![]() |
|
|
Straub - Brinkmann (79. Gomez), Klitzpera, Sichone, Blank -
Plaßhenrich (65. Landgraf), Rolfes, Fiel - Pinto, Michalke,
Meijer (73. Iwelumo)
(Nicht - Stehle, Noll, Scharping / Hecking) |
Malafeev - Chirita, Vjestitsa, Skrtel, Mares -
Bystrov, Denisov (46. Gorshkov), Radimov,
Sirl (84. Flachbart) - Arshavin (74. Hartig),
Kerzhakov
(Contofalsky - Makarov, Katulsky, Vlassov / Petrzela) |
Eins von vielen Highlights des Jahres 2004 gab es für die Alemannia-Fans
mit dem Spiel gegen St.Petersburg. Am vorletzten Spieltag ging es im
UEFA-Cup erstmals um alles. Mit einem Sieg hätte sich die Alemannia
vorzeitig für die dritte Runde qualifizieren können, bei
einer Niederlage wären die Chancen auf ein Weiterkommen auf ein Minimum
gesunken. Dementsprechend war das Zuschauerinteresse größer als
noch gegen Lille. Trotz Liveübertragung passierten - auch
begünstigt durch die spätere Anstoßzeit - mehr als 25000
Zuschauer die Stadiontore. Unter ihnen war auch eine beträchtliche
Anzahl Gästefans - sowohl Russlanddeutsche als auch z.T. tagelang mit
Bussen, Bahnen und Autos aus St.Petersburg angereiste Fans. Auf der Aachener
Straße gab es an diesem Abend kaum eine Kneipe oder einen Supermarkt,
aus dem nicht gutgelaunte, Schwenk- und Wodkafahnen tragende Menschen
getorkelt kamen.
Etwas weniger gut gelaunt dürfte der russische Trainer mit Blick auf
seine Verletztenliste gewesen sein, vier Spieler galt es zu ersetzen.
Bei der Alemannia waren lediglich Florian Bruns und Frank Paulus nicht einsatzfähig,
grünes Licht gab es für einen Einsatz des angeschlagenen Reiner
Plaßhenrich.
Die ersten Minuten übertrafen alle Erwartungen. Die Alemannia spielte den
Gegner an die Wand, und die Lautstärke im Stadion erreichte ungeahnte
Ausmaße. Stefan Blank hatte mit einem Kopfball nach Ecke von Kai
Michalke die erste Torchance. Nur eine Minute später zwang ein Kopfball
von Erik Meijer nach Flanke von Michalke den russischen Nationaltorwart
Malafeev zu einer Glanzparade. Dann traf Sergio Pinto bei einer weiteren guten
Flanke von Kai Michalke den Ball nicht richtig. Gerade erst fünf Minuten
waren gespielt, als Martin Skrtel Glück hatte, dass ihm als letzter Mann ein
hartes Einsteigen gegen Erik Meijer nicht abgepfiffen wurde. Die Russen
wirkten unsicher in der Abwehr, und es sah so aus, als könne die
Alemannia den Gegner überrollen. Der brauchte zehn Minuten, um halbwegs
ins Spiel zu kommen und erste eigene Angriffsbemühungen zu starten,
stellte dann aber seine Spielstärke ein ums andere Mal eindrucksvoll
unter Beweis. Die erste Gelegenheit für die Gäste hatte nach 22
Minuten Daniel Chirita mit einem Kopfball. Auf der anderen Seite brachte ein
Kopfball von Erik Meijer nach Flanke von Reiner Plaßhenrich Gefahr.
Eine Minute später nutzte Meijer einen Stellungsfehler von Milan
Vjestitsa zur viel umjubelten Führung. Der Serbe unterlief eine Flanke
von Sergio Pinto, die Erik Meijer mit der Brust annahm und zum 1:0 in die
Maschen hämmerte. Gut 60 Minuten trennte die Alemannia in diesem
Moment noch von der dritten Runde, und die Alemannia schien eher noch
nachlegen zu können als dass die Russen sich aufgebäumt hätten.
Kurz nach der Führung fand sich Cristian Fiel nach Ablage von Reiner
Plaßhenrich ganz frei vor dem Tor wieder, wartete aber zu lange mit dem
Torschuss und scheiterte schließlich an Vyacheslav Malafeev. Dann legte
Stefan Blank den Ball im Anschluss an einen Eckball mit dem Kopf auf Moses
Sichone, dessen Volleyschuss leider nur den rechten Pfosten traf. Das 2:0
wäre zu diesem Zeitpunkt verdient gewesen, und für die Gäste
wäre es ganz schwer geworden, sich davon noch einmal zu erholen. Statt
des 2:0 fiel nach 38 Minuten überraschend der Ausgleich. Jungstar
Aleksandr Kerzhakov, dreifacher Torschütze gegen Athen, wurde halblinks
steil angespielt. Moses Sichone packte die Grätsche aus, traf Gegner
statt Ball, und der Schiedsrichter entschied zu Recht auf Elfmeter. Das Foul
war im Endeffekt mehr als unnötig, da Kerzhakov im spitzen Winkel auf
das Tor zulief und in der Mitte niemand mitgelaufen war. Vladislav Radimov
verwandelte den Elfmeter sicher zum 1:1. Die Alemannia zeigte sich
unbeeindruckt und gab weiter mächtig Gas. Kurz vor dem Wechsel hatte
Kai Michalke nach Vorarbeit von Simon Rolfes die erneute Führung auf
dem Fuß, scheiterte aber aus halbrechter Position an Malafeev. Auf der
Gegenseite schloss Igor Denisov einen Konter mit einem Schuss ans
Außennetz ab. 1:1 stand es zur Pause, möglich wäre auch ein
3:0 oder 4:0 gewesen.
