Fr, 11.04.03:
ALEMANNIA - Eintracht Braunschweig 1:3 (0:2)
Straub - Landgraf (59. Ferl), Klitzpera, Lanzaat (62. Heeren), Bediako - Rosin, Mbwando, Grlic, van der Luer - Spizak, Ivanovic (59. Krontiris)
(Memmersheim - Caspers, Bayock, Zimmeramnn / Berger)
Kunze - Dziwior, Thiam, Küpper - da Silva, Hutwelker (90. Ridder), Schanda, Dinzey - Thomas (81. Lutz), Rische, Choji
(Spoelder - Eigner, Sümnich, Fuchs, Teixeira / Reinders)

Zuschauer: 9136 (ca. 300 aus Braunschweig)
Gelb: Grlic - Thiam, Hutwelker

0:1 Schanda (9.)
0:2 Choji (40.)
0:3 Choji (53.)
1:3 Mbwando (61.)







Nach der desolaten Vorstellung in Lübeck waren alle Aufstiegsträume der Alemannia geplatzt, und in den letzten Partien konnte man nun wenigstens befreit aufspielen - es ging nur noch um die Ehre. Man durfte gespannt sein, wieviel Ehre der eine oder andere Spieler mitbringen würde. Ganz anders die Situation bei der Eintracht: es ging um die vielleicht letzte Chance auf den Klassenerhalt. Trotzdem waren nur rund 300 Fans aus Braunschweig mitgereist, auch bedingt durch den unmöglichen 19-Uhr-am-Freitagabend-Termin. Einigen dieser 300, die vor dem Spiel verloren nach dem Weg fragten, wusste man gar nicht, was man sagen sollte. Wie sich später herausstellte, wäre die richtige Antwort nicht etwa "Block V, Eingang Krefelder Straße", sondern "Block Z, Eingang Merowinger Straße" gewesen.
Vor immerhin noch mehr als 9000 Zuschauern deutete die Eintracht schnell an, dass sie sich noch nicht aufgegeben hatte und am Tivoli auf Sieg spielen wollte; Rische hatte mit einem Kopfball nach Flanke von da Silva die erste Chance. Bei der Alemannia lief wenig zusammen, nur Miroslaw Spizak deutete in der Anfangsphase zweimal sowohl seine Schnelligkeit als auch seine Abschlussschwäche an. Dann kam der kleine Sambo Choji nach Freistoß von Hutwelker gegen Lanzaat und Bediako zum Kopfball - nicht zum letzten Mal. Die Eintracht erarbeitete sich zwar Torgelegenheiten, aber ganz klare Torchancen blieben aus. Auch der Schuss, den Schanda nach knapp zehn Minuten aus 20 Metern auf das Aachener Tor abfeuerte, wirkte eher harmlos. Leider hatte Stephan Straub seinen zweiten groß Aussetzer innerhalb von fünf Tagen (ganz ohne durch einen von Braunschweiger Fans geworfenen Ball irritiert worden zu sein), als er den langsam daherhoppelnden Ball mit den Fäusten über den eigenen Körper zum 0:1 ins Netz lenkte. Das war zwar ärgerlich, aber noch waren mehr als 80 Minuten zu spielen, und am Tivoli wurden schon ganz andere Rückstände gegen ganz andere Gegner aufgeholt. Umso unverständlicher ist die Reaktion der Mannschaft, die keinerlei Aufbäumen erkennen ließ und sich willenlos ihrem Schicksal ergab. Hutwelker hatte bei seinem Schuss vom linken Strafraumeck die nächste gute Torgelegenheit. Die Alemannia brachte weiterhin gar nichts zustande, während Braunschweig gefällig konterte. Rische traf zehn Minuten vor der Pause nach Doppelpass mit Dinzey nur das Außennetz. Fünf Minuten vor dem Wechsel klärte Quido Lanzaat einen langen Ball mit dem Kopf nach vorne. Dummerweise waren im Mittelfeld nur Braunschweiger nachgeräckt, und so hatten die Gäste Platz genug zu einem hohen Anspiel über Alexander Klitzpera hinweg auf Sambo Choji, dem Willi Landgraf nur hinterherlief. Choji trat beim Abschluss in den Boden, aber der Ball sprang über den wieder unglücklich agierenden Stephan Straub hinweg zum 0:2 ins lange Eck. Schlimm genug, dass sich unsere Mannschaft auf eigenem Platz so derbe vorführen ließ, aber einige Aachener "Fans" setzten noch einen oben drauf, als sie das Tor lautstark bejubelten. Das ganze erinnerte mittlerweile fatal an das 2:3 gegen Paderborn im Aufstiegsjahr - fehlten nur noch die "Zugabe"-Rufe.
