Di, 10.09.02:
Wacker Burghausen - ALEMANNIA 2:2 (0:1)
Wehner - Hertl, Örüm, Frühbeis - Forkel (35. Burghartswieser), Oslislo (72. Konetzke), Bonimeier, Broich, R. Schmidt - Agu (88. Lützler), Younga-Mouhani
(Küfner - Mokhtari, Böhme, Wise / Bommer)
Straub - Landgraf, Mbwando, Lanzaat, Heeren - Grlic, F. Schmidt, van der Luer (85. Lämmermann), Pflipsen - Ivanovic (72. Bediako), Spizak
(Memmersheim - Benthin, Gunesch, Zimmermann / Berger)

Zuschauer: 3200 (ca. 80 aus Aachen)
Gelb: Hertl, R. Schmidt, Frühbeis - Pflipsen, Grlic, Spizak
Gelb-Rot: Landgraf (71.; wiederholtes Foulspiel)

0:1 Ivanovic (4.; van der Luer, Mbwando)
1:1 Agu (50.)
1:2 Pflipsen (60.; van der Luer, Spizak)
2:2 Agu (77.)





Viel Wirbel hatte es im letzten Jahr um die Pro-15:30-Aktion gegeben. Die Fans waren scheinbar mit einem Teilerfolg aus der Sache herausgegangen, die DFL versprach, an Wochentagen nur noch Ansetzungen mit weniger als 300 Kilometern Anreise anzusetzen. Wie das so ist, waren die Fans mal wieder nur verarscht wurden, und so durften wir dann auch dienstags um 18 Uhr nach Burghausen an die österreichische Grenze reisen. Dank des beschissenen Termins hatte unser Fanbeauftragter Mühe, überhaupt genug Leute für einen Bus zusammenzubekommen. Irgendwie fanden sich dann aber doch um 4:30 am Tivoli 40 verschlafene, mit Urlaubs- und Krankenscheinen bewaffnete Gestalten ein. Ruhige Minuten an Rastplätzen wurden zu Telefonaten mit dem Arbeitgeber genutzt ("ich liege im Bett, mir ist schlecht" etc.). Gegen 15:15, viel zu früh, erreichte man Burghausen, das hauptsächlich aus einem Chemie-Werk, einem Fußballstadion, einer einzelnen Einkaufsstraße und einer winzigen Altstadt besteht. Immerhin gibt es neben der Geschäftsstelle noch einen zweiten Wacker-Fanshop. Nachdem man sich noch etwas die Zeit vertrieben hatte (was in Burghausen nicht so einfach ist), fanden sich am Ende gut 80 Aachener in der Gästekurve ein, unser zahlenmäßig schwächster Gästesupport bei einem Meisterschaftsspiel seit dem Wiederaufstieg. Das Stadion in Burghausen war die weite Reise nicht wirklich wert - eine große, moderne Haupttribüne umgeben von zwei provisorisch wirkenden Stahlrohrkonstruktionen und einer Gegengerade, die genauso aussah wie der Burghausener Bahnhof.
So setzte man alle Hoffnungen auf das Spiel. Bei der Alemannia nahm George Mbwando den Platz des verletzten Alexander Klitzpera im Abwehrzentrum ein, dafür spielte Frank Schmidt im Mittelfeld von Beginn an. Die Aufstellung von Burghausen erntete außer dem Sturmduo Younga-Mouhani/Agu und dem Trainer Rudi Bommer nur Schulterzucken im Aachener Block.
Die ersten Sekunden ließen nichts Gutes verheißen. Vom Anstoß weg spielten die Gastgeber einen langen Ball, der mit dem Kopf auf Festus Agu verlängert wurde. Der war schneller aus Quido Lanzaat und kam zum Schuss, verzog aber zur allgemeinen Erleichterung. Man fühlte sich schon an vergangene Auswärtsspiele erinnert, aber plötzlich wurde einem ganz anders... Einen Freistoß von Eric van der Luer verlängerte George Mbwando mit dem Kopf zum langen Pfosten. Dort traten Josef Ivanovic und der Burghausener Örüm nach dem Ball, und irgendwie prallte der Ball ins Tor. Sekunden später setzte unter den ungläubigen Aachener Fans zaghafter Torjubel ein... Auch in der Folgezeit offenbarte die Burghausener Deckung einige Schwächen, die aber nicht zu weiteren Chancen genutzt werden konnten. Auf der Gegenseite hatte Schmidt mit einem Flachschuss aus 25 Metern die erste Ausgleichschance für den Gastgeber. Nach einem Ballverlust von Frank Schmidt und einem Steilpass in die Spitze hatten Younga-Mouhani und Agu die nächste Chance, behinderten sich aber gegenseitig. Zur Pause hatte man den Eindruck, dass gegen den bis dahin recht harmlosen Gegner ein Sieg drin sein sollte.
