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Straub - F. Schmidt (46. Bayock), Landgraf (46. Caillas),
Spanier, Heeren (60. Hildmann) - Bediako, Grlic, Rauw - Daun,
T. Diane, Ivanovic
(C. Schmidt - Benthin, Rosin, Lämmermann / Berger) |
van Duijnhoven - Ristau (52. Michelbeck), Fahrenhorst, Reis -
Colding, Schindzielorz, Bemben, Wosz - Freier,
Christiansen (38. Dickhaut), Buckley (68. Toplak)
(Vander - Graulund, Stickroth, Hashemian / Neururer) |
Wieder einmal hatten die Anhänger der Alemannia eine turbulente Woche
hinter sich. Nach dem plötzlichen Rücktritt von Theo Lieven sind
die Sorgen um die Erfüllung der Lizenzauflagen wieder etwas
größer geworden. Da kamen die 8000 Bochumer gerade recht - im
Moment ist jeder, der sein Geld hier lässt, willkommen, selbst wenn er
sinnlos grölend die Aral-Tankstelle bevölkert und Aachener von ihren
angestammten Plätzen im Stadion vertreibt. Nicht nur der komplette
Aachener Wall war in blau-weißer Hand, sondern auch der Block K des
Würselner Walls, der kurzerhand in Block N umbenannt wurde. Block N
wurde derweil zu Block K, was beim Stammpublikum des Würselner Walls zu
einiger Verwirrung geführt haben dürfte. Immerhin waren unter den
Gästen auch einige sehr ansehnliche weibliche Fans, deren Augen
wunderschön in den Vereinsfarben leuchteten. Da fragt man sich schon mal,
wieso man all die Jahre zum Tivoli gegangen ist und nicht ins Ruhrstadion...
Vor dem Spiel wurden auf dem Rasen Sascha Hildmann, Christian Schmidt und
Markus von Ahlen verabschiedet. Schmidt wird in der nächsten Saison
möglicherweise das Tor der Amateure hüten, während man sich bei
von Ahlen eine Tätigkeit im Jugendbereich vorstellen kann. Einige andere
Spieler, die wahrscheinlich den Verein verlassen werden, wurden nicht mit
Blumensträußen bedacht, da sie noch einmal von Anfang an ranmussten. Herr Grlic wurde
z.B. nicht etwa mit dem Motto "Ivica, mach Koffer klar" verabschiedet,
sondern stand in der Startformation. Markus Daun gab auch in seinem
wahrscheinlich letzten Auftritt für die Alemannia noch einmal alles,
um seine Zukunft muss man sich am wenigsten Sorgen machen.
Die Alemannia zeigte gleich, wer Herr im Haus war, und setzte den VfL unter
Druck. Auch die Aachener Fans ließen sich nicht von den Bochumern
übertönen, obwohl die ungefähr so zahlreich erschienen waren
wie zu einem durchschnittlichen Bochumer Heimspiel. Nach einem
veunglückten Schuss von Taifour Diane stand Markus Daun plötzlich
ganz frei vor van Duijnhoven, konnte den Ball aber nicht am
herausstürzenden Keeper vorbeibefördern. Keine halbe Minute
später wurde Daun bei einer Flanke von Henri Heeren am langen Pfosten
völlig alleine gelassen, traf den Ball aber mit dem Kopf nicht richtig.
Mitte der ersten Halbzeit standen alle elf Aachener bei einer Bochumer Ecke im eigenen Strafraum.
Der Ball landete bei Markus Daun, der zum Konter startete und erst in der
gegnerischen Hälfte unsanft von Sebastian Schindzielorz gestoppt wurde.
Da Schindielorz bereits Gelb gesehen hatte, war das Spiel für ihn
vorzeitig beendet. Damit sah es zunächst mal übel aus für den
VfL. Das sah auch Colding so und setzte Plan B in die Tat um. Eine harmlose
Situation im Strafraum wurde zu einem Umfaller genutzt, den der
überforderte Schiedsrichter als Foul von Henri Heeren interpretierte.
Christiansen verwandelte den Elfmeter vor den jubelnden Bochumer Fans zum
0:1, das den Spielverlauf bis dahin komplett auf den Kopf stellte. Markus
Daun hatte mit einem Flugkopfball nach Flanke von Heeren noch eine gute
Ausgleichschance, bevor kurz vor der Pause weiteres Unheil nahte. Nach
Ballverlust von Grlic und Stellungsfehler von Heeren lief der Bochumer Konter
über Delron Buckley. Der legte den Ball quer auf den stark
abseitsverdächtigen Freier, dem der schwerfällig wirkende Mark
Spanier nicht folgen konnte. Natürlich ist es ärgerlich, wenn man
das Spiel bestimmt, ausgekontert wird und durch zweifelhafte
Schiedsrichterentscheidungen Gegentore kassiert. Trotzdem sollte man nicht
so die Beherrschung verlieren wie Eddie Bediako, der direkt vor der Bochumer
Trainerbank Darius Wosz von hinten umgrätschte - nach Renault Brühl,
SW Essen, Velbert und Bielefeld sein fünfter Platzverweis in 13 Monaten.
Peter Neururer (ganz der alte) regte sich künstlich über das Foul
auf und provozierte damit Platzverweise für ihn und Jörg Berger,
der in Richtung Bochumer Bank stürmte und sich gar nicht mehr
beruhigen konnte. Zur Pause führte Bochum mit 2:0, was ihnen zu dem
Zeitpunkt nicht zu einem Aufstiegsplatz reichte, da Bielefeld 2:1 gegen
Ahlen in Führung lag und Mainz ein 0:0 in Berlin hielt. Im Aachener Lager
hatte man Spaß an den Zwischenständen - "Bochum, Bochum,
zweite Liga..." wurde etwas verfrüht angestimmt.
