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Wulnikowski - Page, Persich, Pfuderer - Pätz, Molata,
Sobotzik, Okeke (85. Sandmann), Bruns - Baumgart,
Keita (78. Ristic)
(Henzler - Dabac, Schneider, Teubert / Votava) |
Straub - Paulus (59. Michalke), Klitzpera, Bediako, Blank -
Grlic, Mbwando (90. Gomez), Pflipsen, Brinkmann - Meijer, Krontiris
(Memmersheim - Landgraf, Ewertz, van der Luer / Berger) |
"Nur eine Momentaufnahme" sollte die Tabellenführung gewesen sein,
war man sich bei der Alemannia nach dem 2:0 gegen Eintracht Trier einig. So war
es dann leider auch - nach nur einer Woche wurde der erste Platz wieder
verspielt. Dabei hätte nach dem Sieg von Cottbus in Bielefeld und dem 1:1
von Mainz in Aue ein Punkt beim Tabellenvorletzten gereicht. Die Alemannia war gewarnt:
Auch Bielefeld war als Spitzenreiter nach Berlin gefahren und hatte den
Kürzeren gezogen; außerdem waren die Spiele in Berlin in den Vorjahren
nicht wirklich erfolgreich (1:5, 2:3 nach 2:0-Führung). Erschwert werden
sollte das Unternehmen "Spitze behaupten" durch die Gelb-Rot-Sperre
von Quido Lanzaat, den Eddie Bediako in der Innenverteidigung ersetzte. Dazu gab
es noch eine weitere Umstellung gegenüber den vorherigen Spielen: Willi
Landgraf, gegen 1860 früh ausgewechselt, blieb draußen, Frank Paulus
übernahm seinen Part rechts in der Viererkette, und George Mbwando begann
im rechten Mittelfeld. Dank des dämlichen Montags-Termins sah man beim
Betreten des Gästeblocks nur gähnende Leere. Kaum mehr als 100 Fans
brachte die Alemannia als Spitzenreiter mit nach Berlin - viele treue Fans
saßen zu Hause am Fernseher, ärgerten sich über die Ansetzung und
schimpften nachher über einen gewissen Beeck. Wenigstens der blieb einem in
Berlin selbst erspart - dort war nur der grandios gute Support der Union-Fans zu
hören, die mit gerade mal 5000 Leuten ohne überdachten Stehplatz so
viel Lärm machten, wie er auf dem Tivoli schon lange nicht mehr zu hören
war. Besonders beeindruckend war wie schon in den vorangegangen Spielen in Berlin
der abwechselnde Support von Gegengerade und Hintertortribüne.
Es ging gut los: 6. Minute, 1. Ecke. Ivica Grlic brachte die Ecke von der
linken Seite in den Fünfmeterraum, und weder Silvio Pätz am kurzen
Pfosten noch Torwart Robert Wulnikowski hinderten den Ball daran, sich zur
frühen Aachener Führung ins Tor zu drehen. Wulnikowski, der sich
bereits im Pokal gegen Leverkusen einige Klöpse geleistet hatte,
wirkte in der Folgezeit sichtlich nervös, wurde aber kaum noch
gefordert. Mit dem 1:0
wäre die Alemannia nicht nur Tabellenführer gewesen, sondern
hätte vier Punkte Vorsprung auf einen Nichtaufstiegsplatz gehabt. Leider
schien sich die Mannschaft auf der Führung auszuruhen, und die
Schrecksekunde kam noch während des Torpogos: Thomas Sobotzik umspielte
Ivica Grlic und Frank Paulus und wurde schließlich von Alexander
Klitzpera ungestüm gelegt. Sobotzik trat selbst zum Elfmeter an und
schoss am rechten Pfosten vorbei. Diese Szene schien allerdings eher Ansporn
für die Gastgeber als für die Alemannia zu sein; Union war im
ersten Durchgang die tonangebende Mannschaft. Nach zehn Minuten hätte
Stefan Blank beinahe mit einem Kopfball das eigene Tor getroffen. In der 19.
Minute die erste und einzige Chance der Alemannia zum 2:0 - Alexander
Klitzpera spielte steil auf George Mbwando. Der wartete zu lange und schoss
schließlich aus zu spitzem Winkel am langen Pfosten vorbei. Auf der
anderen Seite kam Union immer wieder über Außen und verursachte
ein ums andere Mal helle Aufregung in der Aachener Hintermannschaft. Nach 23
Minuten gab es die nächste kritische Situation im Aachener Strafraum als
die Zuschauer nach einer Grätsche von Klitzpera gegen Florian Bruns
Elfmeter forderten. Jörg Berger hatte mittlerweile umgestellt und
George Mbwando auf die rechte Abwehrseite beordert. Das half wenig; nach
Steilpass von Bruns lief Salif Keita frei auf Stephan Straub zu, der aber
Sieger blieb.
In der zweiten Hälfte konterte die Alemannia komplett harmlos,
während Union zwar das Spiel machte, aber zunächst auch nicht viel
mehr zustande brachte. Sobotzik verfehlte nach Anspiel von Bruns das kurze
Eck des Aachener Tores. Nach einer Stunde kam Kai Michalke für Frank
Paulus ins Spiel, und Dennis Brinkmann wechselte auf die rechte Abwehrseite.
Der spielte auf seiner neuen Position gleich einen Fehlpass und ließ
sich anschließend überlaufen. Florian Bruns flankte in die Mitte,
wo Stefan Blank sehr alt aussah, als Steffen Baumgart einen Schritt schneller
war und zum 1:1 einschoss. Aufregung an der Seitenlinie nach einem Foul von
Kai Michalke. Was live nicht zu sehen war: Silvio Pätz trat gegen den am
Boden liegenden Michalke nach und hätte Rot sehen müssen. Aufgrund
der Fernsehbilder gab es im Nachhinein drei Spiele Sperre für den
Übeltäter, was der Alemannia leider wenig nützt. Nach dem 1:1
spielte die Alemannia kurzfristig wieder etwas offensiver, gab das Ruder gegen
kampfstarke Berliner aber in den letzten Minuten immer mehr aus der Hand.
Ein Punkt hätte zur Tabellenführung gereicht, aber Eddie Bediako
brachte das Ganze drei Minuten vor dem Ende noch in Gefahr. Am eigenen
Sechzehnmeterraum spielte er einen unpräzisen Rückpass, der an
Alexander Klitzpera vorbei auf Stephan Straub zurollte. Florian Bruns war als
erster am Ball und hob den Ball über Straub in Richtung Tor, aber
Klitzpera war zurückgeeilt und konnte den Ball noch vor der Linie
erreichen. Wenig später Einwurf für Union, leichtes Klammern von
Erik Meijer und ein kleinlicher Freistoßpfiff. Florian Bruns brachte
den Ball nach innen, George Mbwando sprang unter dem Ball durch, Eddie
Bediako stand orientierungslos herum, und Tom Persich köpfte den Ball
unhaltbar zum 2:1 ins Tor. In der Nachspielzeit hatte Karlheinz Pflipsen noch
den Ausgleich auf dem Fuß, aber Wulnikowski rettete den Berlinern per
Fußabwehr den Sieg.
Die Alemannia hatte sich eine über 90 Minuten verdiente, aber am Ende
unnötige Niederlage gefangen. Damit ist nach den Spielen gegen Trier und
1860 (leider) wieder Normalität am Tivoli eingekehrt. Köpenick war
wie gehabt keine Reise wert, und die Staus auf der Rückfahrt kamen einem
doppelt ärgerlich vor.