Fr, 11.02.05:
ALEMANNIA - SpVgg Unterhaching 2:3 (1:2)
Straub - Landgraf, Stehle, Sichone, Noll - Brinkmann, Rolfes, Michalke (73. Schlaudraff) - Reghecampf (46. Gomez), Pinto, Meijer
(Nicht - Hengen, Paulus, Petrovic, Iwelumo / Hecking)
Heerwagen - Custos, Aygün, Omodiagbe, Tavcar - Stevic, Barut, Sobotzik (70. Schied), Akonnor (87. Lust), Sträßer - Copado
(Hasic - Lohnse, Zimmermann, Vaccaro, Lechleiter / Brehme)

Zuschauer: 17184 (ca. 70 aus Unterhaching)
Gelb: Pinto, Meijer - Sobotzik, Barut
Gelb-Rot: Landgraf (67.; wiederholtes Foulspiel)

0:1 Barut (12.)
0:2 Copado (34.)
1:2 Pinto (42:; Foulelfmeter; Meijer)
2:2 Sichone (55.; Pinto)
2:3 Copado (90.; Handelfmeter)





Chemie Burghausen, Kosmetik & Co Ahlen, Bayern Münchens Ex-Farmteam aus Unterhaching - besonders viel her machten die Gäste am Tivoli in letzter Zeit nicht. Für die heutigen Gäste kam erschwerend hinzu, dass ihren wenigen tapferen auswärtsfahrenden Fans bei der Entfernung von der DFL ein Freitagsspiel reingewürgt wurde, so dass der leere Gästeblock die Zuschauerzahl trotz besten Tivoli-Nieselregen-Wetters auf die Saison-Minuskulisse von 17184 drückte. Das alles war aber prinzipiell sowas von scheißegal, denn für die Alemannia ging es darum, nach dem Sieg in Karlsruhe den Anschluss an Platz 3 zu halten und nicht etwa wie im Vorjahr auch das zweite Heimspiel im neuen Jahr zu vergeigen. Erik Meijer war nach seiner Gelbsperre wieder dabei, aber neben dem immer noch gesperrten Alexander Klitzpera fehlten weiterhin die verletzten Christian Fiel, Reiner Plaßhenrich, Florian Bruns und Jens Scharping.
Von Anfang an gab es das erwartete Spiel auf ein Tor. Unterhaching hatte offenbar beim TuS Ahlen Anschauungsunterricht genommen, wie man am Tivoli gewinnen kann, und verlegte sich bei liebevoll gesicherter Defensive auf halb- bis dreiviertelstündlich vorgetragene Konter. Gleich der erste davon saß: Ein Steilpass auf Copado auf der linken Seite, Willi Landgraf war zuweit aufgerückt, Thomas Stehle ließ Copado flanken, und in der Mitte verlor Moses Sichone das Duell gegen Barut, der zum 0:1 einschoss. Im Gegenzug hätte sich beinahe alles zum Guten gewendet: Kai Michalke brachte von linken Strafraumeck eine scharfe Hereingabe zum langen Pfosten, wo Erik Meijer zum 1:1 den Fuß hinhielt. Der konfus wirkende grob geschätzt 16-jährige Schiedsrichter zeigte zur Freude aller zur Mitte, aber ein überflüssiger fahnenschwenkender Mensch auf der anderen Seite des Stadions überredete ihn, stattdessen auf Abseits zu entscheiden. Nach Ansicht des Fernseh-Standbildes war es gleiche Höhe - dumm gelaufen. Die Alemannia verschärfte noch einmal das Tempo und zog zeitweise ein Powerplay rund um den Strafraum der Gäste auf. Erik Meijer scheiterte nach Flanke von Emil Noll an Torwart Heerwagen, und nach Flanke von Kai Michalke verfehlte wieder Meijer mit einem Kopfball den rechten Pfosten um Zentimeter. Nach einer halben Stunde bequemten sich die Gäste nach einem Aachener Ballverlust in Strafraumnähe ein zweites Mal in die Aachener Hälfte. Thomas Stehle hob das Abseits auf, als Copado steil geschickt wurde, der mit dem zweiten Hachinger Torschuss zum 0:2 traf. Seit dem 1.8.1997 hatte die Alemannia kein 0:2 mehr umgebogen, aber gegen die mauernden Hachinger schien noch alles drin zu sein, denn unsere Mannschaft spielte keineswegs schlecht. Kurz vor der Pause spielte Moses Sichone bei einem seiner vielen Vorstöße Erik Meijer an. Der nutzte die Anwesenheit von Omodiagbe zu einer Flugeinlage, die statt der gelben Karte mit einem Elfmeter belohnt wurde. Wenn es schon aus dem Spiel heraus nicht klappt... Sergio Pinto zeigte sich wie schon in Karlsruhe nervenstark und verwandelte zum 1:2-Anschlusstreffer, der für den zweiten Durchgang neue Hoffnung machte.