Leider kassierte man direkt nach der Pause den mehr als überflüssigen Ausgleich. Karlheinz Pflipsen hatte den Ball in der eigenen Hälfte zunächst sicher, lief sich dann im Burghausener Pressing fest und spielte einen Rückpass auf Stephan Straub. Der geriet zu kurz, Festus Agu erlief den Ball, umspielte Straub und hob den Ball über den zurückeilenden Quido Lanzaat hinweg zum 1:1 ins Tor. Wenig später spielten die Gastgeber endlich einmal schnell und direkt nach vorne. Broich war schneller als die Aachener Abwehr, drang in den Strafraum ein und sah sich dem herausstürzenden Stephan Straub gegenüber. Der traf (in welcher Reihenfolge auch immer) Ball und Gegner. Jedenfalls verzichtete der Schiedsrichter trotz Protesten auf Burghausener Seite auf den Elfmeterpfiff. Die Alemannia hatte die Sache nun längst nicht mehr so souverän im Griff wie in der ersten Hälfte. Umso überraschender fiel nach einer Stunde die erneute Führung. Wie schon beim 1:0 war es Eric van der Luer, der an die Strafraumgrenze flankte. Miroslaw Spizak köpfte mit seinem wahrscheinlich einzigen Ballkontakt im gesamten Spiel auf die linke Seite, wo Karlheinz Pflipsen sich entschlossener zeigte als sein Gegenspieler, den Ball erlief und aus spitzem Winkel im langen Eck versenkte. Der erste Saisonsieg war nun greifbar nahe, als Willi Landgraf ihn mit einer dummen Aktion wieder in Gefahr brachte. Irgendwo kurz vor der Seitenlinie grätschte er einem Gegner vor's Schienbein. Da er schon mit Gelb belastet war, musste man die letzten 20 Minuten zu zehnt überstehen. Eddie Bediako kam für Josef Ivanovic, um das entstandene Loch in der Abwehr zu stopfen. Gegen zehn Aachener blies Burghausen zur Schlussoffensive. Nach Flanke von Bonimeier kam Festus Agu aus acht Metern frei zum Kopfball, zielte aber knapp über den linken Torwinkel. Die Aachener standen nun mitunter tief in der eigenen Hälfte, was sich 13 Minuten vor dem Ende rächte. Der Gastgeber spielte sich 30 Meter vor dem Tor munter den Ball hin und her, bis Bonimeier in den Strafraum flankte. Mbwando und Lanzaat blieben stehen und Stephan Straub kam aus dem Tor, konnte den Ball aber nicht mehr vor Festus Agu erreichen, der zum 2:2 einköpfte. Burghausen hatte in den letzten Minuten noch einige Chancen, und obwohl auch Eddie Bediako nach einem Eckball beinahe noch ein Tor erzielt hätte, konnte man am Ende froh sein, wenigstens einen Punkt über die Zeit gerettet zu haben.
Damit bleibt die Alemannia auch im fünften Pflichtspiel in dieser Saison ohne Sieg - wenn man U23 bis U17 mitrechnet, sogar im vierzehnten. Dabei wäre gegen die schwachen Gastgeber ein Sieg im Bereich des möglichen gewesen. Dass am Ende nur ein im großen und ganzen leistungsgerechtes Unentschieden heraussprang, lag an einigen dummen Fehlern wie dem Fehlpass von Pflipsen oder dem Platzverweis von Landgraf.



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