab und hielt den Ball 14 Sekunden fest, bis Schiedsrichter Perl schließlich auf Freistoß entschied. Ivica Grlic schoss bei der Ausführung des Freistoßes einen Mainzer an. Eine Minute später scheiterte Emmanuel Krontiris aus 19 Metern an Dimo Wache. Fünf Minuten vor Schluss war erst einmal Schluss mit Fußball. Nach dem x-ten Zweikampf, der mit einem Pfiff gegen ihn endete, hatte Erik Meijer genug gesehen, beschwerte sich beim Schiedsrichter und sah prompt Gelb. Ivica Grlic wurde nun erst einmal vom Schiedsrichter aufgefordert, die Zuschauer zu beruhigen, bevor er in Richtung Jörg Berger geschickt wurde. Der hatte sich zu vehement beschwert und musste das Feld in Richtung Tribüne verlassen. Unter "Schwarze-Sau"- und "Hurensohn"-Rufen gegen den Schiedsrichter schlenderte Berger gemütlich in Richtung Haupttribüne, bis das Spiel nach drei Minuten Unterbrechung wieder angepfiffen werden konnte. Die Stimmung war nun ziemlich aufgeheizt, und der Schiedsrichter schien der Sache nicht ganz gewachsen zu sein. 92 Minuten waren schon gespielt, als Dimo Wache einen langen Abschlag von Stephan Straub abfing. Erik Meijer hatte keine Chance, an den Ball zu kommen, lief auf Tamas Bodog auf und ließ sich geschickt fallen. Das Stadion schrie laut "Foul", und der Schiedsrichter pfiff tatsächlich. Als ob die Zuschauer bei dem Spiel nicht ohnehin schon mehrere Jahre gealtert wären, schoss Ivica Grlic den folgenden Elfmeter so schwach, dass Dimo Wache ihn locker halten zu können schien, aber Wache lenkte den Ball mit beiden Händen an den Innenpfosten, von wo der Ball zum 2:2 ins Tor prallte.
Insgesamt ist das Unentschieden durch den unberechtigten Elfmeter glücklich, aber über 90 Minuten verdient. Die Alemannia ließ sich noch ausgiebig feiern, und die Mainzer schlichen unter "Auf Wiedersehen"-Rufen vom Platz. Als Marco Rose und einige andere trotzig zur Überdachten winkten, wurde prompt "nie erste Liga" angestimmt - selten so viel Spaß gehabt. Die Alemannia liegt mit dem Ergebnis mit vier Punkten Rückstand auf einen Auf- und einem Punkt Vorsprung auf einen Abstiegsplatz auf Rang 12 und hatte dabei in beiden Spielen Glück, nicht verloren zu haben. Verglichen mit der hohen Erwartungshaltung einiger Leute ist man damit schon ein kleines bisschen auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Was allerdings wirklich Mut macht, ist die Feststellung, dass es immer noch Schiedsrichter gibt, die sich von der Atmosphäre beeindrucken lassen und uns in der Nachspielzeit einen Elfmeter schenken.

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