Do, 02.12.04, Köln:
ALEMANNIA - Zenit St.Petersburg 2:2 (1:1)
Straub - Brinkmann (79. Gomez), Klitzpera, Sichone, Blank - Plaßhenrich (65. Landgraf), Rolfes, Fiel - Pinto, Michalke, Meijer (73. Iwelumo)
(Nicht - Stehle, Noll, Scharping / Hecking)
Malafeev - Chirita, Vjestitsa, Skrtel, Mares - Bystrov, Denisov (46. Gorshkov), Radimov, Sirl (84. Flachbart) - Arshavin (74. Hartig), Kerzhakov
(Contofalsky - Makarov, Katulsky, Vlassov / Petrzela)

Zuschauer: 25300 (ca. 1000 aus St.Petersburg)
Gelb: Sichone - Sirl, Denisov, Chirita
Gelb-Rot: Pinto (92.; wiederholtes Foulspiel)

1:0 Meijer (25.; Pinto)
1:1 Radimov (38.; Foulelfmeter)
1:2 Gorshkov (76.)
2:2 Blank (90.; Foulelfmeter; Iwelumo)







(Fotos: Richard)





(Foto: Richard)











(Fotos: Richard)







(Foto: Richard)







(Fotos: Richard)

Eins von vielen Highlights des Jahres 2004 gab es für die Alemannia-Fans mit dem Spiel gegen St.Petersburg. Am vorletzten Spieltag ging es im UEFA-Cup erstmals um alles. Mit einem Sieg hätte sich die Alemannia vorzeitig für die dritte Runde qualifizieren können, bei einer Niederlage wären die Chancen auf ein Weiterkommen auf ein Minimum gesunken. Dementsprechend war das Zuschauerinteresse größer als noch gegen Lille. Trotz Liveübertragung passierten - auch begünstigt durch die spätere Anstoßzeit - mehr als 25000 Zuschauer die Stadiontore. Unter ihnen war auch eine beträchtliche Anzahl Gästefans - sowohl Russlanddeutsche als auch z.T. tagelang mit Bussen, Bahnen und Autos aus St.Petersburg angereiste Fans. Auf der Aachener Straße gab es an diesem Abend kaum eine Kneipe oder einen Supermarkt, aus dem nicht gutgelaunte, Schwenk- und Wodkafahnen tragende Menschen getorkelt kamen.
Etwas weniger gut gelaunt dürfte der russische Trainer mit Blick auf seine Verletztenliste gewesen sein, vier Spieler galt es zu ersetzen. Bei der Alemannia waren lediglich Florian Bruns und Frank Paulus nicht einsatzfähig, grünes Licht gab es für einen Einsatz des angeschlagenen Reiner Plaßhenrich.
Die ersten Minuten übertrafen alle Erwartungen. Die Alemannia spielte den Gegner an die Wand, und die Lautstärke im Stadion erreichte ungeahnte Ausmaße. Stefan Blank hatte mit einem Kopfball nach Ecke von Kai Michalke die erste Torchance. Nur eine Minute später zwang ein Kopfball von Erik Meijer nach Flanke von Michalke den russischen Nationaltorwart Malafeev zu einer Glanzparade. Dann traf Sergio Pinto bei einer weiteren guten Flanke von Kai Michalke den Ball nicht richtig. Gerade erst fünf Minuten waren gespielt, als Martin Skrtel Glück hatte, dass ihm als letzter Mann ein hartes Einsteigen gegen Erik Meijer nicht abgepfiffen wurde. Die Russen wirkten unsicher in der Abwehr, und es sah so aus, als könne die Alemannia den Gegner überrollen. Der brauchte zehn Minuten, um halbwegs ins Spiel zu kommen und erste eigene Angriffsbemühungen zu starten, stellte dann aber seine Spielstärke ein ums andere Mal eindrucksvoll unter Beweis. Die erste Gelegenheit für die Gäste hatte nach 22 Minuten Daniel Chirita mit einem Kopfball. Auf der anderen Seite brachte ein Kopfball von Erik Meijer nach Flanke von Reiner Plaßhenrich Gefahr. Eine Minute später nutzte Meijer einen Stellungsfehler von Milan Vjestitsa zur viel umjubelten Führung. Der Serbe unterlief eine Flanke von Sergio Pinto, die Erik Meijer mit der Brust annahm und zum 1:0 in die Maschen hämmerte. Gut 60 Minuten trennte die Alemannia in diesem Moment noch von der dritten Runde, und die Alemannia schien eher noch nachlegen zu können als dass die Russen sich aufgebäumt hätten. Kurz nach der Führung fand sich Cristian Fiel nach Ablage von Reiner Plaßhenrich ganz frei vor dem Tor wieder, wartete aber zu lange mit dem Torschuss und scheiterte schließlich an Vyacheslav Malafeev. Dann legte Stefan Blank den Ball im Anschluss an einen Eckball mit dem Kopf auf Moses Sichone, dessen Volleyschuss leider nur den rechten Pfosten traf. Das 2:0 wäre zu diesem Zeitpunkt verdient gewesen, und für die Gäste wäre es ganz schwer geworden, sich davon noch einmal zu erholen. Statt des 2:0 fiel nach 38 Minuten überraschend der Ausgleich. Jungstar Aleksandr Kerzhakov, dreifacher Torschütze gegen Athen, wurde halblinks steil angespielt. Moses Sichone