So, 05.05.02:
ALEMANNIA - VfL Bochum 1:3 (0:2)
Straub - F. Schmidt (46. Bayock), Landgraf (46. Caillas), Spanier, Heeren (60. Hildmann) - Bediako, Grlic, Rauw - Daun, T. Diane, Ivanovic
(C. Schmidt - Benthin, Rosin, Lämmermann / Berger)
van Duijnhoven - Ristau (52. Michelbeck), Fahrenhorst, Reis - Colding, Schindzielorz, Bemben, Wosz - Freier, Christiansen (38. Dickhaut), Buckley (68. Toplak)
(Vander - Graulund, Stickroth, Hashemian / Neururer)

Zuschauer: 16631 (ca. 8000 aus Bochum)
Gelb: Landgraf, Heeren, F. Schmidt, Caillas, Spanier, Grlic - Ristau, Freier, Wosz, Dickhaut
Gelb-Rot: Schindzielorz (23.; wiederholtes Foulspiel)
Rot: Bediako (44.; grobes Foulspiel)

0:1 Christiansen (28.; Foulelfmeter)
0:2 Freier (43.)
1:2 Caillas (48.)
1:3 Freier (86.)

Wieder einmal hatten die Anhänger der Alemannia eine turbulente Woche hinter sich. Nach dem plötzlichen Rücktritt von Theo Lieven sind die Sorgen um die Erfüllung der Lizenzauflagen wieder etwas größer geworden. Da kamen die 8000 Bochumer gerade recht - im Moment ist jeder, der sein Geld hier lässt, willkommen, selbst wenn er sinnlos grölend die Aral-Tankstelle bevölkert und Aachener von ihren angestammten Plätzen im Stadion vertreibt. Nicht nur der komplette Aachener Wall war in blau-weißer Hand, sondern auch der Block K des Würselner Walls, der kurzerhand in Block N umbenannt wurde. Block N wurde derweil zu Block K, was beim Stammpublikum des Würselner Walls zu einiger Verwirrung geführt haben dürfte. Immerhin waren unter den Gästen auch einige sehr ansehnliche weibliche Fans, deren Augen wunderschön in den Vereinsfarben leuchteten. Da fragt man sich schon mal, wieso man all die Jahre zum Tivoli gegangen ist und nicht ins Ruhrstadion... Vor dem Spiel wurden auf dem Rasen Sascha Hildmann, Christian Schmidt und Markus von Ahlen verabschiedet. Schmidt wird in der nächsten Saison möglicherweise das Tor der Amateure hüten, während man sich bei von Ahlen eine Tätigkeit im Jugendbereich vorstellen kann. Einige andere Spieler, die wahrscheinlich den Verein verlassen werden, wurden nicht mit Blumensträußen bedacht, da sie noch einmal von Anfang an ranmussten. Herr Grlic wurde z.B. nicht etwa mit dem Motto "Ivica, mach Koffer klar" verabschiedet, sondern stand in der Startformation. Markus Daun gab auch in seinem wahrscheinlich letzten Auftritt für die Alemannia noch einmal alles, um seine Zukunft muss man sich am wenigsten Sorgen machen.