Dieter Hecking brachte zur Pause mit Daniel Gomez für Laurentiu Reghecampf einen weiteren Stürmer. Die Alemannia tat sich zu Beginn der zweiten Hälfte schwer, zwingend in den Ahlener Hachinger Strafraum zu kommen. Nach zehn Minuten half endlich mal wieder eine Standardsituation. Sergio Pinto brachte eine Ecke von der linken Seite in den Strafraum, und Moses Sichone profitierte bei seinem Kopfball davon, dass sich Torwart Heerwagen und Sträßer auf der Linie gegenseitig behinderten. Die Alemannia hatte nun Oberwasser und war auf dem besten Weg, das Spiel doch noch zu gewinnen. 35 Minuten blieben, um das 3:2 zu erzielen. Daniel Gomez vergab die erste Großchance zur Führung nach Klasse-Pass von Sergio Pinto. Leider brachte Willi Landgraf im offenbaren Koffeinrausch seine Mannschaft um die Früchte einer tollen Aufholjagd, als er in wenigen Minuten erst Sträßer von hinten übermotiviert umsäbelte (5. Gelbe) und dann mit beiden Beinen gegen denselben Gegner erneut zu unvorsichtig einstieg. Auch wenn er den Ball traf, hätte er als erfahrener Spieler wissen müssen, dass Schiedsrichter heutzutage angehalten sind, für den letzten Scheißdreck alle möglichen Karten zu verteilen. In Unterzahl war den Offensivbemühungen der Alemannia der Zahn gezogen, während die elf Gäste sich nicht ganz einig zu sein schienen, ob sie weiter auf Zeit spielen und sich reihum auf dem Boden wälzen oder auf Sieg spielen sollten. Immerhin kamen sie bei einigen Standardsituationen dem 2:3 gefährlich nahe. Ebenso die Alemannia: Wieder Ecke von Pinto, wieder Kopfball von Sichone, und Custos rettete mit der Hand. Die hatte Custos zwar nicht zum Ball bewegt, aber ausgestreckt vom Körper weggehalten, und das sollte eigentlich für einen Elfmeterpfiff reichen. Die Gäste freuten sich schon über den Punkt, den sie auf dem besten Wege waren, mit ihrem Anti-Fußball über die Zeit zu retten, als sie zwei Minuten vor dem Ende noch einmal einen Freistoß zugesprochen bekamen. Stevic brachte den Ball scharf aufs Tor. Erik Meijer kam gegen seinen Gegenspieler Aygün einen Schritt zu spät und nahm die Hand zur Hilfe. Nach Willi Landgraf war er damit der zweite erfahrene Spieler, der seine Elf in die Scheiße ritt. Der hilflos umherirrende Schiedsrichter zeigte zur Ecke, ließ sich aber von den Hachinger Protesten (und dieses Mal nicht vom Linienrichter) dazu verleiten, doch noch auf den Punkt zu zeigen. Auch wenn ihm die Fernsehbilder recht geben: Auf Zuruf wird eigentlich nur in der Kreisliga gepfiffen. Copado beendete vorzeitig alle Aufstiegshoffnungen der Alemannia und entblödete sich danach nicht, provozierend vor den Aachener Fanblock zu laufen.
Damit ist das Thema Bundesliga für die Alemannia so gut wie gegessen, nachdem genau wie im Vorjahr der Rückrundenstart in die Kloake gefahren wurde und man nach nunmehr vier Niederlagen in den letzten fünf Spielen die ersten Drei davonziehen ließ. Wie schon 2003/04, 1986/87, 1984/85, 1983/84 und 1982/83 (usw.) wurde die in der Hinrunde herausgespielte gute Ausgangsposition in der Rückrunde verspielt. Insgesamt sind ganze sechs Siege aus elf Heimspielen ganz klar zu wenig für den Aufstieg. Auch wenn es verdammt wehtut: Es bleibt noch der UEFA-Cup. Auch hier wird es ganz schwierig werden für die Alemannia. Die komischen Leute mit dem Gouda und den Tulpen werden bei den letzten Heimspielen der Alemannia gut zugeschaut haben und ähnlich defensiv auftreten wie Ahlen und Unterhaching (oder wie man Alkmaar regelmäßig in Kerkrade sieht). Einen besseren Konterfußball als Unterhaching spielen sie zu allem Überfluss auch noch. Trotzdem sollte auch von uns Fans alles in dieses Scheiß-Spiel gegen Scheiß-Alkmaar geworfen werden, damit diese verfickte Heimniederlage möglichst schnell in Vergessenheit gerät und diese Saison am Ende in positiver Erinnerung bleibt.

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