Nach dem Wechsel kamen mit Caillas und Bayock frische Offensivkräfte
für Frank Schmidt und den
gelb-rot-gefährdeten Willi Landgraf. Ivica Grlic übernahm anstelle
von Frank Schmidt den Liberoposten. Zwei Minuten waren gespielt, als
Colding in der eigenen Hälfte angespielt wurde. Olivier Caillas spitzelte den
Ball an ihm vorbei, und Colding legte sich erstmal auf die Nase, was ihm
außerhalb des Strafraums diesmal wenig half. Caillas schloss aus
sechzehn Metern zum 1:2-Anschlusstreffer ab. Kurze Zeit später
unterbrach der Schiedsrichter die Partie, als im Block Z
wiederholt Rauch gezündet wurde. Er drohte mit Spielabbruch, der die
Bochumer natürlich härter getroffen hätte als uns. Als das
Spiel wieder lief, wurde es auf einmal unruhig unter den Bochumer Fans, deren
Jubel darauf hindeutete, dass woanders etwas passiert war. Auf der Ersatzbank
wurde "1:0" angedeutet; Mainz 05 lag im Rückstand, und der VfL
wäre bei diesem Stand aufgestiegen. Die Bochumer feierten jetzt und
machten sich endlich auch lautstark bemerkbar. Unsere Elf, die keine mehr
war, drängte derweil auf den Ausgleich. Caillas zwang aus dreißig
Metern van Duijnhoven zu einer spektakulären Flugeinlage. Markus Daun
verließen nach Pass von Bernd Rauw die Kräfte, und er schob den
Ball am langen Pfosten vorbei. Auf der anderen Seite wehrte Olivier Caillas
einen Kopfball von Fahrenhorst auf der Linie ab. Dann fischte van Duijnhoven
einen abgefälschten Schuss von Caillas mit einer Riesenparade aus dem
Winkel, den Nachschuss verstolperte Markus Daun. Zwanzig Minuten vor dem
Ende wich die Partystimmung bei unseren Gästen betretenem Schweigen -
Mainz hatte in Berlin ausgeglichen. Jetzt sangen nur noch die Aachener, u.a.
"Schade, Bochum, alles ist vorbei" - zehn Minuten vor dem Ende eine
etwas gewagte Prognose. Immerhin sang man etwas, bei den Bochumern klappt das
scheinbar nur bei entsprechendem Spielstand. Ungeachtet dieser Ereignisse
machten unsere Spieler weiter Dampf. Der völlig ausgepumpte Markus Daun
verstolperte eine weitere Chacne, und Bernd Rauw zwang van Duijnhoven aus
zwanzig Metern zur nächsten Glanztat. Fünf Minuten vor Schluss war
es totenstill auf dem Aachener Wall. Dann wurde die Stille jäh von
einem kollektiven Jubelschrei unterbrochen - 2:1 für Union. Obwohl es
den meisten Aachenern nun wirklich scheißegal war, ob jetzt Bochum,
Bielefeld oder Mainz aufsteigt, gönnte man den Gästen den Triumph
im eigenen Stadion natürlich nicht. Die Mannschaft gab auch nochmal
alles - und ließ sich kurz vor Schluss auskontern. Mark Spanier fiel
als letzter Mann plötzlich verletzt um, so dass Freier ungehindert auf
Straub zulaufen und das 1:3 erzielen konnte. Das Spiel war somit gelaufen, der
VfL hatte gegen eine aufopferungsvoll kämpfende Aachener Mannschaft
glücklich gewonnen. Die letzten Minuten wartete man nur noch
gespannt auf Nachrichten aus Berlin. Auch dort fiel kurz vor dem Ende das 3:1.
Somit war der VfL Bochum mal wieder aufgestiegen. Obwohl die eigentlich jedes
Jahr auf- oder absteigen, konnte man sich im Bochumer Lager noch richtig
freuen. So wurde nach dem Schlusspfiff der Tivoli-Rasen gestürmt. Der
größte Teil der Bochumer beschränkte sich dabei darauf, die
eigene Mannschaft zu feiern, nur einige Idioten hatten keine anderen Sorgen,
als die Aachener Fans zu provozieren. Die gingen zum Teil darauf ein, und es
kam zu einigen Tumulten. Diverse Gegenstände flogen durch die Luft, und
Bochumer Hooligans drängten in Richtung offenes Tor zum S-Block. Die
Tumulte wurden erst nach Minuten von Ordnern und
Polizei unterbunden, die sich mal wieder an Ignoranz und Unfähigkeit
überboten hatten. Obwohl schon lange vor dem ersten Kontakt klar war,
was passieren würde, hielten die Ordnungskräfte ein Eingreifen
für unnötig. Lieber beschränkt man sich auf das Erstellen von
Filmmaterial, um den Leuten hinterher was anzuhängen.
Bei allem Unverständnis über unsere uniformierten Freunde und
Trottel sollte man so fair sein und dem VfL zum Aufstieg
gratulieren, der sich den dritten Platz mit einer starken Rückrunde verdient
hat. Etwas schade ist das ganze für Mainz 05, die über fast die
gesamte Saison guten Fußball gespielt haben und sich nun dem allgemein am
Rhein herrschenden Trübsinn anschließen können. In
Düsseldorf, Leverkusen und Cöln wird man sich über die
Leidensgenossen freuen... nur die Karnevalsfeierlichkeiten werden im
nächsten Jahr etwas weniger fröhlich ausfallen. Ob uns nach dem
29. Mai noch nach Frohsinn zu Mute ist, bleibt abzuwarten. Die nächsten
drei Wochen werden jedenfalls die Hölle.