Die Alemannia zeigte gleich, wer Herr im Haus war, und setzte den VfL unter Druck. Auch die Aachener Fans ließen sich nicht von den Bochumern übertönen, obwohl die ungefähr so zahlreich erschienen waren wie zu einem durchschnittlichen Bochumer Heimspiel. Nach einem veunglückten Schuss von Taifour Diane stand Markus Daun plötzlich ganz frei vor van Duijnhoven, konnte den Ball aber nicht am herausstürzenden Keeper vorbeibefördern. Keine halbe Minute später wurde Daun bei einer Flanke von Henri Heeren am langen Pfosten völlig alleine gelassen, traf den Ball aber mit dem Kopf nicht richtig. Mitte der ersten Halbzeit standen alle elf Aachener bei einer Bochumer Ecke im eigenen Strafraum. Der Ball landete bei Markus Daun, der zum Konter startete und erst in der gegnerischen Hälfte unsanft von Sebastian Schindzielorz gestoppt wurde. Da Schindielorz bereits Gelb gesehen hatte, war das Spiel für ihn vorzeitig beendet. Damit sah es zunächst mal übel aus für den VfL. Das sah auch Colding so und setzte Plan B in die Tat um. Eine harmlose Situation im Strafraum wurde zu einem Umfaller genutzt, den der überforderte Schiedsrichter als Foul von Henri Heeren interpretierte. Christiansen verwandelte den Elfmeter vor den jubelnden Bochumer Fans zum 0:1, das den Spielverlauf bis dahin komplett auf den Kopf stellte. Markus Daun hatte mit einem Flugkopfball nach Flanke von Heeren noch eine gute Ausgleichschance, bevor kurz vor der Pause weiteres Unheil nahte. Nach Ballverlust von Grlic und Stellungsfehler von Heeren lief der Bochumer Konter über Delron Buckley. Der legte den Ball quer auf den stark abseitsverdächtigen Freier, dem der schwerfällig wirkende Mark Spanier nicht folgen konnte. Natürlich ist es ärgerlich, wenn man das Spiel bestimmt, ausgekontert wird und durch zweifelhafte Schiedsrichterentscheidungen Gegentore kassiert. Trotzdem sollte man nicht so die Beherrschung verlieren wie Eddie Bediako, der direkt vor der Bochumer Trainerbank Darius Wosz von hinten umgrätschte - nach Renault Brühl, SW Essen, Velbert und Bielefeld sein fünfter Platzverweis in 13 Monaten. Peter Neururer (ganz der alte) regte sich künstlich über das Foul auf und provozierte damit Platzverweise für ihn und Jörg Berger, der in Richtung Bochumer Bank stürmte und sich gar nicht mehr beruhigen konnte. Zur Pause führte Bochum mit 2:0, was ihnen zu dem Zeitpunkt nicht zu einem Aufstiegsplatz reichte, da Bielefeld 2:1 gegen Ahlen in Führung lag und Mainz ein 0:0 in Berlin hielt. Im Aachener Lager hatte man Spaß an den Zwischenständen - "Bochum, Bochum, zweite Liga..." wurde etwas verfrüht angestimmt.
Nach dem Wechsel kamen mit Caillas und Bayock frische Offensivkräfte für Frank Schmidt und den gelb-rot-gefährdeten Willi Landgraf. Ivica Grlic übernahm anstelle von Frank Schmidt den Liberoposten. Zwei Minuten waren gespielt, als Colding in der eigenen Hälfte angespielt wurde. Olivier Caillas spitzelte den Ball an ihm vorbei, und Colding legte sich erstmal auf die Nase, was ihm außerhalb des Strafraums diesmal wenig half. Caillas schloss aus sechzehn Metern zum 1:2-Anschlusstreffer ab. Kurze Zeit später unterbrach der Schiedsrichter die Partie, als im Block Z wiederholt Rauch gezündet wurde. Er drohte mit Spielabbruch, der die Bochumer natürlich härter getroffen hätte als uns. Als das Spiel wieder lief, wurde es auf einmal unruhig unter den Bochumer Fans, deren Jubel darauf hindeutete, dass woanders etwas passiert war. Auf der Ersatzbank wurde "1:0" angedeutet; Mainz 05 lag im Rückstand, und der VfL wäre bei diesem Stand aufgestiegen. Die Bochumer feierten jetzt und machten