Die Zugabe gab es in der zweiten Halbzeit sehr schnell. Die Alemannia brachte es fertig, noch schwächer aus der Kabine zu kommen als man hineingegangen war. Die Eintracht setzte nach: Thomas überlief nacheinander Rosin, Bediako und Klitzpera, bevor Stephan Straub seinen Querpass auf Rische abfing. Dann kam Thiam nach Ecke von Hutwelker zum Kopfball, Eric van der Luer stand am kurzen Pfosten auf der Linie und konnte mit dem Kopf klären. Wenig später konnte niemand mehr auf der Linie klären, als der kleine Sambo Choji nach einer Ecke von Hutwelker schon wieder gegen Eddie Bediako zum Kopfball kam. Wie schon für Saarbrücken vor mehr als drei Jahren war es Sambo Choji, der der Alemannia mit zwei Treffern den KO versetzte. Plötzlich kam nun auch Stimmung auf den Rängen auf, wo bis dahin nur Pfiffe zu hören waren. Wenn es schon keinen Grund gibt, die Mannschaft zu feiern, feiert man sich eben selbst - auch wenn es dazu erst recht keinen Grund gibt. Jörg Berger brachte Daniel Ferl und Emmanuel Krontiris für Willi Landgraf und Josef Ivanovic. Letzterer war von elf schlechten Spielern der allerschlechteste gewesen und rannte nach seiner Auswechslung eilig in Richtung Spielertunnel. Ohne Worte... Damit war der Tiefpunkt erreicht. George Mbwando erzielte kurz darauf mit einem beherzten Solo das 1:3. Die Arschlöcher, die sich beim 0:2 noch für den Gegner freuten, wechselten nun wieder die Seite und jubelten am lautesten. Schon im Gegenzug hatte Choji nach Pass von Thomas das 1:4 auf dem Fuß, aber Alexander Klitzpera kratzte seinen Heber über Stephan Straub von der Linie. Mittlerweile war Henri Heeren ins Spiel gekommen, sein erster Einsatz nach seiner langen Verletzung. Die Alemannia ließ nun immerhin ansatzweise das Bemühen erkennen, dem Spiel noch eine Wende zu geben und rannte auf das Braunschweiger Tor an, was der Gegner dankbar zu Kontern gegen die immer löchriger werdende Aachener Abwehr nutzte. So traf Hutwelker aus 16 Metern aus vollem Lauf den linken Außenpfosten. Dann folgten zwei Minuten, in denen man kurzfristig den Eindruck hatte, es sei noch etwas möglich. Ivica Grlic spielte diagonal auf Miroslaw Spizak. Der schob den Ball mit der Fußspitze unter Torwart Kunze durch. Kunze berührte den Ball leider noch, und so rollte der Ball knapp am rechten Pfosten vorbei. Nach der anschließenden Ecke hätte Daniel Ferl beinahe per Kopf zum 2:3 getroffen. Etwas später hatte Ivica Grlic 18 Meter zentral vor dem gegnerischen Tor viel Platz, bemerkte dies aber nicht und schoss überhastet links am Tor vorbei. Das war es dann aber auch, es folgten nur noch Konterchancen für die Eintracht. So hob Thomas den Ball freistehend in die Arme von Stephan Straub. Dinzey hatte Pech mit einem Freistoß aus 25 Metern, der sein Ziel um Zentimeter verfehlte.
Es blieb beim 1:3, der nun schon fünften Heimniederlage in dieser Saison. Wie diese Niederlage gegen eine keineswegs übermächtige Braunschweiger Mannschaft zustande kam, ist mehr als ärgerlich. Auf eigenem Platz darf man sich nicht so ohne Gegenwehr abschlachten lassen, noch dazu von einem Regionalligisten - auf dem Tivoli, der mal als gefürchtet bis uneinnehmbar galt. Das Spiel war eine Demütigung für jeden, dem die Alemannia am Herzen liegt - wobei man da bei vielen Spielern, die lustlos ihrer Arbeit nachgingen, so seine Zweifel hat. Jedenfalls haben die Herren Spieler es wieder einmal geschafft, mir das Wochenende schon am Freitagabend zu versauen.

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