Fr, 04.03.05:
Dynamo Dresden - ALEMANNIA 2:0 (2:0)
Kresic - Basic, Oppitz, Kukielka, Csik - A. Brinkmann (78. Fröhlich), Oswald, Beuchel, Hauser - Lavric (86. Scholze), Kennedy
(Herber - Christ, Heidrich, Seifert, Wansi / Franke)
Straub - Stehle (46. Landgraf), Klitzpera, Sichone, Noll - Plaßhenrich, Rolfes, Schlaudraff - Scharping (74. Gomez), Michalke (46. Pinto), Meijer
(Nicht - Paulus, Petrovic, Iwelumo / Hecking)

Zuschauer: 6916 (81 aus Aachen)
Gelb: Stehle

1:0 Kukielka (40.)
2:0 Lavric (45+1.)















Geisterspiel light in Dresden: Wo in Aachen überhaupt keine Zuschauer zugelassen worden waren, hatte sich der DFB für Dresden etwas ganz besonderes ausgedacht: Die Randale der Dynamo-Fans hielten als willkommenes Argument zur Versitzplatzung her, und so wurden bei unserem Spiel mal eben alle Stehplatzbereiche gesperrt. Übrig blieben die verschneiten Sitzplätze auf Haupttribüne und Gegengerade. Für die 80 mitgereisten Alemannia-Fans (zum Vergleich: 1000 Dünämö-Fans waren beim Hinspiel montagsabends mitgefahren) hieß das: Preise zwischen 14 und 11 Euro für eine Sitzplatzkarte auf der Haupttibüne. Dort mussten einige beim Einlass durch Vorzeigen von Personalausweis oder Dauerkarte erst einmal ihre Aachener Herkunft bezeugen, um sich dann auf der Tribüne mit dem Dresdener Sitzplatzpublikum herumzuärgern, das sich durch die auf ihren Sitzen stehenden Aachener in ihrer Sicht behindert sah. Auf der Gegengerade saß im übrigen ebenso niemand auf seinem Arsch wie im eigentlichen Gäste-Sitzplatzblock, wo einige Dresdener mehr mit dem Bepöbeln von Gästefans als mit Fußballgucken beschäftigt waren.
Bei der Alemannia gab es nach dem Debakel gegen Aue diverse Umstellungen. Der verletzte Dennis Brinkmann wurde durch den zuletzt gesperrten Thomas Stehle ersetzt. Daniel Gomez und Sergio Pinto blieben zugunsten von Jan Schlaudraff und Jens Scharping zunächst auf der Bank.
Von Anfang an entwickelte sich ein Spiel auf unterem Regionalliganiveau. Für eine Alemannia in Hinrundenform wäre beim Tabellenletzten ein deutlicher Sieg dringewesen. Unsere Spieler, die nach der Demütigung durch Aue mit Schaum vor dem Mund hätten auflaufen müssen, hatten ganz offenbar gewaltig die Hosen voll. Nach wenigen Minuten hatte Jan Schlaudraff die erste halbwegs gelungen Szene der Alemannia, als er die Konfusion in der Dresdener Abwehr zu einem Solo nutzte, aber den richtigen Zeitpunkt zum Abschluss verpasste. Die Alemannia zeigte sich durchaus bemüht, aber in der Nähe des gegnerischen Strafraums nicht energisch genug. Die harmlosen Gastgeber fanden über den Kampf zum Spiel und eroberten sich Ende der ersten Hälfte leichte Feldvorteile. Ein Tor hätten sie ohne unsere Hilfe allerdings so schnell auch nicht geschossen. Erik Meijer und Alexander Klitzpera segelten unter einem Freistoß von Ansgar Brinkmann durch, und Thomas Stehle stellte am langen Pfosten amateurhaftes Abwehrverhalten zur Schau, als er die Flugbahn des Balles beobachtete und Mariusz Kukielka aus kurzer Distanz zum 1:0 einnetzen ließ. Die Alemannia war in den nächsten Minuten völlig verunsichert und lud den Gegner zu weiteren Toren ein. Lavric tanzte Alexander Klitzpera aus, Moses Sichone verlängerte Lavrics Flanke unglücklich mit dem Kopf, und Basic verstolperte vorerst die Chance zum 2:0. Auf der Gegenseite wurde Moses Sichone bei einem Freistoß von Jan Schlaudraff von Kukielka im Strafraum festgehalten, aber der Schiedsrichter hatte in den letzten Wochen gut aufgepasst und hielt sich an die Devise: keine Elfmeter für Alemannia Aachen. Ein Elfmeterpfiff in dieser Szene hätte vielleicht noch einiges retten können, aber so fiel auf der Gegenseite die Entscheidung: Klemen Lavric brachte einen Freistoß aus 17 Metern zum 2:0 in der Torwartecke unter, Stephan Straub hatte sich völlig verspekuliert. Einige mitgereiste Fans versuchten zum Pausenpfiff, die in die Kabine flüchtenden Spieler am Zaun lautstark wachzurütteln, aber es half erwartungsgemäß nichts.
In der zweiten Halbzeit konnte man immerhin froh sein, dass die Ordnung nicht komplett verloren ging und es zu keinem völligen Abschuss wie gegen Aue kam. Hoffnung auf eine Wende gab es allerdings nicht annähernd. Die einzige Torchance in 90 Minuten gegen den Tabellenletzten vergab Erik Meijer kurz vor Schluss mit einem Kopfball nach Flanke von Reiner Plaßhenrich. Die völlig entsetzten mitgereisten Fans verbrachten die zweite Halbzeit leise vor sich hin frierend oder sich mit vorlauten Dresdener Rentnern herumärgernd.
So gab es nach Schlusspfiff einigen Erklärungsbedarf für unsere Spieler, von denen sich zunächst nur Stephan Straub, Sergio Pinto, Alexander Klitzpera und Christian Schmidt (!) und erst später einige weitere der Diskussion mit den Fans stellten. Viel mehr als die üblichen Floskeln wie man habe sich viel vorgenommen, am Einsatz habe es nicht gelegen usw. kam dabei nicht heraus. Konnte man die Mannschaft nach dem Spiel gegen Aue noch mit Hinweis auf die kraftraubenden UEFA-Cup-Spiele in Schutz nehmen, muss man nach dem peinlichen Angsthasenfußball in Dresden allmählich den Charakter einiger Spieler in Frage stellen. In der Hinrunde konnten sie noch zaubern, aber wenn es nicht läuft, gibt es kaum einen, der Akzente setzen oder die anderen mitreißen kann. Wenn sich einige Schönwetterfußballer bis zum Trier-Spiel nicht ganz gewaltig zusammenreißen und die Sache auch noch in die Hose geht, wird die Kacke am Tivoli gehörig am Dampfen sein. Nach der mittlerweile beispiellosen Negativserie von sieben Niederlagen aus acht Spielen ist die Alemannia von Platz 3 auf Platz 7 abgerutscht, hat eine ausgegelichene Bilanz und müsste den Blick langsam aber sicher aufs andere Ende der Tabelle richten, wenn nicht bald wieder Zählbares eingefahren wird.



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