packte die Grätsche aus, traf Gegner statt Ball, und der Schiedsrichter entschied zu Recht auf Elfmeter. Das Foul war im Endeffekt mehr als unnötig, da Kerzhakov im spitzen Winkel auf das Tor zulief und in der Mitte niemand mitgelaufen war. Vladislav Radimov verwandelte den Elfmeter sicher zum 1:1. Die Alemannia zeigte sich unbeeindruckt und gab weiter mächtig Gas. Kurz vor dem Wechsel hatte Kai Michalke nach Vorarbeit von Simon Rolfes die erneute Führung auf dem Fuß, scheiterte aber aus halbrechter Position an Malafeev. Auf der Gegenseite schloss Igor Denisov einen Konter mit einem Schuss ans Außennetz ab. 1:1 stand es zur Pause, möglich wäre auch ein 3:0 oder 4:0 gewesen.
Eine Schrecksekunde gab es kurz nach dem Wechsel bei einem Abseitstor von Andrey Arshavin. Auf der Gegenseite sorgte Stefan Blank per Hinterkopf nach Freistoß von Sergio Pinto für den zweiten Aluminiumtreffer der Alemannia, die zwar einen sehr guten, aber beileibe keinen glücklichen Tag erwischt zu haben schien. Zwei Minuten nach dem Pfostentreffer fiel Cristian Fiel der Ball im Anschluss an einen langen Einwurf von Stefan Blank vor die Füße, aber er schoss den Ball aus sechs Metern über die Latte. Dann trat Simon Rolfes nach abgefälschter Hereingabe von Erik Meijer über den Ball. Wenig später verfehlte Kai Michalke den linken Pfosten mit einem Schlenzer aus 20 Metern um einen halben Meter. Die Alemannia gab weiter klar den Ton an. Malafeev konnte einen 25-Meter-Schuss von Simon Rolfes gerade noch um den Pfosten lenken. Eine Viertelstunde vor dem Ende musste Erik Meijer angeschlagen vom Feld, für ihn kam Chris Iwelumo. Drei Minuten später folgte der Schock, als St.Petersburg, das sich auch in der zweiten Halbzeit größtenteils aufs Verteidigen beschränkt hatte, auf der rechten Seite einen Freistoß zugesprochen bekam. Nachdem die Alemannia, gegen 1860 noch mit vier Toren nach Standardsituationen, ein gutes Dutzend Eckbälle nicht zum Torerfolg nutzen konnte, nutzten die Russen den Freistoß prompt zur Führung. Der eingewechselte Aleksandr Gorshkov wurde sträflich alleine gelassen und stellte mit seinem Kopfballtor zum 1:2 den Spielverlauf auf den Kopf. Die Alemannia zeigte sich weiter bemüht, aber sichtlich schockiert, während die Unterstützung von den Rängen in dieser Phase enttäuschenderweise kaum noch hörbar war. Die Russen hätten nun bei dem einen oder anderen Konter das Spiel entscheiden können. Vladimir Bystrov schoss über das Tor, dann rettete Stephan Straub gleich zweimal gegen Aleksandr Kerzhakov. Als keiner mehr damit rechnete, fiel kurz vor dem Ende wenigstens noch der Ausgleich. Milan Vjestitsa hielt gegen Cristian Fiel den Fuß drauf, und es gab indirekten Freistoß für die Alemannia 15 Meter vor dem Tor. Stefan Blank drosch den Ball in die Mauer, beim Abpraller faustete Malafeev am Ball vorbei, und der eingewechselte Jan Flachbart zog Chris Iwelumo völlig überflüssig am Arm. Der ließ sich geschickt fallen, und wieder gab es Elfmeter. Der Torwart ahnte die Ecke, aber Stefan Blank verwandelte hart und platziert zum 2:2. Dabei blieb es, Sergio Pinto sah noch für ein Frustfoul Gelb-Rot und wird in Athen fehlen.
Dort hat es der Rest der Mannschaft nun in der Hand, die nächste Runde zu erreichen. Ein Sieg wird in jedem Fall reichen, und für Athen geht es um nichts mehr. Bei noch zwei anschließenden Pflichtspielen hätten die Griechen Grund genug, gegen die Alemannia einige Spieler zu schonen. Schwer wird es trotzdem werden, der einfachere Matchball wurde gegen St.Petersburg vergeben. Die Mannschaft hat gegen die russische Spitzenmannschaft eine sensationelle Leistung geboten, vergab aber zuviele Chancen und wurde für ihre Leistung nicht mit einem Sieg belohnt. Am Ende konnte man froh sein, mit dem glücklichen Elfmeter wenigstens noch einen Punkt gerettet zu haben und mit der Gewissheit nach Athen zu fahren, es selbst in der Hand zu haben (so wie man es nach der vergebenen Chance gegen Ahlen auch in Karlsruhe noch in der Hand hatte). Wichtiger als das Weiterkommen ist im Endeffekt ohnehin, dass die Mannschaft sich mit einem erneut grandiosen Fußballfest einer breiten Öffentlichkeit präsentiert hat und mit Sicherheit den einen oder anderen Fan dazugewonnen hat.



Zurück