sich endlich auch lautstark bemerkbar. Unsere Elf, die keine mehr war, drängte derweil auf den Ausgleich. Caillas zwang aus dreißig Metern van Duijnhoven zu einer spektakulären Flugeinlage. Markus Daun verließen nach Pass von Bernd Rauw die Kräfte, und er schob den Ball am langen Pfosten vorbei. Auf der anderen Seite wehrte Olivier Caillas einen Kopfball von Fahrenhorst auf der Linie ab. Dann fischte van Duijnhoven einen abgefälschten Schuss von Caillas mit einer Riesenparade aus dem Winkel, den Nachschuss verstolperte Markus Daun. Zwanzig Minuten vor dem Ende wich die Partystimmung bei unseren Gästen betretenem Schweigen - Mainz hatte in Berlin ausgeglichen. Jetzt sangen nur noch die Aachener, u.a. "Schade, Bochum, alles ist vorbei" - zehn Minuten vor dem Ende eine etwas gewagte Prognose. Immerhin sang man etwas, bei den Bochumern klappt das scheinbar nur bei entsprechendem Spielstand. Ungeachtet dieser Ereignisse machten unsere Spieler weiter Dampf. Der völlig ausgepumpte Markus Daun verstolperte eine weitere Chacne, und Bernd Rauw zwang van Duijnhoven aus zwanzig Metern zur nächsten Glanztat. Fünf Minuten vor Schluss war es totenstill auf dem Aachener Wall. Dann wurde die Stille jäh von einem kollektiven Jubelschrei unterbrochen - 2:1 für Union. Obwohl es den meisten Aachenern nun wirklich scheißegal war, ob jetzt Bochum, Bielefeld oder Mainz aufsteigt, gönnte man den Gästen den Triumph im eigenen Stadion natürlich nicht. Die Mannschaft gab auch nochmal alles - und ließ sich kurz vor Schluss auskontern. Mark Spanier fiel als letzter Mann plötzlich verletzt um, so dass Freier ungehindert auf Straub zulaufen und das 1:3 erzielen konnte. Das Spiel war somit gelaufen, der VfL hatte gegen eine aufopferungsvoll kämpfende Aachener Mannschaft glücklich gewonnen. Die letzten Minuten wartete man nur noch gespannt auf Nachrichten aus Berlin. Auch dort fiel kurz vor dem Ende das 3:1.
Somit war der VfL Bochum mal wieder aufgestiegen. Obwohl die eigentlich jedes Jahr auf- oder absteigen, konnte man sich im Bochumer Lager noch richtig freuen. So wurde nach dem Schlusspfiff der Tivoli-Rasen gestürmt. Der größte Teil der Bochumer beschränkte sich dabei darauf, die eigene Mannschaft zu feiern, nur einige Idioten hatten keine anderen Sorgen, als die Aachener Fans zu provozieren. Die gingen zum Teil darauf ein, und es kam zu einigen Tumulten. Diverse Gegenstände flogen durch die Luft, und Bochumer Hooligans drängten in Richtung offenes Tor zum S-Block. Die Tumulte wurden erst nach Minuten von Ordnern und Polizei unterbunden, die sich mal wieder an Ignoranz und Unfähigkeit überboten hatten. Obwohl schon lange vor dem ersten Kontakt klar war, was passieren würde, hielten die Ordnungskräfte ein Eingreifen für unnötig. Lieber beschränkt man sich auf das Erstellen von Filmmaterial, um den Leuten hinterher was anzuhängen. Bei allem Unverständnis über unsere uniformierten Freunde und Trottel sollte man so fair sein und dem VfL zum Aufstieg gratulieren, der sich den dritten Platz mit einer starken Rückrunde verdient hat. Etwas schade ist das ganze für Mainz 05, die über fast die gesamte Saison guten Fußball gespielt haben und sich nun dem allgemein am Rhein herrschenden Trübsinn anschließen können. In Düsseldorf, Leverkusen und Cöln wird man sich über die Leidensgenossen freuen... nur die Karnevalsfeierlichkeiten werden im nächsten Jahr etwas weniger fröhlich ausfallen. Ob uns nach dem 29. Mai noch nach Frohsinn zu Mute ist, bleibt abzuwarten. Die nächsten drei Wochen werden jedenfalls die Hölle.

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