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Straub - Landgraf (59. Ferl), Klitzpera, Lanzaat (62. Heeren),
Bediako - Rosin, Mbwando, Grlic, van der Luer - Spizak,
Ivanovic (59. Krontiris)
(Memmersheim - Caspers, Bayock, Zimmeramnn / Berger) |
Kunze - Dziwior, Thiam, Küpper - da Silva,
Hutwelker (90. Ridder), Schanda, Dinzey - Thomas (81. Lutz),
Rische, Choji
(Spoelder - Eigner, Sümnich, Fuchs, Teixeira / Reinders) |
Nach der desolaten Vorstellung in Lübeck waren alle Aufstiegsträume
der Alemannia geplatzt, und in den letzten Partien konnte man nun wenigstens
befreit aufspielen - es ging nur noch um die Ehre. Man durfte gespannt sein,
wieviel Ehre der eine oder andere Spieler mitbringen würde. Ganz anders
die Situation bei der Eintracht: es ging um die vielleicht letzte Chance auf
den Klassenerhalt. Trotzdem waren nur rund 300 Fans aus Braunschweig
mitgereist, auch bedingt durch den unmöglichen
19-Uhr-am-Freitagabend-Termin. Einigen dieser 300, die vor dem Spiel verloren
nach dem Weg fragten, wusste man gar nicht, was man sagen sollte. Wie sich
später herausstellte, wäre die richtige Antwort nicht etwa
"Block V, Eingang Krefelder Straße", sondern "Block Z,
Eingang Merowinger Straße" gewesen.
Vor immerhin noch mehr als 9000 Zuschauern deutete die Eintracht schnell an,
dass sie sich noch nicht aufgegeben hatte und am Tivoli auf Sieg spielen
wollte; Rische hatte mit einem Kopfball nach Flanke von da Silva die erste
Chance. Bei der Alemannia lief wenig zusammen, nur Miroslaw Spizak deutete
in der Anfangsphase zweimal sowohl seine Schnelligkeit als auch seine
Abschlussschwäche an. Dann kam der kleine Sambo Choji nach Freistoß
von Hutwelker gegen Lanzaat und Bediako zum Kopfball - nicht zum letzten Mal.
Die Eintracht erarbeitete sich zwar Torgelegenheiten, aber ganz klare
Torchancen blieben aus. Auch der Schuss, den Schanda nach knapp zehn Minuten
aus 20 Metern auf das Aachener Tor abfeuerte, wirkte eher harmlos. Leider
hatte Stephan Straub seinen zweiten groß Aussetzer innerhalb von
fünf Tagen (ganz ohne durch einen von Braunschweiger Fans geworfenen
Ball irritiert worden zu sein), als er den langsam daherhoppelnden Ball mit
den Fäusten
über den eigenen Körper zum 0:1 ins Netz lenkte. Das war zwar
ärgerlich, aber noch waren mehr als 80 Minuten zu spielen, und am Tivoli
wurden schon ganz andere Rückstände gegen ganz andere Gegner
aufgeholt. Umso unverständlicher ist die Reaktion der Mannschaft, die
keinerlei Aufbäumen erkennen ließ und sich willenlos ihrem
Schicksal ergab. Hutwelker hatte bei seinem Schuss vom linken Strafraumeck
die nächste gute Torgelegenheit. Die Alemannia brachte weiterhin gar
nichts zustande, während Braunschweig gefällig konterte. Rische
traf zehn Minuten vor der Pause nach Doppelpass mit Dinzey nur das
Außennetz. Fünf Minuten vor dem Wechsel klärte Quido
Lanzaat einen langen Ball mit dem Kopf nach vorne. Dummerweise waren im
Mittelfeld nur Braunschweiger nachgeräckt, und so hatten die Gäste
Platz genug zu einem hohen Anspiel über Alexander Klitzpera hinweg auf
Sambo Choji, dem Willi Landgraf nur hinterherlief. Choji trat beim Abschluss
in den Boden, aber der Ball sprang über den wieder unglücklich
agierenden Stephan Straub hinweg zum 0:2 ins lange Eck. Schlimm genug, dass
sich unsere Mannschaft auf eigenem Platz so derbe vorführen ließ,
aber einige Aachener "Fans" setzten noch einen oben drauf, als sie
das Tor lautstark bejubelten. Das ganze erinnerte mittlerweile fatal an das
2:3 gegen Paderborn im Aufstiegsjahr - fehlten nur noch die
"Zugabe"-Rufe.