Eine Schrecksekunde gab es kurz nach dem Wechsel bei einem Abseitstor von
Andrey Arshavin. Auf der Gegenseite sorgte Stefan Blank per Hinterkopf nach
Freistoß von Sergio Pinto für den zweiten Aluminiumtreffer der
Alemannia, die zwar einen sehr guten, aber beileibe keinen glücklichen
Tag erwischt zu haben schien. Zwei Minuten nach dem Pfostentreffer fiel
Cristian Fiel der Ball im Anschluss an einen langen Einwurf von Stefan
Blank vor die Füße, aber er schoss den Ball aus sechs Metern
über die Latte. Dann trat Simon Rolfes nach abgefälschter
Hereingabe von Erik Meijer über den Ball. Wenig später verfehlte
Kai Michalke den linken Pfosten mit einem Schlenzer aus 20 Metern um einen
halben Meter. Die Alemannia gab weiter klar den Ton an. Malafeev konnte einen
25-Meter-Schuss von Simon Rolfes gerade noch um den Pfosten lenken. Eine
Viertelstunde vor dem Ende musste Erik Meijer angeschlagen vom Feld, für
ihn kam Chris Iwelumo. Drei Minuten später folgte der Schock, als
St.Petersburg, das sich auch in der zweiten Halbzeit größtenteils
aufs Verteidigen beschränkt hatte, auf der rechten Seite einen
Freistoß zugesprochen bekam. Nachdem die Alemannia, gegen 1860 noch
mit vier Toren nach Standardsituationen, ein gutes Dutzend Eckbälle
nicht zum Torerfolg nutzen konnte, nutzten die Russen den Freistoß
prompt zur Führung. Der eingewechselte Aleksandr Gorshkov wurde
sträflich alleine gelassen und stellte mit seinem Kopfballtor zum 1:2
den Spielverlauf auf den Kopf. Die Alemannia zeigte sich weiter bemüht,
aber sichtlich schockiert, während die Unterstützung von den
Rängen in dieser Phase enttäuschenderweise kaum noch hörbar
war. Die Russen hätten nun bei dem einen oder anderen Konter das Spiel
entscheiden können. Vladimir Bystrov schoss über das Tor, dann
rettete Stephan Straub gleich zweimal gegen Aleksandr Kerzhakov. Als keiner
mehr damit rechnete, fiel kurz vor dem Ende wenigstens noch der Ausgleich.
Milan Vjestitsa hielt gegen Cristian Fiel den Fuß drauf, und es gab
indirekten Freistoß für die Alemannia 15 Meter vor dem Tor. Stefan
Blank drosch den Ball in die Mauer, beim Abpraller faustete Malafeev am Ball
vorbei, und der eingewechselte Jan Flachbart zog Chris Iwelumo völlig
überflüssig am Arm. Der ließ sich geschickt fallen, und
wieder gab es Elfmeter. Der Torwart ahnte die Ecke, aber Stefan Blank
verwandelte hart und platziert zum 2:2. Dabei blieb es, Sergio Pinto sah
noch für ein Frustfoul Gelb-Rot und wird in Athen fehlen.
Dort hat es der Rest der Mannschaft nun in der Hand, die nächste Runde
zu erreichen. Ein Sieg wird in jedem Fall reichen, und für Athen geht
es um nichts mehr. Bei noch zwei anschließenden Pflichtspielen
hätten die Griechen Grund genug, gegen die Alemannia einige Spieler zu
schonen. Schwer wird es trotzdem werden, der einfachere Matchball wurde
gegen St.Petersburg vergeben. Die Mannschaft hat gegen die russische
Spitzenmannschaft eine sensationelle Leistung geboten, vergab aber zuviele
Chancen und wurde für ihre Leistung nicht mit einem Sieg belohnt. Am Ende
konnte man froh sein, mit dem glücklichen Elfmeter wenigstens noch einen
Punkt gerettet zu haben und mit der Gewissheit nach Athen zu fahren, es selbst
in der Hand zu haben (so wie man es nach der vergebenen Chance gegen Ahlen
auch in Karlsruhe noch in der Hand hatte). Wichtiger als das Weiterkommen ist
im Endeffekt ohnehin, dass die Mannschaft sich mit einem erneut grandiosen
Fußballfest einer breiten Öffentlichkeit präsentiert hat und
mit Sicherheit den einen oder anderen Fan dazugewonnen hat.