Die Zugabe gab es in der zweiten Halbzeit sehr schnell. Die Alemannia brachte
es fertig, noch schwächer aus der Kabine zu kommen als man hineingegangen
war. Die Eintracht setzte nach: Thomas überlief nacheinander Rosin,
Bediako und Klitzpera, bevor Stephan Straub seinen Querpass auf Rische abfing.
Dann kam Thiam nach Ecke von Hutwelker zum Kopfball, Eric van der Luer stand
am kurzen Pfosten auf der Linie und konnte mit dem Kopf klären. Wenig
später konnte niemand mehr auf der Linie klären, als der kleine
Sambo Choji nach einer Ecke von Hutwelker schon wieder gegen Eddie Bediako
zum Kopfball kam. Wie schon für Saarbrücken vor mehr als drei
Jahren war es Sambo Choji, der der Alemannia mit zwei Treffern den KO
versetzte. Plötzlich kam nun auch Stimmung auf den Rängen auf, wo
bis dahin nur Pfiffe zu hören waren. Wenn es schon keinen Grund gibt, die
Mannschaft zu feiern, feiert man sich eben selbst - auch wenn es dazu erst
recht keinen Grund gibt. Jörg Berger brachte Daniel Ferl und Emmanuel
Krontiris für Willi Landgraf und Josef Ivanovic. Letzterer war von elf
schlechten Spielern der allerschlechteste gewesen und rannte nach seiner
Auswechslung eilig in Richtung Spielertunnel. Ohne Worte... Damit war der
Tiefpunkt erreicht. George Mbwando erzielte kurz darauf mit einem beherzten
Solo das 1:3. Die Arschlöcher, die sich beim 0:2 noch für den
Gegner freuten, wechselten nun wieder die Seite und jubelten am lautesten.
Schon im Gegenzug hatte Choji nach Pass von Thomas das 1:4 auf dem Fuß,
aber Alexander Klitzpera kratzte seinen Heber über Stephan Straub von
der Linie. Mittlerweile war Henri Heeren ins Spiel gekommen, sein erster
Einsatz nach seiner langen Verletzung. Die Alemannia ließ nun immerhin
ansatzweise das Bemühen erkennen, dem Spiel noch eine Wende zu geben
und rannte auf das Braunschweiger Tor an, was der Gegner dankbar zu Kontern
gegen die immer löchriger werdende Aachener Abwehr nutzte. So traf
Hutwelker aus 16 Metern aus vollem Lauf den linken Außenpfosten. Dann
folgten zwei Minuten, in denen man kurzfristig den Eindruck hatte, es sei noch
etwas möglich. Ivica Grlic spielte diagonal auf Miroslaw Spizak. Der
schob den Ball mit der Fußspitze unter Torwart Kunze durch. Kunze
berührte den Ball leider noch, und so rollte der Ball knapp am rechten
Pfosten vorbei. Nach der anschließenden Ecke hätte Daniel Ferl
beinahe per Kopf zum 2:3 getroffen. Etwas später hatte Ivica Grlic 18
Meter zentral vor dem gegnerischen Tor viel Platz, bemerkte dies aber nicht
und schoss überhastet links am Tor vorbei. Das war es dann aber auch, es
folgten nur noch Konterchancen für die Eintracht. So hob Thomas den Ball
freistehend in die Arme von Stephan Straub. Dinzey hatte Pech mit einem
Freistoß aus 25 Metern, der sein Ziel um Zentimeter verfehlte.
Es blieb beim 1:3, der nun schon fünften Heimniederlage in dieser
Saison. Wie diese Niederlage gegen eine keineswegs übermächtige
Braunschweiger Mannschaft zustande kam, ist mehr als ärgerlich. Auf
eigenem Platz darf man sich nicht so ohne Gegenwehr abschlachten lassen, noch
dazu von einem Regionalligisten - auf dem Tivoli, der mal als gefürchtet
bis uneinnehmbar galt. Das Spiel war eine Demütigung für jeden, dem
die Alemannia am Herzen liegt - wobei man da bei vielen Spielern, die lustlos
ihrer Arbeit nachgingen, so seine Zweifel hat. Jedenfalls haben die Herren
Spieler es wieder einmal geschafft, mir das Wochenende schon am Freitagabend
zu versauen.